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Gold-Silber-Ratio / Silber nähert sich Bullenmarktphase 2

18.02.2011  |  James Turk

An den Edelmetallmärkten schneidet Silber am besten ab. Sein Preis stieg schneller als der des Goldes. In einem Bärenmarkt passiert das Gegenteil. Der Silberpreis fällt schneller als der des Goldes. Der folgende Chart für das Gold-Silber-Verhältnis verdeutlicht dieses Phänomen.

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Auf dem Hoch des letzten Edelmetall-Bullenmarktes im Januar 1980 konnte man für 17,4 Unzen Silber eine Unze Gold kaufen. Danach dreht das Verhältnis um und begann wieder zu steigen. Im Februar 1991 brauchte es 101,8 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu bekommen. Der Silberpreis lag bei nur 3,50 US-Dollar/Unze, seit dem vorhergehenden Bullenmarkt-Hoch war er um 93% gesunken.

Silber war damals "spottbillig", aber billiger wurde es nicht mehr. Silber schaffte die Wende, als es von "Value-Investoren" als Schnäppchen wahrgenommen wurde. Seither ist der Silberpreis meist gestiegen - und stärker als der Goldpreis, dessen Entwicklung spektakulär verlief. Die Folge war und ist ein langfristiger Abwärtstrend im Silber-Gold-Verhältnis. Silber schneidet also seit 1991 besser ab als Gold.

Letzte Woche erreichte das Verhältnis kurz 45 und schloss am Freitag (11.02.) bei 45,3. Das war der niedrigste Tages- und Wochenschlussstand in diesem Verhältnis seit Februar 1998 - ein wichtiges Datum. In jenem Monat ließ Warren Buffett verlauten, er habe 130 Millionen Unzen Silber erworben. Die Spuren seiner Marktaktivität zeigen sich im Chart oben.

Seinen Auskünften können wir entnehmen, dass er Silber bei ca. 4 US-Dollar im Juli 1997 zu kaufen begann. Doch schauen Sie, was mit dem Verhältnis passierte, als Buffett seinen Silbergroßbestand in den Folgemonaten akkumulierte (nach Buffetts Ankündigung erreichte diese Entwicklung ihren Höhepunkt): Das Gold-Silber-Verhältnis fiel um fast 50%, so dass es nur noch 41,3 Unzen Silber für eine Unze Gold brauchte. Silber schnitt deutlich besser als Gold ab - wie auch schon in den vorhergehenden Monaten, was sich im Chart oben anhand des beeindruckenden Rückgangs im Verhältnis zeigt.

Jetzt befindet sich das Verhältnis an einem wichtigen Punkt. Es durchbricht die Unterstützung, die im Chart oben durch die rote Linie gekennzeichnet ist.

Bisherige Versuche, diese Unterstützung zu durchbrechen, scheiterten, und in der Konsequenz trat das Verhältnis (innerhalb seiner Handelsspanne, siehe rote Parallelen) auf der Stelle. Diese Handelspanne scheint jetzt ausgereift und "bereit zur Ernte".





Natürlich kann keiner sagen, wie sich das Marktgeschehen in Zukunft entwickeln wird. Ich gehe aber davon aus, dass das Verhältnis diese Unterstützung schließlich durchbrechen wird - ein Ereignis, auf das ich nun schon seit vielen Jahren geduldig warte.

Sollte ich Recht behalten und das Verhältnis durchstößt den niedrigen 40er-Bereich und sinkt unter den Buffett-Punkt, dann gibt es kein klares kurzfristiges Ziel mehr. Angesichts des im Chart oben ersichtlichen Momentums und der bullischen fundamentalen Faktoren, die aktuell beim Silber wirken - wie etwa die beispiellose Backwardation - scheint ein Absinken in die tiefen 30er als sehr wahrscheinlich - ich will jedoch nicht ausschließen, dass das Verhältnis sogar noch weiter fallen kann.

Ein langfristiges Ziel für dieses Verhältnis ist 17. Das ist ungefähr der durchschnittliche Kurs, zu dem die beiden Edelmetalle, vor der Einführung der Fiat-Währung 1971, über hunderte Jahre hinweg getauscht wurden.

Die beispiellose Backwardation beim Silber signalisiert eines ganz deutlich: Das Potential für einen massiven Short-Squeeze baut sich aus. Sollte es zu einem Squeeze kommen - und meiner Meinung nach wird dieser immer wahrscheinlicher - wer weiß, ob sich dann nicht vielleicht ein Verhältnis von 17:1 einstellt.


Silber nähert sich Phase 2 seines Bullenmarktes

Damals im April 2007 schrieb ich über die drei Phasen, die sich bei jedem Bullenmarkt zeigen. Damals näherte sich Gold dem Ende der Phase 1. Der Goldpreis lag damals bei ca. 690 US-Dollar und somit weit unter seinem 850 US-Dollar-Rekordhoch, das im Januar 1980 erreicht wurde. Ich war folgender Ansicht: "Gold scheint bereit für ein neues Allzeithoch. Wenn es dazu kommt, beginnt die Phase 2. In der nächsten Phase wird jedoch keine große Aufgeregtheit hinsichtlich der Goldpreise herrschen, denn die tritt erst ab Phase 3 auf. Aufmerksam werden die Leute jedoch, wenn Gold ein neues Allzeithoch erreicht - und erst recht, wenn es die vierstellige Preismarke durchbricht."

Ich hatte auch eine Aktualisierung dieses Artikels verfasst (im Jahr 2009, "Willkommen in Phase 2 des Bullenmarktes") - nur zwei Monate nachdem Gold die 1.000 US-Dollar-Marke überschritten hatte. Bezug nehmend auf die sich damals einstellende Stimmungsänderung, merkte ich an, dass Gold nun ganz anders behandelt wurde.

"Während der ersten Phase eines Bullenmarktes kümmern sich die Medien und die meisten Investoren hauptsächlich um Vergangenes und weniger um zukünftiges Potential. Innerhalb des letzten Jahrzehnts hat man daher auch alle möglichen Gründe gegen Goldbesitz zu hören bekommen. [...] Zwischen dieser Phase und der ersten besteht jedoch ein wichtiger Unterschied: Schauen Sie, wie viele Leute jetzt über Gold schreiben und reden. Gold hat sich wegbewegt von der Apathie und der Vernachlässigung - Kennzeichen der Phase Eins - hin zu mehr Aufmerksamkeit.

Wichtig hierbei ist jedoch, dass sich die heutige Aufmerksamkeit nicht darauf richtet, Gold anzunehmen, seinen relativen Wert zu bestimmen und zu analysieren, sie gründet eher auf weitverbreitetem Zweifel und Skeptizismus hinsichtlich der Frage, ob Gold überhaupt noch weiter steigen kann. Das sind exakt die Reaktionen, die man von Phase Zwei auch zu erwarten hat."

Mein Fazit war, dass Gold zu einem zukünftigen, noch ungewissen Zeitpunkt in Phase 3 übergehen wird, nämlich dann, "wenn Gold über keinen guten relativen Wert mehr verfügt".

In den beiden zitierten Artikel ließ ich Silber unerwähnt. Aber auch dieses Metall durchläuft drei Phasen, doch Silber steckt immer noch tief in Phase 1, die im Februar 1991 begann, nachdem Silber auf 3,50 US-Dollar eingebrochen war. Vom Januar-Hoch 1980 aus gemessen (50 US-Dollar), hatte Silber damals einen 93%-igen Preisverfall hinter sich. Aber wie wir im folgenden Chart sehen können, ist Silber seither stetig gestiegen.





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Dieser Chart zeigt ein enormes Akkumulationsmuster, hier durch die grünen Kurven markiert. Dieses Muster erzählt eine lange Geschichte von schwachen und starken Marktteilnehmern - und vor allem davon, dass Silber über die Zeit hinweg immer weniger von der ersteren und immer stärker von den letzteren dominiert wurde.

Von seinem im Januar 1980 erreichten 50 US-Dollar-Hoch wurden die schwachen Marktteilnehmer auf dem Weg zum 3,50 US-Dollar-Tief (Februar 1991) abgeschüttelt. Gleichzeitig wurde die Akkumulation durch starke Marktteilnehmer (sie kauften, weil sie erkannt hatten, welch großes Schnäppchen Silber war) zur dominanten Kraft. Ihre Kaufkraft war stärker als der durch schwächere Teilnehmer erzeugte Verkaufsdruck - und Silber reagierte darauf mit steigenden Preisen. Das waren klassische Entwicklungen für die Phase 1 - aber jetzt kommt der wichtige Punkt.

Silber befindet sich immer noch in Phase 1. Und solange es nicht die 50 US-Dollar-Marke überschreitet, wird es auch nicht in Phase 2 übergehen - so wie auch Gold erst in Phase 2 überging, nachdem es sein vorhergehendes Hoch von 850 US-Dollar überschritten hatte.

Ich gehe davon aus, dass Silber dieses Jahr die 50 US-Dollar-Marke überschreiten wird - und diese Ansicht äußerte ich zum ersten Mal in meinem "Ausblick 2010".

Zugegeben: Ich war ein wenig früh mit meiner Prognose, wann Gold in Phase 2 übergehen würde. Es ist also möglich, dass ich mit meiner Prognose - dass Silber in diesem Jahr Phase 2 seines Bullenmarktes erreichen wird - vielleicht auch etwas zu früh bin. Ungeachtet des Timings ist aber eine Sache klar: Da sich Silber immer noch in Phase 1 befindet, hat es auch weiterhin einen guten Wert.


© James Turk
GoldMoney - der bessere Weg Gold und Silber zu kaufen.

Dieser Artikel erschien am 14.02.2011 auf www.fgmr.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.