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Gold-Rally unter den Radaren

08.04.2014  |  Peter Schiff

Dieser Gastbeitrag wurde auf www.goldsilverworlds.com veröffentlicht.

2014 ist bislang ein paradoxes Gold-Jahr gewesen. Viele Investoren sind sich gar nicht bewusst, dass es schon um fast um 8% gestiegen ist. In den Finanzmedien wird es ohnehin selten erwähnt, und wenn, dann nur, um die jüngsten Gewinne mit den Verlusten des letzten Jahres zu vergleichen.

Trotz dieses überwältigend negativen Stimmungsbildes erlebt Gold gerade eine heimliche Rally, die es zu den besten Anlageklassen des Jahres macht. Werfen wir einen Blick auf ein paar wichtige Messgrößen für den am stärksten unterbewerteten Sektor im Gesamtmarkt.


Spekulanten im Rückwärtsgang

Viele Investoren möchten einfach glauben, dass im letzten Jahr das letzte Stündchen für das gelbe Metall geschlagen hat - folglich achten sie auch nicht mehr auf die technischen Größen, die für die Kursverluste verantwortlich gewesen waren. Doch hier hat sich inzwischen eine Wende angebahnt.

Letztes Jahr wurde der Goldkurs allem voran durch technische Spekulanten beeinflusst - und durch alltägliche Investoren, die auf deren Grundlage Positionen handelten. Immerhin hatten die Gold-ETF im Jahr 2013 zum ersten Mal seit ihrer Einführung (ab 2003) Netto-Bestandsabflüsse zu verzeichnen! Das war ein entscheidender Faktor für den Abwärtsdruck, der auf den Goldkursen und auch auf den Erwartungen der (potentiellen) Goldinvestoren lastete.

Die Gold-ETF verkauften im vergangenen Jahr sage und schreibe 881 Tonnen Gold aus ihren Beständen. Der GLD, der größte Fonds dieser Art, verkaufte allein 550 Tonnen. Die Effekte jener extrem negativen Ausrichtung unter den Spekulanten am Goldterminmarkt beeinflussten diesen Trend und verstärkten ihn im weiteren Verlauf; die großen Netto-Short-Positionen jener Spekulanten waren verantwortlich für eine Reihe einschneidender Kursstürze, die sich im Verlauf des letzten Jahres am Goldmarkt ereignet hatten. Es passierte schließlich das, was typischerweise an Märkten passiert: Negativstimmung wird zur sich selbsterfüllenden Prophezeiung.

In den vorhergehenden 10 Jahren (bis zum letzten Jahr) war die physische Goldnachfrage die treibende Kraft am Goldmarkt gewesen. Allerdings wuchs auch der Marktanteil der ETF mit der Zeit immer stärker an. So reichte dann auch der plötzliche Selloff in den ETF aus, um die weltweite Gesamtnachfrage nach Gold, über das Vorjahr betrachtet, um ganze 15% drücken. Selbst jener 28%ige Nachfrageanstieg bei Goldbarren und -münzen (eine Rekordnachfrage in dieser Kategorie!) konnte dieser negativen Marktwende dann nichts mehr entgegenzusetzen. Doch jetzt kommen die ETF wieder ins Spiel. Im Februar war wieder ein Ausbau der Bestände zu verzeichnen - der erste Anstieg seit Dezember 2012. Auch die Zahl der Netto-Long-Positionen COMEX-Markt für Gold-Futures stieg Mitte März auf Stände, wie es sie seit November 2012 nicht mehr gegeben hatte.


Gold vs. Aktien

Doch was veranlasst die zuvor so pessimistischen Händler von ETF und Futures jetzt zur Kurswende?

In allen Bereichen des Goldsektors steigen die Kurse. GLD und COMEX-Futures sind seit Jahresbeginn um 6% gestiegen. Der GDX, der am breitesten aufgestellte ETF für Goldminenwerte, liegt mit 12% im Plus. Selbst mit den kräftigen Kursrücksetzern der letzten Märzwoche geht das physische Gold mit Gewinnen von 8% aus dem ersten Quartal.

Unterdessen entwickelt sich am Aktienmarkt so gut wie gar nichts mehr. Der S&P 500 und der NASDAQ konnten seit Jahresbeginn gerade einmal um 2% steigen, der Dow hingegen meldet Verluste.

Vor allen aber hat der Dow - in Gold bemessen - tatsächlich schon deutliche Verluste erleiden müssen. Ende März lag der Dow beim 12,5-fachen des Goldpreises. Das entspricht einem Verlust von 9% gegenüber Dezember. Über die letzten 100 Jahre betrachtet, hatte der Dow die meiste Zeit weit unter diesem Niveau gelegen.

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Eine Rückkehr zum historischen Durchschnitt würde bedeuten, dass entweder der Dow deutlich fallen muss oder dass der Goldpreis in die Höhe schießen wird. Meiner Ansicht nach wird es eine Kombination aus beiden Faktoren sein.


Überteuert mit unterdurchschnittlichen Erträgen

Wer der Geschichte von der wirtschaftlichen Erholung weiter glauben möchte, der surft - nachdem die großen Aktienindizes im letzten Jahr ein Rekordhoch nach dem anderen eingefahren hatten - wahrscheinlich auf einer Welle der "irrationalen Überschwänglichkeit". Man zeigt sich nicht im Geringsten besorgt darüber, dass der Aktienmarkt schon längst im gefährlichen Bubble-Bereich angekommen sein könnte.

Einer der wichtigsten Messgrößen für die Kursbewertung am Aktienmarkt widerspricht dieser Haltung aber voll und ganz.

Das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis (Shiller KGV) ist ein Gewinnmultiplikator, der sich unter anderem Ansehen und Respekt dadurch verdiente, dass er Analysten wie mir dabei half, einen der am stärksten überbewerteten Märkte der Geschichte auszumachen - die Dot-Com-Bubble. Dieser Indikator bemisst die Kapitalrendite, die jemand zu erwarten hat, der jetzt am allgemeinen Aktienmarkt Papiere kauft. Hohe Stände im Verhältnis legen nah, dass potentielle Investoren mehr Geld für Anteile an Unternehmen ausgeben müssen, die aber weniger Gewinn machen; und das heißt auch, dass Investoren weniger Wert bekommen.

Ende März stand das Shiller-KGV bei 25,60 - fast 55% über dem historischen Durchschnitt von 16,5. Wie man im Chart unten sehen kann, hatte dieses Verhältnis die Marke von 25 nur in folgenden Perioden durchbrochen: während der Aktienmarkt-Manie des Jahres 1929, während der Dot-Com-Bubble und kurz vorm Finanzcrash des Jahres 2008!

Ich persönlich würde größten Abstand zu einem solchen ertragsschwachen Investment nehmen.

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Warum zurückblicken?

Investoren machen häufig den Fehler, wieder in das zuletzt gemachte Geschäft zu investieren, so wie auch Staaten immer wieder den vergangenen Krieg ausfechten. Nach einem Jahr, in dem Aktien 30% Gewinn einfuhren, während Gold in die Tiefe geprügelt wurde, möchte jetzt keiner der erste sein, der sich erneut auf Sachanlagen stürzt.

Vermögen werden aber häufig beim Ignorieren des Trends gemacht und durch den Aufkauf unterbewerteter Anlagen, deren Wert keiner sieht. Sicherlich ist das manchmal ein riskantes Manöver - im Fall des Goldmarktes ist es aber ein vergleichsweise sicheres Ding - so sicher es eben geht.

Es lässt sich nur schwer vorhersagen, was genau der Auslöser des nächsten Aktienmarkteinbruchs sein wird, Gold befindet sich aber schon jetzt auf dem Weg zu neuen Hochs. Die Fed-Chefin Janet Yellen rüstet sich jetzt schon, um eine neue Sturzflut aus frisch geschöpften Dollars in die Weltmärkte zu entfesseln. Meine Empfehlung: Bauen Sie nur früh genug Ihre Arche.


© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 02.04.2014 auf www.24hgold.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.