Jim Rogers über Politik, Geldmetalle und Abschwung
16.10.2012 | Presse
The Daily Bell freut sich, Ihnen dieses Exklusivinterview mit Jim Rogers präsentieren zu können.
Daily Bell: Schön, wieder mit Ihnen zu sprechen. Steigen wir gleich ein. Wohin ist Gold unterwegs? Richtung 5.000 $? Und wird Silber auf 350 $ steigen?
Jim Rogers: Ich bin nicht schlau genug, um das zu wissen. Ich selbst habe Gold und Silber, und aktuell gibt es viele Optimisten an diesen Märkten. Das Open Interest und all die Spekulanten, die Gold- und Silberpositionen haben, sind normalerweise ein besorgniserregendes Zeichen. Ich verkaufe mein Gold und Silber aber nicht, da können Sie sich sicher sein, es macht mir allerdings Sorgen, dass all diese Spekulanten am Markt sind.
Im Verlauf des Bullenmarkts werden die Gold- und Silberkurse noch viel, viel höher steigen. Der Bullenmarkt hat noch Jahre vor sich. Wie hoch sie steigen werden, weiß ich nicht; aber vielleicht lesen Sie ja Ihren Newsletter - ich zumindest lese ihn täglich - also lesen Sie ihn und Sie werden herausfinden, wohin Gold und Silber steuern. Ich bin nicht schlau genug, um das zu wissen.
Daily Bell: Die Marktaufsichtsbehörde CFTC hat gerade erst ihre Untersuchungen zur Manipulation des Silbermarktes eingestellt. Wird er tagtäglich manipuliert? Und macht das überhaupt einen Unterschied?
Jim Rogers: Es macht einen Unterschied und B) ich glaube nicht, dass er manipuliert wird. Es gibt Verschwörungstheoretiker, die sagen, der Markt wird manipuliert, aber das kaufe ich denen nicht ab. Und zwar hauptsächlich deshalb, weil dieser Markt nach Aussagen der Verschwörungstheoretiker dann schon seit ganzen 25 bis 30 Jahren manipuliert wird. Das hätte uns längst schon jemand erzählt. Ein solches Geheimnis lässt sich nicht bewahren, in diesem Fall müsste dann schon die ganze Welt voller Verschwörer sein - es müssten wohl zehntausende Menschen sein. In diesem Fall hätten wir es längst erfahren. Ich bin da ein wenig skeptisch.
Für mich persönlich macht es aber keinen Unterschied. Der Silberpreis wird deutlich steigen. Ich selbst besitze Silber, und wenn Leute versuchen würden, den Silberpreis künstlich zu drücken, dann sollen die das nur machen, weil er am Ende dadurch nur noch viel höher steigen wird. Wenn etwas unterdrückt wird, schließlich aber ausbricht - meine Güte - dann wird es raketenartig in die Höhe schießen. Man braucht sich nur die 70er Jahre anzuschauen. Der Goldkurs wurde über Jahrzehnte künstlich bei 35 $ gehalten. Am Ende hatte der Markt genug und er stieg um mehr als das 40-Fache.
Daily Bell: Wer sind die Goldeigentümer dieser Welt? Zentralbanken? Privatinvestoren? Mächtige Familien?
Jim Rogers: Laut den Statistiken sind wohlmöglich die Zentralbanken die größten Goldeigentümer der Welt. Ich weiß es nicht. Ich hab meine Hausaufgaben nicht gemacht oder keine dieser Statistiken gelesen, aber es scheint ganz so, als würden die Zentralbanken, wenn man den IWF und die US-Bestände einrechnet, doch recht viel davon besitzen.
Daily Bell: Ist Silber aktuell ein besserer Kauf als Gold?
Jim Rogers: Wie eben schon gesagt, ich sehe viel Spekulation im Markt; es macht mich nachdenklich, wenn ich sehe, dass die Spekulanten auf riesigen Long-Positionen an den Terminmärkten sitzen. Aber wenn ich irgendwann kaufen müsste, würde ich - basierend auf historischen Grundlagen - Silber kaufen. Gold ist nur ein paar Prozentpunkte von seinen Allzeithoch entfernt, Silber ist hingegen noch weit von seinem Allzeithoch entfernt - 30% oder 40%. Ich würde also eher Silber als Gold kaufen, aber im Moment kaufe ich weder das eine noch das andere.
Daily Bell: Wie steht es mit Papiergold und -silber, also ETF oder Futures?
Jim Rogers: Auch ich halte etwas Edelmetall über dem Rogers Index, aber persönlich bevorzuge ich viel eher die physischen Sachen, weil ich altmodisch und einfach gestrickt bin.
Daily Bell: Wie steht es mit Bergbauaktien? Sollte sie weiter gehalten werden, oder sie sind sie schon angezählt?
Jim Rogers: Wie es so mit den Aktien ist; wer eine gute Auswahl treffen kann, wird mit Aktien sicherlich viel mehr Geld machen als mit den eigentlichen Rohstoffen, aber man muss eben auch eine gute Auswahl treffen können. Studien zeigen, dass mit Goldaktien im letzten Jahrhundert mehr Geld verloren wurde, als in jedem anderen Sektor, einschließlich Eisenbahn und Fluglinien. Bei Gold- und Silberaktien muss man fähig sein, eine gute Auswahl zu treffen. Mark Twains Definition zufolge ist eine Goldmine ein Loch im Boden, auf dem ein Lügner sitzt. Wer die richtigen Aktien auswählen kann, macht aber auf jeden Fall deutlich mehr Geld; aber ich kaufe normalerweise keine Goldaktien, weil ich dafür zu wenig weiß und nicht schlau genug bin.
Daily Bell: Sie richten sich offenbar an Konjunkturzyklen aus. Können Sie unseren Lesern sagen, wie diese funktionieren und wer für sie verantwortlich ist?
Jim Rogers: Es hat keinen Sinn, dass allein die Zentralbanken und niemand anders in den letzten hundert Jahren für Konjunkturzyklen verantwortlich gewesen sein sollen. Die Zentralbanken waren nicht immer so mächtig. Größtenteils waren die Zentralbanken die Kreditgeber der letzten Instanz. Und dann gaben die Menschen ihre Macht an sie ab, vor allem in den letzten Jahrzehnten. In den letzten Jahrzehnten hatten dann vor allem die Zentralbanken den größten Einfluss auf die Konjunkturzyklen.
Wir Menschen machen unsere eigenen Fehler und verursachen unsere eigenen Probleme. Menschen reagieren eine Zeitlang überschwänglich und geben viel Geld aus, sie erhöhen die Kapazitäten und bevor man sich versieht, hat man Überkapazität – und das macht den Konjunkturzyklus aus. Das ist überhaupt nichts Ungewöhnliches, sondern einfach nur menschlich.
Daily Bell: Ohne Zentralbanken gäbe es also trotzdem Konjunkturzyklen?
Jim Rogers: Auf jeden Fall. Glauben Sie mir, es wird immer Konjunkturzyklen geben - mit oder ohne Zentralbanken. In der Menschheitsgeschichte hat es nicht immer Zentralbanken gegeben, aber es wird sie in der Menschheitsgeschichte auch wieder geben.
Daily Bell: Aber wären die dann genauso schlecht?
Jim Rogers: Eine wirklich gute Frage! Früher einmal, als die Zentralbanken noch nicht so mächtig waren, gab es noch Paniken, und die waren in der Regel von kürzerer Dauer. Die Leute wurden zu überschwänglich, die Jagdinstinkte wurden aktiviert und dann kommt es eben zur Panik. Die waren normalerweise kurz und schmerzlos. 1907 gab es eine große Panik in den USA, in Washington, in New York; alle hatten plötzlich große Probleme, aber es dauerte dann nicht sehr lang.
So sollte das System eigentlich auch funktionieren. Die Leute bekommen Probleme, man säubert das System und dann geht es weiter. Kompetente Menschen übernehmen die Vermögenswerte und Anlagen und dann geht es wieder los. Heutzutage, in Zeiten der Zentralbanken und des Staates, schreitet die Zentralbank ein, um alle zu retten, man lässt die Selbstreinigung des Systems nicht zu, so sollte der Kapitalismus aber eigentlich funktionieren. Die Zentralbanken bringen alles durcheinander, sie versuchen zu retten. Deswegen dauert die Rezession oder die Depression länger als damals. Um also Ihre Frage zu beantworten: Ja, die Zentralbanken machen es schlimmer, und nicht besser.
Daily Bell: Was halten Sie von reinen Fiat-Währungen wie beispielsweise Bitcoin?
Jim Rogers: Davon hab ich überhaupt keine Ahnung. Ich habe das Wort schon gehört, aber ich weiß nicht, wie es funktioniert.
Daily Bell: Was denken Sie über monetäre Ansätze und Ideen wie die von Silvio Gesell und Major Douglas?
Jim Rogers: Sie haben schon in der Vergangenheit nicht funktioniert und werden auch heute nicht funktionieren. Heute will doch keiner mehr Kommunist sein. Selbst ein Sozialist möchte keiner mehr sein - und wer noch ein Sozialist sein möchte, der möchte ein reicher Sozialist sein. Wenn die Welt im kommenden Jahrzehnt wirtschaftliche Probleme bekommt, werden auch solche Ideologien wieder in den Vordergrund treten. Die Menschen werden sehr unglücklich sein und nach Antworten suchen.
Sozialismus klingt ganz gut, besonders wenn Menschen leiden. Wird er funktionieren? NEIN! Er hat nie funktioniert. Kommunismus und Sozialismus sind schon viele Male gescheitert, und wenn die Lage schlecht wird, werden die Menschen mit Propagandabegriffen übers Ohr gehauen. Ich bin mir sicher, dass es zu einem Wiederaufleben aller möglichen durchgeknallten Wirtschaftstheorien kommen wird, wenn sich die Lage verschlimmert, aber keine wird am Ende funktionieren. Sie könnten bis zu den Machtpositionen durchdringen, aber am Ende werden sie nicht funktionieren.
Daily Bell: Möglicherweise wird es irgendwann enorme Preisinflation geben. Wann wird es Ihrer Meinung nach soweit sein?
Jim Rogers: Wir haben jetzt schon Inflation. Fast jedes Land der Welt hat die Inflation schon bestätigt. Indien, China, Norwegen, Australien - die meisten geben zu, dass es Inflation gibt, außer die Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten sagen, es gäbe keine Inflation. Das Bureau of Labor Statistics führt uns seit Langem in die Irre. Jeder, der einkaufen geht, weiß doch, dass es Inflation gibt und dass sie schlimmer wird. Ob nun Bildung, Unterhaltung oder das Gesundheitswesen - überall steigen die Preise. Weltweit steigt die Inflation, und es wird noch viel schlimmer, bevor es wieder besser wird.
Daily Bell: Wird 2013 ein gutes Jahr für Investitionen? Und falls nicht, warum?
Jim Rogers: Da hängt jetzt davon ab, in was man investiert. Für Baumwolle könnte es ein großartiges Jahr werden, Zucker könnte ein großartiges Jahr haben, Währungen konnten ein großartiges Jahr haben, für Aktien-Leerverkäufe könnte es ein großartiges Jahr werden. Anleihen? Ich denke nicht, dass es ein gutes Jahr für Anleihen wird.
Daily Bell: Neues Thema. Was denken Sie aktuell über China?
Jim Rogers: Seit drei Jahren versucht China, seine Wirtschaft langsam zu drosseln und man scheint damit auch Erfolg zu haben. Gleichzeitig hat der Westen, wie Sie wissen, zahlreiche Probleme. Da die westliche Wirtschaft zehnmal so groß ist, wie die chinesische, weiß man in China, dass man Probleme hat, wenn man dem Westen Geschäfte macht. Wenn man in China im Bereich Immobilien unterwegs ist, dann hat man wahrscheinlich schon Probleme. Die chinesische Regierung versucht nun seit über drei Jahren, die Immobilienblase zu vernichten, und es sieht so aus, als hätte sie Erfolg damit. Einige Teile der chinesischen Wirtschaft boomen und werden auch weiterhin boomen. Wenn man im Agrarbereich, Wasseraufbereitung oder Luftverschmutzung unterwegs ist, dann kann man in China ein Vermögen verdienen, weil die Regierung alles Mögliche unternimmt, um die Situation sauberer zu gestalten.
Wenn Sie mich also fragen, was ich über China denke, dann hat die Frage viele Aspekte. Ich denke, dass China zum wichtigsten Land des 21. Jahrhunderts werden wird. In den nächsten Monaten werden viele Leute in China Bankrott gehen und viele werden ihre Boom-Phase erleben.
Daily Bell: Destabilisiert sich die Wirtschaft?
Jim Rogers: Wenn man in China im der Immobilienprojektentwicklung ist, dann kann man Destabilisierung erleben, wenn man Bankrott geht. Das eigentlich Destabilisierende sind aber die amerikanischen Zentralbanken. Ich will noch einmal wiederholen, dass die Wirtschaften Amerikas und Europas zusammen mehr als 10-mal so groß sind, wie die chinesische Wirtschaft. Die chinesische Wirtschaft kann schwerlich die Welt destabilisieren.
Daily Bell: Und Europa? Auf welchem Weg sehen Sie Europa?
Jim Rogers: Europa hat viele Länder, und in den einen läuft es besser als in den anderen. Bulgarien konzentriert sich stark auf Landwirtschaft und hat seine staatlichen Strukturen gut umgebaut. Es wird sich in einer besseren Situation wiederfinden als beispielsweise Griechenland, wo die staatlichen Strukturen nicht umstrukturiert wurden und wo weiter viel Geld ausgegeben wird. Einige Länder Europas werden in Zukunft ernsthafte Probleme bekommen. Ich bezweifle, dass sich die europäische Wirtschaft in den nächsten Jahren gut entwickeln wird, auch in den USA wird es meiner Meinung nach im nächsten Jahr nicht gut laufen.
Daily Bell: Ist Austerität eine tragfähige Lösung?
Jim Rogers: Geld ausgeben, das man nicht besitzt, ist auf jeden Fall keine tragfähige Lösung; am Ende wird einem das Geld der anderen Leute ausgehen. Jetzt haben wir aber nicht wirkliche Austerität in Europa. Wenn man sich die Hochrechnungen anschaut, wird jeder Staat in Europa im nächsten Jahre höhere Defizite einfahren; nirgendwo gibt es echte Austerität. Diese Länder reden nur und machen trotzdem etwas anderes. Die Schulden steigen weiter und das ist keine Austerität.
Daily Bell: Wie ist die Situation in den USA? Steuert die Wirtschaft auf einen Double-Dip zu?
Jim Rogers: Ich bin nicht sicher, ob wir jemals aus dem letzten Abschwung rausgekommen sind. Die Arbeitslosigkeit ist höher als die meisten von uns sie jemals erlebt haben, und sie wird weiter steigen. Wir werden mit Sicherheit weitere wirtschaftliche Probleme in den USA bekommen. Ich vermute, 2013 und 2014 werden wieder schlechte Jahre für die Weltwirtschaft und auf alle Fälle für die US-Wirtschaft.
Daily Bell: Wer wird die Wahlen in den USA gewinnen?
Jim Rogers: Ich denke schon, dass Mr. Obama die Wahl gewinnen wird. Wenn man erst einmal an der Macht ist, kann man viel Geld ausgegeben, und Mr. Obama kann zum Beispiel in Ohio eine Menge Geld ausgeben. Seine Popularität in Ohio steigt, weil er dort Geld ausgibt. Und deshalb vermute ich auch, dass Mr. Obama gewinnen wird. Das heißt nicht, dass das gut für Amerika wäre oder gut für die Welt, aber ich vermute, er wird gewinnen.
Daily Bell: Was ist mit Ron Paul passiert?
Jim Rogers: Seine Kampagne war kein Erfolg. Er ist - stellvertretend für uns - bereit, den Zentralbanken den Kampf anzusagen, aber er hatte damit keinen Erfolg. In den Vereinigten Staaten ist es immer noch schwer, den Menschen, die Realität nahezubringen, weil die meisten Menschen, selbst die gebildeten, eine anderes Weltbild haben. Sie verstehen die wirkliche Welt nicht; sie verstehen Ökonomie oder Geschichte nicht. Ron Paul schon, aber er kann die Menschen davon nur schwer überzeugen - wie er deutlich gezeigt hat.
Daily Bell: Sie denken also, Obama wird die Wahl gewinnen. Was wird das mit Blick auf die US-Wirtschaft ändern? Wäre Mitt Romney da vielleicht besser?
Jim Rogers: Nein. Aus meiner Sicht sind sich Mr. Obama und Mr. Romney da gleich. Der eine ist aus Boston, der andere aus Chicago. Sie haben im Grunde dasselbe Weltbild, dieselbe Vorstellung davon, wie die Welt funktioniert. Solche Menschen haben uns in diese Situation gebracht. Ich weiß nicht, warum die Welt denkt, dass diese Männer unsere Probleme lösen könnten. Beide werden die Probleme nur verschlimmern.
Daily Bell: Befindet sich die Welt auf dem Weg zu einer Art globaler Depression?
Jim Rogers: Wie ich schon sagte, wenn man in China im Immobiliensektor ist und Bankrott geht, dann wird man schon etwas depressiv werden. Aber einige Teile der Weltwirtschaft, wie Landwirtschaft, werden boomen. Insgesamt betrachtet, erwarte ich für die nächste Zeit aber keine großartigen Dinge.
Daily Bell: Welche Fluchthäfen für's Geld gibt es noch? Wasser? Nahrungsmittel? Öl?
Jim Rogers: Landwirtschaft - ich bin überaus bullisch, was die Landwirtschaft angeht. Wasser? Ich würde eher kein Wasser besitzen wollen. Wenn man Wasser besitzt, und die Lage sich zuspitzt, dann wird es einem weggenommen. Es wird konfisziert und man wird vielleicht selbst ins Gefängnis gesteckt, weil man so etwas Unerhörtes wie Wasser besitzt.
Von einigen Ländern bin ich begeistert. Nordkorea, Angola - es gibt Länder, wo gerade aufregende Dinge passieren. Wenn man Landwirt ist, wird man gar nicht bemerken, dass Griechenland Bankrott geht. Sie werden sich darum nicht kümmern. Man werden einfach zu viel mit seiner Arbeit und dem Geld verdienen zu tun haben. Dasselbe gilt für den Bereich der Wasseraufbereitung.
Daily Bell: Wie werden die Nationalstaaten der Welt auf die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten reagieren? Werden sie auch in Zukunft Steuern erhöhen und inflationieren?
Jim Rogers: Sie werden inflationieren - das ist alles, was sie können. Sie werden Geld drucken. Sie werden auch von ihrer Macht Gebrauch machen, andere Menschen zu besitzen und über sie zu bestimmen. Sie werden Preis- und Devisenkontrollen einführen; nichts davon wird funktionieren. Die Situation wird dadurch nur verschlimmert, aber mehr fällt ihnen nicht ein. Sie werden die Schuld daran eine Weile lang anderen zuschieben; und dann werden sie Maßnahmen durchsetzen, die die Lage weiter verschlimmern. Und schließlich können wir nur hoffen, dass irgendjemand zu Sinnen kommt und, bevor wir ganz tief fallen, wieder durchstartet - ungeachtet der Politiker.
Politiker suchen immer nach einfachen Antworten. Deswegen tritt der Sozialismus auch in Abständen immer wieder in Erscheinung, oder quasi sozialistische Maßnahmen, weil auch die Menschen eine einfache Antwort wollen. Aber die einfache Antwort wird nicht funktionieren. Die einfachen Antworten funktionieren nie. Man wird es auf dem einfachen Weg versuchen und die Situation damit verschlimmern.
Daily Bell: Wird es noch weitere Kriege geben?
Jim Rogers: Aber ja. In der Geschichte hat es immer Krieg gegeben. Es gab keine Phase, in der es keinen Krieg, in irgendeiner Form, gegeben hätte. Politiker schieben gerne die Schuld auf andere; am einfachsten lässt sich die Schuld aufs Ausland schieben. Wenn die Spannungen also steigen, wird man mehr und mehr das Ausland dafür verantwortlich machen.
Der Blick auf die Geschichte sagt mir, dass Rohstoffenknappheiten zu Kämpfen und Kriegen führen. Und Rohstoffknappheiten zeichnen sich ab, und sie werden sich immer weiter verschärfen. Also wird es Kriege geben.
Daily Bell: Wie wird sich die Lage im Nahen Osten entwickeln? Planen die USA und die Nato, dieses Gebiet vorsätzlich zu destabilisieren? Gibt es eine Art Plan, einen Glaubenskrieg herbeizuführen?
Jim Rogers: Ich weiß nicht, ob es einen Plan gibt. Irgendwelche Machiavellisten könnten planen, Spannungen zu erzeugen und einen Krieg auszulösen, aber ich glaube nicht, dass wirklich ein Plan dafür vorliegt. Die Israelis sagen, sie möchten den Iran bombardieren, was einen Krieg auslösen könnte, aber ich glaube nicht, dass eine Regierung einen Plan hat, einen Krieg auszulösen.
Wird es also Krieg im Nahen Osten geben? Das ist eine andere Frage. Diese Länder scheinen Fehler zu machen, und wenn es wirtschaftliche Probleme gibt, dann scheint es immer zu einem Krieg zu kommen, und das ist der passende Ort dafür. Die Akteure machen Fehler und somit scheint es unausweichlich.
Daily Bell: Wie sollten sich die Menschen in Anbetracht all dieser Schwierigkeiten verhalten?
Jim Rogers: Sie sollten sehr vorsichtig sein. Sich mit Geschichte beschäftigen und auch etwas mit Wirtschaft, und schauen, wie sich die Dinge am Ende entwickeln. Man sollte sich vorbereiten. Sie sollten unbedingt einen professionellen Berater haben und dann müsste es schon werden. Man sollte sicherstellen, dass sich die eigenen Investitionen gut entwickeln. Man sollte in ein anderes Land ziehen, wenn einem das eigene Land Sorgen bereitet.
Daily Bell: Und was machen Sie?
Jim Rogers: Ich habe Rohstoffe und Währungen. Ich shorte Aktien. Ich bringe meinen Kindern Mandarin bei. Meine beiden Kinder sprechen perfekt Mandarin. Im 21. Jh. werden Mandarin und Englisch die wichtigen Sprachen sein. Wir sind nach Singapur gezogen, damit meine Kinder Mandarin lernen und sprechen konnten. So lebe ich. Wenn Sie in 30 Jahren mit mir sprechen, werden ich Ihnen erzählen können, ob es so gut läuft oder nicht.
Daily Bell: Werden Sie noch weitere Bücher schreiben?
Jim Rogers: Ja. Im Februar wird ein Buch mit dem Titel "Street Smarts" herauskommen. Erst letzte Woche wurden Fotos für den Einband gemacht.
Daily Bell: Könnten Sie den Lesern noch mitteilen, was Sie am meisten an The Daily Bell und unserem Analysestil mögen?
Jim Rogers: Ich lese die Seite jeden Tag, also muss ich sie irgendwie interessant finden.
Daily Bell: Noch eine abschließend Anmerkung?
Jim Rogers: Man sollte sehr vorsichtig sein. Die Zeiten sind sehr gefährlich, und es wird schlimmer.
Daily Bell: Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
Jim Rogers: Es war mir eine Freude.
© Anthony Wile
www.thedailybell.com
Dieser Artikel wurde am 14.10.2012 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.