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Die Silberverschwörung (Teil 2/2)

01.08.2014  |  Theodore Butler

Den ersten Teil können sie hier lesen ...

Es musste etwas unternommen werden.

Dieses ‘Etwas’ war der orchestrierte, historische Kurstiefschlag am Sonntagabend, den 1. Mai 2011. Ab dem 11.Mai wurden die Silberkurse an der COMEX um 15 $ in die Tiefe manipuliert - oder aber um ganze 30%. Im weiteren Jahresverlauf wurden die Silberkurse erneut um 35% in die Tiefe manipuliert - wieder innerhalb weniger Tage.

Das war die letzte Kursdruckaktion seitens JP Morgan, der CME und der CFTC, um der Silber-Rally das Genick zu brechen und um die entstehende Silberknappheit zu beenden. Diese hat fraglos auch funktioniert, allerdings bestätigten diese Aktionen, und zwar so deutlich wie nie zuvor, auch die Existenz einer Silberverschwörung.

Diese beiden separaten Silberkursstürze von jeweils mindestens 30% innerhalb weniger Tage waren gleichzeitig die größten Kursverluste, die jemals an irgendeinem Rohstoffmarkt zu verzeichnen waren. Denken Sie mal einen Moment darüber nach.

Wäre irgendein Aktien-, Anleihe- oder Währungsmarkt innerhalb weniger Tage in dieser Größenordnung abgestürzt, hätte die Öffentlichkeit dann nicht in irgendeiner Form hinterfragt, was hier auf Ebene der Aufsichtsbehörden und der involvierten Börsen eigentlich passiert sei? Wäre nun ein anderer Rohstoff so drastisch abgestürzt wie Silber in Jahr 2011 (wo es gleich zweimal passierte), müsste man dann nicht erwarten, dass die CFTC oder die CME die Vorgänge zumindest kommentiert hätten?

Doch soweit ich weiß, hat bis heute noch keine dieser Institutionen dazu auch nur ein Wort verloren. Es gibt wirklich nur eine einzige plausible Erklärung für das Schweigen der CFTC und der CME hinsichtlich dieser ungewöhnlichsten Rohstoffkursbewegung(en) der Geschichte: Sie waren beide mitbeteiligt.

Was mich schließlich aber von der Existenz einer Verschwörung beim Silber überzeugte, war eine ganze Reihe von Fragen, die sich auf legitime Art und Weise gar nicht beantworten lassen - so auch die Frage, wie die Aufsichtsbehörden es zulassen können, dass COMEX-Spekulanten den globalen Produzenten die Kurse und Preise festschreiben, obgleich diese Produzenten selbst nicht am COMEX-Trading teilnehmen.

Und warum beschäftigen sich CFTC und CME mit dieser Angelegenheit nicht in einer offenen und konstruktiven Form? Warum wurde ich von JP Morgan und der CME Group noch immer nicht dafür angeklagt, dass ich sie in aller Öffentlichkeit Abzocker und Betrüger nenne?

Letztendlich gab es noch verschiedene Ereignisse jüngeren Datums, die mir dann den letzten Schub gegeben haben, hier öffentlich von der Existenz einer Silberverschwörung zu sprechen.

Ich verstehe voll und ganz, warum die technischen Fonds so und nicht anderes Positionen kaufen und verkaufen; allerdings kann ich keine legitime Erklärung dafür finden, warum die Commercials (Raptoren) derart einheitlich und aggressiv bei ihren jüngsten Verkäufen von COMEX-Silber(und Gold)-Kontrakten vorgegangen sind. Der einzige Grund, der mir hier in den Sinn kommt: Man wollte dafür sorgen, dass die Silberpreise so gedämpft und im Rahmen blieben, dass keine physischen Silberinvestitionskäufe auf breiter Ebene losbrechen.

Angesichts derart niedriger Silberpreise - Preise nahe oder unter den primären Produktionskosten - dürfte das die mit Abstand unpassendste Zeit für jeden Produzenten sein, um Kursabsicherung zu betreiben und sich die derzeitigen Kursniveaus für die Zukunft zu sichern.

Das wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass die Absicherungsaktivitäten der Silber-(und Gold)-Bergbauunternehmen derzeit ein Mehrdekadentief markieren. Ungeachtet dessen hat die Silber-Short-Position der acht größten Trader an der COMEX (alle Commericals) fast die höchsten Stände seit Jahren erreicht, und das heißt nur Folgendes: Die konzentrierte Short-Position ist nicht legitim und gerechtfertigt, da es sich bei ihr nicht um regelrechte, ernsthafte Absicherungsgeschäfte handelt.

Während die konzentrierte Short-Position der 8 größten COMEX-Shorts fast Rekordstände erreicht hat, weist JP Morgan, wie man in den COTs erkennen kann, eine für die Bank ganz ungewöhnlich niedrige Position aus. Dafür gibt es nur eine einzige sinnstiftende Erklärung: Die an der Verschwörung Beteiligten versuchen die Aufmerksamkeit von den Abzockern bei JPMorgan abzulenken, wozu einige der Short-Positionen von JP Morgan auf andere große Short-Konten verlagert werden.

Es gibt keinen legitimen Grund dafür, weshalb die 5 bis 8 größten Trader an der COMEX eine Allzeitrekord-Short-Position angehäuft haben, während auf Seiten der Bergbauproduzenten gleichzeitig ein Rekordtiefs bei der Absicherungsaktivität erreicht wurde. So abstoßend ich das Wort “Verschwörung“ immer gefunden habe, so kann ich leider in diesem Fall - also hinsichtlich aller Entwicklungen an der COMEX - keine treffendere Bezeichnung mehr finden als diese.

Es ist faszinierend, dass die Akteure der Silberverschwörung nicht mehr aufzufahren wissen, als eine bloße Verschiebung der konzentrierten Short-Position zu anderen Teilnehmern, um JP Morgan abzuschotten - und dass es stattdessen unterm Strich zu keiner deutlich spürbaren Reduzierung der Gesamtposition kommt. Nach sechs Jahren hätte ich wohl erwartet, dass diese Abzocker es besser machen würden.

Das sagt mir im Grunde nur, dass die Schlüsselkomponente der Silberkursmanipulation nach wie vor die konzentrierte Short-Position ist, wie ich schon vor vielen Jahrzehnten für mich festgestellt hatte.

Jetzt bin ich allerdings der Überzeugung, dass diese Silbermanipulation eine echte Verschwörung ist, in der die CFTC und andere verwickelt sind; ich werde ganz genau auf zukünftige Veränderungen in den COT-Berichten achten, die uns Aufschluss darüber geben, ob diese Abzocker versuchen werden, die konzentrierte Short-Position irgendwie zu reduzieren.

Und das könnte so aussehen: Die Raptoren (Commercial Traders, die kleiner sind, als die acht größten, Anm. d. Red.) halten sich bei einem zukünftigen Kursrückgang raus und erlauben den Großen 8 den Kauf und die Glattstellung großer Mengen von Short-Kontrakten. Das ist natürlich nur reine Spekulation meinerseits.

Ein Abonnent hatte mir auch die Frage gestellt, inwieweit mein Vertrauen in die akkurate Übermittlung der COTs denn noch berechtigt wäre. Wenn es schon eine Verschwörung gäbe (was ich behaupte), warum sollten die CFTC und die CME dann nicht auch die COT-Berichte frisieren?





Im Licht meiner neuen Vorwürfe hinsichtlich einer breitangelegten Verschwörung ist diese Frage tatsächlich berechtigt, und ich muss zugegeben, dass es sicherlich möglich wäre. Doch bislang fanden sich in den veröffentlichten Berichten Daten, die meinen Erwartungen so nah kamen, dass ich nichts entdecken konnte, was verdächtigen Aktivitäten nahkommen würde.

Der entscheidende Punkt ist natürlich auch, dass eben diese COT-Daten letztlich die Silbermanipulation beweisen; sie ermöglichen es mir zudem, die CME und JP Morgan als Abzocker und Betrüger zu bezeichnen - ohne dafür den Kopf abgerissen zu bekommen.

Im heutigen Artikel wurde “Gold“ recht häufig erwähnte, es wäre jedoch nachlässig, an dieser Stelle nicht hervorzuheben, dass ich hier über eine Silberverschwörung schreibe und nicht über eine Goldverschwörung. Ich zweifle nicht einen Moment daran, dass es auch beim Gold irgendein Übersprungseffekt oder irgendeine andere Verschwörung geben könnte; mir ist es aber wichtig, an dieser Stelle den Unterschied zwischen Silber und Gold zu betonen:

Anders als beim Silber hat es beim Gold bislang noch keine CFTC-Untersuchungen gegeben. Die CFTC hat sich beim Gold noch nicht selbst die Hände gebunden, indem sie abgestritten hätte, dass am Goldmarkt manipulierte werde - so wie sie es im Fall des Silbermarktes aber getan hatte. Aus diesem Grund hätte sich diese Behörde bezüglich des Goldmarkts auch nicht von bestimmten Vorgängen gedemütigt fühlen müssen, wie sie beim Silber im Jahr 2011 fast eingetreten wären.

Anders ausgedrückt: 2011 zeichnete sich am Goldmarkt keine physische Knappheit ab (und auch zu keiner anderen Zeit), was aber beim Silber der Fall war. Auch wenn ich gleich einräumen möchte, dass ich falsch liegen könnte, so habe ich nie richtig verstanden, wie jemand eine physische Knappheit beim Gold überhaupt für möglich halten konnte - Gold wird schließlich nicht in der Industrie verbraucht, was nur heißt, dass jede jemals produzierte Unze immer noch in irgendeiner Form oberirdisch existiert.

Das heißt nicht, dass Gold nicht weiter steigen kann. Das kann es mit Sicherheit, allerdings werden dazu keine Konsumenten aus der Industrie beitragen, die aggressiv Metall nachfragen, um den kontinuierlichen Geschäftsablauf sicherzustellen.

Rohstoffe können, so scheint es mir, nur dann von einer Knappheit betroffen sein, wenn diese auch verbraucht werden.

Es ist in der Tat die unausweichliche Silberknappheit - die sich Anfang 2011 ihren Weg bahnte, bevor sie von den Akteuren der Silberverschwörung ausgeknipst wurde -, welche sich als einziges Gegengift zur Verschwörung anbietet. Ich denke zu wissen, wie entnervend all das sein muss, was ich hier über die Silberverschwörung schreibe - schließlich ist es ja auch für mich entnervend.

Schlimm genug, zu wissen, dass sich mächtige Interessen, einschließlich JP Morgan, an der COMEX gemeinsam gegen die Silberinvestoren (und Silberproduzenten) in Stellung gebracht haben. Wenn jetzt aber noch die CME, die CFTC, das US-Finanzministerium und die Federal Reserve dazukommen, dann scheinen diese Kräfte unüberwindlich. Das darf einen trotzdem nicht davon abhalten, die Wahrheit anzuerkennen, da diese Gegenkräfte nun schon seit Jahren Druck ausüben - ob sie nun als solche erkannt wurden oder nicht.

Wichtiger ist doch Folgendes: Es gibt eine Kraft, die stärker ist, als die kollektive Macht der Verschwörungsakteure, die die Silberkurse manipulieren: Es sind die realen Verhältnisse am physischen Markt. Anfang 2011 hatte genau diese entstehende Silberknappheit dafür gesorgt, dass die Interessen der CME, JP Morgans sowie verschiedener staatlicher US-Institutionen fast in die Knie gezwungen wurden - und es wird die nächste physische Silberknappheit sein, die diese Arbeit vollenden wird.

Abgesehen von der seither vergangenen Zeit, haben sich die Grundvoraussetzungen für eine physische Silberknappheit seit 2011 kaum verändert. Die Welt produziert eine gewisse Menge Silber und wenn man hiervon die Nachfragemengen für die Nutzung in der Industrie und allen anderen Fertigungsbereichen abzieht, steht nur noch eine bemerkenswert kleine Menge für Investitionen zur Verfügung.

Ja, ich glaube, dass JP Morgan eine nette Menge physisches Silber akkumuliert hat, mit der die nächste Knappheit hinausgezögert werden könnte. Diese Annahme setzt aber auch voraus, dass die Großbank dieses Metall bereitwillig zu künstlich niedrigen Preisen spenden würde. Nun könnte es aber auch sein, dass ich falsch liege und dass JP Morgan möglicherweise gar nicht so viel Metall besitzt, wie ich spekulierend vermute - dann wäre JP Morgan möglicherweise auch gar nicht in der Lage, die kommende physische Silberknappheit für längere Zeit aufzuschieben.

Was die unausweichliche physische Silberknappheit insgesamt überlagert, und diese wahrscheinlich eher beschleunigen als verzögern wird, ist das wachsende Bewusstsein hinsichtlich der Existenz einer Verschwörung zur Manipulation der Silberkurse. Klar könnte das anfänglich ein paar Leute abschrecken, die in dieser Angelegenheit nicht nachhaken; allerdings wird auch eine gewisse Anzahl an potentiellen Investoren zu dem Schluss gelangen, dass eine solche Kursmanipulationsverschwörung zugleich phänomenale Investmentgelegenheit in sich birgt.

Eine gewisse Anzahl potentieller Großinvestoren könnte es in der Tat in den Silbermarkt ziehen, wenn sie mit Neugier der Frage nachgehen, warum JP Morgan und die CME sich als Betrüger und Abzocker bezeichnen lassen.

Erst gestern hätte ich mir um ein Haar meinen Kaffee über meine Hose gekippt, als ich die NY Times in die Hand nahm. In der Titelstory auf Seite 1 ging es darum, dass eigentlich jede Investitionsanlage der Welt - von Anleihen über Aktien bis hin zu Immobilien - inzwischen Bubble-Niveau erreicht habe, was nicht zuletzt an den Anstrengungen der Zentralbanker dieser Erde liegt, die Welt mit Überschussliquidität zu fluten.

Anleger aus aller Welt, so hieß es im Beitrag, würden die Landschaften nach attraktiven Investitionen durchkämmen. Natürlich fragte ich die Zeitung geradeheraus: Aber was ist denn mit Silber? Die Zeitung wollte mir aber nicht antworten. http://www.nytimes.com/2014/07/08/upshot/welcome-to-the-everything-boom-or-maybe-the-everything-bubble.html?emc=edit_th_20140708&nl=todaysheadlines&nlid=58270588&_r=2

Vielleicht lese ich all das auch falsch; doch früher oder später wird es einer ausreichend großen Anzahl von Investoren dämmern, dass Silber grotesk unterbewertet ist und dass es eine nachprüfbare, stichhaltige Erklärung für diese Unterbewertung gibt.

Da Silber in der Tat eine Weltinvestitionsanlage ist, kann die Erkenntnis, dass die US-Regierung zusammen mit JPM und der CME in eine Verschwörung zur Drückung der Silberkurse verwickelt ist, doch nur den Appetit der Weltinvestoren und die Wut der Weltsilberproduzenten entfachen!


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 14.07.2014 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.

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