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Papiertiger US-Dollar (Teil 2)

25.01.2012  |  Jim Willie CB

Hier können sie Teil 1 lesen ...

Iran und Russland ersetzen den US- Dollar

Iran und Russland haben den US-Dollar durch ihre eigenen Landeswährungen ersetzt und somit ihre Handelbeziehungen gefestigt. Teherans Botschafter in Moskau, Seyed Reza Sajjadi, behauptete, der Vorschlag, den US-Dollar durch den Rubel und den Rial zu ersetzen, stamme vom russischen Präsidenten Dimitri Medwedew, der diesen am Rande eines informellen Treffens der Shanghai Cooperation Organization (SCO) in Astana (Kasachstan) äußerte. Er sagte auch, dass viele iranische Körperschaften den Rubel für ihre Handelsgeschäfte benutzen würden. Die Führung im Kreml lehnt unilaterale, außerhalb des UN-Sicherheitsrates vorgebrachte Sanktionen gegen den Iran ab; hier ist der Kreml diplomatisch positioniert und Washington meidet ihn. Die USA haben eine lange Tradition bezüglich unilateraler Entscheidungen und Sanktionierung von Drittnationen, ohne Absegnung durch globale Institutionen.

Die Russen haben schon deutlich gemacht, dass sie keine allgemeinen, weitläufigen Sanktionen akzeptieren würden. Die Zentralbank des Iran arbeitet fieberhaft daran, die gegen sie gerichteten Isolierungspläne, die auf eine Finanz- und Einnahmeblockade hinauslaufen, abzuwenden. Die von den USA vorangetriebenen Sanktionen grenzen ausländische Firmen aus dem US-Finanzsystem aus, welche Geschäftskontakte mit der Zentralbank in Teheran unterhalten. Auch im Westen werden diese Maßnahmen häufig für nutzlos gehalten. Die iranischen Ölverkäufe werden hauptsächlich über die Zentralbank abgewickelt. Um also Sanktionen zu vermeiden, wird man Handelsgeschäfte außerhalb des US-Dollarsystems abwickeln, wobei die US Fed als Mittler ausscheidet. Am Rande betroffen sind eher die vermittelnden Institutionen wie die türkische Halk Bank. Sie wird wahrscheinlich von ihrer Funktion Abstand nehmen, um nicht unter die amerikanischen Kampfstiefel (die ein Londoner Logo tragen) zu geraten.

Während der vergangenen drei Jahre hat der Iran den US-Dollar bei Handelsgeschäften mit der Außenwelt ersetzt. Der Iran hat den US-Dollar im Ölhandel mit Indien, China und Japan ersetzt. Gegen Ende November gestattete die indische Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI) der iranischen Zentralbank, die Eröffnung von Rupien-Konten bei zwei indischen Großbanken, wahrscheinlich um Zahlungsprobleme ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Die indischen Ölimporte wären also anfänglich in Rupien zu begleichen, die man anschließend aber in eine separate Währung, über die die Apex-Bank noch bestimmen müsste, konvertieren würde.

Man kann also zu dem Schluss kommen, dass US-Sanktionen der Nährboden für vermehrte Abwicklung von Handelsgeschäften außerhalb des US-Dollarsystems wären. Die Prügeltaktiken der Amerikaner stoßen auf festen Widerstand, die Gegenreaktionen gewinnen am Schwung und Intensität. Der Iran könnte zur geborstenen Planke in der US-Hegemonie werden. Die Geschichte wird sich wahrscheinlich nicht wiederholen. Als der Irak die USA mit Rohölverkäufen in Euro herausforderte, folgten Invasion und Annexion. Der Iran hat zu viele Partner in Russland, China, Japan und Indien. Bagdad war zweifelsohne wehrlos. Nachdem der Iran 10 Jahre Zeit hatte, seine Partnerschaften auszubauen, kann Teheran nicht mehr als wehrlos gelten. Die nächsten Monate werden das zeigen.


Japan & China umgehen den US-Dollar

In einer durch und durch trotzigen und herausfordernden Geste haben sich Japan und China auf ein Handelsabkommen verständigt, mit dem der US-Dollar bei Zahlungsabwicklungen direkt umgangen wird. Wie sich zeigt, wurde eine weitere Plattform der globalen US-Dollarfestung eingerissen. Die Dollar-Hegemonie geht zu Ende, wenn auch langsam. Die merkantilistische Beziehung, die China und die Vereinigten Staaten aufrechterhielten, entwickelt sich im nun schon dritten Jahr des Handelskrieges (der 2005, 2006 und 2007 exakt im Hat Trick Letter prognostiziert wurde) zurück.

Mit dem neuen Pakt machen Japan und China ihr Arrangement öffentlich. Sie werden direkten Handel, unter Umgehung des US-Dollars, in Yen und Yuan vorantreiben, um die Entstehung eines Marktes zu fördern und um die Kosten für die eigenen Unternehmen zu senken. Die wahre Überraschung war jedoch die Nachricht, dass Japan beabsichtigt, im Jahr 2012 chinesische Anleihen zu kaufen. Dies wurde auf einem Treffen zwischen dem japanischen Premierminister Yoshihiko Noda und dem chinesischen Premier Wen Jiabao Ende Dezember in Peking bestätigt. In Anbetracht des gewaltigen Handelsvolumens zwischen den beiden größten Wirtschaften Asiens ist dieser Pakt von großer Bedeutung. Wahrscheinlich wird der Yuan weiter aufwerten - mit allen Problemen für die japanische Exportindustrie.





Auf die FOREX-Märkte, wo der US-Dollar immer noch als König angesehen wird, kommen Schockwellen zu. Im Jahr 2012 werden derartige Sichtweisen deutlich unter Druck geraten. Das Hauptmotiv der bilateralen Handelsabkommen ist die Senkung der Währungsrisiken und Handelskosten. Derzeit werden rund 60% der Handelsaktivitäten zwischen beiden Nationen in US-Dollar abgewickelt - mit zukünftig rückläufiger Tendenz. China ist der größte Handelspartner Japans (größer noch als die USA) dank der kolossalen Direktinvestitionen durch amerikanische und europäische Firmen, die nun schon ein ganzes Jahrzehnt fließen. China kauft schon japanische Schuldverschreibungen. Japan hält hingegen Devisenreserven im Höhe von 1,3 Billionen $ - die zweitgrößte Kriegskasse der Welt. Sie möchten gerne chinesische Schuldpapiere kaufen. Und keiner wird diese Entwicklungen aufhalten. Die Liste der angehenden Investoren in chinesische Schuldpapiere wächst - von Österreich über Thailand bis Nigeria.

Die ultraniedrigen Umlaufrenditen für US-Staatsanleihen, die durch Zinsswap-Instrumente korrumpiert werden, belohnen Investoren nicht mehr für die eingegangenen Risiken. Das Haushaltsdefizit der USA beläuft sich pro Jahr auf chronische 1,5 Billionen $. Die wachsende Gesamtverschuldung garantiert, dass die Umlaufrenditen bei 0% bleiben und die Kreditkosten somit künstlich niedrig gehalten werden. Und diese neue Konstante treibt die Investoren jetzt vermehrt nach China. Die Vereinigten Staaten von Amerika verlieren rasch ihre Dominanz, die, wenn sie missbraucht wird, auch Hegemonie genannt wird. Seit 2005 ist diese Hegemonie reif, und sie zeigt sich ungestüm. Die Menge der in Yuan lautenden chinesischen Staatsanleihen hatte sich bis 2011 verdreifacht - und ein Volumen von 18 Milliarden $ erreicht. Kapital wird aus dem Westen abgezogen, wo die Staatsschulden toxisch werden, wo die Staatsdefizite wie Unkraut wuchern und wo die Sparpläne eher wie Designer-Todespillen wirken.


Der US-Dollar klettert auf den Friedhof

Damals in den Frühlingsmonaten des Jahres 2009 schrieb Jackass einen Artikel mit dem Titel "Todestanz des US-Dollars“, der gut ankam. Damals ging das System, wenn auch nur vorübergehend, durch eine Implosionsphase und die Nachfrage nach US-Dollar stieg kräftig. In den letzten drei Jahren folgte dann aber eine schrittweise, kräftige Pathogenese des Geldsystems, welches sich auf seinen Zusammenbruch zubewegt. Der Fokus wechselte von den USA auf Europa. Die Nachfrage nach US-Dollars ging von Banken aus, die ihre in US-Dollar lautenden Schulden begleichen mussten.

Man muss sich wieder vor Augen führen, dass die USA schon vor Jahren ultraniedrige Leitzinssätze propagierten. Es flossen also gewaltige Kreditmengen nach Europa, England und in andere Regionen. Zudem wurde das ruinöse Derivategeschäft von Schockwellen heimgesucht. Die Einlösung von Derivaten, wie beispielweise Anleiheausfallversicherungen, wird meist nur in US-Dollar vorgenommen. Das zweite Kapitel dieses Trends zeichnet sich nun ab. Man könnte es auch das zweite Lied des US-Dollar-Todestanzes bezeichnen. Die Probleme in Europa erzeugen mehr Nachfrage nach US-Dollars, weil das Kapital vor den Feuern der toxisch werdenden europäischen Staatsschulden flieht, weil das Kapital vor den europäischen Großbanken flieht, die ihre Kernkapitalquoten erreichen müssen, weil das Kapital der Geldmärkte auf amerikanisches Gebiet zurückkehrt und weil Kapital zur Begleichung der Derivate benötigt wird.

Übrigens muss der Derivatemarkt wohl als der korrupteste Markt der Menschheitsgeschichte eingestuft werden - vollkommen unreguliert, eine ins sinkende Bankensystem geworfene Rettungsinsel, Quelle gewaltiger Einnahmen, vor dem Hintergrund blockierter Auszahlungen im Fall scheiternder Finanzfirmen und ausfallender Staatsanleihen.

Eine Umschuldung macht halt noch keinen Ausfall. Alle Aufsichtsbehörden und Bankenvorstände machten nichts anderes, als Anleiheverluste zum Nichtereignis in der Welt des Ausfalls zu erklären. Sie nennen es Neudefinierung, Neukalibrierung - alles absoluter Schwachsinn und von Grund auf korrumpiert. Die Bankenvorstände behaupten weiterhin, die Gegenpositionen würden sich gegenseitig ausgleichen und aufheben, wo sie in Wirklichkeit doch eher die gegenseitige Zerstörung und den gleichzeitigen Tod garantieren. Wenn die ersten italienischen Banken Pleite gehen, dann werden gleichzeitig eine französische Bank, eine deutsche Bank und eine Londoner Bank zu Staub zerfallen. Einen Tag später geht dann eine New Yorker Bank über den Jordan.

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Dem US-Dollar stehen extreme Schocks bevor. Manche würden das nicht vermuten, weil die Stimmung gegenüber dem Euro derart im Keller ist und die europäischen Großbanken wackeln. Wie zu hören ist, sollen Ende Februar und Ende März wichtige Anpassungen ihre Wirkung entfalten - stark genug, um die Tische im Tempel umfallen zu lassen. Da gibt es viel Raum für Spekulation und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es ist aber unvorstellbar, dass der US-Dollar auch in Zukunft seinen Vorrang im Welthandel beibehalten wird. Die Elitekontrolleure werden ihr Möglichstes tun, um den Vorrang des US-Dollars zu sichern. Aber der Rest der Welt, besonders in den östlichen Regionen, arbeitet in die entgegengesetzte Richtung.

Ein weiser Kontakt sagte mir vergangene Woche: "Die Macht schwingt ganz klar in Richtung Osten, und sie wird zu unseren Lebzeiten nicht wieder in den Westen zurückkehren." Das Hauptopfer dieses Pendelschwungs (ein gewaltiger Paradigmenwechsel) ist der US-Dollar. Gold und sein Knappe Silber werden konsequenterweise davon profitieren. Eine komplette Liste der Prognosen wird hier nicht folgen, weil es zu gefährlich und zu hässlich ist. Das Weltfinanzsystem wird nicht in seiner derzeitigen Form überleben. Ein Zusammenbruch wird möglicherweise Ende 2012 einsetzten, oder Anfang 2013 nach den Präsidentschaftswahlen.


© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com



Der Artikel wurde am 11.01.12 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.