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Goldkursmanipulation verzerrt ökonomische Realität

25.09.2014  |  Presse anonym

Dieser Artikel wurde von Paul Craig Roberts und Dave Kranzler verfasst und der Webseite Dailybell mit freundlicher Genehmigung von PaulCraigRoberts.org zur Verfügung gestellt.

Die Federal Reserve und ihre Helfer, die Bullionbanken (JP Morgan, Scotia und HSBC), setzen ungedeckte Leerverkäufe ein, um die Goldkurse seit September 2011 sinken zu lassen. Die jüngsten Begrenzungsaktivitäten begannen Mitte Juli dieses Jahres, nachdem der Goldkurs ab Anfang Juni zu klettern begann und die Gefahr bestand, dass er entscheidende technische Niveaus durchbrechen würde, die ein Flut von Käufen seitens der Hedgefonds ausgelöst hätten.

Die Fed und ihre Helfer manipulieren den Goldkurs am New Yorker (Papiergold)-Futures-Markt Comex. Bullionbanken sind in der Lage, unbegrenzte Mengen von Goldkontrakten zu drucken, welche in enormen Mengen an der Comex verkauft werden, und zwar dann, wenn die Marktaktivität an diesem Markt dünn ist.

Auf der anderen Seite dieser Trades stehen im Allgemeinen die großen Hedgefonds und andere Spekulanten. Sie sind die Käufer diese Kontrakte, mit denen sie ihrerseits auf die Entwicklung der Goldkurse spekulieren. Diese Hedgefonds und Spekulanten haben kein Interesse daran, echtes physisches Gold zu akquirieren, sie begleichen ihre Wetten in bar; dieser Umstand ermöglicht es den Bullionbanken, eigene Goldbesitzansprüche, die sie aber nicht physisch hinterdecken können, zu verkaufen.

Kontrakte, die ohne grundsätzliche Golddeckung verkauft werden, nennt man “ungedeckte Kontrakte" (uncovered contracts) oder aber “nackte Leerverkäufe“ (naked shorts). An den Aktien- und Anleihemärkten ist der Einsatz “nackter Leerverkäufe“ verboten, am Gold-Futures-Markt hingegen erlaubt.

Die Tatsache, dass der Goldkurs an einem Terminmarkt ermittelt wird, wo Papieransprüche auf Gold allein zu Kursspekulationszwecken gehandelt werden, bedeutet auch, dass die Fed und ihre Banken-Helfer in der Lage sind, den Kurs des Goldes in die Tiefe drücken, auch wenn die Nachfrage nach physischem Gold steigt.

Unter strengen Marktrichtlinien könnte es keine “nackten“ Leerverkäufe geben, sie müssten durch den physischen Goldbesitz des Verkäufers gedeckt sein, der auf den Terminkontrakten ausgewiesen ist. Unter solchen Bedingungen wären die Federal Reserve und ihre Helfer nicht mehr in der Lage, den Goldkurs zu kontrollieren; der Goldkurs würde deutlich höher als jetzt liegen.

Goldkursmanipulation wird dann eingesetzt, wenn die Nachfrage nach physischer Auslieferung Druck am Markt erzeugt und die Kurse steigen lässt und die Hedgefonds beginnen, auf steigende Goldkurse spekulieren, indem sie enorme Mengen Comex-Terminkontrakte (Papiergold) kaufen. Diese Spekulation verschärft die Aufwärtsbewegung der Goldkurse. Im “TF Metals Report“ findet man eine gute Beschreibung dieser illegalen Manipulation des Goldmarktes.

“Zu Jahresbeginn konnten die Comex-Bullionbanken die Kurserholung über einen Zeitraum von 10 Wochen hinweg nur um 15% begrenzen, als sie den ‘Markt‘ mit 95.000 nagelneuen nackten Short-Kontrakten belieferten. Das sind 9,5 Millionen Unzen Scheinpapiergold oder ca. 295 Tonnen. […]

In den Monaten Juni/ Juli konnten die Comex-Bullionanken über einen Zeitraum von 5 Wochen hinweg die Kurserholung um nur 7% begrenzen, als sie den ‘Markt‘ mit 79,000 nagelneuen nackten Short-Kontrakten belieferten. Das sind 7,9 Millionen Unzen Scheinpapiergold oder ca. 246 Tonnen.“ http://www.tfmetalsreport.com/comment/429940

In unseren vorhergehenden Kolumnen hatten wir dokumentiert, wie es in Zeiten schwacher Handelsaktivität zu schweren Leerverkäufen kommt. So zum Beispiel hier: http://www.paulcraigroberts.org/2014/07/16/insider-trading-financial-terrorism-comex/.

Die Bullionbanken haben nicht einmal annähernd so viel Gold in ihrem Besitz, wie zur Auslieferung an die Käufer nötig wäre, im Fall, die Käufer würden sich für eine Auslieferung nach den garantierten Terminmarktkonditionen entscheiden. Dieses Spiel funktioniert aber, weil die Terminkontrakte mehrheitlich von Spekulanten (und nicht von Goldkäufern) erworben werden, die nie die Lieferung des Goldes anfordern. Beglichen werden diese Kontrakte natürlich in bar.

Diese Marktteilnehmer suchen nach kurzfristigen Trading-Profiten, nicht aber nach einer Absicherung gegen Währungsinflation. Würde die Mehrheit dieser “Longs“ (der Kontrakt-Käufer) die Auslieferung des Goldes anfordern, dann würden die Aufsichtsbehörden nicht mehr zulassen, dass solche Mengen Gold über ungedeckte Kontrakte leerverkauft werden.

Unserer Auffassung nach ist Manipulation illegal, weil sie Insider-Trading ist. Die Bullionbanken, die am Goldmarkt leerverkaufen, sind Clearingmitglieder der Comex/NYMEX/CME. In dieser Stellung haben sie Zugang zu Computersystemen, die für das Clearing und die Abwicklung der Geschäfte eingesetzt werden. Das heißt also auch, dass die Bullionbanken Zugang zu allen Handelspositionen haben, auch zu denen der Hedgefonds.

Wenn die Hedgefonds voll positioniert sind, werfen die Bullionbanken “nackte Leerverkäufe" auf den Markt, welche den Futures-Kurs drücken; dies löst Stop-Loss-Orders und Margin-Calls aus, die den Kurs dann noch weiter sinken lassen. Anschließend kaufen die Bullionbanken diese Kontrakte zu einem niedrigeren Preis zurück und die Differenz wandert in ihre Taschen, gleichzeitig erweisen sie damit der Fed einen Dienst, da sie den Dollar vor den Folgen der lockeren Fed-Geldpolitik schützen - ein sinkender Goldpreis mäßigt die Bedenken, die steigende Goldkurse hinsichtlich des Dollars aufwerfen würden.

Seit Mitte Juli hält sich der Goldkurs am Abend und in der Nacht stabil oder tendiert nach oben. Zu dieser Zeit sind die Märkte in der östlichen Hemisphäre geöffnet, wo die Marktteilnehmer fleißig physisches Gold kaufen, dessen Auslieferung obligatorisch ist. Man kann seine Uhr danach stellen: Sobald die asiatischen Märkte geschlossen haben und die Papiergold-Märkte in London und New York öffnen, wird der Goldkurs plötzlich nach unten getrieben, da Papierkontrakte in den Markt strömen, die den Tageshandel unter einem negativen Vorzeichnen beginnen lassen.





Wachen Menschen dient Gold als Warnsignal, dass sich Ärger im Finanz- und Wirtschaftsbereich zusammenbraut. Nehmen wir als Beispiel den Zeitraum kurz vorm Platzen der Bubble am Neuen Markt (Januar 2000) bis kurz vorm Zusammenbruch Bear Stearns, der die Große Finanzmarktkrise auslöste (März 2008): Gold stieg von 250 $ auf 1.020 $ pro Unze - oder um etwas mehr als 400%!

Seit dem Großen Finanzmarkteinbruch ist Gold drüber hinaus um 61% gestiegen, entgegen aller Behauptungen, dass das Finanzsystem repariert worden wäre. Es lag sogar mit ganzen 225% im Plus (September 2011), als die Fed begann, Gold systematisch einzudämmen und zu drücken, um den Dollar im Umfeld massiver Dollar-Neuschöpfung zu schützen, die im Rahmen von QE benötigt wurde.

Die US-Wirtschaft und das US-Finanzsystem befinden sich in einem schlimmeren Zustand, als die Fed, das US-Finanzministerium und die Berichterstattung der Finanzmedien zugeben würden. Die Schuldenlasten - öffentlich wie privat - sind hoch. Großunternehmen nehmen Bankkredite auf, um ihrer eigenen Aktien zurückzukaufen. Diesen Unternehmen bleiben nur neue Schulden - aber keine neuen Einnahmen, die aus etwaigen Neuinvestitionen hervorgingen und letztendlich zur Schuldentilgung eingesetzt werden könnten.

Der US-Einzelhandel hat Probleme, übrigens auch die Ein-Dollar-Ladenketten. Im Immobilienmarkt gibt es Hinweise auf einen erneuten Abschwung. Wie der am 16. September veröffentlichte Einkommens- und Armutsbericht für 2013 zeigt, ist das durchschnittliche Realeinkommen der US-Haushalte auf das Niveau von 1994 (10 Jahre) gesunken ist, es liegt damit sogar niedriger als die Durchschnittseinkommen Ende der 1960er/ Anfang der 1970er Jahre. Der Mix aus hoher Verschuldung und sinkenden Realeinkommen bedeutet, dass die Wirtschaft im Grunde auch keinen Wachstumsmotor hat.

In den Vereinigten Staaten des 21. Jh. hat die Schöpfung von Schulden und Geld bislang noch für keinen vergleichbaren Anstieg bei den realen Gütern und Dienstleistungen gesorgt. Und dieses Ungleichgewicht verweist auf Inflation. Ohne die Kursmanipulationen der Bullionbanken würden Gold und Silber diese Inflationserwartungen wiederspiegeln.

Auch der Dollar hat große Probleme: Sein Status als Weltreservewährung ist gefährdet, weil dieser Status missbraucht wurde, um Finanzhegemonie über andere Staaten zu erlangen und all jene Länder per Sanktionen abzustrafen, die nicht mit den Zielen der US-Außenpolitik konform gehen. Die Wolfowitz-Doktrin, die Grundlage der US-Außenpolitik, besagt, dass es Washington in erster Linie darauf ankommen muss, den Aufstieg anderer Länder zu verhindern, die in der Läge wären die Macht der USA zu begrenzen - wie Russland und China.

Eine Anzahl von Ländern sieht sich aber durch eben diese Sanktionen und Sanktionsandrohungen ermutigt, das Dollar-Abwicklungssystem zu verlassen und aus dem Petro-Dollar-System auszusteigen. Die BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) haben aus genau diesem Grund formiert. Russland und China haben einen gewaltigen, langfristigen Energieliefervertrag ausgehandelt, bei dem der Einsatz des US-Dollars vermieden wird.

Beide Länder begleichen ihre gegenseitigen Forderungen jeweils in ihren eigenen Währungen. Diese Praxis findet Nachahmer. China denkt über einen goldgedeckten Yuan nach, welcher die chinesische Währung als Reserveanlage überaus attraktiv machen würde. Möglicherweise zielen die Goldattacken der Fed auch darauf ab, die positive Wirkung der von Chinesen und Russen betriebenen Goldakquise auf die betreffenden Landeswährungen so gering wie möglich zu halten. Schließlich ist eine Währung, die an einen sinkenden Goldpreis gebunden ist, etwas anderes als eine Währung, die an einen steigenden Goldpreis gebunden ist.

Unklar ist noch, ob der neue Goldhandelsplatz in Shanghai die Terminmärkte in London und New York ersetzen wird. Nackte Leerverkäufe sind an der chinesischen Goldbörse nicht erlaubt. Am Ende könnte es auf der Welt zwei Goldterminmärkte geben - der eine realitätsbezogen, der andere auf Glücksspiel und Preismanipulation beruhend.

Es bleibt zudem noch abzuwarten, ob die Funktion der Reservewährung mit der Zeit nicht sogar hinfällig wird. Der US-Dollar übernahm diese Funktion kurz nach dem 2.Weltkrieg, in einer Zeit, in der die US-Wirtschaft die einzige industrialisierte Wirtschaft war, die nicht von Krieg zerstört wurde. Man brauchte ein robustes, belastbares System, um internationale Forderungen und Bilanzen sicher abwickeln zu können.

Heute gibt es in der Welt viele Wirtschaften, die über handelbare Währungen verfügen; Forderungen aus Lieferungen und Leistungen zweier Länder können in den jeweiligen Landeswährungen ausgeglichen werden. Im Grunde ist EINE Reservewährung nicht mehr notwendig. Je stärker sich diese Erkenntnis durchsetzt, desto heftiger wird der Wert des Dollars unter Druck geraten.

Eine Zeitlang wird die Federal Reserve den Devisenkurs des Dollars stützen können, indem sie Japan und die Europäische Zentralbank drängt, größere Mengen eigener Währung zu drucken, um den Dollar per Stützungskäufe an den Devisenmärkten zu helfen. Andere Länder, wie z.B. die Schweiz, werden mehr Eigenwährung drucken, um ihre Exporte nicht durch steigende Dollarpreise ihrer exportierten Waren zu gefährden.

Doch letztendlich wird der Wert des US-Dollar durch das gewaltige US-Handelsdefizit zerstört (das Ergebnis der Auslagerung der Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die wieder in den US-Markt verkauft werden) und durch den Einbruch der Mittelklasse bzw. der Hauptsteuergrundlage des Staates (verursacht durch die Auslagerung von Arbeitsplätzen).

Wenn dieser Tag gekommen ist, werden die schon jetzt angeschlagenen US-Lebensstandards tief sinken. Die Macht Amerikas wurde dann durch die Gier von Großunternehmen und eine Fed-Politik zerstört, welche die US-Wirtschaft zur Rettung von vier oder fünf Megabanken opferte, deren ehemalige Vorstände die Fed, das US-Finanzministerium und die Finanzaufsichtsbehörden des Bundes kontrollieren.


© Paul Craig Roberts
www.thedailybell.com



Dieser Artikel wurde am 23.09.2014 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.