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Silberpreismanipulation, möglicherweise doch nur Selbstmanipulation?

07.11.2013  |  Philip Hopf

Unzählige teilweise hoch respektierte und anerkannte Rohstoffexperten haben sich in den letzten Jahren mit dem Thema der Preismanipulation im Silbermarkt beschäftigt. Nicht wenige kamen zu dem Konsens das die großen Spieler wie Goldman oder J.P. Morgan teilweise massiv Preis manipulierend auf dem Silbermarkt einwirken, sei dies durch hohe Short Positionen oder mit anderen Mitteln.

Es gibt heutzutage unzählige Theorien darüber wie der Silberpreis manipuliert wird, und welche ausgeklügelten Systeme verwendet werden. Die einen sehen automatisierte Tradingprogramme der Big Player und Hedge Fonds für verantwortlich für starke Schwankungen, andere Behaupten geringes Volumen am Markt werde ausgenutzt um ihn in die gewollte Richtung zu lenken.

Je volatiler der Silbermarkt in den letzten jahren wurde, welcher ja ohnehin zu starken Schwankungen neigt, desto lauter und vehementer wurden die Stimmen das es hier ja nicht mit rechten dingen zugehen kann.

Gerade in Momenten in denen Intraday die Kurse scheinbar in "auffälliger" oder "unnatürlicher" weise zu fallen scheinen, man könnte auch sagen, in einer Art mit der mancher Marktbeobachter, einfach nicht gerechnet hat, melden sich Stimmen zu Wort die ganz ohne Zweifel Manipulation in mehr oder minder starker Form als Ursache für diese Schwankungen erkannt haben wollen. Bei starken anstiegen, ist dann von gesteigertem Kaufinteresse, der Globalen Angst vor Inflation oder dem nahenden Zusammenbruch der Weltwirtschaft oder sonstigen Gründen zu lesen welche den Ausschlag gaben, dass der Preis "so plötzlich" stieg.

Ergo: 1. Regel der Manipulationsanhänger; da der Preis steigen muss, werden Anstiege wohlwollend und mit Verweiß auf die momentane Situation am Markt zur Kenntnis genommen, fällt der Preis "unerwartet", kann fast nur Marktmanipulation im Spiel sein.

Bei dieser Argumentationskette vieler Manipulationsanhänger fällt mir der Englische Denkpsychologe Peter Wason ein, der schon 1968 in seiner Theorie zur kognitiven Verzerrung schrieb, "Die Neigung, Informationen so auszuwählen, zu suchen und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen - führen dazu, dass die betreffende Person einer Selbsttäuschung unterliegt."

Doch wem ist wirklich damit geholfen dem glauben anzuhängen, man sei in seiner Investment Entscheidung kurz und mittelfristig richtiggehend hilflos, da die Hedge Fonds und Investmentbanken den Silbermarkt steuern wie der Puppenspieler, die Puppe?

Viele Anleger halten weiter an diesem Glauben fest. Aber hat es ihnen auch geholfen im Silbermarkt profitabler zu agieren? Oder ist es einfach eine völlig natürliche Erscheinung, die dass der Mensch dazu neigt dinge anzuzweifeln die er nicht versteht oder korrekt einzuschätzen weiß.

Die Frage die sich prinzipiell jeder Silber Investor erst einmal stellen muss ist, "Wenn sich der Markt in die Richtung bewegen würde die ich erwartet habe, hätte ich dann das Gefühl das der Markt manipuliert wird?" Ich bin ganz sicher die Antwort wäre "Nein".

Sie hätten das Gefühl, das der Markt exakt das macht was sie durch ihre "kluge und fundierte Analyse" erwartet haben. Die Frage würde sich also nicht stellen ob der Markt gerade manipuliert wird. Doch läuft der Markt in der Mehrzahl nicht so wie sie es durch ihre Analyse erwartet haben, kann es sein das ihre Marktanalyse einfach nur ineffektiv ist?

Mir scheint die Kirche der Manipulationsanhänger war gähnend leer als wir uns 2011, auf die 50$ im Silber zu bewegt haben. Plötzlich war es so still geworden, richtig andächtig und nichts war zu hören von den "Experten" die sonst um keine Bemerkung verlegen waren wenn es darum ging die gravierende Silberpreismanipulation anzusprechen. Nahmen die Investmentbanken und Hedge Fonds alle Urlaub in 2011? Oder vergaßen sie in den 9 Monaten der Silberrally möglicherweise zu Manipulieren? War es doch vielleicht so das die Investoren und Analysten einfach geglaubt haben sie lagen in der Zeit so richtig da der Markt in dieser Zeitspanne einfach nicht manipuliert wurde?

Ich denke eines sollte grundsätzlich klar gestellt werden. Der Silbermarkt wird entweder die ganze Zeit Manipuliert, oder aber er wird gar nicht manipuliert. Die Anhänger der Manipulationstheorie, müssen also davon ausgehen, das die "Manipulatoren" in 2011 den Silbermarkt auf eine art und weiße Manipuliert haben die ihnen selbst massiv geschadet hat, da zu dieser Zeit noch recht große Short Positionen gehalten wurden und für JP Morgan und Co. dadurch immense Verluste entstanden.

Kaum drehte der Silberkurs nach einer langen und profitablen Rally kurz vor der 50$ machte man sofort wieder die Manipulatoren verantwortlich welche mit Marginerhöhungen dafür gesorgt hätten das die Rally vorbei ist. Das der Markt zu dieser Zeit völlig überkauft war und es an sich, eine uralte Börsenweisheit ist, dass nach einer langen Rally mit parabolischem Ende, eine heftige Korrektur folgt, scheint für einige nicht plausibel gewesen zu sein.

Ich denke das die Manipulationstheorie eine natürliche und kontinuierliche Reaktion ist gerade von Investoren die schon länger erwarten das Silber über der 100 US$ die Unze stehen sollte und sich deshalb auf dieses Thema einschießen. Zahlreich würde zwischen 2008 und 2011 von den Experten verlautet, sie sind sich sicher, bis ende 2012, maximal aber in 2013 steht der Silberpreis bei über 100 US$ die Unze. In unzähligen Publikationen und Vorträgen wurde dafür getrommelt und damit auch fleißig Abonnenten gesammelt, die alle Geld gezahlt haben mit der verbundenen Hoffnung das die Großspurigen Prognosen auch eintreffen.




Nun, wie wir alle wissen, kam es ganz anders und was ist naheliegender und psychologisch nachvollziebarer als die weit verfehlten Prognosen, nicht als das einzugestehen was sie sind; sondern daraus das zu machen was heute schon vorherschende Mainstream Meinung ist, die große Verschwörung der Banken und Hedge Fonds, die den Markt zu jeder Zeit manipulieren um die Preise in den Keller zu drücken.

Wenn man eine andere Perspektive auf den Silbermarkt entwickelt und versteht das es nicht Manipulation ist, sondern Marktstimmung, also das psychische Verhalten der Marktteilnehmer welches die Bewegung der Märkte wiedergibt, dann wird man nicht länger jede unvorhersehbare Marktbewegung als Manipulation ansehen.

Als der Silberkurs ende September 2011 von über 40$ binnen 3 Handelstagen auf knapp über 26$ viel und dabei über 30% seines wertes verlor waren viele Markteilnehmer völlig geschockt und wurden ganz kalt erwischt. Präzise arbeitende Elliott Waver hatten diese Marktbewegung schon Wochen vorher explizit vorausgesagt und wer darauf vorbereitet war fuhr innerhalb weniger Tage massive Gewinne ein. Doch selbst die großen "Experten" der Branche zeigten sich von dieser Marktbewegung überrascht und hatten natürlich schnell eine Lösung parat. Die Fed war Schuld, da sie wiederholt angekündigt hatte keine weitere quantitative Lockerung zu beschließen.

Die einhellige Meinung vieler Analysten war, wenn erst QE3 und QE4 beschlossen werden, ist dem steilen Anstieg von Gold und Silber nichts mehr entgegenzusetzen, da durch die entstehende Inflation, die Metalle parabolische Anstiege zu neuen Hochs verzeichnen müssten. Nun was passierte, QE3 und schließlich QE4 wurden unter großem Getöse verkündet, und dann kam alles anders als vom Markt erwartet. Kein parabolischer Anstieg, keine unmittelbare neue Rally.

Wer genau hinschaut kann erkennen das die letzten Fed Ankündigungen den Markt mal kurz steigen oder auch fallen liesen, das klare Muster welches oft beschrieben wurde ist nicht zu erkennen.

Als im April 2013 der Silbermarkt von 28 USD kommend innerhalb von 2 Tagen auf 22 USD absackte, schrieen die Analysten welche noch kurz vorher die 26$ als möglichen Tiefpunkt und starken Wiederstand aufgerufen haben lautstark nach Manipulation. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen das sie mit ihrer Analyse falsch lagen. Frei nach dem Credo, was nicht sein darf, kann nicht sein.

Doch warum hält sich der Silbermarkt sollte er durchgehend manipuliert sein nur allzu oft, auf ein paar Cents genau an Fibonacci Widerstände und unterstützungen? Wäre dies bei einem Markt der scheinbar oft völlig irrational handelt überhaupt möglich?


Gerade in der letzten Woche habe ich wieder vermehrt gelesen wie in gold-blogs von von usern lamentiert wurde das die manipulatoren sie bei der Spekulation um ihr hart verdientes Geld bringen. Viele sind überzeugt, das der Markt gegen die eigenen Erwartungen läuft, weil er von einer unsichtbaren Hand kontrolliert wird.

Als sich vorletzte Woche die Fed vorerst gegen die Reduzierung der Konjunkturhilfen entschied und Silber daraufhin um gut 6% stieg, wurde es wieder laut im Lager der Silberbullen und viele sahen euphorisiert, "Silber wieder bis zum Mond gehen" und "sich so verhalten wie es soll". Nach zwei Tagen war der Spuck schon wieder vorbei und Silber stoppte exakt an einem Fibonacci Wiederstand, welcher durch Elliott Wave Analyse schon vorher ermittelbar war und drehte wieder ab. Die Reaktion lies nicht lange auf sich warten, wie sollte es es anders sein, die Silberbullen gaben den Manipulatoren die Schuld.

Ich hoffe, das ich damit überzeugen konnte, die zu ignorieren welche, konstant von Manipulation posaunen, oft gerade dann wenn ihre Prognosen mal wieder total daneben lagen, ich glaube ernsthaft, das es eine Ausrede dafür ist, einfach auf der falschen Seite des Marktes zu stehen.

Zeit und Energie dafür aufzuwenden solchen Theorien zu folgen, hilft einem ernsthaften Investor kein Stück weiter in diesen Markt erfolgreich zu investieren. Es scheint die Perspektive vieler Marktteilnehmer zu sein, zu denken sie seien zu schlau für den Markt um Falsch zu liegen, und sollte es wieder erwarten dann doch anders kommen als erwartet, müssen die Manipulatoren für das unerklärliche hinhalten.

Jedem der glaubt der Silbermarkt wird Manipuliert, der muss sich die ernsthafte Frage stellen, wie diese Theorie seinem Investment Portfolio geholfen hat? Wenn die Antwort lautet, das die Manipulatoren meine Fähigkeit einschränken gewinne zu erzielen, sollte man seine Augen vielleicht der Möglichkeit öffnen, das die eigene Investment Strategie, also die Methodik, die Falsche ist und man selbst, die passende Ausrede in einer möglichen Manipulation findet.

Dies lässt mich zur Annahme kommen, das es entweder keine wirkliche Manipulation gibt, oder aber die Manipulatoren richten sich bei ihrem System selbst an markanten Fibonaccipunkten aus, um innerhalb dieser den Markt zu manipulieren.


© Philip Hopf
Hopf-Klinkmüller Capital Management KG