Edelmetalle Aktuell
15.01.2010 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
- Gold
Der Goldpreis litt in den Tagen vor Weihnachten wie erwartet unter Gewinnmitnahmen und fiel dabei vorübergehend sogar unter die Marke von 1.075 $ zurück. Treibende Kraft hinter den Verlusten war das Erstarken des US-Dollars, der am 22. Dezember z.B. gegenüber dem Euro zeitweise bei nur noch 1,4216 notierte und damit auf dem höchsten Stand der letzten vier Monate.
Verantwortlich für den Höhenflug des Dollars, der in Wahrheit wohl mehr ein tiefes Durchhängen des Euros war, sind die wachsenden Befürchtungen hinsichtlich der finanziellen Lage Griechenlands gewesen. Die Finanzkraft des Landes wurde vor Weihnachten von immer mehr Rating-Agenturen und anderen Marktbeobachtern in Zweifel gezogen, und darunter litt dann der Euro insgesamt, was dann auch das Gold nach unten zog.
Dieses am Ende vergleichsweise niedrige Goldpreisniveau nutzten dann aber Käufer von physischem Metall im Mittleren und Fernen Osten, sowie anfänglich auch noch Anleger in ETFs. Die Käufe dieser Marktteilnehmer stabilisierten über die Weihnachtsfeiertage und zwischen den Jahren den Goldpreis, bis dieser dann mit Beginn des neuen Jahres zu einem neuen Höhenflug ansetzen konnte. Innerhalb der ersten zehn Handelstage des neuen Jahres legte der Goldpreis fast 70 $ je Unze zu und rund um das vergangenen Wochenende hatte er bereits wieder ein Niveau von 1.160 $ erreicht. Die Neueinteilung von Investment-Indices, in denen Gold in Zukunft stärker vertreten sein wird, sorgte dabei nach Aussage von Händlern für eine verstärkte Nachfrage von institutionellen Adressen.
Bei den ETFs hat sich diese Nachfrage am Ende nicht gezeigt, im Gegenteil, der größte Gold-ETF büßte in der ersten Handelswoche des neuen Jahres immerhin 14 Tonnen seines Bestands ein. Auch die privaten Anleger konnten sich in den ersten Tagen des neuen Jahres mit dem Gold noch nicht wieder richtig anfreunden: Von dieser Seite ist Nachfrage zwar immer noch vorhanden, aber sie liegt auf einem relativ niedrigen Niveau. Außerdem kam es sowohl in Europa, wie auch im Fernen Osten zu einem erhöhten Aufkommen an Altgold, dieses dürfte mit dazu geführt haben, dass der Goldpreis heute wieder zwei Prozent unter dem Jahreshoch liegt.
Die Entwicklung des Goldpreises in den nächsten Tagen wird weiter maßgeblich vom Dollar bestimmt werden. Der zwischenzeitlich auf 84 $ je Barrel gestiegene Ölpreis dürfte dagegen seinen vorübergehend wieder erlangten, positiven Einfluss einbüßen.
- Silber
In den letzten beiden Wochen des vergangenen Jahres konnte das Silber die zuvor erlittenen Verluste zunächst nicht wieder ausgleichen. Statt dessen dümpelte die Notierung zwischen 17,70 $ je Unze am 16. Dezember (dem Tag unseres letzten Marktberichts) und 16,72 $, erreicht am 22. und dann noch einmal am 30. Dezember hin und her.
Seit Beginn des neuen Jahres konnte die Notierung dann wieder deutlich zulegen, zeitweise erreichte das Metall dabei Kurse von über 18,80 $ je Unze.
Das weiße Metall folgte dabei wieder einmal den Vorgaben des Goldpreises, der im besagten Zeitraum ebenfalls zulegen konnte. Die Kursgewinne gingen dabei überwiegend auf das Konto von Spekulanten und institutionellen Investoren. Firmenkunden hielten sich dagegen in den letzten vier Wochen mit der Ausnahme des gestrigen Tages, als der Silberpreis vorübergehend einbrach und sie begannen sich einzudecken, eher zurück. Gleiches gilt für die privaten Anleger in Deutschland, deren Nachfrage nach Investmentbarren auf niedrigem Niveau verharrt.
Was die Vorgaben für die nächsten Tage angeht, sieht es derzeit nicht so aus, als ob das Metall die Handelsspanne der letzten vier Wochen kurzfristig verlassen kann. Sollte der Preis dabei in der nächsten Zeit die untere Seite testen und noch einmal in den Bereich zwischen 16,50 $ und 17 $ zurückfallen, raten wir industriellen Verbrauchern ihre Vorräte dort dann aufzustocken, entweder durch Kassakäufe oder den Abschluss von Termingeschäften.
- Platin
Nach einer eher ruhigen Phase im Handel mit Platin, in der der Preis am 22. Dezember für kurze Zeit sogar unter die Marke von 1.380 $ driftete, kam mit den Weihnachtsfeiertagen dann eine deutliche Trendwende. Nur fünf Tage später notierte das Metall über 100 Dollar fester und am 12. Januar übersprang die Notierung kurzzeitig die Marke von 1.620 $ je Unze. Dies war das höchste Niveau der letzten 17 Monate.
Verantwortlich für den Höhenflug waren vor allem Nachrichten, nach denen die amerikanische Börsenaufsicht die lang erwartete Genehmigung zur Einführung von US-basierten Exchange Traded Funds (ETFs) auf Platinmetalle gegeben habe. Inzwischen ist die Börseneinführung erfolgt und seit vergangenem Freitag wurden schon 120.000 Unzen verkauft. Es könnte also durchaus sein, dass bei einem anhaltenden Erfolg bald mit einer Aufstockung des ursprünglichen Emissionsvolumens gerechnet werden muss.
Der Verkaufserfolg des ETFs seit der Börseneinführung in New York hat sich übrigens in der Preisbewegung nicht wiedergespiegelt. Statt weiter zu steigen ist die Notierung in dieser Woche erst einmal wieder gefallen, zeitweise lag sie unter der Marke von 1.550 $ je Unze.
Auf diesem Niveau gab es dann aber schon wieder Nachfrage und heute steht das Metall bereits an der Schwelle hin zum erneuten Übersteigen der 1.600er $-Marke.
Für die Verluste zu Beginn dieser Woche dürften vor allem Gewinnmitnahmen von Spekulanten verantwortlich gewesen sein, die in Erwartung der ETF-Börseneinführung schon Metall vorgekauft hatten und dann, nach dem Anstieg der letzten Wochen schon wieder Kasse machten und ihre Gewinne mitnahmen.
Auch in den nächsten Tagen wird die Volatilität des Platinpreises vermutlich weiter hoch bleiben. So könnte die Angst vor einem größeren Kurssprung angesichts der andauernden Neuanlagen noch einmal zu stärkeren Preissteigerungen führen, bevor der Markt - wie bei Gold und Silber auch - lernt, mit den ETFs zu leben.
Industrielle Endverbraucher, die sich noch nicht längerfristig mit Platin eingedeckt haben, sollten in der aktuellen Situation nicht in Panik verfallen, aber auch nicht auf einen größeren Preisverfall spekulieren. Falls die Notierung in nächster Zeit noch einmal einen mehr oder weniger großen Rückschlag - z.B. in die Region zwischen 1.440 $ und 1.480 $ - erleidet, empfehlen wir, sich mit Hilfe von Termingeschäften längerfristig einzudecken, um so der absehbar hohen Volatilität in den nächsten Monaten zu entkommen.
Diese Volatilität könnte nicht nur von den Kassamärkten und den Deckungskäufen für den ETF ausgehen, sondern auch mit den Leihemärkten zusammenhängen. Im Falle eines großen Erfolges des ETFs könnte es vorübergehend zu einer Knappheit bei den für dessen Deckung notwendigen Standardbarren kommen. Dies könnte dann vorübergehend zu einem Anstieg der Platinzinsen führen. Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits diese Woche, in der im Interbankenmarkt der Leihesatz z.B. für ein Jahr auf 5% gestiegen ist. Vor gar nicht langer Zeit hatte er noch bei 1,5% gelegen.
Von der Automobilindustrie dürfte in den nächsten Wochen wenig Entlastung für das Platin kommen. Hier erwarten viele Experten jetzt eine Erholung in 2009 noch angeschlagenen Märkten bzw. in zuletzt ohnehin schon starken Märkten wie China eine Fortsetzung der bisher guten Autokonjunktur.
Immerhin dürfte auf dem jetzt erreichten, hohen Preisniveau zumindest die im letzten Jahr extrem hohe Schmucknachfrage in China wieder etwas sinken und so den Markt entlasten.
- Palladium
Noch mehr als das Platin konnte das Palladium von den Meldungen über die Börseneinführung eines ETFs in den USA profitieren. Das betraf nicht nur die Stückzahl (125.000 Unzen Palladium wurden seit letzten Freitag verkauft), sondern auch die Preisentwicklung. Palladium war 2009 von den vier "großen" Edelmetallen mit weitem Abstand das erfolgreichste. Sein Wert legte im vergangenen Jahr um 117 Prozent zu (siehe auch Grafik rechts) und profitierte dabei zusätzlich zur Investmentnachfrage vor allem auch von dem extrem guten Autoabsatz in China, wo in erster Linien Benziner verkauft werden und weniger die eher platinlastigen Dieselfahrzeuge.
Was die letzten vier Wochen betrifft, stieg die Notierung von etwas über 370 $ auf über 440 $ je Unze an. Zwar gab es, wie bei den anderen Edelmetallen auch, in dieser Woche dann einen kleinen Rückschlag, aber es sieht so aus, als ob sich das Metall erst einmal dauerhaft über der Marke von 400 $ festsetzen wird.
Wie beim Platin empfehlen wir industriellen Endverbrauchern deshalb jeden größeren Rückschlag für Eindeckungen des zukünftigen Bedarfs zu nutzen, da mit einem massiven Preisverfall auf absehbare Zeit nicht zu rechnen ist.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Rhodiumpreis konnte in den letzten vier Wochen erneut deutlich zulegen und liegt aktuell bei 2.650 $ - 2.800 $ je Unze. Damit erreichte er wieder den Höchstkurs vom vergangenen November. Wir bleiben für das Rhodium weiterhin positiv gestimmt und rechnen damit, dass es im Laufe des Jahres infolge einer Belebung des weltweiten Automarktes zu deutlich höheren Preisen kommen könnte. Ruthenium hat leicht auf 170 $ zugelegt, Iridium sich einmal mehr nicht vom Fleck bewegt.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.