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Warum Edelmetallinvestoren selten als Gewinner vom Platz gehen

15.01.2014  |  Philip Hopf

Wenn Sie in Edelmetalle investieren oder Sie traden, müssen Sie zu Anfang akzeptieren, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer in der Summe ihrer Entscheidungen falsch liegen.

Investoren basieren ihre Perspektive und Strategie fast ausschließlich auf Fundamental-Analyse in dem emotional getriebenen Markt der Edelmetalle. Wenn sie versuchen, auf Basis eines logischen Arguments mit einer Person zu argumentieren, welche sehr emotional ist, werden sie schnell feststellen, dass dies zu nichts führt. So, als ob man zwei verschiedene Sprachen spricht.

Es gibt keinen Markt, der Herdentrieb und Herdenmentalität besser ausweist als die Edelmetalle. Und nicht nur, dass es ein Paradebeispiel dafür ist; der Herdentrieb zeigt sich bei den Edelmetallen in seinen extremen Formen. Dies bedeutet, dass ein großer Teil der Investoren auf der falschen Seite des Marktes steht, wenn sich dieser in eine andere Richtung dreht.

Die Welt der Edelmetallinvestoren kann in zwei Lager aufgeteilt werden. Die eine Gruppe ist schon immer dickköpfig bullisch eingestellt, sogenannte "Gold Bugs". Sie sehen den Goldpreis seit Jahren auf 5.000 $ bis 10.000 $ und Silber auf über 100 $ steigen. Selbst viel höhere Marken wurden schon propagiert. Viele Anhänger dieser Sichtweise meinen, es wäre "fundamental" nur "logisch", dass die Edelmetalle schon längst diese Preisniveaus erreicht hätten sollen.

Sie sehen sich selbst aber nicht als Perma-Bullen oder gar Goldextremisten, um das mal so salopp zu sagen. Das Gleiche gilt für die Gruppe derer, die Gold schon immer auf 500 $ und tiefer fallen sehen. Als Gold vor über einem Jahrzehnt seinen Bullenmarkt startete, waren sie skeptisch, jahrelange regelmäßige Preissteigerungen bei den Edelmetallen machten sie skeptisch und jetzt, wo wir uns am Ende einer ausgedehnten Korrektur befinden, sind sie überzeugt, dass das Gold in den Keller fällt. Alles nur noch eine Frage der Zeit.

Beide Lager glauben an die Plausibilität ihrer Argumente und doch kann ich Ihnen versichern, dass sie beide den Meinungsextremisten zuzurechnen sind.

Dieses Verhalten ist eingewurzelt in die Edelmetallmärkte. Wenn sich die Gold- und Silbermärkte bewegen, ist die Natur der Bewegung normalerweise schnell und groß. Sie haben Perioden der Konsolidierung und die können lange dauern, aber die Hauptbewegungen machen hohe prozentuale Unterschiede aus. Das führt dazu, dass sich die Investoren beider Lager in gigantomanische Rechenspiele verstricken, welche ihre Perspektive noch extremer macht. Kein Wunder, wenn der nächste Experte um die Ecke ständig von 5.000 $ im Goldmarkt spricht, und der andere den Goldpreis schon bald im Keller sieht.

Das ist der Grund, warum in keinem anderen Marktumfeld die Zukunftsperspektiven so weit auseinander liegen wie in den Edelmetallmärkten.

Fernerhin glauben beide Seiten gegenseitig von der schieren Unmöglichkeit der Perspektive des anderen Lagers. Als perfektes Beispiel dafür erinnere ich mich an eine meiner ersten Marktanalysen, die ich für einen kleinen Kreis von Investoren schrieb, kurz vor dem Top im Gold im August 2011. Ich schrieb damals, dass ich im Bereich von 1.900 $ bei Gold von einem Top ausgehe. Es war klar, dass mir so gut wie keiner Glauben schenken würde. Jeder Investor und selbst die Putzfrau seiner Schwiegermutter ging davon aus, dass wir mindestens die 2.000 $ bei Gold sehen werden. Das war einfach sonnenklar.

Als ich gefragt wurde, wo ich langfristig das Korrekturziel von Gold sehen werde, schrieb ich, dass es laut meiner Elliott-Wave-Analyse für mich drei Ziele gibt: Ein Minimum-Tief von 1.400 $, eines im Bereich von 1.000 $ und theoretisch ist es sogar möglich, dass wir kurzfristig auf bis zu 700 $ fallen werden. Es kommt darauf an, auf welche Art und Weise die Korrektur verläuft. Das Ganze schrieb ich am 24. August 2011.

Sie fragen sich sicherlich, warum ich das erwähne. Es geht mir hierbei nicht darum, mich als Orakel zu positionieren, denn das bin ich sicher nicht. Ein Orakel liegt immer richtig, für einen Menschen ist das unmöglich. Warum ich das schreibe, hat folgenden Grund: Zur damaligen Zeit gab ich einen Fahrplan aus, noch vor dem Top im Goldmarkt und doch, oder gerade deshalb, hielten mich viele für verrückt. Es ging gegen ihre innere Grundansicht, dass Gold auch stark fallen kann. Und jetzt, über zwei Jahre später, bekomme ich immer noch genug Anschriften von Investoren, die es schlichtweg für unmöglich halten, dass wir 1.000 $ bei Gold sehen werden, mit den gleichen Argumenten wie damals.

Eines der Dinge, die ich immer wieder an meine Leser schreibe, ist außerhalb der Box zu denken, offen zu sein für alle Möglichkeiten. Denken Sie nicht, dass an den Finanzmärkten irgendetwas unmöglich ist.





Betrachten Sie die Märkte eher mit der "Warscheinlichkeitsbrille", wenn Sie mir so ein Wortspiel erlauben. Mit der angemessenen Analysemethode können Sie Dinge ausschließen, die der Markt höchstwahrscheinlich nicht tun wird, um dann im nächsten Schritt die Wahrscheinlichkeiten zu analysieren, in denen sich der Markt am ehesten bewegt. Wenn Sie solch eine offene Perspektive in den letzten drei Jahren einnahmen, werden Sie auf der Long- und auf der Short-Seite eine Menge Geld verdient haben.

Bedauerlicherweise haben sich in den letzten Jahren zu viele Investoren und Analysten in irgendeine fundamentale Story verliebt, die ihnen plausibel erschien und an der sie sich seitdem festhalten, auch und obwohl der Markt konträr zu ihren Erwartungen lief. In solchen Fällen liegt der Markt falsch, aber die Sichtweise des Investors richtig. Das prominenteste Mantra ist: "Der Markt wird sich schon bald an die Fundamentaldaten halten und sich anpassen". Ich bin sicher, Sie alle haben sich schon mal Gedanken gemacht, an welchen Gründen es liegen könnte, dass der Markt nicht dort steht, wo Sie es gerne hätten. Hierfür haben Sie sicherlich auch Antworten gefunden - Antworten, die man für sich selbst als richtig erachtet. Nun, ich habe Neuigkeiten: In der freien Marktwirtschaft kann ein Markt nicht "falsch" liegen. Die, welche ihn dafür halten, liegen falsch.

Bevor der findige Experte das zugibt, der zusätzlich auch einen Ruf zu verlieren hat, sucht er, wenn seine Prognosen nicht eintreffen, einen Schuldigen. Die gewöhnlichste Behauptung ist, die Banker sind verantwortlich für die eigenen Verluste, denn sie manipulieren die Märkte. Die Frage, die ich mir oft stelle, ist, wo waren die Analysten, die ständig von Manipulation reden, als der Gold- und Silbermarkt seine Höchststände hatte? Ich meine, wenn der Edelmetallmarkt wirklich durch und durch manipuliert ist, hätten all diese Koryphäen auch beim steilen Anstieg protestieren müssen.

In einem Artikel von mir vom 07.11.13 schrieb ich: "Mir scheint, die Kirche der Manipulationsanhänger war gähnend leer, als wir uns 2011 auf die 50 $ bei Silber zubewegt haben. Plötzlich war es still geworden, richtig andächtig, nichts war zu hören von den "Experten", die sonst um keine Bemerkung verlegen waren, wenn es darum ging, die gravierende Silberpreismanipulation anzusprechen. Hatten die Investmentbanken und Hedgefonds alle Urlaub in 2011?

Oder vergaßen sie in den neun Monaten der Silberrallye möglicherweise zu manipulieren? War es doch vielleicht so, dass die Investoren und Analysten einfach geglaubt haben, sie lagen in der Zeit so richtig, da der Markt in dieser Zeitspanne einfach nicht manipuliert wurde?"

In Wahrheit genossen alle die fabelhafte Rallye und keiner wollte sich mit einem Thema beschäftigen, welches zu dieser Zeit weder Anhänger noch Zuhörer gefunden hätte.

Lassen Sie mich nun ganz ehrlich mit dem Manipulationsthema sein, über das immer mehr gesprochen wird. Mal angenommen, es wäre so und die Märkte sind manipuliert. Lassen Sie uns davon ausgehen, dass JP Morgan und natürlich Goldman Sachs den Preis der Edelmetalle jede Minute, jeden Tag und jede Woche, im Griff haben. Meine Frage an Sie ist: "Wen interessiert es?". Wie hilft mir diese Ansichtsweise weiter, an diesem Markt Geld zu verdienen? Dies ist alles was interessieren sollte, oder machen sie das etwa zum Spaß?

Sollte die Manipulationstheorie stimmen, müsste ich keine Berichte schreiben und Einschätzungen mit klaren Zielbereichen treffen. Keiner würde mir zuhören, denn egal, was ich auch für Prognosen treffen würde, es wäre bloßer Zufall, dass sie eintreffen, gesetzt dem Fall, ich bin nicht selber einer der mächtigen Manipulanten der Wallstreet.

Sie sollten ihre Bemühungen darauf beschränken, wie Sie in diesem Markt am meisten Geld verdienen! Denn wenn Sie meinen, die Manipulation hält sie davon ab, Geld in den Edelmetallmärkten zu verdienen, dann rate ich Ihnen dringend, die Finger weg davon!

Leser unseres täglichen Markt Updates wissen, Manipulation hin oder her, ändert nichts an der Treffgenauigkeit der Einschätzungen.

Nun zum derzeitigen Bild, welches uns die Metalle liefern. Das Muster der letzten Woche hat sich nicht für die bullische Seite ausgespielt. Das heißt nicht, dass es keine unmittelbare Hoffnung mehr für die Bullen gibt. Es gibt immer noch eine 25%ige Chance, dass wir direkt auf die 1.400 $ - 1.440 $ Dollar steigen. Mein präferiertes Szenario ist es jedoch nicht mehr. Das Kursmuster von Silber ist nicht ideal für einen bullischen Ausbruch und das lässt mich zweifeln, ob wir vorerst weiter Potential nach oben haben.

In dieser Woche werde ich genau das Unterstützungslevel von 1.225 $ - 1.230 $ genauso wie den Widerstand bei 1.245 $ - 1.255 $ beobachten, welcher die Goldbullen schon mehrfach abwehren konnte. Das Gleiche gilt im Silbermarkt für die 19,32 $ und 21,50 $.

Als Trader kann ich sagen, dass es bei diesem Set-up kurzfristig nicht klug ist, involviert zu sein, da das Bild auch nach Elliott-Wellen-Theorie zu viele Möglichkeiten bietet. Wir werden sehr wahrscheinlich in den nächsten Wochen eine starke richtungsweisende Bewegung bei den Metallen sehen, die sich dann über die nächsten ein, zwei Monate hinzieht.

Es gibt klare Set-ups, die einen zum erfolgreichen Traden förmlich einladen, weil sie so offensichtlich sind und es gibt Zeiten, wo es nicht klar ist und ich somit meine Handelsaktivitäten herunterschraube.

Was meine längerfristige Prognose von ca. 1.045 $ bei Gold und ca. 16,45 $ bei Silber angeht, hat sich nichts geändert. Ich gehe weiterhin davon aus, dass wir den Boden bei Gold und Silber noch nicht gesehen haben, da es noch kein klares Kursmuster gab, welches mich vom Gegenteil überzeugen konnte.

Wir veröffentlichen kostenlose, tägliche und wöchentliche Market Updates zu Gold, Silber, WTI und S&P 500. Um unseren Analysen folgen zu können, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an Anmeldung@hkcmanagement.de, mit dem Stichwort "Anmelden", Ihrem Namen und Ihrer E-Mail-Adresse.


© Philip Hopf
Hopf-Klinkmüller Capital Management KG