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Gold kämpft!

16.10.2014  |  David Chapman

In den letzten zwei Jahren ist es nicht leicht gewesen, an Gold zu glauben. Das gelbe Metall ist gegenüber seinem Hoch von 2011 etwa 37% gefallen. Der Großteil dieses Absturzes ereignete sich an zwei Tagen im April 2013, als Gold von 1.564 $ um etwa 200 $ auf 1.360 $ abstürzte, weil jemand 400 bis 500 Tonnen Papiergold (Futures) auf einmal an der COMEX abstieß.

Dieser Zusammenbruch löste eine wahre Lawine an kursbedingten Aufträgen aus (Stopp-Loss, Stopp-Sell), was den Absturz nur verstärkte. Prozentual betrachtet waren das 13%. Im Vergleich: Der Absturz war nicht so stark wie der 18%-Absturz vom 22. Januar 1980, als Gold nach dem abrupten Ende des Goldbullenmarktes von 1976-1980 von 825 $ auf 682 $ gefallen war.

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Seit April 2013 hat sich Gold dreimal der unteren Grenze von 1.180 $ genähert. Am 28. Juni 2013 fiel Gold auf 1.183 $, am 31. Dezember 2013 erreichte das Metall ein Tief bei 1.182 $ und am 6. Oktober 2014 erreichte Gold erneut 1.183 $. Ein dreifacher Boden? Dreifache Böden sind ein seltenes Muster. Gold bildete einen Boden bei 1.525 $ am 29. Dezember 2011, bei 1.528 $ am 16. Mai 2012 und bei 1.539 $ am 4. April 2013. Der Markt hüpfte ein paar Tage im Anschluss an das Tief vom 4. April 2013 und brach dann am 12. und 15. April 2013 zusammen. Was einige (viele?) als dreifachen Boden anpriesen, stellte sich lediglich als vergänglicher Moment heraus. Dreifache Böden mit so großen Abständen sind höchstwahrscheinlich keine dreifachen Böden.

Gold ist von diesem Tief abgeprallt, aber noch weit von einer Bestätigung des Tiefs entfernt. Drei Höhepunkte müssen erreicht werden, um darauf hinzudeuten, dass Gold ein endgültiges Tief erreicht hat. Das erste ist das Hoch vom 10. Juli 2014 bei 1.339 $, das zweite bei 1.382 $ am 14. März 2014 und das letzte ist das Hoch vom 28. August 2013 bei 1.428 $. Normalerweise wird ein Muster absteigender Höhepunkte und flacher Böden als abwärtsgerichtetes Dreieck bezeichnet. Das ist bärisch und falls die 1.182 $ fallen, besteht die Möglichkeit, dass Gold womöglich auf 1.025 $ fällt oder sogar auf 935 $.

Falls es etwas gibt, was das aktuelle Muster von dem Muster unterscheidet, das sich aus dem Zusammenbruch vom April 2013 entwickelte, dann dass Gold stattdessen ein durchaus mögliches dreifaches Hoch erreicht hat. Die Höhepunkte waren 1.798 $ am 8. November 2011, 1.789 $ am 28. Februar 2012 und 1.795 $ am 4. Oktober 2012. Der Zusammenbruch unter 1.525 $ deutete auf einen Abstieg Richtung 1.250 $ hin. Das derzeit aktuellste Tief von 1.182 $ ist nicht weit entfernt von diesem Ziel.

Der bisherige Abstieg ähnelt stark einer Fibonacci-Korrektur von 38,2%. Eine Korrektur von 50% würde Gold auf um die 950 $ befördern, nicht weit weg von dem oben genannten möglichen Ziel. Eine Fibonacci-Korrektur von 61,8% würde Gold auf 775 $ befördern. Könnte das passieren? Einige denken das, allen voran Harry Dent, ein Verfasser/Autor von Finanznewslettern. Ned Davis Research, bekannte Marktanalysten, haben die These aufgestellt, dass Gold dem Muster der 1980er-Jahre folgen und unter 700 $ fallen könnte. Andere, wie Goldman Sachs und Robert Prechter von Elliot Wave International, vermuten einen Rückgang auf mindestens 1.050 $. In diesem Vergleich erscheinen sie beinahe bullisch.

Es herrscht kein Mangel an Goldbären. Es gibt auch viele Goldbullen, aber sie sind still, nachdenklich und werden ignoriert. Goldbullen haben die These aufgestellt, dass der aktuelle Rückgang Merkmale des Rückgangs von 1974 bis 1976 trägt. Nach dem Ende des Goldstandard im August 1971 stieg Gold von seinem festgesetzten Preis von 35 $ bis zum Dezember 1974 auf ein Hoch von 190 $. Darauf folgte eine Korrektur um fast 50%, als Gold bis zum August 1976 auf etwa 101 $ fiel. Aus diesen Tiefen heraus begann Gold seinen Aufstieg zum Hoch vom Januar 1980 mit 875 $.

Durch eine wütende Inflation, steigende Zinsen und einen Ölpreis von 40 $ infolge des Einfalls Russlands in Afghanistan im Dezember 1979 und der Geiselnahme von Teheran im November 1979 waren die Bedingungen perfekt für Gold. Die Menschen standen Schlange, um Gold zu kaufen, weil die Vorhersagen extrem bullisch waren und es jede Menge verrücktes Gerede gab, dass Gold 1.000 $, 2.000 $ und höhere Kurse erreichen würde.

Natürlich war das der Höhepunkt, da der damalige Fed-Vorsitzende Paul Volcker die Zinsen auf 20% anhob, um den US-Dollar zu retten und damit Gold zusammenbrechen ließ. Gold erreichte im Juni 1982 ein Tief bei 337 $, etwa 61% tiefer, bevor es zu einem soliden Abprallen kam, das Gold bis zum Februar 1983 auf 514 $ hob. Zwei Jahre später, im Februar 1985, war Gold von dem Hoch von 1980 um 68% auf 281 $ gefallen. Erst im Februar 2001 erreichte Gold seinen endgültigen Boden bei 255 $. Und erst 2008 konnte Gold das Hoch von 1980 auf nominaler Basis wieder erreichen.

Im August 2011 stand niemand Schlange, um Gold für 1.900 $ zu kaufen. Tatsächlich war der Anstieg im Vergleich ziemlich diszipliniert, obwohl Gold von etwa 680 $ aus gestiegen war, dem Tief des Finanzcrashs von 2008. Angesichts niedriger Zinssätze und QE1 sowie QE2 in Verbindung mit deutlich steigenden Schulden in den USA und einem Absturz des US-Dollarindex von 121 im Juli 2001 auf 71 im März 2008 waren die Bedingungen für einen Goldanstieg nahezu perfekt. Auch wenn Gold mit 1.900 $ hoch stand, war es inflationsbereinigt immer noch unter dem Hoch vom Januar 1980. Aktuell müsste Gold 2.785 $ erreichen, um dem Hoch von 1980 zu entsprechen. Derzeit scheint dies ein entfernter Traum zu sein. Aber bei den richtigen Bedingungen ist das möglich.





Damit Gold tiefer sinkt, muss nur wieder irgendjemand eine große Menge Goldfutures verkaufen, wie im April 2013. Der jüngste Goldabstieg erfolgte fast im Gleichschritt mit einem steigenden US-Dollar, weil Gold im Großen und Ganzen seine umgekehrte Beziehung zum US-Dollar beibehält. Höchstwahrscheinlich wird es die üblichen Rufe einer Manipulation geben und vielleicht sind diese gerechtfertigt, aber das wird im Angesicht eines entschlossenen Käufers (oder mehrerer) mit tiefen Taschen keine Rolle spielen.

Technisch betrachtet scheinen die Reihe tieferer Hochpunkte und die Seltenheit eines dreifachen Bodens auf einen kommenden, möglichen Zusammenbruch hinzudeuten. Aber der Kollaps dürfte mit Sicherheit von kurzer Dauer sein und falls die Nummerierung der Wellen vom Hoch vom September 2011 korrekt ist, dann würde eine fünfwelliges Elliott-Abwärtsmuster vervollständigen.

Betrachten wir das Worst-Case-Szenario von Harry Dent und Ned Davis genauer. Auch wenn man niemals nie sagen sollte, scheinen die Bedingungen für einen Goldabsturz auf 700 $ nicht vorzuliegen. Derzeit liegen die Produktionskosten für Gold im Bereich von 1.100 $ bis 1.300 $. Ein nachhaltiger Sturz auf 700 $ (oder selbst schon 1.000 $) könnte viele Unternehmen in eine Verlustsituation bringen und es besteht die Möglichkeit, dass Minen stillgelegt und Betriebe heruntergefahren werden.

Es gibt bereits ein Defizit zwischen Nachfrage und Minenangebot und ein nachhaltiger Sturz könnte den Mangel verstärken. Während der 1980er-Jahre, als Gold einen Preisabsturz von 65% erlebte, war China keine globale Wirtschaftsmacht. Hinsichtlich Goldreserven war China unbedeutend und das Land hatte auch nicht vor, so wie heute, seine Goldreserven auf das gleiche Level wie die USA - etwa 8.100 Tonnen - anzuheben. China war keine wichtige Handelsnation bei Gold und auch nicht dabei, eine große Goldbörse in Shanghai zu eröffnen.

Andere Bedingungen wichen ebenfalls ab. Der Zinssatz der Fed wurde seit der Finanzkrise von 2008 bei 0% gehalten. Während der frühen 1980er-Jahre viel der Zinssatz von 14% im Jahr 1980 auf 6% im Jahr 1985. Die US-Regierungsschulden lagen von 1980 bis 1985 im Durchschnitt bei etwa 1,3 Bio. $. Heute betragen sie 17,6 Bio. $. Das Verhältnis von US-Regierungsschulden zu BIP liegt heute bei 106%, während es zwischen 1980 und 1985 durchschnittlich bei etwa 35% lag. Die USA waren eine Kreditgebernation, keine Schuldnernation wie heute.

Eigenartigerweise begann das US-Defizit während der 1980er-Jahre zu wachsen. 1992 hatte das jährliche Budgetdefizit 290 Mrd. $ erreicht. Heute liegt es bei etwa 600 Mrd. $, ist aber seit einem Spitzenwert von 1,4 Bio. $ im Jahr 2009 gefallen. Die US-Zentralbankgeldmenge lag 1985 bei etwa 200 Mrd. $ gegenüber 4 Bio. $ heute. Die US-Geldmenge M0 ist damit von 950 Mrd. $ angewachsen - das Level, auf dem sie sich vor dem Beginn des Finanzzusammenbruchs von 2008 befand.

Was wird also nötig sein, damit Gold steigt? Damit der Goldpreis steigt, muss es zu einem Vertrauensverlust gegenüber der Regierung kommen. Das würde höchstwahrscheinlich mit einem fallenden US-Dollar einhergehen. Derzeit scheint es eher eine Vorliebe für den US-Dollar zu geben anstelle von Gold (obwohl der US-Dollar in den letzten paar Tagen rückläufig war). Sowohl die Wirtschaften in der EU als auch in Japan scheinen in eine Rezession zurückzufallen. Die Lage in der EU ist möglicherweise angespannt. Sanktionen gegen Russland haben ihren Preis. Wie hier schon oft erwähnt, sind Sanktionen eine Art von Handelskrieg und eine Verlustsituation für alle Seiten.

Es ist unklar, war der Auslöser für einen Vertrauensverlust sein könnte. Zwei mögliche Ereignisse stechen hervor. Zunächst eine Eskalation der Kriege im Nahen Osten oder eine negative Wendung im Konflikt in der Ukraine und drohende Konflikte im Ost- und Südchinesischen Meer. Oder eine große Pleite, die möglicherweise einen globalen Schuldenzusammenbruch auslöst. 1998 lösten die asiatische Währungskrise und die russische Staatspleite einen finanziellen Zusammenbruch aus (Long Term Capital Management (LTCM)), welcher fast das Finanzsystem zu Boden riss. Die Wall Street schritt ein und rettete die Lage.

Während der Finanzkrise von 2008 im Anschluss an den Zusammenbruch von Lehman Brothers waren es die Fed und die US-Regierung, die einschritten, um die Lage zu retten. Falls es noch ein anderes unbekanntes Ereignis gibt, dann ist es Ebola. Niemand hat auch nur eine Idee, was eine globale Pandemie für die Märkte bedeuten könnte.

Seit die Welt sich im August 1971 vom Goldstandard verabschiedete, war jede Finanzkrise schlimmer als die vorherige (Finanzkrisen ereigneten sich 1973-1975, 1980-1982, 1990-1991, 1998 und 2000-2002 und 2007-2009). Jede folgende Finanzkrise war schlussendlich größer als die vorherige und benötigte mehr und mehr Schulden, um der Wirtschaft wieder Starthilfe zu geben. Es ist fast schon eine Binsenweisheit, dass jede Erholung schwächer war als die vorherige Wirtschaftserholung. Die nächste Schuldenkrise könnte selbst die Fed überrumpeln, bedenkt man den wachsenden Charakter von Schuldenkrisen. Sollte dies zutreffen, könnte alles in einer mehrjährigen Depression enden.

Seit dem Goldzusammenbruch im April 2013 kämpft das gelbe Edelmetall. Die Spanne lag zwischen 1.182 $ und 1.428 $ mit einem Durchschnitt bei etwa 1.280 $. Theoretisch könnte sich Gold in beide Richtungen bewegen, auch wenn das Muster auf einen weiteren deutlichen Vorstoß nach unten hin zu deuten scheint. Sollte dies eintreten, könnte es, wie bereits angemerkt, einen möglichen bedeutenden Boden bilden und damit einen Boden für den nächsten Bullenmarkt. Goldbugs brauchen womöglich noch etwas mehr Geduld.


© David Chapman
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