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Gold, wann kommt der richtige Einstieg?

28.07.2014  |  Philip Hopf

Sei es auf N-TV, N24 oder in den Analysen diverser Autoren im Goldmarkt, gerade wird ihnen als Anleger vermehrt suggeriert, in Gold zu investieren. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass ein Doppel- oder Tripleboden im Gold ein klarer Indikator dafür ist, dass der finale Tiefpunkt der über dreijährigen Korrektur nun hinter uns liegt und wir uns am Anfang eines weiteren Bullenmarktes befinden. Im Gleichschritt folgen die Artikel, welche auf die eine oder andere Art eine Zeitenwende am Finanzmarkt voraussehen, ein Ende der Welt wie wir sie kennen. Wenn monumentale Ereignisse wie ein Totalkollaps des Weltfinanzsystems heraufbeschworen werden, passt dies immer gut als Basisszenario für einen massiv an Wert zunehmenden Goldpreis. Es wird dann, wie gerade wieder, die Theorie verbreitet, dass man sofort in den Goldmarkt einsteigen muss, da man sonst im Falle eines Kollaps gar nicht mehr schnell genug reagieren kann, bevor der Goldpreis die utopische Markte von “….……“ (hier bitte ihren Wunschpreis einsetzen) erreicht. 
 
Natürlich werden solche Artikel zumeist von Goldbugs verfasst, die entweder direkt vom Verkauf physischer Metalle profitieren, wie die Werbekampagnen auf den oben genannten Nachrichtenkanälen, oder es handelt sich um Analysten, welche gemäß ihrer Sehnsucht nach einer raschen Rallye handeln, nicht aber nach ihrem Verstand.

Erinnern wir uns nur, wie oft in den letzten drei Jahren schon ein Boden im Gold- oder Silbermarkt ausgerufen wurde und damit die Anleger scharenweise verfrüht in einen Markt gelockt wurden, der, damals wie heute, seine Korrekturbewegung noch nicht abgeschlossen hatte. James Turk ist für mich dabei der Weltmeister im Danebenliegen. Steigt Gold oder Silber zwei Tage am Stück, verkündet er bereits die baldige Verdoppelung des Preises. Dies hat er in den letzten drei Jahren unzählige Male getan, ohne dabei auf der großen Bühne gescholten zu werden. Sein Motiv ist dabei recht simpel. Er verkauft im großen Stil physische Metalle und Anlagen in diese. Ein Schelm, wer ihm dabei unterstellt, dass dies die Objektivität seiner Einschätzung trübt.  
 
Eines möchte ich jedoch bei der ganzen Kritik am gegenwärtigen Zustand klarstellen: Für einen langfristig orientierten Investor in physische Metalle sollten die von mir aufgeführten Punkte kein Einflussfaktor auf den Kauf oder die Aufstockung weiterer Positionen sein. Der Erwerb von physischen Metallen ist mit dem Blick auf das übergeordnete Ziel und mit dem Hintergedanken der Absicherung vor einem Super-GAU zu verstehen. Es spielt somit auch keine Rolle, ob diese zu einem Preis von $1.300 oder $1.065 erworben wurden.

Sicher warnen wir sie seit einigen Monaten vor weiter fallenden Preisen und seitdem wurde jeder im Chart von uns ausgegebene Zielbereich auch erreicht, jedoch verstehen wir uns einerseits als Trader, welche bestrebt sind, für uns und unsere Abonnenten profitable Setups zu finden um unmittelbar vom Markt zu profitieren, andererseits sind wir langfristige Investoren in physische Metalle und stocken seit 2003 regelmäßig unsere Positionen auf, ohne dabei den jeweils aktuellen Preis als Entscheidungskriterium heranzuziehen. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch aus einer Antwort zitieren, welche wir an einen unserer geschätzten Abonnenten schrieben um unmissverständlich Klarheit in dieser Angelegenheit zu haben. "Institutionen und Staaten kaufen bereits seit Jahren Physische Metalle . Ob noch zu $800 oder zu $1.900 spielt mit einem Blick auf die übergeordnete Erwartung nicht einmal eine sekundäre Rolle. Wichtig ist unterm Strich nur, es zu besitzen, wenn der Startschuss fällt. Lediglich, wenn es um Investitionen in den Gold Future geht, orientieren wir uns an den in unseren Daily Market Updates dargestellten Zielbereichen. Beim Erwerb von Physischen Metallen und einem damit in Verbindung stehenden Investitionshorizont von mehreren Jahren ist es für uns nicht von Bedeutung den Boden im Markt abzufangen."  
 
Dass ich so genau auf diesen Punkt eingehe, liegt daran, dass wir häufig von Goldseiten-Lesern und Abonnenten angeschrieben werden, die uns fragen, ob sie noch abwarten sollten mit weiteren physischen Käufen, bis wir den von uns aufgerufenen Boden im Bereich von 1065$ erreicht haben, um noch etwas günstiger an die Metalle zu kommen.

Ein klares Nein. Wer Edelmetalle zu eigenen Absicherung kauft und nicht zur kurzfristigen Spekulation, wofür es sich ohnehin nicht eignet, für den spielt es in ein paar Jahren keine Rolle, ob er 100$ bis 200$ tiefer oder höher gekauft hat.
 
Ich empfehle weiterhin etwas, was für viele Anleger ein schwer greifbares Konzept darstellt. Ignorieren sie jegliche Medienereignisse. Syrien, die Ukraine, Gaza, oder der Irak. Keiner dieser Krisenherde konnte Gold, wie von Vielen erwartet, nachhaltig ansteigen lassen. Auch keine physischen Rekordkäufe der chinesischen und oder russischen Staatsbanken. Ein Fünftel der weltweit jemals abgebauten Goldproduktion befindet sich in der Hand diverser Staatsbanken. Das sind über die Jahre gigantische Akkumulationsmengen und doch fällt der Markt seit drei Jahren stetig tiefer. Wenn sie also nicht gerade über eine “funktionierende“ Glaskugel verfügen, die zeigt, welche Gewalteskalation im mittleren Osten den Goldpreis steigen und welche ihn fallen lässt, können sie die Nachrichten auch gleich ignorieren. Das ist auf lange Sicht erträglicher für ihr Kapital.
 
Nachdem ich vor drei Wochen schrieb, dass wir in der kommenden Zeit einen “Whipsaw“ (Im Englischen für Zick-Zack-Kurse, bei denen zumeist bärische und bullische Anleger Schaden nehmen) zu erwarten haben, hat uns der Goldmarkt nicht enttäuscht. 





Doch welche Kursmuster gibt es jetzt aktuell zu beobachten? Wo liegen die Unterstützungen und Widerstände und wohin tendiert der Markt in Sicht auf die kommende Woche?Dazu möchte ich aus unserem aktuellen, kostenlosen Weekend-Update zitieren:
 
“Seit Beginn der sich am Ende bis $1346 ausgedehnten korrektiven Gegenbewegung waren wir zu keinem Zeitpunkt von einem bullischen Szenario überzeugt, das uns auf neue Allzeithochs tragen könnte, geschweige denn bis zum letzten Hoch bei $1392. Wir sollten Recht behalten. Der Markt hat seit Erreichen der Marke von $1346 knapp $60 korrigiert. Aller Unkenrufe zum Trotz und der Einschätzung Vieler, die den Markt vor $1392 keinesfalls mehr unter $1300 gesehen haben. Die wichtigste Frage, die sich nun nach dem Erreichen der 76.4% Extension am vergangenen Donnerstag, die auf den Cent genau getroffen wurde, stellt, ist, wie weit kann das Retracement nun gehen? Oder ist sogar noch eine Komplettierung des Dreiecks im Bereich $1360-$1370 möglich?
 
Zunächst einmal wäre jegliches Retracement, welches den Bereich $1325-$1330 nicht überschreitet, noch völlig im Rahmen dieser Bewegung und böte eine sehr gute Gelegenheit, für die Platzierung eines Shorts. Im Idealfall können die Bären den Preis in der kommenden Woche unterhalb von $1315 halten und somit für eine direkte Fortsetzung der Abwärtsbewegung sorgen. Wo dann zunächst die Marke $1288 wieder die Hauptrolle spielt. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten auf Tagesbasis und anschließend der Marke $1270 sind letztlich eine definitive Bestätigung des Tops.
 
Die Indikatorenlage konnte sich in der vergangen Woche schneller als erwartet wieder aufhellen und sorgte nicht für weiteres Abwärtspotential. Das Volumen der Bären ließ ebenfalls zu wünschen übrig, steht damit aber der bullischen Seite nichts nach. Dem Markt als Ganzes mangelt es in den letzten Wochen am nötigen Volumen und dem damit verbundenen Interesse am Markt um eine Bewegung nachhaltig zu untermauern. Übergeordnet ändert dies aber nichts an unserer langfristigen Einschätzung, dass der Markt tiefere Lows sehen wird und diese bitter nötig sind, um Gold langfristig wieder zurück auf die Überholspur zu bringen.“

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Nach wie vor gebe ich einer Komplettierung des Dreiecks bei 1360$-1370$ eine Wahrscheinlichkeit von 30%, jedoch sehe ich die Möglichkeit eines sich weiter fortführenden Abverkaufs gegenwärtig aus Elliott-Wave-Sicht als wahrscheinlicher. Ein Short im Bereich von 1315$ bietet sich an, ist jedoch vomn Chancen-Risiko- Verhältnis nicht so attraktiv wie im Bereich von 1325$-1330$. Auf der Long-Seite wäre ich beim derzeitigen Marktumfeld sehr vorsichtig. 

Wie ich schon oft betont habe, wird ein neuer Bullenmarkt im Edelmetallsektor weder über Nacht kommen, noch sich binnen weniger Tage verdoppeln. Dies ist eine Vorstellung die zumeist dem Hirn von Fantasten entspringt, welche immer nach dem Prinzip “diesmal kommt alles anders“ vorgehen. So wie alle vergangenen Rallyes in der Geschichte des Gold- und Silbermarktes wird auch die kommende, wenn sie denn startet, mehrere Jahre andauern und von uns nicht verpasst werden.

Wenn Sie Interesse an kostenlosen täglichen und wöchentlichen Marktupdates zu Gold, Silber, WTI und dem S&P 500 der Hopf-Klinkmüller Capital Management KG haben, dann schicken Sie einfach eine E-Mail mit Ihrem Namen und E-Mail-Adresse an Anmeldung@hkcmanagement.de. Beim Stichwort DE30 erhalten Sie zusätzlich kostenlose Analysen zum DAX.


© Philip Hopf
Hopf-Klinkmüller Capital Management KG