Gold & Silber: Aufwärtstrend mit Vorsichtsmaßnahmen
07.01.2013 | Clive Maund
Goldmarkt Update
Wen will die Fed denn nur verarschen mit ihren unklaren Andeutungen, sie könnte QE und Staatsanleihenkäufe stoppen? Würde sie das ernsthaft in letzter Minute noch versuchen, dann würde sie auch die Anleihe- und Aktienmärkte einbrechen und die Zinssätze durch die Decke gehen lassen - und das weiß die Fed auch. Das wäre so, als würde sich der Kapitän der Titanic eine Flüstertüte schnappen und verkünden "Können Sie den Eisberg da drüben sehen? Wir fahren jetzt genau drauf zu.” - vielleicht hat er das ja sogar getan, obwohl das auch nicht mehr wichtig ist.
Es sieht also ganz, als würde die Zentralbank für ihre Kumpanen eine paar Störmanöver einbauen, gerade mit Blick auf den Rohstoffsektor. Wie dem auch sei, hinsichtlich QE wird die Fed dieses Jahr ernstzunehmenden Wettbewerb bekommen, da sich Japan als großer QE-Newcomer in die Schlacht stürzt; es sieht also kaum danach aus, dass sich die Fed in dieser Phase von QE verabschieden wird. Es ist schon irgendwie tragikomisch, wie die meisten Investoren an jedem Wort der Fed hängen, als wären sie in Wirklichkeit Götter - und nicht Elitegauner, die sich selbst nach jahrelangen Dienstvergehen in eine ausweglose Situation befördert haben.
Das heftige Auskehren gegen Ende letzter Woche (eine panische Reaktion, die sich vermutlich darauf zurückführen lässt, dass die Fed Investoren aufschreckte) scheint für eine weitere Gelegenheit gesorgt zu haben, Positionen im Edelmetallsektor aufzustocken, bevor der nächste große Aufwärtstrend einsetzt. Wie wir gleich noch sehen werden, gibt es deutliche Hinweise darauf, dass der Kurseinbruch im Tageshandel am Freitag das Ende der seit Anfang Oktober laufenden Korrektur markiert haben könnte.
Wie wir in unserem 6-Monate-Chart für Gold unten sehen können, führte der steile Rücksetzer von Freitag den Kurs GENAU auf die untere Linie unseres zuvor abgesteckten Kanals. Und jetzt schauen Sie, was dann passierte: Gold prallte von dort aus bei robustem Volumen wieder nach oben ab und ging fast unverändert aus dem Handelstag; und es ist kein Zufall, dass beim Silber Ähnliches passierte. Dieser große Bull-Hammer ist ein Hinweis darauf, dass der Abwärtstrend vorüber ist und dass eine Kurswende kommt. Schauen Sie, wie der C-Wellen-Rücksetzer der dreiwelligen A-B-C-Korrektur eine ganz ähnliche Stärke wie die A-Welle hat - ca. 120 $. Es sieht ganz so aus, als hätte Gold sein finales Tief erreicht, von dem aus es jetzt steigen dürfte.

Der 7-Jahre-Chart für Gold (er weißt aus technischer Sicht kaum Veränderungen im Vergleich zum letzten Update auf) zeigt, dass sich das gelbe Metall gut in seinem langfristigen Aufwärtstrend hält; für langfristige Goldinvestoren gibt es also kaum Grund zur Sorge. Die großen Goldinvestoren können also ganz entspannt ihre so wichtigen Freizeitaktivitäten wieder aufnehmen – wie Angeln oder in Las Vegas rumhängen. Die einzige Vorkehrung, die man sicherheitshalber treffen sollte, wäre ein Stop unter dem wichtigen Widerstand bei 1.500 $, um sich gegen das schlummernde Risiko einer deflationären Implosion abzusichern, die aus einem weiteren Kollaps des immer noch extrem fragilen Bankensystems hervorgehen könnte. Dieser würde aber so gut wie alles mitreißen.

Die jüngsten COT-Charts zeigen, dass sich die Short-Positionen der Commercials und die Long-Positionen der großen Spekulanten im Mittelfeld befinden, nachdem sie in den letzten Wochen deutlich geschrumpft waren. Diese Positionen haben aktuell keine Stände, die eine umfangreiche Rally verhindern würden.

Der jüngste Hulbert-Gold-Sentiment-Chart (mit freundlicher Genehmigung von www.sentimentrader.com) zeigt, dass sich die Marktstimmung seit dem letzten Update deutlich verschlechtert hat, was eine wirklich gute Nachricht für die Gold-Optimisten ist, denn die Masse ist pessimistisch. Dieser Stimmungsindikator hat aktuell Stände erreicht, die in der Regel während einer Talsohle und einer Kurswende vorherrschen.

Mit Blick auf Gold bleibt der Dollar nach wie vor ein Rätsel. Gegen Jahresende hatten wir eine Dollar-Rally erwartet, obgleich der Abschluss eines Kopf-Schulter-Tops anzustehen schien; die Gründe dafür waren die deutliche pessimistische allgemeine Haltung und die Tatsache, dass die Commercials eine große Long-Position der Commercials aufgebaut haben. Wie wir im 18-Monate-Chart sehen können, hatte der Dollar letzte Woche starke Kurssteigerungen zu verbuchen.

Der jüngste Dollar-COT-Chart (mit freundl. Genehmigung von www.sentimenttrader.com) bleibt weiterhin deutlich positiv, was normalerweise negativ für Gold wäre. Dies könnte jedoch ein Vorzeichen weiterer Verwerfungen und Kämpfe in Europa sein, in diesem Fall könnten der Dollar und Gold gemeinsam steigen.

Die andere und gefährlichere Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen müssen: Die hohe Dollar-Long-Position der Commercials könnte eine Warnung sein, dass ein Ansturm auf Cash ansteht, der durch ein plötzliches Wiederauftauchen einer großen Bankenkrise ausgelöst werden könnte.
Trotz anhaltender Bailouts und der Ausgabe fast unverzinsten Geldes sind die Bilanzen vieler Banken ein Trümmerhaufen, sie sind vollgestopft mit schlechten und sich verschlechternden Anlagen. Die Situation könnte schnell außer Kontrolle geraten und sich zu einer Krise sowie deflationären Implosion ausweiten, gegen die 2008 ein Spaziergang wäre. Ich will hier ein wenig vom Thema abweichen und Ihnen eine Geschichte erzählen, die die Wucht und die Unvorhersehbarkeit dieser Krise verdeutlichen dürfte.
Als Kind sah ich einen Film über zwei hartgesottene Kriminelle, die langjährige Haftstrafen absitzen mussten. Ihn wurde Straferlass angeboten, wenn sie zwei LKW mit gefährlich instabilem Nitroglycerin über ein Gebirge zu einem Damm fahren würden, wo es benötigt wurde. Die Jungs schwitzen in Strömen, als sie ihre Trucks so sanft wie möglich über die Bodenwellen und Schlaglöcher steuerten. Das Zeug konnte jeden Moment explodieren, wenn es zu stark bewegt wurde.
Ein Fahrer war nicht vorsichtig genug oder hatte zu wenig Glück; sein Truck explodierte, ihm blieb nicht einmal die Zeit für ein letztes Gebet. Der andere kam durch. Hinsichtlich des Bankensystems und der Derivatemärkte haben wir jetzt eine ganz ähnlich gefährliche Situation. Die Zentralbanken steuern Richtung Hyperinflation - in diese Richtung geht es auch; wenn es ihnen aber nicht gelingt, die Banken zu sichern und einen Zusammenbruch aufzuhalten (wegen der starken Zersetzung der schlechten Anlagen könnten sie tatsächlich nicht mehr der Lage sein, einen solchen Einbruch aufzuhalten), dann könnten wir eine extrem schnelle Implosion erleben, bei der buchstäblich alles einsackt.
Der Dollar würde aber aufgrund der Massenliquidierungen steil steigen. Und das könnte die Warnung der hohen Dollar-Long-Position der Commercials sein. Es könnte jederzeit und ohne große Vorwarnung zu einer solchen Implosion kommen; und deshalb sollten Sie die rote Linie beim Gold bei 1.500 $ und beim Silber bei 25 $ bis 26 $ ziehen; sollten diese Stände nicht halten, sollten ihre Stops oder Absicherungspositionen aktiv werden. Aber solange der Truck nicht explodiert und das Spiel am Laufen gehalten werden kann, solange befinden sich Gold und Silber auf dem Weg zu einem in Kürze anstehenden großen Aufwärtstrend.
Silbermarkt Update
Nach dem Fed-Schrecken von Donnerstag hatte Silber am Freitag vorerst deutliche Kursverluste zu verbuchen, anschließend setzte das Metall allerdings zu einer drastischen Kehrtwende an und ging fast unverändert aus dem Handelstag. In Silber-Chart blieb ein Bull-Hammer zurück - ein Hinweis darauf, dass das finale Tief der Korrektur möglicherweise erreicht wurde.
Dieser Kursentwicklung lässt sich detailliert in unserem 6-Monate-Chart verfolgen; der positive Schlussstand von Freitag bedeutet auch, dass die Unterstützung der unteren Trendlinie hielt. Es sieht ganz so aus, als hätte die klassische dreiwellige A-B-C-Korrektur, die seit Anfang Oktober läuft, nun ihr Ende erreicht; interessanterweise hatten die A- und die C-Welle eine ganz ähnliche Stärke - was bei diesen dreiwelligen Korrekturen aber häufig der Fall ist.

Wenn unsere Beobachtungen korrekt sind, dann können wir uns auf einen neuen großen Aufwärtstrend freuen, der hier seinen Anfang nimmt. An diesem Punkt können sich auch noch neue Käufer darüber freuen. Diese Entwicklung verheißt ebenfalls Gutes für die Silberaktien. Vergessen Sie nicht, dass die Reaktion von Oktober bis jetzt nur eine Korrektur der Impulswelle ist, die sich in den Monaten August und September eingestellt hatte. Mit dieser Welle wurde auch der Ausbruch aus einem potentiellen Sinkenden Dreieck (negatives Kursmuster) geschafft, das wir im 7-Jahre-Chart sehen können.
Der 7-Jahre-Chart macht einen positiven Eindruck; er zeigt, dass die Silber-Bullen nichts zu befürchten haben, solange die überaus wichtige Unterstützung im Bereich von 25 $ - 26 $ nicht bricht. Falls das passiert, ist es Zeit, sich aus dem Staub zu machen.

Ansonsten scheinen wir uns an einem klassischen “Kaufpunkt” zu befinden. Denn nach dem Ausbruch aus dem Sinkenden Dreieck im August/ September zog sich Silber in einen Bereich zurück, der jetzt als Unterstützung am oberen Ende des Dreiecks dient. Silber müsste jetzt von hier aus Fortschritte machen, und der Bull-Hammer von Freitag ist ein Hinweis darauf, dass das auch passieren wird. Sollte es in den kommenden Wochen weiterhin seitwärts/ abwärts driften, dann wäre es auch weiterhin eine Kaufgelegenheit - bis zum grünen "Kaufkreis“ oberhalb und am wichtigen Unterstützungsniveau bei 25 $ -26 $ sowie oberhalb der langfristigen Kanal-Unterstützungslinie (siehe Chart).
Der jüngste Silber-COT-Chart zeigt Folgendes: Obwohl die Short-Positionen der Commercials und die Long-Positionen der großen Spekulanten im noch im erhöhten Bereich sind, so haben sie sich in den letzten Wochen dennoch so gemäßigt, dass ein erneuter Fortschritt möglich ist.

Die Aussichten beim Gold sind denen beim Silber sehr ähnlich. Viele Punkte, auf die im Goldmarkt Update eingegangen wurde (gerade was den Dollar betrifft), treffen genauso auch auf den Silbermarkt zu und werden an dieser Stelle nicht wiederholt.
Bevor wir schließen, soll aber noch einmal erwähnt werden, dass die Bedeutung der Unterstützung im Bereich von 25 $-26 $ nicht überschätzt werden kann. Sollte diese brechen, dann wahrscheinlich wegen einer erneuten deflationären Phase, die mit Ausbruch einer weiteren akuten Bankenkrise in Verbindung gebracht werden kann; die Dollar-COTs zeigen, dass aktuell auf jeden Fall ein solches Risiko besteht.
Aus diesem Grund sollten Ausweichbewegungen oder Absicherungen unternommen werden, sollte diese Unterstützung brechen. Abgesehen von dieser "Vorsichtsanmerkung" scheint Silber schon sehr bald zu einem weiteren großen Aufwärtstrend aufzubrechen.
© Clive Maund
www.clivemaund.com
Der Artikel wurde am 06.01.13 auf Clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.