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Matchpoint oder Niederlage am Goldmarkt

14.05.2014  |  Philip Hopf

Beim Betrachten der vergangenen Woche sollte dem aufmerksamen Leser und Spekulant auffallen, mit welcher Rasanz und Kontinuität sich der Ukraine-Konflikt immer weiter zu einer internationalen Krise ausgebaut hat. Zwei Konstanten haben sich dabei in den letzten Monaten herauskristallisiert. Einmal die kontinuierlichen Artikel permabullischer Autoren, welche den Konflikt seit Monaten als Initialzündung und Katalysator für eine neue Goldpreisrallye ausrufen und kräftig dafür trommeln, wieder auf der Long-Seite in den Markt zu springen.

Und einmal der Gold- und Silbermarkt selbst, welcher sich seit Ausbruch der Krise völlig unbeeindruckt -wie auf Valium-, zeigt, und sich, wie so oft, weigert den Prognosen der Goldgurus und ihren Jüngern zu folgen. Am Montag dann ein kurzer Hoffnungsschimmer: Gold und Silber schossen intraday in die Höhe und schon bekam ich ein paar eifrig geschriebene e-mails: "Sehen sie, jetzt startet der Goldpreis durch und wird ihre doch recht lang anhaltende Prognosegenauigkeit beenden.", "Heute haben wir den Anfang einer massiven Rallye erlebt." usw. Nun, jedenfalls kam ich gar nicht dazu, etwas zu antworten, da im Abendhandel der "Rallye" beider Märkte bereits wieder die Luft ausging und der Spuk schnell zu Ende war.

Fundamentalanalysten mussten sich mal wieder die Haare raufen. Einfach auf nichts will der Goldmarkt mit einer Rallye reagieren. Weder auf eine nach Krieg riechende Ukraine-Krise, noch auf starke physische Käufe der Chinesischen Zentralbank und schon gar nicht auf die Ankündigung der EZB, die Geldschleusen womöglich wieder zu öffnen. Da tun sich für viele Anleger große Fragezeichen auf. Das muss jedoch nicht sein. Wer der konsequent angewandten Elliott Wave Analyse unseres kostenlosen täglichen Markt Updates folgt, weiß, dass die Bewegung von Montag durchaus plausibel war; aber eben auch ihre Erschöpfung im Abendhandel. Denn der Markt ist nicht bereit, zu steigen. Im Gegenteil, wer meine Artikel liest, weiß, dass wir uns seit Monaten in einem sehr bärischen Setup bewegen, welches seine Hauptbewegung gen Süden noch vor sich hat.

Aus der marktpsychologischen Sicht sehe ich unterschiedliche Möglichkeiten, wie die Märkte sich entwickeln könnten. Viele Anleger sind recht bullisch, angeheizt durch Goldgurus mit ewig bullischen Erwartungen. Manche sind neutral eingestellt und erwarten einen weiter verlaufenden Seitwärtsmarkt und nur sehr wenige sind absolut bärisch fokussiert. Wie sie wissen, gehöre ich mit meiner Perspektive zur Minderheit.

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Ich werde die Marktsituation nun aus Elliott Wave Technischer Sicht erklären. Was wir derzeit vorfinden und was sie auch im Chart erkennen können, ist ein Szenario in welchem wir uns in der Welle 3 von (iii) von III befinden. Ein sehr bärisches Szenario, welches quasi ein blinkendes Schild mit der Aufschrift "Crash" vor sich herträgt.

Wir haben derzeit eine ganz klare höhere Wahrscheinlichkeit eines starken Abverkaufs als einer Rallye - und das im Gold und Silbermarkt. Mein Rat für alle, welche nach wie vor Long in beiden Märkten sind, ist: ziehen sie enge Stopps nach, damit sie nicht vom Zug erfasst werden während sie die goldene Morgenröte und das Erwachen der Goldrallye erwarten.

Aus wellentechnischer Sicht hatten wir vergangene Woche eine schöne fünfwellige Mikrostruktur. Somit war bereits zum Wochenende klar, dass wir Anfang der jetzigen Woche eine dreiteilige Gegenbewegung sehen werden, welche manche am Montag für den Start einer neuen Rallye hielten. Wir verharren also nach wie vor im Korridor zwischen 1280 $-1316 $. Und solange wir uns in diesem Bereich aufhalten, stehen die Chancen recht gut, dass sich ein Szenario abspielen wird (der Abverkauf in Welle 3), welches in naher Zukunft als neuer "Goldcrash" bezeichnet werden wird. Wenn eine Welle 3 von (iii) von III abverkauft, tut sie dies rasch und impulsiv und wir werden dann Tage mit 30 $-40 $ Abgaben erleben.

Solange der Widerstand bei 1350 $ nicht nach oben durchbrochen wurde, sehe ich derzeit kein bullisches Potential für den Goldmarkt.





Im Chart können sie die blaue Box mit einer 3 gekennzeichnet erkennen. Sobald diese erreicht wurde, werden wir die Wellen 4 und 5 berechnen, welche uns über den Sommer 2014 bis in den Bereich von ca. 1065 $ bringen sollten, um die nunmehr seit 3 Jahren anhaltende Korrektur zu beenden.

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Bei Silber bleibe ich bei meiner Wellenzählung in welcher wir uns wahrscheinlich in einem 1-2 Setup einer C-Welle von Welle III befinden. Das bedeutet, dass Silber in den Bereich von 16 $ Dollar abverkaufen wird. Sollte dieser Bereich bei einem starken Crash durchbrochen werden, öffnet das durchaus die Türe für den Bereich von 11 $-14 $ im Silber, wie ich schon oft angesprochen habe.

Sie halten das für übertrieben? Ich bin sicher, sie haben den Abverkauf von $50 auf derzeit ca. 19 $ auch für unrealistisch gehalten und waren damit sicher nicht alleine.

Betont werden sollte, dass ich kein Permabär bin, sondern nur die Charts deute und analysiere. Auf langfristige Sicht gehe ich von einem Silberpreis von 100 $ plus aus, und sehe daher den kommenden Abverkauf als immense Chance an, die es zu nutzen gilt. Jedoch werden die Edelmetalle vielen Anlegern, die seit 2011 ständig auf die nächste Rallye spekulieren, noch große Kopfschmerzen bereiten und sie werden sich womöglich bei Tiefständen von ihren Positionen trennen. Dies geschieht durch eine von vornherein verblendete Erwartungshaltung.

Dazu möchte ich noch aus meinem Bericht auf Goldseiten vom 11.02.2014 zitieren: "Professor Hernan Cortes Douglas, ehemaliger Dozent der Harvard Universität, sowie ehemaliger Forschungsadministrator der Weltbank, schrieb zur Prognosegenauigkeit der Fundamentalanalyse Folgendes:

"Die historischen Daten zeigen uns, dass sie keinen Erfolg damit haben können. Finanzmärkte kollabieren nie, wenn die Stimmung an ihnen schlecht ist. Faktisch ist genau das Gegenteil der Fall. Wenn Markteinbrüche beginnen, sehen Makroökonomische Daten gut aus. Deshalb behauptet die Mehrheit der Ökonomen, dass sich die Wirtschaft in exzellenter Verfassung befindet kurz bevor die Märkte einbrechen. Ungeachtet der Wirkungslosigkeit und auch ungeachtet dessen, die gleichen Fehler immer wieder zu wiederholen, bedienen sich Ökonomen auch weiterhin dieser makroökonomischen Fundamentaldaten, um ihre Vorhersagen für die Zukunft zu treffen.

Wenn nun also diese Herangehensweise selbst rückblickend untauglich ist, da sie ein Ereignis weder verstehen noch rückwirkend erklären kann, wie kommt es dann zu der Annahme, man wäre damit in der Lage, die Zukunft einzuschätzen?"

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© Philip Hopf
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