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Entscheidungskriterien Vertriebsmodell, Rechtsform und Sitz eines Anbieters

29.12.2010  |  Dr. Jürgen Müller

Im Jahr 10 des Edelmetallbooms ist festzustellen, dass immer mehr Dienstleistungs-Anbieter auf den Markt kommen, bestehende Anbieter ihre Produkte ausweiten oder ihre Werbemassnahmen intensivieren. Das ist natürlich nicht verwunderlich, gilt es doch eine zurecht wachsende Nachfrage sinnvoll zu befriedigen. Erlauben Sie mir, im Folgenden meine persönliche Sicht der letzten Jahre Revue passieren zu lassen, bevor ich auf den eigentlichen Inhalt dieses Artikels komme.

Als Physiker und wirtschaftsgeologisch Forschender ist mir die reine Finanzdienstleistungsbranche nach wie vor etwas fremd geblieben, bin ich doch eher zufällig mit unseren Einkaufsgemeinschaften in diese "hineingeschlittert". Ausgangspunkt meiner persönlichen Erkenntnis im Jahr 2004 war das Buch "Das Greenspan Dossier" von R. Leuschel und C. Vogt. Als Mitgesellschafter eines Aktienclubs in Heidenheim kam mir daraufhin schnell die Idee, dieses Gemeinschafts-Prinzip auf Edelmetalle anzuwenden. Nachdem der Gesellschaftsvertrag in einer ersten Rohfassung entworfen war, stellte ich zudem erfreut fest, dass mit der damaligen Popp AG bereits ein ähnliches Angebot bestand, meine Idee sich also nicht so abwegig darstellte.

Nach Anfragen bei der örtlichen IHK, deren Zwangsmitglied ich als Geschäftsführer meiner damaligen Internetagentur sowieso war, sowie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (u.A. Dachorganisation der Investmentclubs in Deutschland) war klar, dass ich das Bafin um Prüfung des Vorhabens bitten musste. Diese Prüfung dauerte ca. 9 Monate, hatte jedoch zum Ergebnis, dass das Bafin kein zulassungsbedingtes Modell sah, da physische Metalle nach § 1 Kreditwesengesetz keine Finanzmarktprodukte darstellen. Somit konnte die Einkaufsgemeinschaft im Mai 2005 die ersten Einlagen entgegen nehmen. Über viele Monate hinweg waren mein Bruder, meine Frau und ich die einzigen Gesellschafter, sozusagen eine reine Müllerei Gekauft wurden Gold und Silber bei pro aurum in München. Gelagert wurde bei der Kreissparkasse Heidenheim, Filiale Gerstetten. Bereits auf der ersten Edelmetallmesse in München im Nov. 2005 stand ich Wacker im Sturm und pries mit damals 18 beteiligten Gesellschaftern und einem Investitionsvolumen von ca. 60.000,- EUR meine Idee an. Ob dieser Zahlen muss ich heute natürlich schmunzeln. Bis 2008 habe ich die Einkaufsgemeinschaften nebenberuflich betrieben, im April 2008 erfolgte der Verkauf der bereits erwähnten Internetagentur.

Um a) die Geschichte abzukürzen, b) Sie nicht zu langweilen und c) schneller auf die eigentlichen Punkte dieses Artikels zu kommen: Nach 5 1/2 Jahren Einkaufsgemeinschaft bin ich um viele Erfahrungen reicher geworden, habe sehr viele ehrliche Häute kennengelernt, jedoch auch Menschen, deren Reden und Handeln sich diametrial entgegen stehen. Die nominale Waage schlägt jedoch leider zur letzteren Gattung aus. Nur zwei kleine Beispiele: Ich kenne bzw. weiss von vielen Finanzdienstleistern, die selbst für sich und ihre Familien in Produkt A investieren, ihren Kunden jedoch Produkt B verkaufen, da sie dort einfach höhere Provisionen vereinnahmen können. Provisionen sind für mich persönlich daher eine Art Grundübel der Branche.

Leider schafft es das Modell der Honorarberatung nicht, weitere Akzeptanz in Deutschland zu erreichen, ist es doch das rundweg ehrlichere Modell. Zweites Beispiel Printmedien: Ich weiss direkt aus den Redaktionsstuben auch der als alternativ geltenden Publikationen (von denen ich das nie gedacht hätte), dass Anzeigenkunden in der redaktionellen Berichterstattung präferiert werden müssen, sei das Angebot auch noch so schlecht. Bessere Alternativen werden zumindest verschwiegen, im schlimmsten Fall sogar noch negativ dargestellt. Seit - gefühlt - ca. einem Jahr widerfährt uns als nichtwerbender Anbieter genau dies immer wieder. Selbst wo ich früher persönliche und menschliche Verbundenheit zu spüren glaubte, wird heute nichtmal mehr auf meine E-Mails geantwortet.

Meine Artikel haben daher auch immer wieder zum Inhalt, auf was Sie als Anleger achten sollten. Diese Tips entspringen demgemäß zumeist aus der Praxis von bestimmten Marktteilnehmern, bzw. dem was man so als "Interner" mitbekommt. Erfahrungsberichte von Betroffenen spielen hierbei natürlich ebenfalls eine große Rolle. Stets bemühe ich mich, diese Tips von unseren eigenen Angeboten abzukoppeln und absolut neutral zu formulieren, obschon mir selbstverständlich klar ist, dass eine gedankliche Assoziation beim Leser sehr wohl aufkommt. Ein Beispiel für die These meiner Neutralität möchte ich meinen Artikel "Investieren in Technologiemetalle" anführen, in dem ich sogar direkte Links auf alle mir bekannten Mitanbieter in diesem Segment nenne. Motto: Möge sich der geneigte Leser bitte selbst ein Bild über die Angebote machen. Können Sie mir Anbieter nennen, die direkte Links auf ihre Konkurrenten anbieten?





Doch nun zum eigentlichen Thema dieses Artikels. Das Vertriebsmodell, die Rechtsform und der Sitz einer Gesellschaft können ebenfalls ein Hinweis bzw. Kriterium für Investitionsentscheidungen sein.


Wird auf der Homepage eines Anbieters um Vertriebspartner geworben, ist klar, dass diese auch "branchenkonform" bezahlt werden müssen. Niemand anders als Sie als Anleger bezahlen diese Kosten. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus treten seriöse Anbieter tendenziell eher dezent nach aussen auf, während Anbieter, die pro Zeiteinheit eine maximal mögliche Marktdurchdringung anstreben, tendenziell mehr Aufwand und Geld in ihre Aussendarstellung investieren. Seriöse Anbieter streben nach meiner Erfahrung eher eine langfristig und kontinuierlich positive Entwicklung an, auch um z.B. ihre internen Strukturen dem Wachstums stets geordnet anpassen zu können.


Bei der Rechtsform geht es zumeist um das Thema Haftung bzw. um das Risiko. Wie gross ist die Haftungssumme des Anbieters? Hierbei stechen natürlich die britische Ltd. oder die Mischform der Ltd. & Co KG heraus, bei denen die Haftungssumme nach meinem Wissen nur ein Britisches Pfund betragen kann. Welches maximale Risiko hat der Anleger zu tragen? Ohne hier eine juristische Abhandlung verfassen zu wollen, jedoch um eine Brücke zum oben gesagten zu schlagen: Genau dies war in den letzten Wochen das Haar in der Suppe, auf welches sich einige Autoren berufen mussten, um unsere Einkaufsgemeinschaften negativ darzustellen.

Fakt ist jedoch, dass auch eine GbR sehr wohl haftungsbeschränkt sein kann, und zwar, wenn mit allen Handelspartnern im Außenverhältnis haftungsbeschränkende Verträge geschlossen wurden. Lesen Sie bitte hierzu das Merkblatt der IHK Bremerhaven "Beschränkung der Haftung bei der GbR". Genau diese haftungsbeschränkenden Verträge wurden mit den zwei Handelspartnern der Einkaufsgemeinschaft für Technologiemetalle GbR bereits geschlossen, wodurch die Haftungsbeschränkung nunmehr "de facto" aufgrund des Geschäftsmodelles besteht, wie auch "de jure", d.h. juristisch. Lesen Sie hierzu bitte auch unsere Seite Haftungsbeschränkung. Sinngemäß gelten die dortigen Ausführungen auch für die Einkaufsgemeinschaft für Gold und Silber, für die wir diese Verträge ebenfalls im neuen Jahr zeitnah anstreben werden.


Dieses Entscheidungskriterium ist natürlich reichlich subjektiv, und jeder Leser muss sich selbst Gedanken machen, inwieweit er meiner Meinung zustimmen kann. Mir persönlich erscheinen Anbieter, die ihren Sitz in steuerlich begünstigten Jurisdiktionen ausweisen, fragwürdig. Wenn zudem ein vermehrtes oder gar ausschließliches Auftreten ausserhalb dieser Jurisdiktionen erfolgt, werden die Fragezeichen nicht unbedingt weniger.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien alles Gute für 2011.

In eigener Sache: Unsere Einkaufsgemeinschaften konnten mit aktuell 115 Mio. EUR Anlagevolumen vor einigen Wochen die Grenze von 100 Mio. durchbrechen. Wie uns die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz als Dachverband der Investmentclubs inoffiziell bestätigte, sind wir damit volumenmäßig die größte private Anlegergemeinschaft in Deutschland. Am 15. Januar 2011 werden wir beim Börsentag Dresden mit einem Stand vertreten sein, und vom 18.-20. März 2011 auf der Invest in Stuttgart.


© Jürgen Müller
www.goldsilber.org, www.technologiemetalle.org


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