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Der Silber-Donnerstag wird 30

27.03.2010  |  David Morgan

Sollten Sie kein Silber-Bug sein oder aber ein sehr bewanderter Gold-Bug, dann dürfte Ihnen der Begriff "Silber-Donnerstag" wohl kaum etwas sagen. Der Silber-Donnerstag fand am 27. März 1980 statt und am kommenden Samstag steht der 30. Jahrestag dieses Ereignisses an.

Allgemein wird der Silber-Donnerstag auf Wikipedia (englische Version A.d.Red.) wie folgt erklärt:

"Über die Brokerfirmen Bache Halsey Stuart Shields, heute Prudential-Bache Securities,hatten die Hunt Brothers hohe Summen in den Terminmarkt investiert. Als der Silberpreis den von ihnen geleisteten Mindesteinzahlungsbetrag (margin) unterschritt, wurde eine Nachschussforderung in Höhe von 100 Millionen Dollar erhoben. Die Hunts konnten diesen Nachschuss nicht aufbringen und sahen sich mit einem potentiellen Verlust in Höhe von 1,7 Milliarden $ konfrontiert. Die Panik war im gesamten Finanzmarkt wie auch in den Rohstoff- und Terminmärkten zu spüren. Viele Regierungsabgeordnete befürchteten den Zusammenbruch einiger großer Brokerfirmen an der Wall Street, sollten die Hunts ihre Schulden nicht begleichen können."

[…]

"Um die Situation zu entschärfen, stellte ein Konsortium aus US-Banken den Brüdern Hunt eine Kreditlinie in Höhe von 1,1 Milliarden $ zur Verfügung. Mit diesem Geld konnte Bache ausgezahlt werden, was Bache wiederum vorm finanziellen Ruin rettete. Die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) ermittelte später im Fall Hunt Brothers, da diese ihre 6,5%ige Beteiligung an Bache nicht offengelegt hatten."

So weit die allgemein akzeptierte Version, die auch grundsätzlich korrekt ist. Doch diese Geschichte reicht viel weiter. Das meiste, was nun folgt, stammt aus dem Buch "Silver Bulls" von Paul Sarnoff. Sarnoffs Darstellungen können nicht bis ins kleinste Detail belegt werden, und mein kurzer Überblick wird diesem historischen Silber-Ereignis eher nicht gerecht werden. Diejenigen, die an der "long version" (Achtung, Wortspiel!) interessiert sind, werden sich das Buch besorgen müssen.

Wenn wir ein wenig in die Vergangenheit zurückgehen, finden sich ein paar interessante Punkte, die für dieses Ereignis mitentscheidend waren. Am 7. Januar 1980 gab es ein Treffen der COMEX-Behörde. Hier wurde die "Silver Rule 7" in Kraft gesetzt, mit der festgelegt wurde, dass jedes Terminmarktkonto mit über 100 Kontrakten meldepflichtig wurde. Eine Einzelperson durfte nicht mehr als 2.000 Kontrakte halten oder aber nicht mehr als 500 Kontrakte für jeden einzelnen Liefermonat. Seriöse Absicherungshändler ("bona fide" hedgers) wurden, wie gewöhnlich, von der Silver Rule 7 ausgenommen!

Wie Paul Sarnoff auf Seite 81 und 82 darlegt, habe es deutliche Hinweise darauf gegeben, dass einige der größeren "Longs" Januar- und Februar-Kontrakte bis zur monatlichen Höchstgrenze gekauft hätten - und somit die Bedingungen eines Squeeze für die Short-Seite schufen. Als dies bekannt wurde, schlug ein Kommissionsmitglied vor, man soll diese beiden Monate auf 50 Kontrakte pro Konto begrenzen - und so kam es, dass am 9. Januar 1980 die Silver Rule 7 in Kraft trat.

Laut Sarnoff kontrollierten die Hunts und ihre Mitstreiter um die 192 Millionen Unzen Silber.

Die Hunts wussten, dass die Regeln geändert wurden und ihnen bot sich eine Lösung. Sie "mussten ihre Futures ganz einfach nur in physisches Metall eintauschen und zu Zinsen (die natürlich steuerlich geltend gemacht werden konnten) ins Ausland verbringen und sie mussten ihre Vorwärtskäufe wenn überhaupt an die London Metal Exchange verlagern (Seite 95).

Aber damit nicht genug: Eine der wichtigen Firmen, mit denen die Hunts Geschäfte machten, benötigte Hilfe, um ein Übernahmegesuch abzuwehren und somit erwiesen sie Bache einen Gefallen, indem sie Bache-Aktien kauften.





Die Hunts hatten einen beträchtlichen Anteil (über 5%) an Bache Halsey Stuart Shields gekauft und waren somit Insider. Dies hielt sie davon ab, eine größere Menge dieser Anteile zu verkaufen, als sie die Nachschussforderung ereilte. Die Hunts konnten also ihre Bache-Anteile keinesfalls zur Mitfinanzierung der Nachschussforderungen einsetzen.

Als die Dinge am 27. März in Bewegung gerieten, befand sich Nelson Bunker Hunt in Europa, wo er die Idee äußerte, eine durch Silber gedeckte Anleihe herauszugeben. Seinen Vorstellungen zufolge sollten Anleihen mit verschieden Nennwerten herausgegeben werden, die über große europäische Banken in Umlauf gebracht werden sollten.

Als die Nachrichten bezüglich der Silberanleihe, der Bache-Nachschussforderung in Höhe von 100 Millionen $ bekannt wurden und das Gerücht die Runde machte, die Hunt Brothers wären wahrscheinlich nicht in der Lage, für die Nachschussforderung aufzukommen, begann ein COMEX-Mitglied Silber zu verkaufen und Panik brach auf den Handelsplattformen aus. Die Reaktion kam schnell: Der Dow Jones Industrial Average kam ins Wanken und der Handel der Bache-Aktie wurde ausgesetzt.

Bache, Merrill Lynch und die New York Stock Exchange benachrichtigten die CFTC und baten die Kommission, den Silberhandel auszusetzen, um die Panik einzudämmen. Diese Bitte wurde abgelehnt und Silber fiel um ca. 4 $ gegenüber dem Vortag und kam bei 10,80 $ zum Stehen.

Paul Volcker wurde hinzugezogen und es wurden "Absprachen" getroffen, um das Problem zu lösen, das sich jetzt durch die Finanzmärkte arbeitete. Später sorgte der 1,1 Milliarden-Bailout dafür, dass Senator Proxmire eine Anhörung des senatorischen Bankenkomitees einberaumte, da die Kreditgewährung zu großen Ressentiments geführt hatte.

Eine Zeit lang flogen die Hunts regelmäßig zwischen Dallas und Washington D.C. hin und her. Sarnoff merkt auch an: "Ironischerweise konzentrierten sich die Untersuchungen nur auf das Marktgeschehen auf der Long-Seite nicht aber auf die Shorts. Nur während der Anhörungen des Senators Proxmire klang die Rolle der Shorts beim Aufstieg und Fall des Silberpreises entfernt an. Während der Anhörung hatte sich deutlich gezeigt, dass diese Zusammenballung im Silbersektor nicht nur der Long-Seite geschuldet, sondern sogar noch mehr der Short-Seite zuzuschreiben war.

Abschließend schreibt er:

"Ob nun ein derart offener Journalismus die Bundesbehörden dazu bringen wird, die Konten und die Aktivitäten der Leerverkäufer beim Silber zu untersuchen (welche selbst Vorstandsmitglieder der betroffenen Silberbörsen waren), ist eine überflüssige Frage."

Für uns Silber-Bullen präsentiert sich hier allem Anschein nach eine Untersuchung des denkwürdigsten Ereignisses im Silbersektor - eine Untersuchung, die sich jedoch ausschließlich auf der Long-Seite abspielte. Mit der näher rückenden CFTC-Anhörung zum Thema Positionsobergrenzen für Gold und Silber (sie findet am 25.März statt) können wir Hoffnung schöpfen, wir sollten jedoch dabei realistisch bleiben. Und obgleich jede Sache zwei Seiten hat, so scheint es doch, die wichtigen Akteure schenken der Long-Version mehr Beachtung.


© David Morgan
www.Silver-Investor.com



Der Artikel wurde am 23.03.2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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