Warum die Silbermanipulation enden muss
22.01.2013 | Theodore Butler
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Ein langjähriger Abonnent stellte mir folgende Frage, die auch vielen anderen durch den Kopf gehen dürfte. “Mr. Butler, Sie haben häufig gesagt, dass alle Manipulationen zu Ende gehen müssen. Aber warum? Auch nach 25 Jahren scheint diese Manipulation nicht schwächer zu werden. Warum sollte sie also nicht noch weitere 25 Jahre andauern, oder aber nie enden?“
Das ist eine sehr gute Frage. Als erstes möchte ich in diesem Zusammenhang alle Manipulationen als Rohstoffkursmanipulationen definieren, ich meine damit nicht Manipulationen anderer Dinge. Mit derartigen Rohstoffmarktmanipulationen haben wir in den letzten Jahrzehnten gut dokumentierte Erfahrungen gesammelt, betroffen waren z.B. die Märkte für Kupfer, Soja, Kartoffeln und auch Silber im Jahr 1980 - hier wurden die Kurse in die Höhe manipuliert. Jede dieser Manipulationen endete dramatisch; zugegebenermaßen beweist das aber noch nicht schlüssig, dass Manipulationen an sich enden müssten.
Meiner Meinung nach muss aber eines die Manipulation zwingend beenden: das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Eigentlich müsste dieses Gesetz besser Gesetz von Angebot, Nachfrage und Preis heißen, da Angebot und Nachfrage über den Dreh- und Angelpunkt des Preises ausgeglichen werden. Wird der Preis unnatürlich hoch festgesetzt, steigt schließlich das Angebot und die Nachfrage fällt so stark, dass der Preis einbrechen muss. Wird der Preis wiederum zu niedrig festgesetzt (und das ist, so behaupte ich, am Silbermarkt der Fall), dann sinkt schließlich das Angebot und die Nachfrage steigt so stark, dass der Preis explodieren muss.
Unnatürlich hohe oder niedrige Preise verzerren also das Kräfteverhältnis des physischen Angebots und der physischen Nachfrage solange, bis es zu einem radikalen Preisausgleich kommt. Im Übrigen verursacht die Verzerrung freier Angebots- und Nachfragekräfte durch künstliche Preisfindung einen derartigen Schaden in den Mechanismen einer Wirtschaft der freien Märkte, dass klar wird, warum die Verhinderung von Manipulation auch die wichtigste Mission der CFTC ist und ganz zentral für die Kartellrecht der USA.
Der Unterschied zwischen den vorhergehenden Manipulationen (mit Ausnahme der Manipulation des Kartoffelmarktes 1976) und der aktuellen Manipulation des Silbermarktes ist die Tatsache, dass die Kurse bei den vorhergehenden Manipulationen nach oben manipuliert wurden. Und solche "Aufwärtsmanipulationen“ sind auch einfacher zu verstehen. Die meisten Menschen verstehen, wenn ein einzelner Marktakteur eine so große Menge einer gegeben Sache aufkauft, dass er damit den Markt beeinflusst und die Preise in die Höhe treibt - so wie die Hunt Brothers beim Silber oder der Sumitomo-Trader beim Kupfer. Das Konzept der Leerverkäufe (etwas verkaufen, das man nicht einmal besitzt) bereitet den meisten Menschen größere Verständnisprobleme, als die Vorstellung, etwas zu verkaufen, dessen Eigentümer man nicht ist. Wer mit seinen Marktanteilen den Markt kontrolliert, kann die Preise entweder unnatürlich hoch oder niedrig festsetzen; das Gesetz von Angebot, Nachfrage und Preis wird aber unausweichlich eine radikale Kursanpassung erzwingen.
Man sagt, kein Akteur wäre größer als der Markt. Aufgrund des Gesetzes von Angebot, Nachfrage und Preis halte auch ich diese Aussage auch für wahr. Obwohl ich der Überzeugung bin, dass die Bank JP Morgan mithilfe ihrer massiv konzentrierten Short-Position für unnatürlich niedrige Kurse am Silbermarkt sorgt, so bin ich auch der Überzeugung, dass die Kräfte des realen Silberangebots und der realen Silbernachfrage die künstliche Preisfindung JP Morgans letztendlich übertrumpfen werden. Der wahre Schlüssel zu diesen Kursentwicklungen ist aber das Timing, und hier vor allem die Frage, wann die Angebot- und Nachfragekräfte den von JP Morgan künstlich nach unten manipulierten Silberpreis überwältigen werden. Um zu erklären, warum ich sehr zögerlich mit genauen Zeitangaben bin, gebe ich auf solche Fragen normalerweise die Antwort, dass ich Analyst bin und kein Prophet. Heute möchte ich diese Angelegenheit aber aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Fakt ist, dass die "Abwärtsmanipulation“ am Silbermarkt schon viel länger dauert, als ich mir jemals vorgestellt hätte, gerade vor dem Hintergrund, dass ich solchen Erfolg gehabt habe, viele andere von der Existenz dieser Manipulation zu überzeugen. Diese Manipulation existiert nun schon seit mehr als 25 Jahren, was kann also garantieren, dass sie nicht noch ein weiteres Vierteljahrhundert andauert oder aber nie endet? Die Garantie gibt das Gesetz von Angebot, Nachfrage und Preis. Die Garantie ist folgende: Wenn der Preis unnatürlich niedrig festgesetzt ist, wird es zu einem so starken Anstieg der Nachfrage und zu einem so starken Rückgang des Angebots kommen, dass letztendlich auch der Kurs explodieren wird. Man sollte meiner Meinung nach auf das schauen, was auf den Anzeigetafeln steht und nicht jenen Dingen nachhängen, die wir auf den Anzeigetafeln lesen wollen. Also: Die meisten von uns wünschen sich, dass die Manipulation vorbei wäre und dass der Preis explodieren würde. Wenn er nicht explodiert, nehmen wir von Natur aus an, dass er nie explodieren werde (gerade an Tagen, an denen die Kurse sinken). Ich würde Sie nun bitten, es einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Anstatt sich auf die Frage zu konzentrieren, warum die Silbermanipulation in einem Umfeld erhöhter Nachfrage und eines eingeschränkten Angebots nicht schon zu Ende gegangen ist, sollten wir uns eher anschauen, was hinsichtlich der realen Angebots-und Nachfragelage in den letzten 25 Jahren beim Silber passiert ist. Falls am Silbermarkt manipuliert wird und die Kurse (wie ich behaupte) auch schon die letzten 25 Jahre über gedrückt wurden, dann müsste sich das auch anhand gewisser Angebot-Nachfrage-Faktoren zeigen. Meiner Meinung nach sind diese Faktoren auch erkennbar.
Die oberirdisch existierenden physischen Silberbestände der Welt sind heute zum Beispiel deutlich geringer als noch vor 25 oder 75 Jahren. Vor 25 Jahren gab es noch knapp drei Milliarden Unzen und vor 75 Jahren sogar noch 10 Milliarden Unzen. Heutzutage sind es aber nur noch etwas mehr als eine Milliarde Unzen. Falls es keine Silbermanipulation gab, wohin verschwand dann dieses Silber? Ich sage nicht, dass die Kurse nicht gestiegen wären (sie stiegen in den letzten ca. 6 Jahren), sondern nur Folgendes: Wären die Kurse nicht gedrückt wurden, hätte auch die Welt nicht so viel von den Vorräten aufgezehrt. Darüber hinaus befindet sich die noch verbleibende eine Milliarde Unzen physisches Silber in den Händen völlig anderer Akteure als noch vor 25 oder 75 Jahren. Ich würde behaupten, dass die neuen Eigentümer sehr gut wissen, dass die Silberkurse gedrückt wurden; meiner Meinung nach ist das auch der Grund, warum sie sich für Silber entschieden haben. Diese neuen Eigentümer sind solange nicht am Verkauf der Silberbestände interessiert, solange sich der niedrig gehaltene Preis nicht ausgeglichen hat.
Es stimmt zwar, dass die Bergbauproduktion und der Silberverbrauch über die letzten 25 Jahre gestiegen sind, das hat aber eher damit zu tun, dass mehr Silber als Nebenprodukt gefördert wurde wie auch mit den steigenden Bevölkerungszahlen und der wachsenden Weltwirtschaft. Der springende Punkt ist aber die Tatsache, dass die Lagerbestände in den letzten 25 oder 75 Jahren so rasant gesunken sind. Wäre der Silberpreis nicht künstlich gedrückt worden, wäre das nicht passiert. Obwohl es in diesem Artikel um Silber geht, muss ich an dieser Stelle auf den Unterschied zwischen Silber und Gold aufmerksam machen. Während die Silberlagerbestände (bis vor kurzem) drastisch sanken, stiegen die globalen Goldbestände im selben Zeitraum kontinuierlich an.
Besonders aufschlussreich sind aber die jüngsten Angebot-Nachfrage-Entwicklungen (sagen wir, die der letzten 2 Jahre) beim Silber. Nie zuvor hat es mehr Hinweise darauf gegeben, dass die physische Silbernachfrage die Angebotsseite übertrumpft, und zwar aufgrund der künstlich niedriggehaltenen Kurse. Obwohl ich es damals noch nicht wusste, so lässt sich rückblickend feststellen, dass die Welt beim Erreichen des Kurshochs von April 2011 zum ersten Mal überhaupt kurz vor einer Silberknappheit stand. Seit Herbst 2010 hatte es einen rapiden Kursanstieg von 20 $ auf 50 $ gegeben, allerdings nicht aufgrund spekulativer Käufe an der COMEX, die normalerweise zu den wichtigen Preistriebkräften gehören. Nach dem Ausschlussprinzip musste also die physische Nachfrage das physische Angebot übertroffen haben, denn durch nichts anderes ließ sich dieser Kurssprung erklären.
Am Ende will ich wohl Folgendes damit sagen: Anstatt sich darüber zu wundern, warum die Silbermanipulation immer noch nicht zu Ende ist, sollte man sich die immer zahlreicher werdenden Hinweise vor Augen führen, die zeigen, dass die Nachfrage das Angebot überwältigt. Die Lage am Silbermarkt ist angespannter als jemals zuvor (mit Ausnahme von April 2011). Würde es diese Anzeichen nicht geben, wären wohl auch Sorgen um einen möglichen Fortbestand dieses unnatürlich niedrigen Preisgefüges verständlicher. Aber diese Anzeichen gibt es nun einmal, und wir müssen sie nur als das erkennen, was sie sind, nämlich Signale, die das bestätigen, was passieren muss.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 15.01.2013 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.
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