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Anleihe-Bombe

18.06.2015  |  Clive Maund

Die Deflation regiert! Warum? Weil wiederkehrende Rezessionen - notwendig, um die Wirtschaft nach Wachstumsphasen zurück in Gleichgewicht zu bringen - sich nicht auf ewig durch die kurzfristige Notlösung des Gelddruckens aufschieben lassen.

Solche korrupten Vermeidungsstrategien führen dazu, dass sich die deflationären Kräfte in katastrophalem und überwältigendem Ausmaß aufstauen; das Resultat ist ein Wirtschaftszusammenbruch mit folgender Depression. Fakt ist, dass wir nun an genau diesem Punkt angekommen sind.

Warum aber können Staaten/ Regierungen dieses Spiel nicht endlos per Geldschöpfung weiterspielen? Weil die Verschuldung solange wächst und wächst, bis selbst die stumpfsinnigen Anleihebesitzer/ US-Staatsanleihebesitzer begreifen, dass sie ihr Geld nie wieder sehen werden. Deswegen beginnen sie zu verkaufen, und dieser Schnellball aus Verkäufen wird zur Lawine, die die Zinssätze explodieren lässt.

Die Anleihe- und Aktienmärkte brechen ein und die Wirtschaftsaktivität versinkt in einer gefährlich schweren Depression. Und all das, weil der Staat die ganze Zeit über die richtigen Entscheidungen ablehnte und die normalen Marktkräfte beeinflusste und störte. Alles gipfelte in so idiotischen wie ruinösen Dingen wie QE, Nullzinspolitik und gar Negativzinspolitik.

Die Leitmedien versuchen unterdessen, den jüngsten Trend zu steigenden Zinssätze als Zeichen für eine wirtschaftliche Erholung darzustellen. Die steigende Nachfrage in der Wirtschaft ließe die Zinssätze angeblich steigen. Wenn das so wäre, warum liegt der Baltic Dry Index (der die Frachtraten misst) auf schwersten Depressionsständen? Und warum haben die Rohstoffkurse fast das Crash-Niveau von 2008/2009 erreicht??

Nein! Die Zinsen steigen, weil die Anleihebesitzer endlich drohendes Unheil erkennen und begreifen, dass die Staaten dieser Welt erstens nicht die Absicht haben, ihre Schulden jemals zurückzuzahlen und zweitens das auch nicht können, selbst wenn sie es wollten. Warum sollte man dann noch an seinen eigenen letztendlich wertlosen Papieren festhalten. Aktuell bringen sie ja ohnehin keine Zinserträge!

Das ist der Grund, warum die Anleihe- und US-Treasury-Kurse sinken. Falls es keinen kurzfristigen Kurssprung gibt, der die überverkauften Bedingungen mindert, sieht es ganz nach einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale aus, die die Zinssätze stark steigen lassen wird. Die US Fed wäre dann zum ohnmächtigen Zuschauer verdammt.

All dies wird womöglich mit einer Geschwindigkeit passieren, die die meisten Menschen überraschen und überrumpeln wird. Vor allem jene, die selbstzufrieden davon ausgehen, dass der langfristige Aufwärtstrend an den Aktienmärkten für immer anhalten werde.

Nun gut. Was dürfte jetzt passieren? Was wird fallen und was wird steigen?

An den Anleihe-, Rohstoff- und Aktienmärkten sieht es nach einem Einbruch aus. Es ist zu erwarten, dass die sinkenden Anleihekurse den Aktienmarkt zu Fall bringen werden. Die Folge wäre ein wilder “Liquiditätswettlauf“, der den Dollar möglicherweise auf schwindelerregende Höhen treiben könnte (wie 2008 auf Steroiden).

Nach dieser “Schwanengesang-Rally“ wird der Dollar einbrechen und untergehen, besonders dann, wenn China/ Russland ihre neue goldgedeckte Weltreservewährung auffahren. Dieses Ereignis könnte einen Krieg auslösen. Auch Gold und Silber werden wahrscheinlich mit in diesen Strudel gerissen werden und auf neue Tiefs fallen, trotz der unmittelbar anstehenden positiven saisonalen Faktoren.

Später werden beide Metall aber zu spektakulären Bullenmärkten aufbrechen. Für alle, die Gold und Silber in physischer Form kaufen wollen: Es ist wichtig, diese VOR dem Erreichen des Crash-Tiefs zu erwerben, weil man sie nach der Marktwende höchstwahrscheinlich kaum noch zu kaufen bekommen wird.

Man sollte auch bedenken, dass Gesetze zu erwarten sind, die einen erzwungen staatlichen Diebstahl des Golds und Silbers erlauben könnten - also denken Sie darüber nach, wo sie es lagern werden.

Unsere Taktiken haben zwei Stützpfeiler. 1) Barliquidität: den US-Dollar und 2) Baisse-ETF a) für Anleihen, wann immer es einen Sprung gibt, und b) für den Aktienmarkt, ab sofort.

Die Kühneren könnten vielleicht über Out-of-the-money-Puts nachdenken, und man sollte “solange ausholen, bis man trifft“, zur nächsten Runde übergehen, bis der Einbruch da ist. Wir sehen von Käufen im Edelmetallsektor solange ab, bis dieser letzte Rückfall vorüber ist. Diese Bewegung könnte Gold wahrscheinlich in den Bereich von 850 $ bis 1.000 $ schicken und Silber auf ca. 10 $.

Dann kommen wir “schwer bewaffnet" wieder raus, weil die anschließende Gold- und Silber-Rally wahrscheinlich spektakulär ausfallen und die Entwicklungen Ende der 70er Jahre in den Schatten stellen dürfte.



Schauen wir uns jetzt noch schnell einige relevante Charts an.

Wir beginnen mit dem 13-Jahre-Chart für den TLT - ein ETF, der die 20-jährige US-Staatsanleihe gut abbildet. Im Chart sehen wir, dass der Kurs trotz des jüngsten, starken Rücksetzers (auf unserer Seite im letzten Anleihe-Update vorhergesagt) immer noch nicht seinen langfristigen Aufwärtstrend verlassen hat.

Die Spätphase dieses Bullenmarktes wurde natürlich durch die Nullzinspolitik befeuert. Da die Zinssätze nun einmal nicht weit unter null fallen können, scheint klar, dass die Zeit dieses Bullenmarkts vorbei ist - speziell mit Blick auf voraussichtlich steigende Zinssätze im Umfeld von Staatspleiten.

Wir gehen daher davon aus, dass diese Anleihe ihren langfristigen Aufwärtstrend verlässt und in einen Bärenmarkt übergehen wird.

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Jetzt die Zinserträge. Die Zinserträge sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, da die Anleihekurse sanken. Dieser Prozess wird aller Voraussicht nach andauern und sich, auch im Fall einer kurzzeitigen Pause, weiter beschleunigen.

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Der Baltic Dry Index liegt auf knallharten Depressionsständen und ist ein Hinweis darauf, dass der Welthandel schwach ist und schrumpft und das Risiko weiterer Handelskriege gegeben ist. Das ist ein generelles Signal für Deflation ....

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Auch der unten gezeigte Rohstoffindex signalisiert wohl eher keine robuste Weltwirtschaft...

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Der US-Dollar steht jetzt an einem sehr interessanten Scheideweg. Im März erreichte sein parabolischer Aufwärtstrend einen Höhepunkt und brannte vorübergehend aus. Damals und kurz danach waren wir der Meinung gewesen, dass es das für ihn gewesen sei und nun Verluste folgen würden.

Doch angesichts eines zu erwartenden Massenexodus aus Anleihen und Aktien scheint er nun der Nutznießer eines massiven "Liquiditätsansturms" zu werden, welche die Triebfeder für eine weitere Dollar-Rally sein könnte.



Aus technischer Sicht ist das sicherlich möglich, da er sich immer noch oberhalb seines steigenden 200-Tage-Durchschnitts befindet. Und das müsste wohl heißen, dass der Trend immer noch nach oben zeigt und dass die Reaktion der vergangenen Monate eine komplette Auflösung der überkauften Bedingungen ermöglicht hat.

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Ein detaillierter Blick auf die Entwicklungen beim Dollar anhand des 1-Jahr-Charts (Dollar Index) zeigt, dass sich vielleicht ein Konsolidierungsdreieck oberhalb des steigenden 200-Tage-Durchschnitts ausbilden könnte. Dieses könnte sich jetzt bemerkbar machen und einen weiteren großen Aufwärtstrend vorantreiben. Das wäre ganz klar eine schlechte Nachricht für die Rohstoffkurse, so auch für Gold und Silber, die in einen weiteren Abwärtstrend gedrückt würden.

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Aller Erwartung nach werden die Anleihemärkte bald in eine bestätigte Baisse wechseln - die erste seit vielen Jahren. Auslöser könnte eine Verkaufswelle in Erwartung von Staatspleiten sein, was steiler steigende Zinssätze nach sich zieht. Dies wird zu einem Crash an den aufgeblähten Aktienmärkten und zu weiteren Verlusten bei den Rohstoffen führen.

Der reißende Kapitalstrom, der von solchen Verkäufen freigesetzt wird, dürfte voraussichtlich in den US-Dollar fließen, welcher in der Folge deutlich anziehen wird. Falls sich dieses Szenario bestätigen sollte, so wäre die beste Herangehensweise für Investoren:

1.) Barliquidität und 2.) Baisse-ETF, mit dem Ziel, letztendlich in den Edelmetallsektor zu wechseln, wenn dieser seine Abwärtsziele anpeilt, da die anschließende Erholung bei beiden Metallen massiv sein müsste.

Physische Metallkäufe müssten VOR der Talsohle gemacht werden, weil diese in physischer Form nach der Wende wahrscheinlich kaum noch aufzutreiben sind.


© Clive Maund
www.clivemaund.com

Der Artikel wurde am 14.06.15 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.