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JP Morgan mit dem Rücken zur Wand?

08.03.2013  |  Markus Blaschzok

Der Deutsche Aktienindex sprang heute erstmals wieder über 8.000 Punkte, nachdem der Dow Jones seine psychologisch wichtige Marke von 14.000 Punkten bereits vor zwei Wochen knackte. Dies findet in den Medien breite Beachtung und die Mär vom Wirtschaftsaufschwung und dem Ende der Goldhausse wird dadurch zusätzlich genährt. Der Dow Jones konnte seit dem Jahr 2000 nominal um 24% zulegen. Deflationiert man diesen um die offizielle Preissteigerungsrate, so ergibt sich jedoch ein Minus von 9,1%, die man real an Kaufkraft verloren hat. Da sich die neu geschaffene Geldmenge immer zuerst am Kapitalmarkt zeigt, bevor diese mit einer Verspätung von 3 bis 4 Jahren in den Konsumentenpreisen in Erscheinung tritt, ist es passender den Aktienindex mit etwas zu deflationieren, das auch durch die Ausweitung der Geldmenge direkt beeinflusst wird. Nichts wäre besser geeignet als das Tauschmittel des freien Marktes Gold, das die künftigen Anstiege bei den Konsumentenpreisen bereits vorwegnimmt.

Deflationiert man den US-amerikanischen Leitindex seit dem Jahr 2000 um die offizielle Preissteigerungsrate, so würde dieser heute erst bei 10.448 Punkten notieren und nimmt man Gold als Deflator, so ergibt sich ein Indexstand von nur 2.620 Punkten, was einem Minus von 77% seit der Jahrtausendwende entspricht.

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Macht man das Gleiche mit dem DAX, so stünde dieser um den offiziellen HVPI bereinigt heute erst bei 6.449 Punkten (-5,6%), anstatt bei 8.000 - bereinigt um den Anstieg des Goldpreises sogar erst bei 1.430 Punkten, was einem Minus von 79% entspricht.

Die beiden Charts zeigen deutlich, dass es die Erholung des Aktienmarktes nach dem Crash im Jahr 2008 praktisch nicht gab und es sich hierbei nur um einen nominalen, liquiditätsgetriebenen Anstieg handelte, der kein Indikator für die Verfassung der Volkswirtschaften ist.

Auf der anderen Seite bedeutet dies aber auch, dass die aktuellen Niveaus der Aktienmärkte nominal gerechtfertigt sind und eine Angst vor einem Crash, wie dem aus dem Jahr 2008, unbegründet ist, solange die Notenbanken weiter Geld drucken. Seit Beginn der monetären Interventionen in 2008 prognostizierte ich, dass es keinen Exit geben würde.


Short-Eindeckungen signalisieren Ende der Manipulation

Während die zittrigen Hände in Panik verkauften und Lieschen Müller ihre Edelmetalle zu Tiefstpreisen wegwarf, nutzte JP Morgan die Gunst der Stunde und stellte einen großen Teil seiner nackten Short-Position an der COMEX für Gold und Silber glatt. Die großen vier Händler an der COMEX nutzten die letzten drei Wochen der fallenden Preise, um ihre Nettoposition bei Silber von 95 Tage der Weltproduktion auf 73 Tage zu verringern. Beim Gold verringerten sie diese von 17 auf 9 und die großen 8 Händler von 29 auf 20 Tage der Weltproduktion. Die Panik bei Gold war/ist dieses Mal so hoch und das Sentiment so bärisch, dass die Nettoshortposition so stark wie zuletzt im Jahr 2005 abgebaut werden konnte. Damit sind die großen 8 in Gold mit 131 Tonnen und im Silber mit 8.697 Tonnen nettoshort. Davon halten die großen 8 Händler eine Shortposition von 14,23 Mio. Unzen im Gold und 279,6 Mio. Unzen im Silber.

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Seit drei Wochen treibt also nur noch die Short-Spekulation der Investoren und kleinen Händler die Preise nach unten, was das Umfeld einer Trendwende charakterisiert.

Das Marktverhalten von Gold und Silber in der aktuellen Korrektur war zeitweise extrem überraschend und entgegen bisherigen Erfahrungen. Schon immer bestehende Korrelationen lösten sich zeitweise auf und das marktpsychologische Chartmuster machte keinen Sinn mehr. An einigen Tagen der Korrektur schien es überdeutlich, dass die monetären Edelmetalle manipuliert würden, so wie in dem vorweihnachtlichen Abverkauf. Schon allein der Fakt, dass die Metalle aus einer langen Konsolidierungsphase mit viel Kraft ausbrachen, QE 3 und QE4 während diesem Ausbruch verkündet wurden und dann ohne ersichtlichen Grund tiefer fielen als das ursprüngliche Ausbruchsniveau, entzog sich nebst unserer, auch der Vorstellungskraft vieler Anderer.

Es gelang uns nun, die Manipulation der letzten 10 Jahre zu analysieren. Der relativ kleine Anstieg im Silber um 7 USD und im Gold um 200 USD ging einher mit dem größten Aufbau von Shortpositionen durch JP Morgan in den letzten 10 Jahren. Man wollte unter allen Umständen einen Ausbruch der Edelmetalle im letzten Herbst verhindern. Zwar gab es seit der Jahrtausendwende ähnlich große Interventionen, doch gingen diese immer einher mit größeren und längerfristigen Anstiegen. Dass man gleich so viele Geschütze abfeuerte, um diesen relativ kleinen Anstieg zu bremsen, zeigt, welche Kraft in dem Ausbruch vom letzten September eigentlich steckte. Man kann erahnen, wo die Reise hingegangen wäre, ohne diese Manipulation. Was uns vor einigen Monaten noch rätseln ließ, scheint jetzt überaus klar und einleuchtend.

Sehen Sie sich beispielsweise den letzten relativ kleinen Preisanstieg bei Silber an und dazu in der roten Ellipse markiert den Aufbau der Shortpositionen durch die vier großen Händler an der COMEX, für die zu über 90% allein JP Morgan steht.

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JP Morgan steht bei Silber mit dem Rücken an der Wand

Beim Silber scheint JP Morgan ein Problem zu haben, da es ihnen nicht gelang so viel Verkaufsdruck von institutioneller Seite zu schaffen, um aus ihren Shortpositionen herauszukommen. Hier scheint niemand so recht auf die Shortseite wechseln zu wollen, was dazu führte, dass alleine JP Morgan, nach Angaben von Ted Butler, auf 27.500 von 30.900 Shortkontrakten der Commercials sitzt, was bedeutet, dass JP Morgan alleine gegen die Silberwelt steht. Unsere Analyse ergab einen ähnlichen Wert von über 80 %. Da der physische und der Papiermarkt nicht ewig in einem Missverhältnis bestehen können, wird es nun interessant.

Entweder gelingt es irgendwie das Sentiment so zu verändern, damit der Silberpreis weiter fällt, um so die Shortpositionen auf Kosten der Tech Fonds abzubauen und dann folgt ein starker schneller Anstieg oder JP Morgan kapituliert und lässt sofort einen unmanipulierten Preisanstieg wie in 2010/2011 zu, der den Silberpreis mit Leichtigkeit über die 50-USD-Marke führen könnte. Da die Fonds und Spekulanten jedoch weiterkaufen und auch die physische Nachfrage nach Silber ununterbrochen hoch ist, könnte es jetzt in der Folge zu einer einstweiligen Kapitulation von JP Morgan mit einem extrem starken Anstieg bei Silber kommen. Damit konnten wir auch das Rätsel, warum die CoT-Daten bei Silber in den letzten 10 Jahren nicht wirklich funktionierten, lösen.

Alle Charts, Daten und genauere Erklärungen zu der Manipulation fanden Abonnenten in der letzten Ausgabe des Premium-Marktkommentars.


Edelmetalle auf Achterbahnfahrt

Seit sieben Tagen handeln die Edelmetalle in einer engen Handelsspanne trendlos seitwärts und die Bullen und Bären kämpfen um die Vorherrschaft am Terminmarkt, während der physische Markt längst von den Bullen dominiert wird. Mit der Eröffnung der COMEX um 14:25 Uhr am heutigen Nachmittag fielen der Euro zum US-Dollar, Gold und Silber wie ein Stein binnen Minuten. Silber brach um 45 Cent und Gold um 17 Dollar binnen drei Minuten ein, wobei die letzten Tiefs der letzten drei Wochen unterschritten und jede Menge Stop Loss Orders zur Ausführung kamen. Möglicherweise hat ein großer Spieler diesen Einbruch provoziert, um sich günstig eindecken zu können, denn nach sieben Minuten war das Tief bei 1.560 US-Dollar bzw. 28,36 USD gefunden und es ging wieder aufwärts. Kurze Zeit versuchten noch einige Short-Spekulanten weiter die Shortseite zu setzen, bis sie sich panikartig eindeckten und die Preise für Gold und Silber auf ein neues Tageshoch beförderten. Die Wenigsten dürften in der Lage gewesen sein, um wieder in den Markt hineinzukommen, nachdem sie ausgestoppt wurden

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Silber | 5-Minuten-Candle


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Silber | 3-Stunden-Candle


Am 3-Stunden-Candlechart ist ersichtlich, dass die Unterseite des kurzfristigen Abwärtstrends wieder einmal getestet wurde, wobei das Tief vom 1. März nicht mehr unterschritten wurde, was bullisch zu werten ist.

Im Tageschart sieht man, dass Silber intraday wie erwartet ein neues Tief gemacht hatte nach der Erholung. (Magentafarbene Linie und blaue Linie im Chart.) Unsere idealisierte Kursprognose wurde seither exakt nachvollzogen und als nächstes Ziel sollte die Marke von 30 USD in Angriff genommen werden, bevor an der kurzfristigen Abwärtstrendlinie ein erneuter Rücksetzer folgen könnte. Über der kurzfristigen Abwärtstrendlinie wartet dann bei 33 USD die mittelfristige, taktische Abwärtstrendlinie als nächster Widerstand. Die Marke von 28 USD sollte jetzt nicht mehr unterboten werden, da das kurzfristig bullische Szenario dann infrage gestellt werden müsste - man sollte jedoch dann so auf Zack sein, um nicht wie heute abgefischt zu werden.

Sollte es JP Morgan darauf anlegen und versuchen noch mehr Short-Positionen loszuwerden, müsste die Bank jetzt noch einmal auf den Preis hauen. Aufgrund der hohen Nachfrage und des engen Silbermarktes dürfte dies aber schwer werden, da sich die Silber-Bugs anscheinend nicht von ihrem Metall trennen wollen. Wenn JP Morgan gezwungen wird, sich wieder bei steigenden Preisen einzudecken, dann erwartet uns in Bälde ein starker Aufwärtsschub.

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Silber | Tagescandle


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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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