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Edelmetalle Aktuell

17.12.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach

Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.



Nach der Abfassung unseres letzten Berichts am 2. Dezember konnte der Goldpreis direkt anschließend noch einmal zulegen und am 3. Dezember dann mit 1.226 $ wieder einmal ein neues Allzeithoch verbuchen.

Auf diesem Niveau ging dem gelben Metall dann allerdings die Luft aus: Eine mangelnde physische Nachfrage, ein wieder steigendes Altgoldaufkommen, das Wegbleiben der Rückkäufe von Terminsicherungsgeschäften durch die Minen und nicht zuletzt auch eine fehlende Unterstützung von der Währungsseite sorgten dafür, dass das Gold in den Folgetagen erst einmal deutlich an Wert verlor.

Dabei wurde das gelbe Metall am Ende selbst von Inhabern von ETFs und von den Spekulanten im Stich gelassen, denen der steile Anstieg der vorhergehenden Wochen möglicherweise dann doch übertrieben vorkam. Sie liquidierten nach dem Ausbleiben weiterer Kursgewinne noch in der ersten Dezemberwoche etliche ihrer Pluspositionen, wobei besonders der Anstieg des US-Dollars gegenüber dem Euro von 1,5140 auf 1,4825 nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktzahlen am vorletzten Freitag die Abwärtsdynamik noch einmal verstärkte. Die ETF-Positionen beim größten Anbieter SPDR Gold Trust reduzierten sich zwischen dem 3. und 8 Dezember um immerhin 15 Tonnen.

Am Ende hielt der negative Trend fast die ganzen letzten zehn Tage an, so dass das Gold, von kurzen Erholungsphasen einmal abgesehen, am Ende mehrfach das Niveau von 1.110 $ testete. Mit den Verlusten bestätigte das Metall unsere im letzten Bericht ausgeführte Skepsis. Immerhin verfehlte es aber bisher die von uns im letzten Bericht genannte charttechnische Unterstützung, die damals bei 1.080 $ lag und inzwischen auf ca. 1.094 $ je Unze gestiegen ist. Ob diese Marke in den Tagen vor Weihnachten nun doch noch getestet wird, hängt sicher maßgeblich von der Entwicklung des US-Dollars ab. Sollte dieser (insbesondere auch nach der Veröffentlichung der für heute Nachmittag anstehenden Inflationszahlen aus den USA) weiter an Wert gewinnen, könnte das Gold noch einmal unter Druck geraten. Sollte sich der Dollar stattdessen stabilisieren oder vielleicht sogar wieder an Wert einbüßen, könnte das Gold auch erst einmal in einer Spanne zwischen 1.110 $ und 1.140 $ verharren.

In diesem Zusammenhang werden auch die Signale der US-Notenbank bezüglich der künftigen Zinspolitik immer wichtiger. Hier schloss der Chef der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke , für die Zukunft einen Anstieg der Leitzinsen in den USA nicht mehr aus. Wenn die Wirtschaft ihre Erholung fortsetze, könnte es angemessen sein, die Zinsen anzuheben, sagte Bernanke am Dienstag laut einem heute veröffentlichten Bericht in der FTD (siehe auch Links). Ein Ende der Politik des billigen Geldes würde relativ betrachtet das Halten von (unverzinslichen) Goldpositionen verteuern und könnte so nach einer Zinsanhebung ein Umschichten von Anlagegeldern z.B. in höher rentierliche Anleihen zur Folge haben.

Aber auch aus anderen Motiven könnten institutionelle Anleger versucht sein, erst einmal Gewinne auf ihre Gold-Pluspositionen zu realisieren. Immerhin hatte das gelbe Metall zum Zeitpunkt des Höchstkurses Anfang Dezember seit dem schon am 15. Januar erreichten Jahrestief bei 801,65 $ je Unze 53% an Wert gewonnen; seit dem letzten Zwischentief am 26.8. waren es immerhin 31% und in den sechs Wochen vor dem Erreichen des Höchstkurses immer noch 20%. Angesichts dieser Prozentzahlen machen Gewinnmitnahmen vor dem anstehenden Bilanzstichtag in jedem Fall Sinn, selbst wenn es noch gar keine vollzogene Veränderung in der zinspolitischen Landschaft geben sollte.

Was jetzt den Goldpreis drücken könnte, kann zu Jahresbeginn aber auch genauso gut in das Gegenteil umschlagen. Dann müssen die Asset Manager ihre neuen Strategievorgaben für 2010 umsetzen und es ist nicht auszuschließen, dass der eine oder andere Vermögensverwalter, der den Gold-Boom bisher verpasst hatte, dann neu einsteigt und dem Metall so neuen Rückenwind verschafft. Ob dieses Szenario realistisch ist, wird sich nach der Jahreswende sicher sehr schnell zeigen.





Von der fundamentalen Seite gab es in den letzten Tagen nur wenige Meldungen: Südafrika produzierte im Oktober im Vergleich zum Vorjahr 5,8% weniger Gold; aus China wurde dagegen mitgeteilt, dass man zwischen Januar und Oktober 14,1% mehr produziert habe. Bis dahin seien im Reich der Mitte insgesamt 254,6 Tonnen Gold gefördert worden und Marktbeobachter schlossen nicht aus, dass bis zum Jahresende beim inzwischen größten Goldproduzenten der Welt auch noch die 300-Tonnen-Marke fallen könnte.

Aus Russland kam unterdessen die Bestätigung, dass die Zentralbank vom Staat 30 Tonnen Gold übernehmen werde.



Das Silber entwickelte sich in den letzten zwölf Tagen parallel zum Gold, wie meistens musste es dabei aber mit einer prozentual betrachtet wesentlich höheren Handelsspanne leben. Zunächst erreichte das weiße Metall dabei - wie das Gold auch - am 3.12. einen Höchstkurs: Mit maximal 19.22 $ schaffte es das Silber aber nicht, das Hoch von 2008 zu erreichen. Und natürlich verfehlte es damit auch das Allzeithoch vom Januar 1980 in Höhe von 50 $ bei weitem.

Im weiteren Verlauf des Berichtszeitraums fiel das Metall dann kontinuierlich zurück, am letzten Freitag lag es dann kurzzeitig sogar knapp unter der Marke von 17 $ je Unze. Unter anhaltenden Schwankungen konnte sich das Silber dann in den letzten 48 Stunden wieder etwas befestigen. Dabei gab es nicht nur Käufe von Spekulanten, auch die Industrie nutzte mit Hilfe von Kauforders das zwischenzeitlich (relativ) niedrige Kursniveau für Eindeckungen.



Der Platinpreis bewegte sich in den letzten beiden Wochen ähnlich wie der Trendsetter Gold auch, d.h. begrenzten anfänglichen Gewinnen folgte ein deutlicher Einbruch, bevor es dann in den letzten 48 Stunden wieder aufwärts ging. Der Höchstkurs lag dabei bei 1.507 $ je Unze am 3. Dezember, die niedrigste Notierung bei 1.399 $ je Unze sechs Tage später. Mit großen Beschaffungskäufen der Industrie ist in den Tagen vor Weihnachten nicht mehr zu rechnen, gleiches gilt unserer Meinung nach auch für eventuelle Neuengagements von Investoren. Der Platinpreis dürfte sich deshalb in den nächsten Tagen in einer Spanne zwischen 1.420 $ und 1.480 $ seitwärts bewegen.

Mittelfristig bleibt dann abzuwarten, wie sich die Inhaber der extrem hohen Pluspositionen an der New Yorker NYMEX verhalten werden. Sollten sie sich dazu entscheiden, ihre Gewinne mitzunehmen, drohen sicher noch einmal Kursverluste, bevor dann industrielle Käufer und vor allem auch chinesische Schmuckkäufer, die bereits in diesem Jahr eine wesentliche Stütze für das Platin waren, dem Metall wieder zu Hilfe kommen würden.

Die Nachrichten von den Automärkten waren, was die Verkaufszahlen für November angeht,  für die Platinmetalle nicht wirklich schlecht. So stiegen die Verkäufe in Europa im November im Vergleich zum allerdings schwachen Vorjahr um 26,6% auf 1,182 Mio. Autos an. In den ersten 11 Monaten des Jahres wurden in Europa 14,406 Mio. Autos neu zugelassen und damit nur noch 2,8% weniger als im Vergleichszeitraum des Jahres 2008. Die Entwicklung in den einzelnen Märkten ging dabei im vergangenen Monat deutlich auseinander: Während es in Westeuropa ein Plus von über 30% gab, fielen die Neuzulassungen in den neuen EU-Staaten um fast 17%.

26,6% Zuwachs in Europa mögen nicht schlecht sein, die für den November aus China gemeldeten Zahlen stellen diese aber bei weitem in den Schatten: So wurde im Vergleich zum allerdings auch dort relativ schwachen November 2008 ein Plus von 98,2% auf 1,04 Mio. Autos gemeldet. Für das bisherige Gesamtjahr lag die Zunahme in China immer noch 49,7%. Insgesamt wurden in den ersten elf Monaten  9,23 Mio. PKWs im Reich der Mitte verkauft.





Von solchen Steigerungsraten bei den Verkaufszahlen können andere Länder noch immer nur träumen, allen voran der US-Markt: Hier wurden im November mit 746.928 Autoverkäufen gerade einmal 140 (!) Autos mehr verkauft als im November 2008. Die gute Nachricht ist allerdings, dass es nun schon seit einigen Monaten nicht mehr weiter abwärts geht. Was den bisherigen Jahresverlauf angeht, müssen die Autohersteller auf dem US-Markt aber noch immer ein Minus in Höhe von 24% verkraften. Für das Gesamtjahr werden in den USA nun aber wieder 11 Mio. Autoverkäufe erwartet. Dies ist deutlich mehr als die bis in den Frühsommer hinein befürchteten 9 Mio., aber gleichzeitig weit unter den vor der Krise erreichten 17 Mio. Autos im Jahr.

Wie schon mehrfach an dieser Stelle ausgeführt, profitierte das Platin unserer Meinung nach in diesem Jahr von den Entwicklungen auf den internationalen Automärkten weniger als sein Schwestermetall Palladium. Dies liegt daran, dass 2009 benzingetriebene Fahrzeuge bei den Verkaufszahlen einen klaren Vorteil hatten, in den USA und in China ohnehin, aber inzwischen auch in Europa. Hier litt durch den Rückgang bei den (großvolumigen) Geschäftswagen im Vergleich dazu dieses Jahr der Dieselbereich überdurchschnittlich. Dieser war in der Vergangenheit eine wesentliche Stütze für den Platinverbrauch in der Automobilindustrie.



Auch das Palladium konnte zu Beginn des Monats noch einmal leicht zulegen und erreichte mit 390 $ den höchsten Stand seit Ende Juli letzten Jahres. Von da aus ging es dann aber zehn Tage lang überwiegend abwärts, bis schließlich gestern mit 354 $ das niedrigste Niveau des Berichtszeitraums erreicht wurde.

Für den Fall, dass es bei Gold und/oder Platin zu einer größeren Kurskorrektur kommt, wird sich das Palladium den entsprechenden Vorgaben nicht verschließen können. Insgesamt sehen wir die langfristige Situation bei dem weißen Metall aber als überwiegend positiv an und raten industriellen Endverbrauchern, mit Hilfe von Kauforders (z.B. bei Kassapreisniveaus von 350 $, 340 $ und 310 $) Teile ihres zukünftigen Bedarfs über Termingeschäfte einzudecken.

Rückenwind könnte das Palladium mittelfristig auch von der Meldung bekommen, dass die Shanghai Gold Exchange plant, im Jahr 2010 den Handel mit dem weißen Metall aufzunehmen. Das Metall, das als Schmuckmetall in China traditionell im Schatten des Platins steht, könnte davon einen entscheidenden Imagegewinn davontragen, der dann auch zu einem höheren Absatz an Palladiumschmuck führt.



Das Rhodium, teuerstes aller Edelmetalle, konnte die im November erzielten Kursgewinne nicht halten und büßte in den letzten beiden Wochen wieder deutlich an Wert ein. Auf der Geldseite lag der Preis zeitweise deutlich unter 2.100 $ und damit 25% unter dem November-Hoch. Auf dem niedrigeren Niveau kam allerdings sofort wieder Kaufinteresse auf, so dass wir schon jetzt ein Zulegen des Preises auf wieder über 2.300 $ verzeichnen konnten.

Ruthenium hat sich in den letzten beiden Wochen kaum verändert und liegt jetzt bei 140 $ - 170 $, Iridium bei 400 $ - 440 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



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