Zählen wir eins und eins zusammen
04.06.2014 | Eric Sprott
In dem Markets-at-a-Glance-Bericht von diesem Monat möchten wir unsere Überlegungen darlegen, aufgrund derer wir denken, dass Edelmetalle derzeit eine attraktive Investition sind.
Physische Nachfrage und Mangel der Edelmetalle:
- Die Gold Forward Offered Rate (Terminverkaufskurs für Gold, GOFO) ist weiterhin sehr niedrig, mit langen Zeiträumen im Negativen (Grafik 1). [1]
- Warum dauert die Rückführung der 674 t deutschen Goldes so lange? Bis März 2014 haben nur 69 t ihren Weg zurück gefunden, eine Geschwindigkeit von weniger als 5 t pro Monat. [2]
- Falls es keinen Mangel an Gold gibt, warum exportieren die USA und Großbritannien dann so viel Gold in die Schweiz? (welche selbst das meiste davon nach China exportiert) [3]
- Laut einigen Schätzungen verbrauchte China 2013 mehr als 4.800 t Gold, wonach etwa 3.600 t aus den globalen Beständen (d.h. den westlichen Tresoren) gezogen wurde, um die Nachfrage zu bedienen. [4]
- Diese chinesischen Käufe spiegeln sich in den enormen Mengen von Goldlieferungen an der Shanghai Gold Exchange wider.
- Dubai baut eine neue Goldscheideanstalt mit einer geplanten Kapazität von 1.400 t und die derzeitige weltweite Goldverarbeitungskapazität liegt bei 6.000 t (weltweite Minenproduktion beträgt weniger als 3.000 t pro Jahr). [5] Warum sollten sie so viel Verarbeitungskapazität benötigen, wenn die physische Nachfrage nicht stark wäre?
- Da die bedeutenden Goldminenunternehmen ihre Explorationen zurückfahren, wird das zukünftige Minenangebot eingeschränkt bleiben. [6]
- Eine weitere “zwischenzeitlich Angebotsquelle” (900 t) waren ETFs, welche für den Großteil des vergangenen Jahres geplündert worden waren. Wie aber Grafik 2 zeigt, haben sie sich mittlerweile stabilisiert. Wenn die Nachfrage in anderen Bereichen gleich bleibt, woher werden diese 900 t Angebot in diesem Jahr kommen?
- Interessanterweise stellte das Silver Institute in seinem World Silver Survey 2014 fest, dass es aufgrund der starken physischen Nachfrage 2013 zu einem Defizit von 96 Mio. Unzen kam.
Makroökonomische Umgebung:
- Das wahre Inflationslevel ist hoch und wesentlich höher als die offiziellen Daten (Grafik 3). Edelmetalle haben seit jeher als Absicherung gegen Inflation fungiert.
- Thema Inflation: die enorme Summe gedruckten Geldes und das Anschwellen der Bilanz der US-Zentralbank werden vermutlich ein schlechtes Ende nehmen.
- Jürgen Stark zufolge, einem früheren Vorstandsmitglied der europäischen Zentralbank, können die Zentralbanken nicht länger die wirtschaftliche Situation kontrollieren. Mit anderen Worten leben wir mit einem eingebildeten Gefühl von Sicherheit. [7]
- Wladimir Putin denkt, dass “China und Russland sicherstellen müssen, dass ihr Gold und ihre anderen Währungsreserven sicher sind”. [8] Gleichzeitig bleibt die russische Zentralbank weiterhin ein großer Käufer von Gold und Verkäufer von US-Staatsanleihen. [9, 10]
Manipulation:
- Die CME-Gruppe könnte tägliche Beschränkungen für die Bewegungen des Gold- und Silberkurses einführen, um die extreme Volatilität zu beschränken, die wir in den vergangenen Jahren beobachtet haben (d.h. nach vorne blickend betrachtet, jegliche großen Kurssprünge nach oben zu verhindern). [11]
- Untersuchungen des Goldfixing-Prozess durch die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin und der darauffolgende Rückzug der Deutschen Bank aus dem Goldfixing lassen vermuten, dass etwas nicht stimmt.
- Erst kürzlich musste Barclays 26. Mio. Pfund zahlen, da einer seiner Händler das Goldfixing manipulierte, um nicht für ein Goldderivat zahlen zu müssen. [12]
- Einige Marktteilnehmer verklagen die für das Goldfixing verantwortlichen Banken aufgrund mutmaßlicher Manipulation. [13]
- Das Unternehmen, welches das Silberfixing durchführte, entschloss sich “plötzlich”, dies nicht länger zu tun. [14]
- Wie bereits in dem Makets-at-a-Glance-Bericht vom Januar 2014 dargelegt, finden wir es seltsam, dass Gold-ETFs 2013 geplündert worden waren, wohingegen Silber in den ETF-Tresoren verblieb (Grafik 2), obwohl es den gleichen Preisrückgang verbuchen musste. [15] Das lässt vermuten, dass das ETF-Gold für die Erfüllung der physischen Nachfrage benötigt wurde.
Abschließend muss wohl jeder vernünftige Investor bei Betrachtung dieser Fakten zu dem gleichen Schluss kommen wie wir: dass die Goldkurse längst überfällig für eine Neubewertung sind. Wie wir alle wissen, sind fast alle Märkte manipuliert - und die jüngste Barclays-Zahlung ist ein Beispiel, das unsere Ansichten rechtfertigt (kommen noch mehr?).
- Die globale Makro-Umgebung ist schwach,
- Zahlen für Angebot und Nachfrage sind günstig für uns,
- Ponzi-Finanzpolitik floriert.
Wir ermutigen unsere Leser, sich selbst mit Hilfe von einem/allen Edelmetallen zu schützen.

Grafik 1: Monatlicher Terminverkaufskurs für Gold (GOFO)
Quelle: Bloomberg
Quelle: Bloomberg

Grafik 2: Bekannte Bestände von Edelmetall-ETFs (Index Dez. 2011 = 100)
Quelle: Bloomberg, Sprott-Berechnungen
Quelle: Bloomberg, Sprott-Berechnungen

Grafik 3: Verbraucherpreisanstieg - Offiziell vs. ShadowStats (basiert auf Berechnungsmethoden von 1980) (jährliche Veränderung, bis April 2014 (BLS, SGS))
Quelle: shadowstats.com, veröffentlicht am 15. Mai 2014
Quelle: shadowstats.com, veröffentlicht am 15. Mai 2014
© Eric Sprott
Quelle: www.sprott.com
[1] Siehe www.sprott.com zu einer Diskussion über den GOFO-Kurs.
[2] www.ibtimes.com
[3] www.sprott.com
[4] www.goldmoney.com
[5] www.arabnews.com
[6] www.bloomberg.com
[7] Spanisch: www.oroyfinanzas.com
[8] www.reuters.com
[9]www.gold.org
[10]www.treasury.gov
[11]www.reuters.com
[12]www.bloomberg.com
[13]http://dealbook.nytimes.com
[14]www.bloomberg.com
[15]www.sprott.com
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