Kampf der Kräfte im Jahr 2012
12.01.2012 | Clif Droke
Die zyklische Bullmarkterholung, die im März 2009 einsetzte, war in ihrem ersten Jahr kräftig, 2010 mäßig kräftig und sichtlich geschwächt gegen Ende 2011. Wir haben also ein Erholungsmuster, das mit jedem Jahr an innerer Kraft verlor. Der Beginn eines neuen Jahres kündet von interessanten Möglichkeiten in den kommenden 12 Monaten, auf die wir in diesem Kommentar zu sprechen kommen werden.
Die Ausrichtung der Kress-Zyklen deutet darauf hin, dass das vor uns liegende Jahr viele Gewinnchancen für Bullen und Bären bereithält, bevor die finale Crash-Phase des 60-Jahre-Zyklus 2013 einsetzt und katastrophale deflationäre Kräfte die Finanzmärkte überwältigen.
Das Jahr 2011 hatte interessante Dynamiken, die letztendlich eine Seitwärtsbewegung in den großen Indizes hervorbrachten. Während der ersten vier Monate des Jahres 2011 sorgte der 6-Jahre-Zyklus für eine Aufwärtstendenz. Das Kurshoch für 2011 wurde durch einen Wochenzyklus, der sein Hoch Ende April erreichte, zeitlich vorgezogen. Nach dem Hoch dieses Wochenzyklus entfaltete die gesammelte Kraft der sinkenden Wochenzyklen wie auch der Abwärtstrend des internen NYSE-Momentums seine Wirkung, was die Aktienkurse negativ belastete. Anschließend bleib der Markt schwach und anfällig für Verkaufsdruck, bis die Herabstufung des Schuldenratings der USA wie ein Katalysator für einen Selloff wirkte.

Die Schuldenkrise in Europa heizte Investorenängste an und steigerte den Verkaufsdruck, herrschten am Markt dann ausreichend überverkaufte Bedingungen, sodass eine schnelle Erholung möglich wurde. Da reichte es aus, dass die größten Zentralbanken der Welt im vierten Quartal 2011 monetäre Liquidität zusicherten, um den Markt nach Erreichen der Oktober-Tiefs wieder in die Höhe zu schicken und bis Jahresende stabil zu halten. Der Aktienmarkt beendete das Jahr 2011 vollkommen unverändert, ohne dass die Gewinne der Erholung 2009/ 2010 ausgebaut oder vernichtet wurden. Der SPX schloss am Jahresende bei 1.257 - genau 0,04 Punkte niedriger als zu Jahresbeginn.
Dass sich der Aktienmarkt 2011 eher in einer engen Spanne bewegte, kam aufgrund der hier erörterten Konfiguration der Kress-Zyklen nicht wirklich überraschend. Nachdem der letzte der wichtigen langfristigen Jahreszyklen - der 6-Jahre-Zyklus - im letzten Jahr seinen Höhepunkt erreicht hatte, befindet sich aktuell nur noch ein Jahreszyklus in der aufsteigenden Phase - und zwar der 4-Jahre-Zyklus. Alle anderen langfristigen Jahreszyklen, aus denen sich der 120-Jahre-Zyklus zusammensetzt, befinden sich jetzt gleichzeitig bis Oktober 2014 in ihren steilen "Abwärtsphasen" - d.h. der 6-, 8-, 10-, 12-, 20-, 30-, 40- und der 60-Jahre-Zyklus.

Die Tatsache, dass sich jeder dieser langfristigen Jahreszyklen in den nächsten (knapp) drei Jahren in der Abwärtsphase befindet, schließt jedoch nicht automatisch aus, dass 2012 trotzdem ein anständiges Jahr für Aktien wird. Das Problem ist aber der Weg dorthin. Der zweiten Jahreshälfte 2012 (wenn die Einflüsse der Wochenzyklen am günstigsten sind) geht ein potentiell holpriger Weg über die ersten fünf Monate voraus, wobei die schlimmsten volatilen Phasen voraussichtlich im März beginnen dürften.
2012 könnte in vielerlei Hinsicht dem Jahr 2011 ähneln, beispielsweise was das Kräftemessen zwischen Käufern und Verkäufern angeht (so wie es im letzten Jahr, nachdem der 6-Jahre-Zyklus seinen Höhepunkt erreicht hatte, beispielsweise einen schweren Selloff gab, dem in den letzten Monaten des Jahres wiederum eine Erholung folgte). Gehen wir nun davon aus, dass die europäische Kreditkrise ab Juni relativ unter Kontrolle gebracht sein wird (wenn die wöchentlichen Kress-Zyklen eine vorübergehende Aufwärtsphase haben), dann könnte das zweite Halbjahr 2012 durchaus von einem zyklischen Bullenmarkt geprägt sein - bevor schließlich die finale Sturzphase der jährlichen Zyklen, aus welchen sich der 120-Jahre-Zyklus zusammensetzt, Anfang 2013 beginnt.
Bezüglich des 120-Jahre-Zyklus schrieb Samuel J. Kress in seiner letzten "SineScope“-Ausgabe Folgendes:
"Der erste 120-Jahre-Megazyklus begann Mitte der 1770er Jahre nach einer ausgedehnten wirtschaftlichen Depressionsphase und dem Revolutionskrieg, mit dem sich Amerika von einem besetzten Territorium zu einem unabhängigen Land (die USA, wie wir sie heute kennen) entwickelte. Der erste 120-Jahre-Zyklus endete Mitte der 1890er Jahre nach der ersten großen Depression in den USA und dem spanisch-amerikanischen Krieg. Damit begann der zweite 120-Jahre-Zyklus, der die USA von einer Agrarwirtschaft in eine industriell geprägte Wirtschaft verwandelte, jener Prozess also, der als industrielle Revolution bezeichnet wird. Der zweite 120-Jahre-Zyklus wird aller Voraussicht nach im Jahr 2014 enden, worauf der dritte Großzyklus beginnt (aller gute Dinge sind drei). Sollte sich die (kontinuierlich zyklisch entwickelnde) Geschichte wiederholen, so besteht wieder die Möglichkeit einer dritten großen Depression und einer Art 3.Weltkrieg. Die USA dürften zudem eine weitere Transformation erleben, wovon auch unser heutiger Lebensstil betroffen sein wird."
Kress stellt darüber hinaus fest, dass die drei dominierenden Grundelemente unserer Lebensstile - die politische, wirtschaftliche und soziale Ebene - vom zu Ende gehenden 120-Jahre-Zyklus grundlegend beeinflusst werden. Er schreibt: "Die dritte, für 2014 erwartete Talsohle [der 120-Jahre-Zyklen] (aller guten Dinge sind drei) dürfte eine soziale Revolution mit sich bringen. […] Ob damit auch die heutige Form des Kapitalismus untergehen wird? Der 120-Jahre-Megazyklus kann auch als der „revolutionäre Zyklus“ bezeichnet werden; und bei SineScope wird 2014 auch als das "revolutionäre Tief“ bezeichnet.“
Der Weg zum Jahr 2014 ist bisher ein kurvenreicher gewesen, und die schwere Deflation, die im kommenden Jahre einsetzen wird, ist schon lange im Kommen. Investoren, die dem kommenden deflationären Winter gewappnet entgegentreten, sollten nicht nur überleben, sondern auch die Schnäppchen ihres Lebens einsammeln können. Auf diesem Weg steht uns aber noch ein Jahr der unbestimmten Strömungen und Gegenströmungen bevor. Sich durch das Jahr 2012 zu navigieren, wird sicher zur Herausforderung, welche sich für den geduldigen Anleger aber durchaus lohnen kann. Für das kommende Jahr ist jedoch eine Sache von großer Bedeutung: Man darf sich auf keinen Fall an ganz bestimmte Marktgrundsätze- und vorlieben klammern - ob nun bullisch oder bärisch. Als Investor sollte man flexibel bleiben und, den Indikatoren folgend, den Weg des geringsten Widerstands gehen.
© Clif Droke
www.clifdroke.com
Dieser Artikel wurde am 07.01.12 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.