Putin: Zar über Erdgas, Rohöl, Uran & Gold
07.05.2015 | I.M. Vronsky
Der bekannte Moskauer Journalist Dmitry Kalinichenko hat es gut ausgedrückt: "Nur sehr wenige Menschen verstehen, was Putin zur Zeit tut. Und fast niemand versteht, was er in Zukunft tun wird. Egal wie seltsam das vielleicht wirkt, aber im Moment verkauft Putin das russische Öl und Gas nur für physisches Gold."
Dennoch gewährt der obenstehende Kommentar einen wertvollen Einblick in Präsident Putins Pläne und wie diese der russischen Wirtschaft schließlich maßgeblich zu Gute kommen werden.
Russland verdreifacht seine Goldreserven
Die russischen Goldvorräte wurden seit 2005 mehr als verdreifacht und sind aktuell so groß wie seit mindestens 1993 nicht mehr. Dies geht aus Daten des IWF hervor. Die Chefin der russischen Zentralbank Elwira Nabiullina sagte dazu im Februar, dass das Land die Reserven der Bank vergrößere und die Devisenreserven diversifiziere, um die Liquidität des Rubels betreffende Probleme zu lösen.
Von Bloomberg zusammengetragene Daten zeigen außerdem, dass auch Kasachstan seine Goldreserven innerhalb der letzten 12 Monate um 33% vergrößerte. Kasachstan ist als ehemaliges Mitglied der UdSSR heute ein Verbündeter Russlands.
Worin besteht also Putins verstecktes Ziel? Welche geschickten Tricks hat er noch im Ärmel? Diese Fragen verursachen einiges Kopfzerbrechen.
Die folgenden Fakten helfen dabei, den Weg zu erhellen, auf dem der gerissene Präsident sein Land führt. Um den Hintergrund Putins zu verstehen, muss man wissen, dass Mütterchen Russland heute die Nr. 1 bei der Erdgasproduktion, die Nr. 1 bei der Rohölproduktion, die Nr. 1 bei der Uranproduktion und die Nr. 2 bei der Goldproduktion ist. Und das weltweit!
Erdgasförderung (Russland steht zusammen mit dem verbündeten Usbekistan an der Spitze der Förderstaaten)
Rohölförderung (Russland ist der weltweit größte Rohölproduzent)


Zusammenfassung
Mit einem Anteil von 12% an der Gesamtproduktion ist Russland der weltweit größte Erdölproduzent. Auch letztes Jahr lag das Land mit einer Fördermenge von fast 10,4 Millionen Barrel am Tag (b/d) wieder vor Saudi-Arabien. Mit fast 5 Millionen b/d gehört das Land außerdem zu den größten Ölexporteuren. Zudem verfügt es weltweit über die größten nachgewiesenen Erdgasreserven, ist der größte Erdgasförderstaat und stellt 20% des gesamten Erdgasangebots.
Putin glaubt mit Sicherheit, dass das russische Wirtschaftswachstum auf der Förderung, Verarbeitung und Verwertung der Rohstoffressourcen des Landes basiert. Er wird oft mit folgenden Worten zitiert: "Dies ist der Schlüssel zum Aufstieg Russlands zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht." Und Russlands Wirtschaft hängt tatsächlich stark von der Produktion von Energierohstoffen ab (Erdöl, Erdgas und, nicht zu vergessen, Uran).
Uranproduktion nach Ländern (Russland ist auch hier die Nr. 1)
Man darf nicht vergessen, dass die früheren Mitgliedstaaten der Sowjetunion Kasachstan und Usbekistan heute Russlands Verbündete sind. Gemeinsam produzieren diese drei Länder 28.000 Tonnen Uran pro Jahr - das ist dreimal so viel wie der jährliche Output des zweitgrößten Produzenten, Kanadas, und fast 16mal so viel wie die Produktion der USA. Russland und seine Verbündeten dominieren im wahrsten Sinne des Wortes den globalen Uranmarkt.

Kasachstan war die letzte der Sowjetrepubliken, die nach dem Zerfall der UdSSR im Jahr 1991 ihre Unabhängigkeit erklärte. Seitdem ist der derzeitige Präsident Nursultan Nasarbajew an der Macht. Kasachstan verfolgt eine ausgewogene Auslandspolitik und arbeitet an der Entwicklung seiner Wirtschaft, vor allem hinsichtlich der dominierenden Rohstoffindustrie.
Kasachstan ist ein bilinguales Land: Kasachisch wird von 64,4% der Bevölkerung gesprochen und hat den Status der Nationalsprache, während Russisch, das von fast allen Kasachen beherrscht wird, als zweite Amtssprache anerkannt ist und mit größter Selbstverständlichkeit in der Wirtschaft verwendet wird.
Nach mehr als einem Jahrhundert unter russischer Herrschaft - zuerst als Teil des Zarenreichs und dann als Republik innerhalb der Sowjetunion - ging auch Usbekistan 1991 als unabhängiger Staat hervor. Amtssprache des Landes ist das Usbekische, eine von rund 85% der Bevölkerung als Muttersprache gesprochene Turksprache. Russisch ist jedoch ebenfalls nach wie vor weit verbreitet und wir vor allem bei geschäftlichen Angelegenheiten häufig verwendet.
Nicht zu vergessen ist auch der letzte Pfeiler der russischen Wirtschaftsstärke: das GOLD. 2014 nahm Russland hinsichtlich der Goldproduktion im weltweiten Vergleich den zweiten Platz ein, nach Angaben der GFMS (eines der weltweit führenden Wirtschaftsberatungsunternehmen im Bereich der Edelmetalle, das sich auf die Analyse der Gold-, Silber-, Platin-, Palladium- und Kupfermärkte spezialisiert hat).
Die Top Ten der Gold fördernden Staaten 2013/2014 (Angaben in Tonnen)

Goldreserven der Zentralbanken im Ländervergleich

"Zwischen dem ersten Quartal 2009 und dem dritten Quartal 2014 sind Russlands Goldreserven um 116% gewachsen, von 531,87 Tonnen auf 1149,8 Tonnen", so der Analyst Michael Lombardi. "Gold macht derzeit 9,9% der russischen Devisenreserven aus. Woher rührt diese plötzliche Liebe zum Gold? Manche sehen darin ein Zeichen dafür, dass das Land seine Abhängigkeit vom US-Dollar und vom Euro verringert."
Durch den Gold-Kaufrausch der russischen Zentralbank hat sich deren Vorrat seit 2001 mehr als verdreifacht, von 400 auf mittlerweile 1238 Tonnen. Kein anderes Land häuft derzeit so schnell Gold an.

Die Goldkäufe der russischen Zentralbank wurden teilweise über den methodischen Verkauf von US-Treasuries finanziert. Das untenstehende Chart zeigt eindeutig, dass Russland mit seinen Bemühungen zur Abkopplung vom US-Dollar bereits begann, bevor der Westen die aktuellen Sanktionen verhängte. Derzeit forciert das Land jedoch den Verkauf der amerikanischen Staatsanleihen.

Casey Research äußert sich dazu folgendermaßen: "Wir verfolgen das Geschehen bereits seit Langem und haben die aktuellen Entwicklungen schon vor Jahren vorausgesagt. Die Botschaft ist klar: Mit dem Verkauf der US-Staatsanleihen und den massiven Goldkäufen wettet Russland gegen den US-Dollar und setzt alles auf das gelbe Edelmetall. In Übereinstimmung mit diesen Aktivitäten spielt Russland zusammen mit Staaten wie China, Iran und Kasachstan eine aktive Rolle in der immer bedeutender werdenden internationalen Bewegung zur Umgehung des US-Dollar bei Handelsabkommen, wozu man sich Währungsswaps und anderer Methoden bedient."
Putin greift nach dem Gold
Eines von Putins speziellen Zielen ist es, den Weg für einen Wertverfall des US-Dollars zu bereiten und dem Dollar damit schließlich seine Rolle als ultimatives internationales Zahlungs- und Vermögensbildungsmittel zu nehmen. Beide Funktionen würden dann einer anderen anerkannten, nicht an nationale und politische Interessen gebundenen Währung zufallen - dem GOLD! Die Verwirklichung dieses beachtlichen Ziels wird Zeit und unermüdliche Beharrlichkeit erfordern. In diesem rapide fortschreitenden Währungskrieg gegen den Westen werden Moskau und Peking durch Gold zusammengeschweißt. Folglich stellt ein steigender Goldpreis für beide Staaten ein unabdingbares Ziel dar.
Die Munition in diesem Währungskrieg sind die Rohstoffe Öl, Gas, Uran und Gold - und Russland kontrolliert das Arsenal dieser monetären Waffen. Hier ein Überblick über die russische Produktionsleistung im Vergleich zum Rest der Welt:
- Rohöl ... Nr. 1 weltweit
- Erdgas ... Nr. 1 weltweit
- Uran ... Nr. 1 weltweit (zusammen mit den Verbündeten Kasachstan und Usbekistan)
- GOLD ... Nr. 2 weltweit (aber schneller Zuwachs, um mit China, der Nr. 1, zu konkurrieren)
Es ist mit Sicherheit nicht übertrieben zu sagen, dass der Westen sich auf einen internationalen Handel einstellen muss, der nicht länger vom US-Dollar bestimmt wird - diese Tatsache muss man anerkennen. Der Wert von Rohstoffen im Allgemeinen wird dadurch steigen, und ganz besonders der von Rohöl, Erdgas, Uran und Gold. Einen weiteren Nutzen für die Wirtschaft wird gleichzeitig der starke Rückgang der Arbeitslosigkeit in den Ländern darstellen, die diese Rohstoffe fördern.

"Putin tut, was er kann, um die Abwicklung geschäftlicher und finanzieller Transaktionen in Dollar zu umgehen", meint Mike Whitney von Emerging Equity. "Die Abkehr vom Dollar ist ein direkter Angriff auf die größte Machtquelle der USA, die Kontrolle der de facto internationalen Währung und die Erfordernis, dass andere Staaten für den Kauf von Energierohstoffen Dollarreserven vorhalten müssen, die dann zu amerikanischen Finanzanlagen, Anleihen oder Treasuries recycelt werden.
Dank dieser Umwandlung von Dollars aus dem Rohstoffhandel können sich die Vereinigten Staaten ein gewaltiges Haushaltsdefizit leisten, ohne die Zinsraten anzuheben oder die Staatsausgaben zu verringern. Putins Anti-Dollar-Politik könnte die Rolle des Dollars als Reservewährung in Frage stellen und dem System der institutionalisierten Plünderung ein Ende setzen." Den vollständigen Bericht können Sie hier lesen (auf Englisch): "Oil Price Blowback: Is Putin Creating A New World Order?"
China wird einen zusätzlichen Vorteil daraus ziehen, wenn der Renminbi (Yuan) den Dollar als internationale Reservewährung ersetzt. Es gibt tatsächlich Gerüchte von zuverlässigen Quellen, dass Peking plant den Renminbi in Zukunft mit Gold zu decken und sozusagen einen chinesischen Goldstandard zu schaffen.
Internationale Unterstützung für Putins Vorhaben, den Wert des Dollars zu senken
Es ist kein Geheimnis, dass die Zentralbanken vieler Länder ihre Goldeinlagen in letzter Zeit drastisch vergrößerten.
In Erwartung eines höheren Goldpreises nähern sich die Goldkäufe der Zentralbanken einem 50-Jahres-Hoch.
Siehe: Central Bank Gold Buying Soars To Near A 50-Year High
2014 kauften die Zentralbanken 477 Tonnen Gold - fast ein Spitzenwert innerhalb der letzten 50 Jahre und genug, um damit 75 Boeing Dreamliners zu kaufen. Angesichts der seit Ende 2011 langsam fallenden Goldpreise ist das sowohl erstaunlich als auch aufschlussreich.
Russland erwarb die mit Abstand größte Menge des Edelmetalls. Laut eines Berichts des World Gold Council entfielen vergangenes Jahr erstaunliche 36% der Gesamtkäufe aller Zentralbanken auf die Russische Föderation - von den insgesamt 477 Tonnen Gold gingen also 173 direkt nach Russland.
Offizieller Zuwachs der Goldreserven der Schwellenländer seit 2000

Schlussfolgerung
Angesichts von Präsident Putins hartnäckigen Bemühungen, sein lobenswertes Ziel zu erreichen (wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit einigen ehemaligen Sowjetrepubliken), wird der Wert des US-Dollars bald beginnen zu fallen. Folglich werden die Preise für Gold, Erdgas, Rohöl und Uran erneut Rekordhöhen erreichen und Präsident Putin wird global gesehen zu einer Art Zar über Erdgas, Erdöl, Uran und Gold.
Die Preise für die russischen Bodenschätze liegen aktuell deutlich unter ihren früheren Rekordwerten.
- Erdgas liegt 83% unter dem Rekordwert von USD 15,37 im Jahr 2006
- Rohöl liegt 61% unter dem Spitzenwert von USD 147,00 im Jahr 2008
- Uran liegt 71% unter dem Spitzenwert von USD 136,22 im Jahr 2007
- Gold liegt 39% unter dem Rekordwert von USD 1923,00 im Jahr 2011
Offenkundig verfügen die meisten Rohstoffe noch über ein enormes Wertsteigerungspotential, wenn die US-amerikanische Währung fällt. Und die Frage ist nicht ob, sondern WANN der Dollar wieder an Wert verliert.Genau, Präsident Putin…Sie liegen goldrichtig! Zweifellos ist der Kämpfer Putin auf seiner Mission, den US-Dollar zu entwerten, nicht aufzuhalten…und damit wird er gleichzeitig den Wert von Russlands Primärrohstoffen (Erdgas, Rohöl, Uran und GOLD) zum Steigen bringen!
© I. M. Vronsky
Dieser Artikel wurde am 28.04.2015 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.