Wissen, was gespielt wird
14.05.2012 | Theodore Butler
Gerade wenn die Preise unter Druck geraten, kann es beruhigend sein, zu wissen, wie das Spiel läuft. Und hiermit meine ich nicht die tagtäglichen Kursbewegungen an den Märkten, sondern die dominanten Kräfte und Einflussfaktoren, die sowohl kurz- und langfristige Kursentwicklungen verursachen. Die globale Preisfindung für Gold und Silber findet hauptsächlich an der US-Terminbörse COMEX statt. Auf lange Sicht betrachtet, beeinflussen natürlich andere Dinge den Preis - so zum Beispiel Produktionsergebnisse, Verbrauchsdaten und die Investitionsnachfrage. Diese längerfristigen Einflussfaktoren ändern sich jedoch nicht radikal von einem Tag auf den anderen. Und in der Regel ist es auch nicht zielführend, diese Einflussfaktoren mit den kurzfristigen Kursentwicklungen in Verbindung zu bringen. Und manchmal, so wie es auch aktuell der Fall ist, sprechen die globalen Entwicklungen viel eher für einen Ansturm auf die Edelmetalle - gäbe es da nicht die Preisfindung an der COMEX.
Aber wie genau werden die Silber- und Goldpreise an der US-Terminbörse COMEX festgestellt? Die Preisfindung an der COMEX ist das Ergebnis eines dauerhaften Wettbewerbs zwischen einer Gruppe, die als Commercial Traders bezeichnet wird und der Gruppe der Spekulanten (alias Non-Commercials). Der Begriff Commercial Trader ist allerdings eine Fehlbezeichnung, da diese Händler in der Regel nur spekulieren. Eigentlich sollte der US-Terminmarkt so funktionieren, dass die "Hedger“ (echte Produzenten und Verbraucher mit tatsächlichen kommerziellen Interessen) ihre Preisrisiken auf die Spekulanten umlegen. In Wirklichkeit läuft es aber ganz anders. Nur noch sehr wenige Silberbergbauunternehmen sichern ihre Produktion an Terminbörsen ab. Zudem treten echte Hedger nicht als exzessive, kurzfristig ausgerichtete Terminkontrakthändler auf. Dennoch bestehen 90% des täglichen COMEX-Handelsvolumens für Silber und Gold (aber auch andere Terminwaren) aus kurzfristigen Handelsoperationen. Der kurzfristige Terminhandel findet also zwischen zwei konkurrierenden Gruppen von Spekulanten statt - wovon die eine Gruppe aber den Namen "Commercials“ trägt.
Am besten betrachtet man die Commercials als die Gruppe der "Marktmacher“. Sie übernehmen die Gegenpositionen zu all jenen Positionen, die die Gruppe der Spekulanten kaufen oder verkaufen möchte. Für jede Long-Position muss eine Short-Position existieren und umgekehrt. Und gleich welche Wahl die Spekulanten treffen, die Commercials nehmen die entgegengesetzte Seite ein.
Das Problem dabei ist, dass sich die Spekulanten hauptsächlich von technischen Kurssignalen beeinflussen lassen - und selbst jene Spekulanten, die nicht rein technisch ausgerichtet sind, kaufen in der Regel, wenn die Kurse steigen, bei fallenden Kursen verkaufen sie. Fast alle Spekulanten sind von Grund auf unabhängige Trader, die keine Verbindungen zu anderen Spekulanten haben. Auch wenn es keinen Grund für die Annahme gibt, dass sich die Spekulanten geheim und in betrügerischer Weise untereinander absprechen würden, so ist es dennoch Tatsache, dass diese sehr unabhängigen Trader in der Regel en masse kaufen oder verkaufen - bei steigenden Kursen kaufen sie, bei fallenden Kursen verkaufen sie. Die Spekulanten "traden“ dabei jedoch nicht vorsätzlich als Gruppe, dies ist eher eine unbeabsichtigte Konsequenz, weil Spekulanten all ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen von Kursänderungen abhängig machen. Spekulanten etablieren Positionen, weil sie glauben, jeder Trade hätte Gewinnpotential.
Nicht so bei den Commercials. Im Gegensatz zu den Spekulanten verfolgen die Commercials ein völlig anderes Ziel. Anstatt sich auf das Gewinnpotential der einzelnen Trades zu konzentrieren, verfolgen sie eine andere Mission: Sie wollen die Spekulanten als Gruppe beherrschen und dirigieren. Hier gibt es gewisse Ähnlichkeiten zur Unterscheidung "Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus": Spekulanten und Commercials zeichnen sich am Markt durch komplett unterschiedliche Denkweisen aus. Für die Spekulanten stehen der nächste Trade und die eigenen Positionen im Mittelpunkt; für die Commercials hingegen zählt die Beherrschung der Spekulanten. Meiner Ansicht nach haben die Spekulanten entweder keine Ahnung, dass die Commercials es auf sie abgesehen haben, oder sie geben nicht viel darauf. Das verschafft den Commercials aber einen großen Vorteil.
Da die Commercials das Spiel besser überblicken und den Spekulanten somit einen Schritt voraus sind, konnten sie eine Marktstrategie entwickeln, die sich deutlich von der Strategie der Spekulanten unterscheidet. Allerdings dürften viele der Methoden und Techniken, die von den Commercials entwickelten wurden, schlichtweg als illegal gelten. Es gibt meiner Meinung nach durchaus triftige Gründe, davon auszugehen, dass die Commercials mit ihrer Absicht, die Gruppe der Spekulanten beherrschen zu wollen, letztendlich Marktmanipulation in Reinform hervorbrachten. Die erste Definition von Manipulation, die ich auf Google aufrief, bringt es schon auf den Punkt: "arglistige oder unaufrichtige Einflussnahme hauptsächlich zum eigenen Vorteil“.
Gerade an den COMEX-Märkten für Silber und Gold perfektionierten die Commercials eine ganze Reihe von Techniken zur Manipulation der Spekulanten. So sind sie unter anderem in der Lage, die Kurse kurzfristig zu bestimmen, besonders in Zeiten mit geringem Handelsvolumen (über Nacht) oder ansonsten durch Hochfrequenzhandel (High Frequency Trading). An vielen Märkten wurde der Einsatz dieser Techniken durch die Aufsichtsbehörden unattraktiv gemacht, nicht aber am Gold- und Silbermarkt.
Die Möglichkeit, die Kurse nach Belieben festzusetzen, verschafft den Commercials einen großen Vorsprung bei der Verhaltenskontrolle der Spekulanten. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Eine Trader-Gruppe (die Spekulanten) vertraut hinsichtlich ihrer Kauf- und Verkaufsentscheidungen auf Kurssignale, und die andere Trader-Gruppe (die Commercials) hat die Kontrolle über diese Kurssignale erlangt. Es ist wohl keine Übertreibung, die Spekulanten als Marionetten und die Commercials als Marionettenspieler zu bezeichnen. Und man braucht wohl gar nicht erst zu erwähnen, dass diese Konstellation freimarktfeindlich ist.
Der vielleicht schlichteste Beweis dafür, dass die Commercials hier illegale Dinge tun, ist die Tatsache, dass sie sich gemeinsam bei ihren Aktionen abstimmen, auch „Kollusion“ genannt. Um ihre Pläne durchsetzen zu können, kommen die Commercials auch gar nicht um geheime Absprachen herum. Das Wörterbuch Merriam-Webster definiert Kollusion so: "geheime Absprache oder Zusammenarbeit, hauptsächlich in illegaler, betrügerischer Absicht". Doch wie könnte ich nun mit einfachen Mitteln beweisen, dass die Commercials Kollusion betreiben? Meiner Meinung nach dürften dafür schon die öffentlich erhobenen Marktdaten reichen.
Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass sich seit über 30 Jahren den Commitment of Traders Report (COT) als auch andere von der CFTC herausgegebene Berichte prüfe. In diesen COT-Berichten werden die wöchentlichen Veränderungen der über Nacht gehaltenen Positionen (also keine Day-Trades) aufgeschlüsselt und verschiedenen Gruppen von Marktteilnehmern zugeordnet. Im Grunde wird nach folgenden Kategorien unterteilt - Commercials und Spekulanten, jeweils groß und klein. Da wir wissen, dass die Spekulanten beim Kauf und Verkauf von Positionen auf Preissignale oder Emotionen vertrauen und zudem nicht untereinander in Verbindungen stehen, fallen sie bei der Suche nach Kollusionsverdächtigen aus dem Raster. Klar, die Spekulanten kaufen und verkaufen in der Regel zur gleichen Zeit, aber sie werden doch zweifellos keine gemeinsamen Absprachen treffen, um sich selbst finanziell zu schaden. Und die Commercials?
In 99% der Fälle kaufen und verkaufen die Commercials unisono. Einige Commercials mögen Long-Positionen haben, andere wiederum Short-Positionen; doch sie kaufen und verkaufen gemeinsam und synchron. Wenn ich mir Woche für Woche die jüngsten COT-Berichte anschaue, sehe ich, dass alle drei Commercial-Kategorien, die ich bei meinen Analysen der Handelsaktivität betrachte, immer geschlossen bestimmte Positionsmengen kaufen oder verkaufen (in der letzten Woche kam es bei den kleinen Commercials, den Raptoren, zu einer sehr seltenen Abweichung - deswegen schrieb ich auch "in 99% der Fälle“). In den Reihen der Commercials gibt es also so gut wie keine Konkurrenz: Sie kaufen alle, oder sie verkaufen alle. Einer für alle, alle für einen. Da die Spielstrategie der Commercials das Abzocken der Spekulanten ist, haben sie gar keine andere Wahl, als sich abzustimmen und gemeinsame Sache zu machen. Denn ohne Kollusion könnten sich die Commericals gar nicht erfolgreich mit den Spekulanten anlegen. Hier ein paar Beispiele, wie die Commercials Kollusion betreiben:
Allem voran machen sich die Commercials mit ihren Positionskäufen- und verkäufen nie gegenseitig Konkurrenz. Denn Konkurrenz ist das Gegenteil von Kollusion. Da alle Commercials vereint, freiwillig und vorsätzlich gegen die Spekulanten antreten, brauchen sie nicht um die besten Kurse zu kämpfen. Warum auch? Die Commercials wissen ja Folgendes: Wenn sie die Kurse nach oben oder nach unten manipulieren, werden die Spekulanten reagieren und schließlich von selbst auf die Commercials zukommen. Stark vereinfacht ausgedrückt (und der aktuelle Selloff ist ein perfektes Beispiel dafür): Die Commercials manipulieren die Preise nach unten - über Nacht bei sehr geringem Handelsvolumen und tagsüber durch Hochfrequenzhandel. Und dann warten sie einfach darauf, dass die Spekulanten mitziehen und verkaufen. Ein ganz einfaches Ursache-Wirkungs-Prinzip. Wenn das Handelsvolumen sehr gering ist, drücken die Commercials die Kurse unter die vor kurz zuvor herrschenden Stände und warten sie nur noch darauf, dass die Spekulanten in zunehmenden Mengen verkaufen.
Unter den Commercials gibt es ein stillschweigendes Abkommen, keine Konkurrenz hinsichtlich der Kurse entstehen zu lassen; sie haben gelernt, geduldig zu sein und die Spekulanten zu sich kommen zu lassen. Die Commercials bezwecken damit Folgendes: Sie wollen die Spekulanten demoralisieren und ein Umfeld schaffen, das die Spekulanten schließlich zum Verkauf ihrer Positionen treibt. Und sinkende Kurse treiben die Spekulanten zum Verkauf. Auf diesem Weg können die Commercials große Mengen Silberkontrakte zu niedrigeren Preisen aufkaufen und dann wieder große Mengen zu höheren Preisen verkaufen, und das machen sie nun schon seit Jahren. Das ist in etwa ihre Masche, die allein durch den Zauber gemeinsamer Absprachen funktionieren kann.
Einige meinen, dass die Märkte nun einmal so funktionieren würden. Das mag schon stimmen, doch die Märkte sollten und dürfen so nicht funktionieren. Terminmärkte sollten eigentlich der berechtigten Absicherung von Preisrisiken dienen, und nicht den abgekarteten Machenschaften einiger New Yorker Banken, die die Marktkurse drücken und die Spekulanten betrügen. Paradoxerweise schließen die gesetzlichen Bestimmungen für die US-Rohstoffmärkte solch abgesprochenes, unsportliches Verhalten aus; so gibt es beispielsweise eine spezielle Bundesbehörde - und zwar die CFTC - die nur zu dem Zweck gegründet wurde, Kollusion an den Märkten zu verhindern. Dass die Behörde sozusagen Betriebsferien macht, ist eine große Schande für sie und für uns.
Eines möchte ich an dieser Stelle ganz besonders deutlich hervorheben: Ich beschäftige mich hier mit der illegalen Kollusion an der COMEX, weil an dieser Terminbörse der Silberpreis (und der Goldpreis) bestimmt wird, und weil Analysten, die nicht sehen, was an der COMEX passiert, auch kein echtes Gesamtbild bekommen. Ich hatte allerdings auch nie dazu aufgerufen, COMEX-Terminkontrakthandel auf Grundlage von Margin-Konten zu betreiben. Das ist einfach nur töricht. Ein Silberinvestor hat nur dann eine echte Chance, wenn er auf lange Sicht das Eigentum am Metall anstrebt und den Kontrakt dafür voll bezahlt. Aber vielen fällt es schon schwer, vollbezahlte Terminkontrakte über lange Zeit zu halten - mit kreditbasierten Margenkonten wird das aber fast schon unmöglich.
Mir wäre es natürlich viel lieber, wenn die COMEX keine Kursmanipulationen zulassen würde; und ich mache auf die dort herrschenden illegalen Praktiken aufmerksam, damit diese nach Möglichkeit korrigiert werden können. Aber abgesehen davon würde ich keine Träne vergießen, wenn die COMEX schließen müsste. Wie ich an anderer Stelle schon erwähnt hatte, wäre ein solches Ereignis extrem positiv für die Kursentwicklung. Keine COMEX mehr bedeutet auch keine Kollusion und keine Manipulation mehr.
Da ich nicht an der COMEX spekuliere (das letzte Mal vor vielen Jahren), habe ich hier auch keine betriebsbedingte Neigung oder Vorliebe für die Spekulanten. Die Spekulanten haben, ebenso wie die Commercials, kein Recht, unlauter zu profitieren. Jeder Marktteilnehmer hat hingegen ein Recht auf faire Spielbedingungen und einen rechtmäßigen Spielverlauf. Marktkonzentration und Kollusion sind unvereinbar mit fairen und freien Märkten.
Beim aktuellen Preisverfall, beginnend am 28.Februar (als Silber bei 37 $ stand und Gold bei 1.785 $) bis hin zum COT-Bericht der letzten Woche, haben die Commercials unterm Strich 22.000 Silberkontrakte (110 Millionen oz) und ganze 75.000 Goldkontrakte (7,5 Millionen oz) an der COMEX gekauft. Die Spekulanten wurden überrumpelt und dazu gebracht, die genannte Anzahl an Positionen an die Commercials zu verkaufen, nachdem diese mithilfe gemeinsamer Absprachen die Kurse nach unten manipuliert hatten. In diesem Zeitraum hatte es auf der Welt keine nachweislichen Silber- oder Goldtransaktionen gegeben, die auch nur ansatzweise jenen Positionsmengen entsprechen würden, die an der COMEX die Besitzer wechselten. Zudem hatte es weltweit keine Veränderungen hinsichtlich des Angebots oder der Nachfrage gegeben, auf die sich ein solcher Kurssturz zurückführen ließe. Aus diesem Grund darf man mit Recht behaupten, dass die Preisfindung an der COMEX auf Grundlage des unverhältnismäßig großen Positionswechsels zustande kam (der in den COTs dokumentiert ist).
Nun möchte ich aus einer anderen Perspektive beleuchten, warum der jüngste Kauf von 110 Millionen oz Silber durch die Commercials mit Kollusion in Verbindung gebracht werden muss. 1997 kaufte Warren Buffett eine ähnlich große Menge Silber für Berkshire Hathaway. Es war einer der geschicktesten Käufe überhaupt, denn Buffett kaufte das Silber und der Silberpreis stieg über den gesamten Zeitraum hinweg trotzdem nur knapp um einen Dollar. Wie Buffett anschließend erklärte, kaufte er nie bei Kurshochs, sondern ausschließlich bei Selloffs. Er unternahm alles erdenklich Mögliche, um den Kursverlauf ruhig zu halten, was ansonsten in Anbetracht der Mengen eigentlich nicht zu erwarten gewesen wäre. Er brauchte um die 9 Monate für seine Silberkäufe. Man kann Warren Buffett oder jedem anderen Einzel-Trader unmöglich Kollusion unterstellen, wenn alleine und unabhängig gehandelt wurde. Jetzt wollen wir Buffetts Silberkauf mit jener ähnlich großen Position vergleichen, die die Commercials innerhalb der letzten 2 Monate an der COMEX gekauft haben.
Im Fall der jüngst erstandenen 110 Millionen oz (angesichts der Preisentwicklungen der letzten Woche wird diese Zahl sicher schon höher liegen) wurde das Silber von mehr als 40 verschiedenen Akteuren aus der Kategorie der Commercials gekauft. Aus diesem Grund ist Kollusion möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich. Warren Buffett, einer der versiertesten Investoren der Welt, schaffte es, diese Menge zu kaufen, ohne den Kurs um mehr als 20% steigen zu lassen. Im Gegensatz dazu kauften jetzt 40 verschiedene COMEX-Commercials eine ähnliche Menge, während die Kurse deutlich fielen - um ganze 8 $ oder aber um mehr als 20%. Als einzelner Marktakteur verursachte Buffett einen Silberpreisanstieg von 20% - und jetzt stecken 40 COMEX-Commercials, die als geschlossene Einheit auftraten, Warren Buffet in die Tasche, indem sie bei stark fallenden Kursen diese Menge in einem Bruchteil der Zeit kauften.
Und nicht nur das: Buffetts Silberkauf war nur eine einmalige Transaktion. Die zahlreichen Commercial-Akteure haben solche Aktionen am COMEX-Silbermarkt nun schon unglaublich oft durchgezogen - d.h gemeinsame Käufe bei sinkenden Kursen und gemeinsame Verkäufe bei steigenden Kursen. Ich bin der Überzeugung, dass diese Meisterstücke der Commercials nicht ohne Kollusion und nicht ohne das Austricksen der Spekulanten möglich wären. Die Tatsache, dass die Commercials immer gemeinsam bei sinkenden Kursen kaufen und immer als Gruppe bei steigenden Preisen kaufen, kann durch nichts anderes plausibel erklärt werden. Wir haben es hier ganz einfach mit Kursmanipulation und Kollusion zu tun. Sollte jemand eine plausibel klingende Erklärung dafür haben, wie dieses kontinuierlich auftretende Phänomen ohne Kollusion möglich wäre (d.h. die immer gleichen Verhaltensmuster in der Marktaktivität der Commercials), ich würde sie liebend gerne hören.
Lassen Sie sich nicht täuschen: Der Silbermarkt (und der Goldmarkt) wird durch illegale Trading-Methoden, Konzentration und Kollusion seitens der COMEX-Commercials manipuliert. Ein manipulierter Markt ist ein Markt, an dem betrogen wird. Der größte Einzelbetrüger am Silbermarkt ist JP Morgan, eine der wichtigsten Banken der USA. JP Morgan hat bislang mindestens 50 Millionen der 110 Millionen oz gekauft, wodurch die Größe der Short-Position dieser Bank jetzt möglicherweise auf die tiefsten Stände seit der Übernahme der Position von Bear Stearns (2008) gesunken ist. Es ist unmöglich, dass JP Morgan nicht in den aktuellen Schlag gegen den Silberkurs verwickelt ist wie auch in alle anderen abgekarteten Aktionen der COMEX-Commercials der letzten vier Jahre.
Die CME Group ist die Institution, die die Silbermanipulation entscheidend beförderte. Sie hat die Techniken des Hochfrequenzhandels geschaffen, deren Anwendung gefördert und auch die leicht festzustellende Kollusion unter den Commercials - die gleichzeitig die wichtigsten Kunden der CME sind - ignoriert. Ich bezweifle, dass es ohne JP Morgan und die CME Group noch Manipulation am Silbermarkt geben würde. Aber die Silberkurse werden nun einmal manipuliert und mit dieser Tatsache müssen wir jetzt zurechtkommen. Silber wurde manipuliert, als es bei 4 $ und bei 49 $ stand - und es wird auch beim heutigen Kursstand manipuliert. Der Silberkurs wird solange manipuliert bleiben, solange die konzentrierte Short-Position Bestand hat und die abgekarteten Trading-Methoden weiter angewendet werden.
Als Marktteilnehmer und Bürger kostet es Sie nichts, die Aufsichtsbehörden zu kontaktieren. Sie müssen nicht das Risiko eingehen und JP Morgan und die CME Group öffentlich als Betrüger bezeichnen. Sie haben aber das Recht und die Pflicht, den Aufsichtsbehörden eine Petition mit angemessenen, sachdienlichen Fragen zu schicken. Ich mache hier auf ein relativ neues Thema aufmerksam - und zwar darauf, dass das Verhalten der Commercials nichts anderes als Kollusion sein kann.
Dieses Thema geht einher mit meinen bekannten Fragen bezüglich der Konzentration, die im Silbermarkt auf der Leerverkäuferseite herrscht und die letztendlich dazu geführt hatte, dass die CFTC zuvor abgewürgte Untersuchungen wieder aufnahm. Schon damals 2011, bei den "unmöglichen“ Kurseinbrüchen um 30% bis 35%, war Kollusion seitens der Commercials im Spiel, aber dieser jüngste Markteinbruch scheint keinen Deut weniger von Kollusion geprägt zu sein. Es ist erstaunlich, dass jetzt immer mehr Indizien enthüllt werden, die für die Manipulation des COMEX-Silbermarktes sprechen, während gleichzeitig eine offizielle Untersuchung des Silbersektors im Gang ist.
Vor drei Jahren wurde Gary Gensler zum Chef der CFTC ernannt. Damals lobte ich ihn überschwänglich und nannte ihn den größten Chef seit Bestehen dieser Behörde. Ich habe immer noch keinen Zweifel daran, dass er der schlauste und markterfahrenste Chef ist, den die Behörde je hatte. Doch mit Blick auf den Silbermarkt ist er bislang ein absolutes Desaster gewesen. Er ignorierte den deutlich artikulierten Willen der Öffentlichkeit, indem er tausende Petitionen missachtete, die eine Positionsobergrenze von 1.500 Kontrakten für den Silbermarkt forderten, und er hatte nicht einmal den Anstand, über seine Behörde erklären zu lassen, warum so entschieden wurde.
Gensler hat nicht ein Wort zu den zwei gewaltigen Kursschlägen geäußert, die letztes Jahr den Silbersektor trafen - kein Wort darüber, wie das bei einem Rohstoff von globaler Bedeutung ganz ohne Manipulation und Kollusion überhaupt passieren kann. Hätte es sich um einen anderen Rohstoff gehandelt, so hätten er und seine Kommission nicht geschwiegen, was wiederum eine Missachtung der einheitlichen Anwendung des Rechts nahelegt. Schlimmer noch: Er ließ es zu, dass ein laufendes Verbrechen unsere regulierten Märkte weiter infizieren konnte, obwohl die Unterbindung solcher Verbrechen die oberste Aufgabe der Behörde ist.
Der Vorsitzende der Vollzugsabteilung, David Meister, ist jetzt seit fast anderthalb Jahren im Amt. Die Untersuchungen im Silbersektor wurden zwei Jahre vor seinem Amtsantritt aufgenommen, dennoch ist er jetzt für sie verantwortlich. Die erhobenen Manipulationsvorwürfe sind schon deshalb etwas Besonderes, weil sie sich auf Daten beziehen, die eigens von dieser Behörde veröffentlicht werden, und weil diese Daten Konzentration und Kollusion zeigen.
Das Ungewöhnlichste an all dem ist allerdings, dass dieses Verbrechen weiterhin andauert. Jeder Gesetzeshüter muss doch wissen, dass die Abwendung von direkt drohendem sowie zukünftigem Schaden für die Öffentlichkeit Vorrang vor der Vergeltung und Bestrafung längst geschehener Gesetzesübertretungen haben muss. Sollte der Vorsitzende der Vollzugsabteilung, David Meister, die von mir beschrieben Kollusion nicht nachvollziehen können, dann kann aber er vielleicht erklären, warum es die Commercials an der COMEX dann immer wieder schaffen - oder aber, warum übermäßige Marktkonzentration heute kein Problem mehr sein sollte.
ggensler@cftc.gov Vorsitzender Gensler
bchilton@cftc.gov Kommissar Chilton
jsommers@cftc.gov Kommissar Sommers
Somalia@cftc.gov Kommissar O’Malia
mwetjen@cftc.gov Kommissar Wetjen
dmeister@cftc.gov Vorsitzender Meister
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 09.05.2012 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.
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