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Marc Faber über Rohstoffzyklen, Zentralbankenmonopole und Vermögensumverteilung (Teil 2/2)

26.08.2014  |  Presse anonym

Den ersten Teil können sie hier lesen ...


Daily Bell: Ist die Ära des Königs Dollar vorbei? Ist der Petrodollar am Ende?

Marc Faber: Der Dollar wird noch für einige Zeit die wichtigste Währung bleiben, weil ich mit 1.000 $ bar in der Tasche, wie ich es mache (na ja eigentlich sind es 10.000 $), reisen kann und dann in jedem Geschäft, Nachtclub, jeder Bar und überall auf der Welt mit diesen Dollars bezahlen kann. Der Dollar ist also immer noch DIE akzeptierte Währung.

Allerdings wird der Welthandel immer stärker zwischen den einzelnen Schwellenländern abgewickelt. Vor etwa 50 Jahren verlief der Welthandel zwischen der armen Welt und den Schwellenwirtschaften, und zwischen Europa und den USA. Heutzutage läuft es anderes - allein der Handel zwischen China und Afrika beläuft sich jetzt auf 200 Mrd. $. Das ist das Doppelte des Handelsvolumens zwischen Afrika und Amerika. Mit der Zeit wird dieser Handel dann über andere Währungen als den US-Dollar abgewickelt werden.

Nun haben es die US-Politiker und inkompetente Leute im US-Außenministerium auch noch geschafft, Mr. Putin mit den von ihnen unterstützten Aufständen in der Ukraine gegen sich aufzubringen. Das geht jetzt nach hinten los. Putin hat dann eben einen Erdgaslieferungsvertrag mit China gemacht, und das wird nicht in US-Dollar abgewickelt.

Das heißt in der Tat, dass die Bedeutung des US-Dollar schrittweise sinken wird, da schrittweise auch die Bedeutung der US-Wirtschaft - und das sei hervorgehoben ‘im Verhältnis zum Rest der Welt - zurückgeht. In den 50ern und 60ern waren die USA die dominante Wirtschaft. Den US-Berechnungsmethoden zufolge sei die US-Wirtschaft immer noch die größte - allerdings sind die Autoabsätze in China genauso hoch wie in den USA, und dann gibt es natürlich noch viel mehr Internetnutzer in China als in den USA und auch viel, viel mehr Computer und so weiter und so fort.

In so vielen Sektoren ist die US-Wirtschaft schon heute nicht mehr die größte. Also: Im Vergleich zum Rest der Welt schrumpfen die USA hinsichtlich der militärischen und auch hinsichtlich der ökonomischen Macht.


Daily Bell: Ist Janet Yellen ein guter Ersatz für Ben Bernanke? Was wird die Geschichtsschreibung über Ben Bernanke sagen?

Marc Faber: Im Allgemeinen denke ich, dass die zukünftigen Historiker ein sehr negatives Bild des großen Experiments zur Konjunkturankurbelung mittels geldpolitischer Maßnahmen und die Inflationierung der Vermögenspreise zeichnen werden. Diese Versuche werden ganz stark in Verruf geraten.

Allerdings muss man auch sehen, dass das noch Zeit braucht, denn es gibt ja noch die Neo-Keynesianer, also Leute wie Martin Wolf von der Financial Times und Mr. Paul Krugman von der New York Times und Mr. Rosengren von der Boston Fed und Larry Summers; wenn es einen Unfall an den Märkten für Vermögensanlagen gibt oder in der Wirtschaft, dann werden diese Leute sagen, dass diese Politik nicht funktionierte, weil sie eben nicht weit genug getrieben wurde. Das kann noch eine ganze Zeit so weitergehen.

Ich kann Ihnen aber auch sagen, dass es immer mehr junge Menschen gibt, die die Theorien der Österreichischen Wirtschaftsschule nicht für Ketzerei halten. Und das sind sie auch nicht. Sie sind im Grunde ‘common sense' und eine geschichtsträchtige Sicht auf Ökonomie. In den Geschichtsbüchern der Zukunft werden Mr. Greenspan, Mr. Bernanke und Ms. Yellen regelrecht verdammt werden.

Und ich werde dafür sorgen, dass das noch zu meinen Lebzeiten passiert. Das sage ich jetzt nicht aufgrund irgendwelcher Animositäten, weil ich irgendwie unter ihrem System gelitten hätte. Wie gesagt, ich arbeite ja im Finanzsystem. Ich besitze Vermögensanlagen. Ohne Geldschöpfung hätte ich nie all die Vermögensanlagen, die ich heute habe. Aber ich betrachte die Welt als Ökonom und vom Standpunkt der Fairness aus, und ich denke nicht, dass das derzeitige System auf lange Sicht wünschenswert ist.

Wir haben eine neue Aristokratie, größtenteils eine ‘smarte‘ Aristokratie - bestehend aus Hedgefondsmanagern und so weiter - aber kulturell betrachtet bleibt hier viel zu wünschen übrig.


Daily Bell: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat vor Anlage-Bubbles gewarnt. Ist da irgendwas dran?

Marc Faber: Ja, aber man muss auch begreifen, dass 1927/28 viele vor einer Bubble gewarnt hatten - darunter auch Paul Warburg und Bernard Baruch. Trotzdem ging es noch zwei Jahre weiter. Es kann auch jetzt noch eine ganze Weile so weitergehen. Wenn man sieht, was in den 1970er und frühen 80er für Häuser, Rothkos, Warhols und Picassos gezahlt wurde und für Anwesen in Hampton und Greenwich Village in New York, und das mit den heutigen Preisen vergleicht, dann hat es doch eine kolossale Vermögenspreisinflation gegeben.

Ok, wer diese Dinge erbt, für den ist alles gut und schön und für alle Eigentümer. Wenn man aber 20 Jahre jung ist und studieren geht und dann Unischulden hat, für den sind viele dieser Sachen viel weniger erschwinglich, als zu Zeiten, als ich in den 1970ern bei White Weld in New York in der Ausbildung war.

Das hat viel zum allgemeinen Unbehagen beigetragen. Ich habe gerade erst einen Bericht gelesen, in dem es hieß, dass New Yorker Luxusimmobilien 70% der Zeit über leer stehen. Ausländer, die hierher kommen, können also ihr Geld über den Immobilienmarkt verleihen und über den Kunstmarkt, da kann man Kredite für alles Mögliche bekommen; nicht aber über Bankkonten, wo der Kunde! beweisen muss, dass er ehrlich ist - was an sich ein großer Witz ist, weil eigentlich die Banken beweisen müssten, dass sie ehrlich sind, was sehr, sehr schwierig wäre, wie man auch an den Strafen sehen kann, die sie bezahlen mussten.

Wie dem auch sei, diese Immobilien stehen leer. Londoner oder New Yorker, die wegen der hohen Preise aus der Stadt vertrieben wurden, müssen sich nun einen anderen Platz zum Leben suchen, und weitere Strecken zur Arbeit zurücklegen - die Reisekosten dafür bezahlen und so weiter. Für den Großteil der Menschen ist der Lebensstandard gesunken, nicht gestiegen.





Daily Bell: Was halten Sie vom sogenannten ‘Frontier Market Investing' - speziell in Afrika? Ist Afrika das neue China?

Marc Faber: Afrika hat keine Chance, das neue China zu werden, nicht in einer Million Jahren. Schauen Sie sich doch an, wie die Chinesen arbeiten, vergleichen sie deren Arbeitsethos und den schwarzer Menschen. Das ist jetzt keine rassistische Aussage, es ist eine auf der Hand liegende, vernünftige Beobachtung. Ich liebe Afrika. Afrika ist der schönste Kontinent, und die Tatsache, dass es die Leute hier eher ruhig angehen lassen, ist vielmehr ein Plus als ein Minus.

Ich würde allerdings nicht gerne in Afrika leben - und zwar aus Sicherheitsgründen. Die Kriminalität ist hier sehr hoch und - zweitens - ist es in der Regel so, dass Vermögen, das von Ressourcen herrührt, normalerweise nicht von Dauer ist; da gibt es auch Ausnahmen. Aber der Aufschwung in Afrika geht zum Großteil auf steigende Rohstoffpreise zurück.

Ich denke schon, dass einige afrikanische Märkte auch Wertvolles zu bieten haben. Aber was wir heute als Schwellenländer bezeichnen - die ich schon damals Ende der 70er und Anfang der 80er so nannte, zusammen mit anderen wie Barton Biggs und Antoine van Agtmael - diese Länder sind heute gar keine Schwellenländer mehr. Sie sind fortgeschrittene Wirtschaften - wie Südkorea, Taiwan, Hongkong, Singapur.

Heute haben wir neue Schwellenländer - wie Kasachstan, Teile der ehemaligen Sowjetrepublik, afrikanische Länder, die Mongolei, Myanmar, Kambodscha, Laos und so weiter. Und hier bin ich mir sicher, dass sich Investments in diese Regionen irgendwie lohnen können.

Wie ich erfahren konnte, sind hier die Erfüllungsrisiken aber recht groß - das heißt nur, dass man dort Sachen kauft, aber dann kaum Geld verdient, weil man um sein Geld betrogen wird oder die Promoter der Projekte das Geld verdienen und nicht die Investoren. Aber im Allgemeinen gefällt mir das Konzept schon.

Wir sollten zudem das Konzept der Schwellenmärkte um das Konzept der Schwellensektoren ausweiten. In den letzten Jahren war viel mehr Geld mit Investitionen in Biotech, Internet und Social-Media-Aktien zu verdienen. Doch angesichts der derzeitigen Kurse ist das aktuell nicht zu empfehlen. Ich meine damit doch nur Folgendes: In den letzten drei oder vier Jahren hat man viel mehr Geld in den Schwellensektoren der Wirtschaft gemacht als in Laos, Kambodscha und der Mongolei.


Daily Bell: Welche Schwellensektoren sollte man Ihrer Meinung nach beobachten?

Marc Faber: Ich habe den Eindruck, dass sie aktuell alle sehr hoch bewertet sind, also empfehle ich derzeit keinen.


Daily Bell: Gibt es andere Schwellensektoren, die Ihrer Meinung interessant sein könnten?

Marc Faber: In einigen Schwellenmärkten hat man ein paar Chancen, weil die Preise dort am Boden liegen und so weiter. Was die Schwellensektoren angeht, halte ich mich in der Regel von den neuen Industrien eher solange fern, bis sie durch die Bubble-Phase durch sind, bis die Blase geplatzt ist und sie wieder günstig geworden sind. Zurzeit möchte ich in diesen Bereichen eher liquide Investments haben. Ein unterschätzter Sektor ist wahrscheinlich Wasser und Nahrung. Das wird in der Zukunft meiner Meinung nach ein großes Thema werden.


Daily Bell: Warum braucht es in den USA so lange, bis die Arbeitslosigkeit sinkt? Und in Großbritannien und Europa?

Marc Faber: Das ist eine sehr gute Frage, verschiedene Ökonomen haben dazu verschiedene Ansichten. Meine Meinung: Je mehr Arbeitslosengeld und Erwerbsunfähigkeitsrenten man den Menschen gibt, desto mehr Menschen werden in der Tat eine Wahl zwischen Arbeiten und dem Beziehen von Leistungen treffen.

Nehmen wir eine Familie, ein Mann, eine Frau und zwei Kinder: Wenn einer von beiden die Arbeit verliert, dann wird er oder sie Anrecht auf Leistungen bekommen, und dann kann er oder sie sich um die Kinder kümmern, um den Haushalt, den Garten und diese Dinge - und diese Leistungen beziehen.

Für diesen Elternteil ist die Rückkehr ins Berufsleben nur dann eine Option, wenn der Lohn dafür sehr hoch. Denn wenn man zurück ins Berufsleben geht, verliert man all diese Leistungen, man muss jemand anstellen, der auf die Kinder aufpasst oder das Haus und so weiter. Es könnte am Ende also vom Vorteil sein, nicht arbeiten zu gehen.

Ich denke, heutzutage haben wir auf der Welt eine ganze Generation von Leuten, die nicht mehr um 7.00 Uhr morgens aufstehen und um 8.00 oder 9.00 Uhr auf Arbeit gehen wollen, um dann gegen 5 oder 6 abends nach Hause zu kommen, nachdem man vom Chef rumgeschubst wurde. Es gibt eine Generation, die lieber relativ wenig machen würde. Vielleicht entscheiden sie sich, bei ihren Eltern im Keller zu wohnen oder wo auch immer, damit sie nicht die Verantwortung haben müssen, die Miete für das Haus aufzubringen oder eins zu kaufen.

Vielleicht fahren sie auch das Auto der Eltern - und all das. Ich glaube also, dass wir einen strukturellen Wandel haben, wo die Menschen lieber nicht zu viel machen wollen.





Das ist interessant! Ich habe heute erst eine Erhebung der US-Armee gelesen. Anscheinend werden 70% der Leute, die sich bei der Armee in den USA bewerben, abgewiesen, weil sie einfach untauglich sind. Sie sind untauglich. Das muss man sich mal vorstellen, die Armee hat ja schon nicht die höchsten Standards; sicherlich nicht die Standards von Goldman Sachs. Wenn nun 70% der Bewerber abgelehnt werden, dann kann man sich vorstellen, wie viele untaugliche Leute es insgesamt gibt. Ich greif mir hier nicht nur die USA heraus - das passiert auch in anderen Ländern.

Wir leben in einer Anspruchsgesellschaft. Milton Friedman hat darüber geschrieben: Je mehr man den Menschen gibt, desto mehr Armut erzeugt man im Grunde.


Daily Bell: Haben Sie eine Vision, wie sich das ändern könnte?

Marc Faber: Ich glaube, dass die Idee der Demokratie, wie sie sich ungefähr im 18 Jh. immer mehr durchzusetzen begann und mit der amerikanischen Verfassung eingeführt wurde… ich glaube, dass die Menschen in sagen wir 500 Jahren zurückschauen werden und sagen, wie konnten die Leute damals so dumm sein, zu glauben, dass so eine Demokratie funktionieren würde? Über die Wahlmaschinerie und alle Arten von Tricks versucht jeder, so viel wie möglich vom Kuchen abzubekommen, die Politiker versprechen immer mehr, als sie eigentlich geben können. Wenn sie die Wahrheit erzählen, werden sie nicht wiedergewählt. Also bin ich ziemlich pessimistisch, was das derzeitige System angeht.


Daily Bell: Ist das Internet immer noch eine starke soziopolitische und wirtschaftliche Kraft, oder wird es durch staatliche Zensur geschmälert?

Marc Faber: Ich mach mir eigentlich nicht so große Gedanken wegen staatlicher Zensur, ich glaube allerdings, dass die Medien - Textnachrichten und das Internet - den Menschen die Augen geöffnet haben, weil die anderen Medien im Grunde durch mächtige Gruppen wie News Corp. und das Wall Street Journal, etc. kontrolliert werden.

Ich denke, dass Blogs und so weiter, und auch Menschen wie Julian Assange und Snowden, der Welt einen großen Dienst erwiesen haben, indem sie die Boshaftigkeit von Staaten aufgedeckt haben, wie sie Georges Orwell in 1984 beschrieben hatte. Ich denke nicht, dass sich das ändern wird; wir müssen uns aber im Klaren sein, dass Staaten, wenn sie wirklich hinterhältig sind, einfach das Internet abschalten und Webseiten blockieren können. Wie in China, wo man kein Youtube schauen kann. Es lässt sich kontrollieren.

Im Reich des Internets gibt es dann aber auch viel Desinformation. Wenn ich eine bösartige Regierung wäre, dann würde ich Leute einstellen, die mich ohne Grund angreifen; diese Menschen würde ich dann anschließend verfolgen lassen, um zu zeigen, dass ich eigentlich ein Guter bin. Es gibt also viel Information und Desinformation.


Daily Bell: Wollen Sie zu Schluss noch etwas anmerken?

Marc Faber: Eine letzte Anmerkung vielleicht: Wir leben in einer Welt, in der das Geld zählt, und ich bin im Allgemeinen der Auffassung, dass der Lebensstandard der Menschen in Westen weiter sinken wird, wie schon in den letzten 20 Jahren - wenn wir uns die realen Durchschnittlöhne anschauen.

Wie die Welt in 5 oder 10 Jahren aussehen wird, wissen Sie und ich nicht; keiner weiß es, auch wenn einige denken, sie wüssten es. Deswegen ist mein Ratschlag, aufzuteilen - zu diversifizieren. Teile in Immobilien, in Aktien, Anleihen und Gold - und man muss seine Vermögensanlagen auch geographisch diversifizieren, nicht alles in den USA. Auch außerhalb der USA; einen Teil auch außerhalb Deutschlands und außerhalb der Schweiz halten. Man muss diversifiziert sein. Dann muss man auf das Beste hoffen.


Daily Bell: Danke, für ein weiteres Interview mit Ihnen.

Marc Faber: Es war mir eine Freude.


The Daily Bell: Nachbetrachtungen

Einen Dank an Dr. Doom. Wir stimmen ihm in so vielen Dingen zu. Wir hatten geschrieben, dass wir uns inmitten einer “golden bull” - einem Rohstoffzyklus - befinden, und er glaubt das auch. Er ist, wie auch wir, der Meinung, dass der Dollar gegenüber Gold und Silber sinken wird, und dass die Frontier Markets, wie die in Afrika, nicht sehr überzeugend oder vielversprechend sind.

Seiner Meinung nach wird das monopolistische Zentralbankwesen letzten Endes diskreditiert werden - erst kürzlich hatten wir zu diesem Thema geschrieben. Die Geschichtsschreibung wird ihnen, so Faber, ein ungünstiges Zeugnis ausstellen. Wie wir, ist auch er der Meinung, dass sich die Occupy Wall Street bei ihren Beschwerden über die aktuellen Zustände zuallererst bei der Federal Reserve und nicht bei den Unternehmen in Manhattan beschweren sollte.

Dr. Doom meint, dass Drogen allgemein legalisiert werden sollten. Er ist sich auch der wachsenden “Reichensteuer-Bewegung” bewusst - Flammen, die gerade von Politikern wie Ökonomen geschleudert werden.

Unser Lieblingssatz: “Die Umverteilung von Vermögen wird schließlich in einer Umverteilung von Armut enden.“ So viel Weisheit in knappen Worten!



© Anthony Wile
www.thedailybell.com



Dieser Artikel wurde am 03.08.2014 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.