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Edelmetalle Aktuell

03.12.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach

Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.



Wieder einmal gibt es vom Goldmarkt neue Rekorde zu berichten. So stieg seit der Abfassung unseres letzten Reports die Notierung für das gelbe Metall fast ununterbrochen an. Ausgehend von einem Niveau von 1.143,50 $ am 19. Dezember erreichte das Gold heute dabei mit 1.217 $ wieder einmal ein neues Allzeithoch.

Die einzige Pause auf dem Weg nach oben gab es am vergangenen Freitag, als das Metall nach Bekanntgabe der Zahlungsschwierigkeiten Dubais innerhalb kürzester Zeit von 1.190 $ auf nur noch 1.136,50 $ fiel. Offensichtlich gab es hier Panikverkäufe von Anlegern, die liquide Mittel benötigten, um an anderer Stelle, z. B. auf den zeitgleich fallenden Aktienmärkten, Löcher zu stopfen.

Wer genau den Goldpreis in den letzten Tagen nach oben getrieben hat, ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sicher waren es nicht die industriellen Verbraucher; sie halten sich angesichts der hohen Preise derzeit eher zurück. Kaum größere Nachfrage gibt es aktuell auch bei den Investmentbarren und während es letzte Woche wenigstens noch etwas Nachfrage nach ETFs gab, ist diese z.B. gestern auf nur noch 1,5t gesunken.

Gleichzeitig beobachten wir sowohl in Europa, wie auch in Hongkong zunehmende Altgoldverkäufe, die mit dem aktuell hohen Preis zusammenhängen.

Woher kommt also der kräftige Rückenwind für den Goldpreis? Zunächst sind da sicher spekulativ orientierte Marktteilnehmer zu nennen. Deren Positionen haben z. B. in den letzten Woche wieder massiv zugenommen. Außerdem gab es zumindest bis vorletzte Woche auch eine stärkere Nachfrage aus Asien. Hier sorgten relativ starke Währungen dafür, dass das Gold lokal betrachtet gar nicht so stark gestiegen war.

Dritter im Bunde der Käufer ist möglicherweise wieder einmal die Minenindustrie gewesen. So gab Barrick Gold gestern bekannt, dass man nun die gesamten noch offenen Terminsicherungsgeschäfte vorzeitig geschlossen habe. In dem Zusammenhang werde man, so die Kanadier, in diesem Quartal noch einmal Kosten in Höhe von 300 Mio. Dollar zu verdauen haben. Insgesamt hat das Unternehmen laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuter in den zurückliegenden Jahren 5 Mrd. Dollars in Form von Eigen- und Fremdkapital aufgewandt, um seine bei steigenden Preisen verlustbringenden Absicherungsgeschäfte aus den Jahren rund um die Jahrtausendwende loszuwerden. In Zukunft, so das Unternehmen in einer Erklärung, werde man mit der Goldproduktion in Höhe von 8,1 Mio. Unzen voll von einem steigenden Goldpreis profitieren. Natürlich wird das Unternehmen auch voll unter eventuell mal wieder fallenden Notierungen  leiden: In der momentanen Goldpreis-Euphorie war aber für derartige Überlegungen aber noch kein Platz. 

Wenigstens psychologische Unterstützung für die Goldpreis dürfte auch die Meldung gebracht haben, dass der IWF erneut 10 Tonnen seiner geplanten Verkaufsmenge losgeworden ist, diesmal war Sri Lanka der Käufer. Auch wurde auf dem Markt spekuliert, dass Indien noch immer Interesse am Kauf der verbleibenden Goldverkaufsmenge des IWF habe.

Wir sehen trotz all dieser Meldungen die Luft für das Gold dünner werden. Zu irgendeinem Zeitpunkt wird es zu einer deutlichen Korrektur des Preises kommen. Was diese auslösen wird und von welchem Niveau aus sie startet ist dagegen offen. Die Kursziele scheinen dagegen klar: 1.080 $, 1.050 $ und 1.025 $ bilden derzeit auf den Charts jeweils kräftige Unterstützungslinien.






Bis zum Dienstagnachmittag hinkte das Silber der Goldpreisentwicklung eindeutig hinterher: Während das gelbe Metall nach Abfassung unseres letzten Berichts von Anfang an Zuwächse verzeichnete, dümpelte das Schwestermetall zwischen 18 $ und 18,80 $ zunächst lediglich seitwärts. Unterbrochen wurde die relative Lethargie lediglich von einem kurzen Ausflug nach unten auf ein Niveau von 17,65 $ am vergangenen Freitag, als auch der Goldpreis nach dem Bekanntwerden der Zahlungsprobleme Dubais vorübergehend in die Knie ging.

Angesichts des folgenden starken Anstiegs des Goldpreises gestern Nachmittag und dessen anschließendem Durchbrechen der 1.200er $-Marke nahm dann auch der Silberpreis Fahrt auf. Mit 19,34 $ je Unze erreichte er heute Morgen den höchsten Stand seit dem 15. Juli 2008. Damals notierte das Metall kurzzeitig nochmal bei 19,45 $, bevor es vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Wirtschaftskrise innerhalb weniger Wochen fast 50% seines Wertes einbüßte.

Vom vorher am 17. März 2008 erreichten langjährigen Höchstkurs in Höhe von 21,24 $ ist das weiße Metall derzeit noch immer ein gutes Stück entfernt und im Gegensatz zum Gold ist bis zum Allzeithoch, das im Januar 1980 mit  50 $ erreicht worden war, sogar noch jede Menge Platz.

Sollte sich der Höhenflug beim Gold wider Erwarten ohne Pause weiter fortsetzen, wird sicher auch das Silber noch zulegen können. Die erste (allerdings nur noch kleine) Hürde bildet dann das Juli-Hoch vom letzten Jahr. Danach wäre der Weg in Richtung 20 $ frei. Wenn jedoch die angesichts des überhitzten Goldmarktes von uns erwartete größere Korrektur bei den Edelmetallen kommt, wären beim Silber relativ schnell auch wieder Preise zwischen 14 $ und  16 $ möglich. Auf diesem Niveau sollten sich industrielle Endverbraucher aber eindecken, viel billiger wird das Metall - eine Fortsetzung der weltweiten Wirtschaftserholung vorausgesetzt - auch mittelfristig wohl nicht werden.

Was die momentane industrielle Nachfrage nach Silber angeht, müsste der Preis wahrscheinlich eher früher als später korrigieren: Hier gab es nämlich in den letzten Tagen kaum Nachfrage. Während sich gleichzeitig die Spekulanten derzeit klar auf steigende Preise einrichten, verhalten sich die längerfristig orientierten Investoren unterschiedlich: Barren im Schalterverkauf waren kaum gefragt, dagegen legten die ETF-Bestände in der letzten Woche um massive 5 Mio. auf fast 382 Mio. Unzen zu.



Angetrieben von einer allgemeinen Rallye der Rohstoffpreise, einem dabei besonders starken Goldkurs und einem gleichzeitig etwas schwächeren US-Dollar hat auch der Platinpreis in den letzten zehn Arbeitstagen deutlich zulegen können. Er erreicht dabei heute Morgen fast wieder die Marke von 1.500 $. Am Ende reichte es hierfür dann aber nicht und bis zum Nachmittag fiel die Notierung wieder leicht zurück.

Mit den ETF-Verkäufen und den spekulativen Börsenbeständen auf Höchstniveau, geht dem Metall, das im Moment nur von einer wirklich guten Schmucknachfrage in China gestützt wird, auf dem momentanen Niveau möglicherweise langsam die Luft aus. Ganz sicher würde ein starker Rückschlag beim Goldpreis auch beim Platin Spuren hinterlassen.

Charttechnisch gäbe es dann eine erste starke Unterstützung erst wieder bei 1.420 $ und dann bei 1.375 $ je Unze. Größere strategische Käufe würden wir industriellen Endverbrauchern derzeit ohnehin nur zwischen 1.250 $ und 1.300 $ empfehlen.

Von den Minen gab es in den letzten Tagen nur wenige Nachrichten, so gab Aquarius Platinum Details zu der geplanten Wiederinbetriebnahme der im letzten Jahr eingemotteten Everest-Mine bekannt und bei der Junior-Minengesellschaft Wesizwe gab es weitere Änderungen im Management, hierzu findet sich ein Link auf Seite 4.

Was die Verbrauchsseite angeht, müssen sich Diesel-Fahrer in Deutschland, die ihr Auto bisher noch immer nicht mit einem Partikelfilter nachgerüstet haben, jetzt beeilen. Nur noch bis zum Ende dieses Jahres gibt es eine staatliche Förderung in Höhe von einmalig 330 Euro für den Einbau eines Rußfilters. Eine steigende Anzahl von Diesel–Fahrern hatte sich zuletzt für die Nachrüstung ihrer PKWs mit einem Partikelfilter entschieden: Wurden von Anfang bis Mitte 2009 noch weniger als 6.000 Pkw pro Monat nachgerüstet, so hatte sich diese Zahl nach einer Umstellung der Förderung ab dem 1. August zuletzt fast vervierfacht.

Für den Platinverbrauch haben die Nachrüstfilter trotzdem nicht den ursprünglich erhofften Zusatzabsatz an Metall gebracht. Immerhin sind auf Deutschlands Straßen etwa 10 Mio. Dieselfahrzeuge unterwegs, wovon auch nur ein relativ kleiner Anteil serienmäßig einen Partikelfilter besessen haben dürfte. Weil aber wegen der Abwrackprämie sicherlich zahlreiche Diesel-Fahrzeuge mit den Schadstoffklassen Euro 1, 2 und teils auch schon 3 aus dem Verkehr gezogen worden sind, stellte sich wahrscheinlich die Frage der Nachrüstung oft nicht mehr.






Das sich zuletzt so positiv entwickelnde Palladium legte in den letzten beiden Wochen gefühlt eine Verschnaufpause ein. Trotzdem schaffte es das Metall, den Mitte November erreichten Höchstkurs von 376 $ zu übersteigen. Am Ende erreichte es mit 387,50 $ heute in Asien den höchsten Stand seit August letzten Jahres.

Während die Tendenz insgesamt leicht nach oben zeigte, gab es beim Palladium aber anders als bei den anderen Edelmetallen gleich zwei Wellen von Gewinnmitnahmen, die ihm jeweils kurzzeitig Kurse in der Nähe der Marke von 350 $ je Unze bescherten. Beide Male waren die Verluste aber nicht langer Dauer.

Charttechnisch befindet sich das Palladium ganz klar noch in einem Aufwärtstrend; ein Trend, der unserer Meinung nach auch fundamental besser als bei den anderen drei Hauptedelmetallen untermauert ist. Die phänomenalen Autoverkäufe in China und die Stabilisierung des Absatzes in den USA und in Europa (hier verbunden mit einem steigenden Benzineranteil), sorgen für genügend Nachfrage, auch mittelfristig Preise über 300 $ rechtfertigen zu können.

Der weltweit größte Nickel- und Palladiumproduzent Norilsk Nickel aus Russland geriet in der letzten Woche in die Schlagzeilen, nachdem der norwegische Staat Aktien des russischen Minengiganten aus seinem Ölfonds verbannte. Die Norweger begründeten diesen Schritt mit der Umweltverschmutzung, die durch die Produktion von Metallen am Polarkreis hervorgerufen werde. Norilsk reagierte auf die Vorwürfe mit einer Stellungnahme, in der die Firma ausführte, dass sie in den letzten Jahren bereits zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation getroffen habe und ständig daran arbeite, diese noch weiter auszubauen. Da diese Maßnahmen aber während des laufenden Betriebs vorgenommen werden, müssten sie zeitlich entsprechend gestreckt werden.



Nach den starken Kursgewinnen der letzten Wochen legten Rhodium und Ruthenium in den letzten Tagen erst einmal eine Verschnaufpause ein. Die Nachfrage aus den in den letzten Monaten so deutlich dominierenden Märkten im Fernen Osten kam dabei auf dem hohen Preisniveau vorerst zum Erliegen.

Bevor es soweit war, verzeichneten beide Metalle aber noch einmal Gewinne. Das Rhodium stieg dabei zunächst auf 2.800 $ je Unze, bevor Verkäufe einsetzten und den Preis wieder auf 2.760 $ drückten.

Das Ruthenium hatte zwischenzeitlich $180 erreicht und sich damit innerhalb weniger Wochen fast verdoppelt. Jetzt ging allerdings auch diesem Metall  erst einmal die Luft aus und heute Morgen notierte es dann mit "nur noch" 135 $ - 165 $ je Unze.

Von all den Schwankungen auf den Edelmetallmärkten zeigte sich das Iridium einmal mehr unbeeindruckt. Das jüngste Kaufinteresse hat wieder etwas nachgelassen, den Preis hatte es ohnehin nicht aus seiner Lethargie reißen können. Dieser liegt weiterhin bei 390 $ - 430 $.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.