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Über Goldpreisanstieg und Goldpreisschwankung

08.07.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit

Der fallende Goldpreis hat vermutlich so manchem Edelmetallinvestor nicht nur erhebliche Buchverluste beschert. Sinkende Preise tragen sicherl ich auch zur Verunsicherung bei, "wie es weitergeht". Ein Blick in die jüngere Geschichte der Goldpreisentwicklung mag da hilfreich sein, um die jüngsten Preisbewegungen des gelben Metalls besser einordnen zu können.


Der Goldmarkt in den 70er und 80er Jahren

Die nachstehende Grafik zeigt den Goldpreis in USD/oz von Januar 1970 bis Dezember 1984. Der offizielle Goldpreisstand bis August 1971 bei 35 USD/oz. Mitte Februar 1975 war er bereits auf knapp 185 USD/oz gestiegen - ein Wertzuwachs von rund 429 Prozent in weniger als vier Jahren.

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Quelle: Bloomberg


Danach kam es zu einer Korrektur. Der Goldpreis fiel bis auf 104 USD/oz Ende August 1976, verlor also knapp 44 Prozent in nur etwa 18 Monaten. Was dann jedoch folgte, war ein fulminanter "Gold-Bullen-Markt".

Der Goldpreis erreichte dann - unter Schwankungen - am 21. Januar 1980 in der Spitze 850 USD/oz. Das entsprach einem Preiszuwachs von 717 Prozent von Ende August 1976 bis zu diesem Tag.

Von der Freigabe des Goldpreises am 15. August 1971 (der Marktpreis des Goldes war bereits auf 40 USD/oz gestiegen) bis zu damaligen Rekordwert Anfang 1980 betrug die Goldpreissteigerung folglich 2.025 Prozent!

Von seinem Rekordwert fiel der Goldpreis dann wieder auf gut 300 USD/oz, ein Rückgang um knapp 65 Prozent bis gegen Ende Juni 1982.

In der Zeit von Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis Mitte 1982 war der Goldpreis damit um etwa 650 Prozent angestiegen. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des US-Dollar gegenüber dem Gold fiel in dieser Zeit um etwa 87 Prozent.


Der Goldpreis seit 2000

Im März 2000 betrug der Goldpreis noch etwa 257 USD/oz, und Anfang Sep-tember 2011 war er auf etwas mehr als 1.900 USD/oz gestiegen - ein Wertzuwachs in Höhe von 639 Prozent in etwa 12 Jahren.

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Quelle: Bloomberg


Der Aufwärtspfad war dabei nicht stetig. Eine markante Korrektur erfolgte in 2008: Von Mitte März fiel der Goldpreis von gut 1.000 USD/oz auf 712 USD/oz Mitte Dezember - ein Rückgang von 29 Prozent.

Von seinem bisherigen Rekordpreis in Höhe von etwas mehr als 1.900 USD/oz am 5. September 2011 ist das gelbe Metall mittlerweile auf 1.250 USD/oz ge-fallen - ein Verlust von etwa 34 Prozent.

Die Goldpreisentwicklung war also in den letzten rund 13 Jahren weitaus weniger kräftig und vor allem weitaus weniger schwankend als in den frühen 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts (siehe hierzu auch am Ende des Artikels).





Zur Erinnerung: Ende der Goldeinlösepflicht

Als Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Goldeinlösepflicht des US-Dollar von der Nixon-Administration einseitig aufgekündigt und der Goldpreis "freigegeben" wurde, begann ein neues Zeitalter im internationalen Geldwesen.

Bis dahin waren der US-Dollar (zumindest offiziell) und damit auch alle anderen wichtigen Währungen an das Gold angebunden. Nun aber, mit dem Ende der Goldeinlösepflicht des Greenback, wurde de facto auch allen anderen wichtigen Währungen die Golddeckung entzogen.

Der neue "Papiergeldstandard" führte zunächst bei vielen Sparern und Investoren zu großen Zweifeln an der Werthaltigkeit des "entmaterialisierten" Geldes. Die Sorgen waren nicht unbegründet.

Denn mit dem Ende der Golddeckung wurden die Zentralbanken in den Dienst der Regierungen gestellt. Mit der Politik des lockeren Geldes und der Inflation sollten die Konjunkturen angekurbelt und Staatsdefizite finanziert werden.

Das Ergebnis war eine hohe, mitunter sehr hohe Inflation in den 70er und frü-hen 80er Jahren in vielen Ländern. Das Gold wurde daher als "sicherer Hafen" angesehen - und der Goldpreis erreichte bis dahin ungeahnte Höhen, die sich aber nicht als dauerhaft, rückblickend als "übertrieben" erwiesen.


Blick nach vorn

Vor dem Hintergrund des Gesagten wird deutlich, dass die Preisbewegungen der jüngsten Goldpreis-Hausse - im Vergleich zur Goldpreis-Hausse der 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts - bisher recht gemäßigt ausgefallen sind.

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Quelle: Bloomberg, logarithmierter Maßstab


Eine zentrale Frage für Edelmetallinvestoren ist nun, ob die Zukunft Entwicklungen bringen könnte, für die der Blick auf die Goldpreisentwicklung der 70er und 80er Jahre lehrreich ist. Eine zentrale Entwicklung, die sich hier aufdrängt, ist ein Vertrauensschwund in das Papiergeld.

Nach Jahrzehnte langem Ausweiten der Papiergeldmengen durch Kreditvergabe sind bekanntlich in nahezu allen entwickelten Währungsräumen die Schuldenlasten auf gewaltige, in der Wirtschaftsgeschichte wohl bislang nicht beobachtbare Höhen gestiegen.

Wenn das Vermindern der Schuldenlasten angegangen wird, ist wohl vor allem mit einem Löschen von Forderungen an Staaten und Banken und/oder einem Ausweiten der Geldmenge zu rechnen, also Geldentwertung. In einem Papiergeldsystem wäre eine solche Entwicklung währungshistorisch betrachtet nicht "ungewöhnlich".

So gesehen ist Gold auch heute unverzichtbar: Gold ist eine erprobte Versicherung des Portfolios gegen den Missbrauch mit der elektronischen Notenpresse - eine Versicherung, die angesichts der schieren Größe des möglichen Versicherungs- beziehungsweise Schadenfalls mehr als geboten erscheint.


Inflation und Goldpreis - die Zeit 1970 bis 1984

Open in new windowAls der Goldpreis Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts frei gegeben wurde, also der US-Dollar nicht mehr in Gold einlösbar war, begann er sofort anzusteigen. Sein Anstieg lässt sich vor allem durch die steigenden Inflationsraten in den Vereinigten Staaten von Amerika erklären. So schnellte die Teuerungsrate in der Spitze auf mehr als 12 Prozent pro Jahr Ende 1974 - eine Entwicklung, die nicht nur getrieben war durch die Folgen des "Ersten Ölpreisschocks", sondern die vor allem das Ergebnis war der drastischen Geldmengenausweitung in Amerika, mit der der Vietnamkrieg finanziert wurde.

Der "Zweite Ölpreisschock" Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ging ebenfalls mit einer drastischen Geldmengenausweitung in den USA einher und - als deren Folge - zunehmender Geldentwertung. Der Goldpreis erreichte in dieser Zeit seinen damaligen Höchstpreis (und zwar 850 USD pro Feinunze am 21. Januar 1980).

Nachdem dann die amerikanische Notenbank auf einen "Anti-Inflationskurs" einschwenkte, ging in den nachfolgenden Jahren auch die Inflation zurück. Der Goldpreis fiel beträchtlich, aber nicht mehr unter das Preisniveau, das noch Ende der 70er Jahre zu beobachten war: die Inflationspolitik hatte alle Preise nachhaltig erhöht, einschließlich des Goldpreises.


Schwankung des Goldpreises war bislang deutlich geringer als in den 70er und 80er Jahren

Open in new windowDie Grafik zeigt die Schwankungen des Goldpreises in Prozent für die Zeit 1970 bis 1984 sowie für die Zeit 2001 bis Anfang Juli 2013. Um beide Serien vergleichen zu können, beginnt die Zeitserie 2001 - 2013 in der obigen Grafik im Januar 1971.

Deutlich zu erkennen ist, dass die Preisschwankungen des Goldes in der Zeit 1971 bis 1984 meist deutlich größer waren als die Schwankungen, die bisher im Zuge der jüngsten Goldpreis-Hausse zu beobachten waren.

Eine Erklärung dafür ist sicherlich, dass heutzutage das allgemeine Vertrauen in die staatlichen Geldpolitiken weitaus größer ist als in den 70er und frühen 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Heute scheinen viele Sparer und Investoren - trotz Schuldenkrise - nach wie vor recht zuversichtlich zu sein, dass ihr Papiergeldvermögen mehr oder weniger unbeschadet die aktuelle Krise überstehen wird.

*Berechnet aus den monatlichen Veränderungen in Prozent über ein gleitendes 12 Monatsfenster.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH