Interview mit James Turk: Gold, Dollar und Welt-Geld-Politik (Teil 1/2)
05.05.2014 | James Turk
Zur Person: Nach seinem B.A.-Abschluss in Internationaler Wirtschaft (1969, George Washington University) spezialisierte sich James Turk auf Banking, Finanzwesen und Investments. Er begann seine Karriere bei der Chase Manhattan Bank (heute JP Morgan), wechselte dann 1980 zu einer privaten Investment- und Trading-Firma eines bekannten Edelmetallhändlers. 1983 wechselte er in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo er von der Abu Dhabi Investment Authority zum Leiter der Rohstoffabteilung ernannt wurde; diese Position hielt er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1987. James Turk verfasste verschiedene Monographien zum Thema Geld und Bankenwesen. Er ist Mitverfasser der Bücher “The Coming Collapse of the Dollar” und “The Money Bubble: What To Do Before It Pops”. James Turk ist zudem Gründer von GoldMoney (eine bequeme und preisgünstige Möglichkeit zum An- und Verkauf von Edelmetallen online).
Daily Bell: Hallo. Das letzte Interview liegt schon ein paar Jahre zurück. Können Sie unseren Lesern sagen, was Sie gerade machen. Erst letzten Dezember kam ein neues Buch von Ihnen heraus - in Zusammenarbeit mit John Rubino, mit dem Titel: The Money Bubble: What To Do Before It Pops (DollarCollapse Press). Auf Amazon kam man zum Teil Spitzenbewertungen lesen. Alasdair Macleod schrieb beispielsweise: “[…] Das Buch ist vor allem so geschrieben, dass komplexe Themen, wie z.B. die Entstehung von Bankenkredit, problemlos von Laien verstanden werden können. Wer hingegen ein Vademekum der Edelmetallmärkte und deren heutige Funktionsweise sucht, der wird es hier finden. Ich empfehle dieses Buch allen Finanzexperten wie auch dem Laien.”
Geben Sie unseren Lesern eine kurze Zusammenfassung davon, was wir von “The Money Bubble“ zu erwarten haben.
James Turk: In unserem ersten Buch ”The Coming Collapse of the Dollar”, das 2004 veröffentlicht wurde, haben John Rubino und ich zwei große Trends ausgemacht. Erstens ‘Gold kaufen‘ und zweitens ‘gegen die sich damals entwickelnde Immobilienblase wetten‘. Rückblickend sind das die beiden besten Anlageideen des Jahrzehnts gewesen. Wir sind aber auch davon ausgegangen, dass der Dollar und das US-Bankensystem zusammenbrechen würden. Das ist 2008 dann auch fast passiert, allerdings wurden bankrotte Banken und anderen Unternehmen durch Staatsinterventionen von bislang ungekanntem Ausmaß am Laufen gehalten.
In unserem neuen Buch stellen wir jetzt dar, dass keines der Probleme, die John und ich im Jahr 2004 ausgemacht hatten, behoben wurde. Folglich erklären wir erneut, warum der Zusammenbruch des Dollars die Endkonsequenz ist. Im Buch erklären wir aber auch, wie man sein Portfolio so ausrichtet, dass man vor den drohenden Verwerfungen am besten geschützt ist.
Daily Bell: Sie sind also ganz offensichtlich weiterhin Edelmetalloptimist. Sie schreiben in “The Money Bubble“ sogar, dass Papierwährungen ihrem Ende zugehen und durch solides, werthaltiges Geld - wie Gold und Silber - ersetzt werden. Wohin geht die Reise beim Gold, und wie steht es beim Silber?
James Turk: Beide Metalle, Gold und Silber, sind auf dem Weg nach oben; oder um es genauer zu formulieren: Die Kaufkraft des Dollars wird wahrscheinlich weiter sinken. Gold stieg 12 Jahre in Folge; 2013 muss jetzt als das erste Verlustjahr in einem Zeitraum von 13 Jahren gelten. Innerhalb dieser 13 Jahre ist Gold pro Jahr durchschnittlich um 13,3% gestiegen - womit es zu einer der besten Anlageklassen dieses Jahrhunderts zählt, zusammen mit Silber, das im selben Zeitraum um durchschnittlich 8,9% pro Jahr gestiegen ist.
Daily Bell: Sehen Sie auch die Gold-Minenwerte so optimistisch? Was sollte ein Minenwert Ihrer Meinung nach ausmachen?
James Turk: Ja, ich bin optimistisch. Allen historischen Bewertungsmaßstäben folgend sind diese Aktien sehr günstig, was aber nicht wirklich überrascht, denn Gold ist ja auch unterbewertet.
Die Bergbauunternehmen hatten eine harte Zeit, weil die Inflationsrate schneller stieg als die Goldpreise und somit die Gewinnspannen der Unternehmen zusammengedrückt hat. Entscheidende Faktoren, die mir bei Bergbauwerten wichtig sind, sind die Qualität des Managements, die Solidität der Unternehmensbilanzen und die Gehalte der betreffenden Minen. Ich achte auch darauf, dass das Unternehmen keine Absicherungsgeschäfte betreibt, bei denen es die Preise für die zukünftige Produktion vorab festsetzt, denn in einem inflationären Umfeld ist das der beste Weg ins Unglück. Wenn Unternehmen überhaupt etwas absichern, dann wohl nur Kosten, nicht aber Einnahmen.
Daily Bell: Wann wird der Bergbausektor durchstarten; wird er das jemals?
James Turk: Man möchte hoffen, dass der Sektor dann durchstartet, wenn auch Gold durchstartet. Garantien kann es aber nie geben, denn Bergbauunternehmen haben Risiken, die es beim Gold so nicht gibt. So können Bergbaufirmen zum Beispiel ins Fadenkreuz steuer-hungriger Regierungen geraten. Falls der Goldpreis in die Höhe schießt, könnten bestimmte Staaten mit einer Sondergewinnsteuer zuschlagen, so wie es die US-Regierung bei Ölunternehmen Anfang der 1980er gemacht hatte. Neben einem steigenden Goldpreis brauchen Bergbauunternehmen also auch ein wohlgesinntes kapitalistisches Land, in dem sie ihre Arbeit verrichten können.
Daily Bell: Pessimist sind Sie natürlich, was staatliche Währungen angeht. Wohin geht es beim Dollar - und wann?
James Turk: Wir wissen WOHIN es geht, das WANN können wir allerdings nicht vorhersagen. Der Dollar ist auf dem Weg nach unten, und am Ende des Weges wartet ein Kliff. Die aktuell von der US-Regierung betriebene Geld- und Haushaltspolitik ist untragbar. Auch wenn Politiker und Zentralbanker das gerne anders sehen würde: Geld kommt eben doch nicht aus der Druckerpresse! Wie alle anderen Dinge auf dieser Erde, entstammt es harter Arbeit - so wie beim Abbau von Gold und Silber.
Wir wissen zwar, wohin es mit dem Dollar geht, wann er aber die Felswand runter stürzt, lässt sich hingegen unmöglich prognostizieren; ich denke aber, dass wir nicht mehr weit davon entfernt sind. Die Römer brauchten 100 Jahre, um ihr Geld zu zerstören - und damit einhergehend auch ihr Imperium. Der heutige Dollar besitzt nur noch ca. 1% der Kaufkraft, die er im Jahr 1913 zur Gründung der Federal Reserve hatte. Es hat also schon ein Jahrhundert der Dollar-Zerstörung stattgefunden; das Ende des Dollars ist nah - außer natürlich es käme zu den dringend benötigten Reformen. Ich sehe allerdings keine Möglichkeit, dass das noch passieren wird.
Daily Bell: Schnell noch ein paar Fragen zur USA ... Bewegen sich die USA aus der Rezession?
James Turk: Nein. Die Rezession wird erst dann enden, wenn zwei Dinge erreicht wurden: Es müssen mehr Menschen einen Arbeitsplatz haben als am Höhepunkt 2007, und das durchschnittliche und auch akkurat inflationsbereinigte Haushaltseinkommen muss über dem von 2007 liegen. Keines dieser beiden Ziele ist derzeit in Sicht. Tatsächlich scheint die US-Wirtschaft gerade wieder abzurutschen, nachdem sie in den letzten Jahren höchstenfalls bescheidenes Wachstum erreicht hatte.
Daily Bell: Wird Janet Yellen der Wirtschaft helfen können?
James Turk: Nur, wenn sie die Federal Reserve schließt und nur, wenn sie an einer Wiederherstellung des “konstitutionellen Dollars“ arbeitet - und die Aussichten, dass das passieren wird, liegen fast bei null.
Daily Bell: Wird die Fed das Geldangebot schrumpfen?
James Turk: Nicht in einer Million Jahren. Die Fed versteht sich auf eine Sache: Drucken, Drucken und nochmals Drucken. Deswegen hat der Dollar seit Gründung der Fed vor 100 Jahren auch so stark an Kaufkraft verloren. Die Fed versteht sich nur aufs Drucken - sie macht im Grunde auch nichts anderes als Pro-Dollar-Propaganda zu verbreiten und Dollars aus dem Nichts zu schöpfen. Diese Dollarschöpfung - ob nun gedruckt auf Papierzetteln oder festgehalten durch Bankkonteneinträge - führt immer zu mehr Inflation, und die schwächt und zerstört die Kaufkraft des Dollars.
Das Schreckliche daran ist, dass die Haushaltseinkommen nun schon seit Jahren nicht mehr mit dem inflationären Druck Schritt halten konnten - was wiederum nur heißt, dass der Lebensstandard sinkt. Und die Aussichten, dass sich das in Kürze wieder ändern wird, sind überhaupt nicht rosig, da sich der inflationäre Druck weiter aufstaut.
Daily Bell: Wie hoch wird die Arbeitslosenquote in den USA tatsächlich sein? Gehen Sie davon aus, dass sie wieder sinken wird?
James Turk: Ich halte mich an die Statistiken, die von John Williams auf ShadowStats.com berechnet werden; seine Arbeiten zeigen, dass die Arbeitslosenquote in den USA seit Anfang 2009 bei über 20% liegt. Leider wird es auch nicht besser, denn das Stellenwachstum liegt ungefähr mit dem Wachstum der arbeitsfähigen Bevölkerung gleichauf; die Zahl der Arbeitslosen und Unterbeschäftigten bleibt also riesig und problematisch.
Daily Bell: Gibt es irgendwas, was die Obama-Regierung zur Wirtschaftsförderung tun könnte, außer zu "reden"?
James Turk: Das ist eine gute Frage; für eine Antwort braucht es ein wenig Hintergrund. In der Wirtschaft gibt es im Grunde zwei Sektoren. Die werden normalerweise als der "öffentliche" und der “private“ Sektor bezeichnet, die passenderen Begriffe wären aber eigentlich Steuerfresser und Steuerzahler. Vermögen wird nur im Privatsektor geschaffen, das muss begriffen werden. Regierungen schaffen keine Vermögen; sie verteilen lediglich um, was sie in Form von Steuern vom vermögenschaffenden privaten Sektor einnehmen.
Die US-Wirtschaft steht nun vor dem Problem, dass die Steuerfresser inzwischen einen zu großen Teil der Gesamtwirtschaft ausmachen. Sie sind zu einer so großen Last geworden, dass die Steuerzahler sie nicht mehr schultern können. Dieses Ungleichgewicht ist unhaltbar und muss daher korrigiert werden. Es braucht eine massive Umstrukturierung der Wirtschaft, wobei auch die Rolle des Staates reduziert wird. Das wird am Ende ohnehin passieren, und dafür gibt es zwei mögliche Wege. Der eine chaotisch. Der andere geordnet, auf Grundlage von Regelungen, die wieder faire Bedingungen schaffen, damit die Bankrotteure keine Staatsbeihilfen bekommen, um sich über Wasser zu halten. Auf welchem Weg wir dahin kommen, weiß keiner; allerdings haben die Steuerfresser schon seit Jahrzehnten das Sagen.
Ich würde deshalb auch vermuten, dass sie solange plündern werden, bis der Dollar zusammenbricht - sprich, dass wir chaotischen Ereignissen entgegensehen. Auf den Punkt gebracht: Eine solide Wirtschaft braucht solides Geld. Die USA haben nichts von beiden.
Das Beste, was die Obama-Regierung oder jede andere Administration machen könnte: Sie sollte den Einfluss, die Ausbreitung und die Zielsetzungen der bundesstaatlichen Instanzen so zurückfahren, wie sie von den Architekten der Verfassung angedacht waren. Die Bundesregierung wird das natürlich nicht freiwillig tun, auch wenn mir bestimmte Vorstöße in letzter Zeit wieder Hoffnung gegeben haben. Einige Landesregierungen versuchen jetzt, die Befugnisse des Bundes auf jene 17 festgelegten Machbereiche zu beschränken, die ihnen laut Verfassung zugestanden wurden.
Daily Bell: Was halten Sie von ObamaCare? Wird das Programm mit Absicht so pannenhaft eingeführt, um am Ende ein Einzelzahlersystem entstehen zu lassen?
James Turk: Es ist nur ein weiteres Beispiel für staatliche Geld- und Zeitverschwendung. Eine Ausweitung des Bevormundungsstaates. Man geht davon aus, die Menschen seien nicht fähig, selbst Entscheidungen zu treffen. Wie alle staatlichen Programme gründet auch dieses auf der Annahme, dass es in dieser Welt etwas für lau gibt - obwohl jeder weiß, dass es nicht so ist. Die Probleme bei der Einführung sind typisch für die Arbeitsqualität des Staates, sie zeigen deutlich, welche Probleme auch die Abhängigkeit vom Staat bringt.
Wenn sich ein Unternehmen Pannen bei Produkteinführungen leistet, dann verliert es Einnahmen, es verliert dann vielleicht noch Geld und könnte letztendlich sogar Pleite gehen. Für staatliche Institutionen gibt es diese pragmatische Rechenschaftspflicht und Verantwortung aber nicht; Bürokraten geben ihre Fehler ja eh nur ganz selten zu, noch seltener werden sie für ihre Fehler gefeuert - und das ist ein weiterer Unterschied zu den Abläufen im Privatsektor. Es kann also kaum überraschen, dass staatlichen Instanzen wieder und wieder Misswirtschaft betreiben - ganz gleich bei welcher Aufgabe.
Daily Bell: Wie steht es um den Euro? Wird er weiter existieren? Wird sich die Europäische Union auflösen?
James Turk: Angesichts der ökonomischen Zwangslagen, in die ein großer Teil der europäischen Bevölkerung durch die Eurokratie in Brüssel gebracht wurde, ist es schon überraschend, dass sich die EU nicht schon aufgelöst hat. Mit den Europawahlen nächsten Monat dürften wir einen Hinweis darauf bekommen, wie die Aussichten für Europa sind. Es gibt erste Anzeichen darauf, dass die Euroskeptiker verschiedener Ländern einen großen Sieg erringen dürften, was wiederum innerhalb der EU einige Veränderungen anstoßen dürfte.
Hoffentlich werden solche Veränderungen friedlich verlaufen, doch angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und der schlechten ökonomischen Aussichten in so vielen Teilen der EU - hier besonders innerhalb der Eurozone - kann ich mögliches Chaos und Bürgerunruhen nicht ausschließen; und das wäre noch schlimmer, als das, was bisher schon passiert ist.
Daily Bell: Schauen wir nach China. Was passiert gerade mit dem Yuan?
James Turk: Er hat sich abgeschwächt, das ist aus meiner Sicht der wesentliche Punkt. Ob diese Abschwächung nun auf das Konto vorsätzlicher Maßnahmen der Regierung zur Exportankurbelung geht, oder Folge von Marktprozessen ist, ist irrelevant. Es zeigt, dass die chinesische Wirtschaft mit Problemen zu kämpfen hat. Das wundersame Wachstum der letzten Jahre geht zu Ende.
Daily Bell: Wir sind nicht der Meinung, dass es der chinesischen Wirtschaft sonderlich gut geht. Es klingt, als würden Sie zustimmen.
James Turk: Ja, ich stimme voll und ganz zu. Ein Schlüsselfaktor für das Wirtschaftswachstum in China war die Akkumulierung gewaltiger Schuldenmengen, die jetzt untragbar werden - selbst zu den heute relativ niedrigen Zinssätzen. Richtig besorgniserregend ist aber die Tatsache, dass mit diesen Schulden eine Immobilienblase finanziert wurde, wie es sie in Spanien und Irland gegeben hatte. Wir alle wissen, was in diesen beiden Ländern passierte. Wie es scheint, wird auch China bald dasselbe Schicksal erleiden. Ich denke, dass der Höhepunkt der Bubble schon letztes Jahr erreicht wurde, sie ist erst kürzlich geplatzt. In den nächsten Monaten sind düstere Konsequenzen zu erwarten, die auch die ganze Welt zu spüren bekommen wird.
Daily Bell: Wer kauft Gold in China? Staatliche Stellen? Privatleute? Wie sieht der Plan aus, aus chinesischer Sicht, was das Gold angeht?
James Turk: Der chinesische Staat baut seine Goldreserven nun schon seit 15 Jahren aus. Allerdings hält man diese Käufe geheim, dem IWF werden die Erhöhungen der staatlichen Goldreserven nun dann mitgeteilt, wenn die Regierung das für vorteilhaft hält. China hatte seine Goldreserven zum letzten Mal 2009 offengelegt, damals ließ man verlauten, man habe die nationalen Goldreserven seit 2003 um 600 Tonnen auf 1.054 Tonnen ausgebaut. Ich glaube, dass die chinesischen Goldreserven bis heute auf mindestens 2.500 Tonnen angewachsen sind. Aber auch Privatpersonen kaufen Gold. Diese Kaufmengen sind sogar noch größer gewesen als die der chinesischen Regierung. Zusammengenommen ist China zu einem dominanten Akteur am Goldmarkt geworden.
Daily Bell: Weiter mit Manipulation… Vor einigen Wochen führten wir ein Interview mit Bill Murphy vom GATA. Was ist Ihre Sicht auf die Goldmanipulation? Fällt die Goldverschwörung in sich zusammen?
James Turk: GATA hat wunderbare Arbeit bei der Enthüllung der Marktmanipulationen durch den Staat geleistet, und ich empfehle allen, auf die Webseite GATA.org zu gehen und hier die über die Jahre gesammelten und zusammengestellten Materialien nachzulesen. Aber eine Verschwörung ist das nicht. GATA hat genügend Dokumente zusammengestellt, darunter auch staatliche Aufzeichnungen, um zu beweisen zu können, dass die Manipulation des Goldmarktes staatliche Politik ist.
Glücklicherweise fechten die Zentralplaner dabei einen verlorenen Krieg aus und sie werden bald das Handtuch werfen, so wie schon im März 1968, als das Zentralbankenkartell namens London Gold Pool zusammenbrach. Sie befinden sich seit Jahren in einem, wie ich es nenne, kontrollierten Rückzug. Sie versuchen, die Kräfte des freien Marktes in Zaum zu halten, welche die Unterbewertung des Goldes erkennen. Diese Kräfte des freien Marktes sind größer als jeder Staat oder jede gemeinsam agierende Staatengruppe, und das bringt mich zu einem interessanten Punkt.
Der Dollar wird ungefähr genauso stark entwertet, wie der Goldpreis seit 1999 gestiegen ist. Also bleibt Gold aktuell so unterbewertet wie schon 15 Jahre zuvor. Der Dollar hat viel Kaufkraft verloren, und ich habe ein gutes Beispiel, um diesen Punkt zu untermauern. Im Juli 1999 beim Goldpreistief von 253,70 $ pro Unze, kostete das Barrel Rohöl 20,28 $. Seither haben sich Gold und Rohöl verfünffacht. Gold konnte seine Kaufkraft über die letzten 15 Jahre halten, der Dollar hingegen verlor 80% seiner Kaufkraft.
Daily Bell: Als der Dollar 2013 gegenüber Gold stieg - oder aber, wie die Landesmedien so gerne sagen, als der Goldpreis fiel - war das eine normale Marktreaktion oder doch etwas anderes?
James Turk: 12 Jahre lang konnten die Zentralplaner den Anstieg des Goldpreises nicht stoppen, und 2013 riss dann diese Serie. Man könnte nun meinen, dass das Verlustjahr 2013 eine normale Marktreaktion gewesen sei, weil es nur selten vorkommt, dass irgend etwas 12 Jahre in Folge steigt - was natürlich dann nicht gelten würde, wenn auch der Dollar 12 Jahre in Folge entwertet wurde. Dann würde man erwarten, dass auch Gold steigt. Nun wurde der Dollar aber auch 2013 weiter entwertet - durch quantitative Lockerungen und andere Entwertungsprogramme, die die US-Regierung betreibt. Und das heißt, dass wir an anderer Stelle nach einer Erklärung für das suchen müssen, was 2013 beim Gold passierte.
Das bringt natürlich den Punkt staatliche Interventionen auf den Tisch, welche die Entwicklungen im letzten Jahr erklären. Die Bullion-Banken, die für die US-Regierung tätig sind, trieben den Goldkurs durch den Verkauf von Papierinstrumenten in die Tiefe - z.B. mit Vorwärtsverkäufen, Futures und Optionen. Das löste anschließend, als der Preis gefallen war, einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach dem physischen Metall aus. Diese Nachfrage wurde dann durch riesige physische Metallmengen befriedigt, die von den westlichen Zentralbanken aufgelöst wurden, und die größtenteils nach China geliefert wurden.
Daily Bell: Die Reaktionen darauf waren aber heftig. Denken Sie, dass die Manipulatoren vielleicht zu weitgegangen sind? Und falls ja, was hätte das in nächster Zeit für den Goldpreis zu bedeuten?
James Turk: Ja, sie haben es zu weit getrieben, in dem Sinne, dass ihre Maßnahmen den Goldpreis auf ganz stark unterbewertete Stände getrieben haben. Wir wissen, dass es so ist, weil Gold im Juli in die Backwardation rutschte - das heißt, dass die Terminhandelskurse unter den Kassapreisen liegen. Und bis heute ist Gold die meiste Zeit über in der Backwardation geblieben, was es noch nie zuvor gegeben hatte. Eine ausgedehnte Backwardation kann nur bedeuten - um eine detaillierte Erklärung an dieser Stelle zu vermeiden - dass Gold bei den aktuellen Notierungen außergewöhnlich günstig ist. Mit anderen Worten: Ein Goldpreis auf so niedrigen Ständen ist eine Anomalie.
Daily Bell: Wird es einen Dominoeffekt beim Silber geben?
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© Anthony Wile
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Dieser Artikel wurde am 27.04.2014 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.