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Edelmetalle Aktuell

26.08.2010  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach

Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.



Der bis Ende letzter Woche zunächst stetig steigende Goldpreis hatte seine Ursache zum einen  in Käufen von ETF-Investoren (siehe auch unten); vor allem halfen aber auch neue, eher spekulative Pluspositionen dem Metall auf die Sprünge. So kauften bis Ende letzter Woche die Anleger an der New Yorker Terminbörse beinahe 2,4 Mio. Unzen (75t!) Gold auf. In der Woche davor waren es schon einmal 27 Tonnen gewesen.

Am Ende führte dieses doppelte Kaufinteresse dazu, dass der Goldpreis am vergangenen Donnerstag 1.237,50 $ erreichte und damit den höchsten Stand der letzten sieben Wochen. Schlechte Wirtschaftsdaten aus den USA, zunächst vom Arbeits- und zuletzt auch noch vom Immobilienmarkt waren dabei die äußeren Anlässe für die Käufe, ließen sie doch die Anleger und Händler in den vermeintlich sichereren Hafen Gold flüchten.

An dieser insgesamt für Gold positiven Grundstimmung änderten auch vorübergehende Gewinnmitnahmen in den letzten beiden Tagen nichts. Nachdem der Preis gestern kurz auf 1.210 $ je Unze zurückfiel, stieg er später innerhalb weniger Stunden fast wieder auf den Höchstkurs des Berichtszeitraumes an.

Eine interessante Übersicht gab in der letzten Woche die Nachrichtenagentur Reuters in Bezug auf die Engagements großer amerikanischer Hedgefonds beim weltweit größten Gold-ETF, dem SPDR Gold Shares. Danach verfügte Ende des 2. Quartals der Fond Paulson & Co über Anlagen in Höhe von 3,8 Mrd. $ (das entsprach ca. 100t Gold und lag im Vergleich zum Vorquartal auf unverändertem Niveau); die Nummer 2 war mit großem Abstand Eton Park mit einer Anlagesumme von 800 Mio. $ (ca. 20t; ein Neu-Investment im 2. Quartal), gefolgt von Soros mit 608 Mio. $ (rund 15t, minus 0,75t im Vergleich zu Ende März). Dahinter folgten dann nur noch zwei kleinere Investments. Alles in allem verfügten die fünf Hedgefonds über rund 140t Gold und damit etwas mehr als 10% des insgesamt in dem SPDR Gold-ETF gebundenen Metalls.

Unabhängig davon war Ende Juni auch der Zeitpunkt, an dem die Bestände des SPDR ETFs mit 1.320 Tonnen ihren vorläufigen Höchststand erreicht hatten. Den ganzen Juli über ging es dann sachte, aber kontinuierlich abwärts. Mit Beginn des laufenden Monats drehte dann aber der Wind wieder und es gab frische Anlagegelder. Aktuell liegt der SPDR-ETF, der rund 2/3 der gesamten weltweit bisher vertriebenen Gold-ETFs ausmacht, bei 1.298 Tonnen.

Die Nachfrage nach Edelmetallbarren in Deutschland hat in den vergangenen beiden Wochen trotz diverser negativer Nachrichten zur Wirtschaftsentwicklung in anderen Ländern nicht zulegen können. Offensichtlich fühlen sich die deutschen Anleger angesichts der guten Nachrichten aus der heimischen Wirtschaft aktuell nicht gezwungen, in größerem Maße auf Gold als sicheren Hafen zu setzen. Hinzu kommt, dass sich in den letzten Wochen in der Presse die kritischen Stimmen zum Gold gehäuft haben. Insbesondere wurde immer wieder auch auf ein eher negatives charttechnisches Umfeld verwiesen. Diese Berichte könnten durchaus den einen oder anderen potenziellen Anleger dazu gebracht haben, mit Käufen jetzt erst einmal abzuwarten.

Wir sehen die kurzfristige Goldpreisentwicklung nicht so skeptisch wie manche technisch orientierte Analysten. Die neuesten Meldungen zur Wirtschafts- und Finanzlage in den USA und in wichtigen europäischen Ländern (einzige Ausnahme derzeit tatsächlich Deutschland) deuten nicht daraufhin, dass die nun schon seit zwei Jahren andauernde Krise ausgestanden ist; erst recht nicht, was die Entwicklung der staatlichen Schulden in vielen Ländern angeht. Dies - einhergehend mit einem wohl noch auf längere Sicht niedrigen Zinsniveau - sorgt beim Gold auch weiterhin für ein positives Umfeld. Die Risiken scheinen uns beim gelben Metall jedenfalls deutlich geringer zu sein, als bei den weißen Edelmetallen und da insbesondere bei den Platinmetallen. Letztere dürften im Falle weiterer Rückschläge für die globale Wirtschaft wegen der bei ihnen sehr viel stärkeren Bedeutung des industriellen Verbrauchs relativ gesehen mehr zu leiden haben.

Einem Versuch, das Gold in den nächsten Wochen und Monaten auf ein neues Allzeithoch zu hieven, wird die Neuproduktion der Minen nicht entgegenstehen: Aus China wurde zwar berichtet, dass die Ausbringung im ersten Halbjahr um fast 9% auf 159t gestiegen sei, gleichzeitig fiel aber die Produktion in Südafrika weiter und lag z.B. im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 5% niedriger.






Der Silberpreis war in den letzten beiden Wochen ausgesprochen volatil. Parallel zum Gold stieg die Notierung zunächst auf 18,63 $ an, musste dann aber - vor allem wohl wegen der sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten - kräftige Verluste auf nur noch 17,70 $ je Unze hinnehmen. Dabei drückte ein zu diesem Zeitpunkt nicht sehr positives charttechnisches Umfeld zusätzlich auf die Stimmung. Allerdings handelte es sich bei dieser Entwicklung wohl um eine klassische Bärenfalle: Nachdem der Preis gestern Nachmittag vom wieder steigenden Goldpreis mitgerissen wurde, mussten die vorher auf weiter fallende Kurse setzenden Spekulanten ihre Minuspositionen schnellstens eindecken. Der Kurs stieg dadurch innerhalb von nur zwei Stunden um 70 Cents an und auch heute setzte sich die Entwicklung weiter fort.

Silber ist derzeit in einer Zwitterposition: Einerseits ist das Metall vor allem ein Industriemetall und als solches im Falle von Rezessionsängsten anfällig für Verluste, auf der anderen Seite ist es (im Windschatten des Goldes) aber auch ein Investmentmetall, das von Anlegern als sicherer Hafen angesehen wird. Momentan scheint der letztgenannte Faktor zu überwiegen, wobei auch zu berücksichtigen ist, dass die Rezessionsängste derzeit größer zu sein scheinen als der tatsächliche Einbruch beim industriellen Verbrauch. Dieser ist- zumindest im Moment - gar nicht so schlecht und das nicht nur aufgrund der Sonderkonjunktur im Photovoltaikbereich.

Die Minengesellschaft Coeur d‘Alene teilte in der letzten Woche mit, dass die Produktionsunterbrechungen aufgrund von Protesten in der San Bartolome Mine in Bolivien beendet seien. Die Ausbringung in der weltgrößten Silbermine laufe nun wieder normal und Coeur bestätigte in diesem Zusammenhang die Vorhersage, dass man 2010 in dieser Mine trotz der erlittenen Einbußen 6,5 Mio. Unzen Silber produzieren wolle. Der weltweit größte reine Silberproduzent, Silver Wheaton, berichtete letzte Woche über einen Anstieg des Gewinns im letzten Quartal um 200%. Die Produktion werde in diesem Jahr bei 22,2 Mio. Unzen liegen. Für die Zukunft hat Silver Wheaton große Pläne: So soll die Produktion in den nächsten drei Jahren auf 38 Mio. Unzen ausgebaut werden. Näheres zu der Minengesellschaft findet sich unter den Links auf Seite 4 dieses Berichts.



Hohe Volatilität innerhalb einer relativ kleinen Handelsspanne: So lässt sich das Handelsgeschehen der letzten beiden Wochen auf dem Platinmarkt wohl am besten zusammenfassen. Die Berichtsperiode begann mit leichten Kursgewinnen, die zu einem Spitzenpreis von 1.544 $ je Unze führten. Neue negative Wirtschaftszahlen aus den USA (die Hausverkäufe lagen im Juli auf dem niedrigsten Niveau der letzten 15 Jahre) sorgten schließlich für einen Einbruch, der Kurse von 1.486 $ je Unze mit sich brachte.

Der gestrige starke Anstieg des Goldpreises sorgte dann aber auch bei den Platinmetallen für eine Trendwende, diese fiel aber angesichts der Konjunktursorgen nicht ganz so überzeugend wie beim Gold und beim Silber aus. Immerhin konnte sich das Metall bis heute aber wieder auf 1.517 $ befestigen und liegt damit in etwa in der Mitte der Handelsspanne der letzten beiden Wochen. In deren Umfeld, nämlich zwischen 1.545 $ auf der oberen Seite und 1.485 $ je Unze auf der unteren Seite sollte die Notierung auch in den nächsten Tagen erst einmal liegen. Falls das Metall, was wir eigentlich nicht erwarten, auf der oberen Seite ausbrechen sollte, wäre mittelfristig der Weg hin zu einem Test der Marke von 1.590 $ je Unze frei. Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es die nächsten Unterstützungslinien bei 1.455 $ und bei 1.440 $ je Unze.

Insgesamt war der August bis jetzt relativ nachrichtenarm und auch die letzten beiden Wochen machten da keine Ausnahme. Was den statistischen Teil anging, fehlten uns noch die Autoverkaufszahlen für Juli für Gesamteuropa. Traditionell hinkt die Veröffentlichung dieser Zahl hinter allen anderen Märkten deutlich hinterher und so war es auch diesmal. Zu allem Überfluss waren die Nachrichten zu diesem Thema dann auch noch alles andere als gut. Die wesentlichen Märkte verzeichneten allesamt ein dickes Minus, angefangen bei Deutschland, wo im Juli - wie schon im letzten Bericht erwähnt - 30% weniger Autos verkauft wurden; aber auch in Frankreich und Großbritannien (jeweils -13%), sowie in Italien und Spanien mit einem Rückgang von rund 25% im Vergleich zum Vorjahr ging es bergab. Im Durchschnitt wurde für Westeuropa ein Minus von 18% errechnet. Damit war der Juli wesentlich schlechter als der bisherige Jahresdurchschnitt, der nur 1% unter der Zahl vom Vorjahr lag.

Global betrachtet dürfte der Verbrauch an Platinmetallen durch die Automobilindustrie in diesem Jahr bis jetzt aber noch deutlich im Plus liegen. Wir schließen nicht aus, dass im Vergleich zu den ersten sieben Monaten des Jahres 2009 dieses Jahr bis zu 15 Tonnen mehr Platinmetalle von der Autoindustrie nachgefragt wurden. Neben der positiven Schmucknachfrage in China dürfte dies eine wichtige Stütze für die Preise der Platinmetalle gewesen sein.





Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die Investoren nach einem deutlichen  Absatzplus im 1. Quartal sowohl bei den ETFs, wie auch an den Terminbörsen, inzwischen nicht nur stark zurückhalten, sondern in den letzten Wochen sogar Teile ihre Bestände aufgelöst haben. Die deutschen Anleger, die 2008 nach Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise noch umfangreich Platin und Palladium in Form von Barren gekauft haben, waren gar nicht erst so weit gegangen wie die die Investoren im angelsächsischen Raum. Sie hatten auch schon im ersten Quartal, als aufgrund der Griechenlandkrise massive Käufe physischen Goldes einsetzten, die Platinmetalle links liegen gelassen.

Was die Minenseite angeht, gab es einige Meldungen, die unter den Links aufgeführt sind. Zusätzlich teilte der weltweit zweitgrößte Platinproduzent Impala mit, dass man sich nach langen Verhandlungen mit der Gewerkschaft auf eine Lohnerhöhung in der Region von 8% geeinigt habe und der befürchtete Streik so abgewendet werden konnte. Keine Einigung konnte bisher beim Thema Betriebsrenten erzielt werden, hier soll allerdings ein Vermittler eingeschaltet werden, neuerliche Streikdrohungen hat es in diesem Zusammenhang aber nicht gegeben.



Die Palladiumnotierung schwankte in den letzten beiden Wochen zwischen 470 $ und fast 500 $ je Unze. Das Metall stand  dabei unter dem Einfluss der anderen Metalle, eigene Impulse entwickelte es nicht.

Eine geplante Reise des russischen Premierministers Putin in die Stadt Norilsk, in der der weltweit größte Nickel- und Palladiumproduzent beheimatet ist, musste aufgrund schlechter Wetterbedingungen verschoben werden. In diesem Zusammenhang verstärkten sich wieder Gerüchte, dass der Staat versuchen könnte, Norilsk Nickel unter seine Kontrolle zu bringen. Derzeit ringen noch zwei Oligarchen, die jeweils 25% der Anteile an Norilsk besitzen, um die Kontrolle in der Firma.



Der von uns im letzten Bericht nicht ausgeschlossene Einbruch des Rhodiumpreises unter die Marke von 2.000 $ je Unze ist vorerst ausgeblieben. Stattdessen hat der zuletzt deutlich gefallene und auf diesem Niveau ja auch relativ günstige Preis bei der Autoindustrie nach deren Rückkehr aus dem Urlaub für steigende Nachfrage gesorgt. Von Händlern angebotene Metallmengen konnten so absorbiert werden. Die Notierung des teuersten aller Edelmetalle liegt deshalb derzeit unverändert bei 2.050 $ - 2.150 $ je Unze.

Ruthenium notiert eine Spur niedriger bei 165 $- 195 $; das Iridium bei 690 $ - 730 $ je Unze. Bei beiden Metallen sind keine erwähnenswerten Entwicklungen zu beobachten.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



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