Das Gold des kleinen Mannes!
06.10.2014 | David Chapman
Silber ist der Witzbold der Edelmetalle. Es wird nicht respektiert. Vielleicht erklärt diese Grafik den Grund. Der oben abgebildete Kurs ist von Ende August. Aktuell steht er mit etwa 17,80 $ niedriger. Inflationsbereinigt handelt Silber etwa auf dem Niveau der späten 1800er-Jahre oder auch wieder “im Himmel” über 1780. Zumindest etwas Verbesserung. Abgesehen von einem schönen Anstieg Mitte der 1800er-Jahre und dem berühmten Ansprung infolge der Silberspekulation der Hunt-Brüder ins Jahr 1980 hinein, hat sich Silber inflationsbereinigt tatsächlich in einem langfristigen Abwärtstrend bewegt.
Source: www.sharelynx.com
Silber hat sich über diesen langfristigen Abwärtstunnel geschoben - ein positives Zeichen. Es ist allerdings weiterhin etwa 65% unter dem Hoch von 2011. Was das inflationsbereinigte Hoch von 1980 betrifft, so müsste Silber ca. 128 $ erreichen, um diesem Anstieg nahezukommen.
Betrachten wir den gleichen Chart ohne Inflationsbereinigung. Daraus ergibt sich ein deutlich abweichendes Bild. Der Silberkurs war für lange Zeit auf etwa 1,30 $ fixiert. Während des US-Bürgerkrieges gab es einen Anstieg, der den Silberpreis in die Region von 3 $ brachte. Doch das hielt nicht lange und bald begann der Silberkurs einen Rückgang, der erst 1932 einen Boden bei etwa 0,25 $ erreichte.
Der Großteil des Rückgangs ereignete sich zwischen 1865 und 1912; was auch einen Zeitraum beinhaltet, der als “Lange Depression” bekannt ist. In diese Spanne fiel weiterhin ein sogenanntes “Goldenes Zeitalter”. In diesem “Goldenen Zeitalter” dominierten Eisenbahnbarone und Industriemagnaten (das obere 1%) die Wirtschaft. Während dieser Zeit erging es gelernten Facharbeitern relativ gut, aber der Großteil der Bevölkerung, unter der es viele Einwanderer gab, lebte in Armut und ihre Kinder schufteten in den Fabriken.

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Auf Grundlage der obigen, sehr langfristigen Grafik scheint Silber eine solide Unterstützung bei um die 8 $ aufzuweisen. Ein Zusammenbruch auf dieses Level würde den Silberbullen sicherlich Magenschmerzen bereiten.
Silber macht in der wöchentlichen Grafik keinen besonders guten Eindruck. Es scheint nach unten wegzubrechen. Erst kürzlich brach Silber unter sein Tief vom Juni 2013 ein. Das hat negative Auswirkungen, wie der untenstehende Wochenchart zu bestätigen scheint.

Charts erstellt mithilfe von Omega TradeStation 2000i. Chartdaten zur Verfügung gestellt von Dial Data
Silber befindet sich entweder am Rand einer enormen Unterstützungszone oder ist dazu verdammt, weiter nach unten wegzubrechen. Zugegebenermaßen könnte Silber aus einem abwärts gerichteten Dreieckmuster nach unten ausbrechen auf einen möglichen Kursausgang von 11,50 $. Das soll nicht heißen, dass das passiert. Auch wenn der wöchentliche MACD-Indikator gerade umschlägt, befindet er sich immer noch deutlich über den Tiefpunkten vom Juni 2013. Der Relative-Stärke-Index steht ebenfalls höher und bewegt sich in Richtung eines überverkauften Territoriums. Bei beiden Indikatoren zeigen positive Divergenzen.
Der Tageschart liefert ein anderes Bild. Der Relative-Stärke-Index für Silber hat sich tief in den überverkauften Bereich bewegt. Bei früheren solchen Ereignissen kam es mindestens zu einem Anstieg infolge eines Abprallens. Sobald sich solch ein Anstieg ereignet, ist es entscheidend, wie gut er sich weiterentwickelt. Falls Silber ein Absinken des möglichen, abwärts gerichteten Dreiecks antestet, sollte der Anstieg bei um die 18,75 $ versagen und das Metall im schlimmsten Fall unter 20 $ gehalten werden. Ein Ausbruch über 20 $ wäre positiver und könnte darauf hindeuten, dass es zu einer stärkeren Bewegung kommt.
Die letzte Grafik zeigt das langfristige Verhältnis von Gold zu Silber. Während des 19. Jahrhunderts hielt sich dieses Verhältnis stabil bei um die 16. Für viele Goldbugs ist dieses jahrhundertealte Verhältnis ein möglicher Bereich, zu dem das Gold-Silber-Verhältnis zurückkehren könnte. Bedenkt man, dass dieser Bereich vor mehr als einem Jahrhundert aktuell war, ist das eher unwahrscheinlich und vermutlich ein Relikt der Vergangenheit.
Es ist allerdings interessant festzuhalten, dass der frühere US-Schatzminister Alexander Hamilton bei der Gründung der USA das Verhältnis auf 15 Unzen Silber zu einer Unze Gold festsetzte, oder 15:1. Dieses Verhältnis herrschte auch andernorts in Europa vor, seit den 1500er-Jahren. Von Natur aus liegt das Verhältnis vermutlich bei um die 9:1. Mit einem aktuellen Wert von 68:1 wirkt es hoch und scheint sich dem langfristigen Widerstand nahe 75:1 anzunähern. Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts schwankte das Verhältnis enorm zwischen 10:1 und 100:1.

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Silber gilt auch als “Gold des kleinen Mannes”. Zahlreiche Indikatoren deuten darauf, dass Silber aktuell deutlich überverkauft ist. Die Silberstimmung befindet sich an einem Punkt, der von anderen wichtigen Bodenbildungen bekannt ist. Das Gold-Silber-Verhältnis ist an einem Punkt, an dem es sich vorher schon umkehrte, oder nähert sich diesem zumindest. Silber liefert nach oben meist eine deutlich bessere Leistung ab und nach unten eine deutlich schlechtere.
Der aktuelle Absturz des Silberkurses ist ein typisches Beispiel dafür, dass Silber in einem Bärenmarkt schneller fällt. Und schließlich hat Silber neue Tiefpunkte erreicht, Gold aber nicht. Das ist eine möglicherweise positive Divergenz, aber nur so lange Gold selbst keine neuen Tiefpunkte erreicht.
Trotz der extrem überverkauften Bedingungen bleibt Silber anfällig für weitere Abwärtsbewegungen angesichts des möglicherweise bärischen Zusammenbruchs. Entscheidend für die weitere Entwicklung ist die Art des Abprallens. Bei einer starken Bewegung zurück auf 20 $ und darüber hinaus könnte der finale Boden endlich erreicht sein. Ein Scheitern unter 19 $ könnte auf künftige neue Tiefpunkte deuten. Silber kann sich einfach keinen Respekt verdienen.
© David Chapman
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Dieser Artikel wurde exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.