Warnung vor weltweiten Aktienmarkt-Crashs!
24.08.2015 | Clive Maund
Wir sind aus verschiedenen Gründen - fundamentalen wie markttechnischen - der Auffassung, dass wir fast schon in einem Aktienmarktcrash stecken. Dieser Crash wird buchstäblich alle Weltmärkte erfassen, auch und vor allem die großen westlichen Märkte, die, anderes als die Schwellenmärkte, bislang noch vor verheerenden Verlusten verschont blieben.
In diesem Artikel werden wir uns auf die US-Märkte konzentrieren. Die Welle wird aber auch alle anderen Märkte mitreißen - so auch die Märkte in Großbritannien und in Fernost (bspw. Hongkong und Japan).
Die fundamentalen Gründe für den Marktcrash sind gewichtig und offensichtlich: das Wüten der Deflation und Depression, verursacht durch extreme Überschuldung, die sich immer tiefer in die Unternehmensgewinne einschneidet.
In Japan ist die Schuldensituation inzwischen hoffnungslos, Europa wird von der Staatsschuldenkrise erdrückt und der Euro möglicherweise zusammenbrechen. In China haben wir schon den Zusammenbruch/ die Implosion der monströsen, schuldengetriebenen Blase. Die Währungskrise im fernen Osten hat sich mit der Abwertung des Yuan verschärft und die Schwellenmärkte sind gerade am Einbrechen.
Da die US-Märkte u.a. durch eine Mischung aus ausgereizter Fremdfinanzierung und Aktienrückkäufen auf schwindelerregende Stände getrieben wurden, scheint nun ein Crash von bislang ungekannten Proportionen möglich.
So viel zu den fundamentalen Marktfaktoren. Da wir stärker an der zeitlichen Verortung (Timing) interessiert sind, wollen wir uns jetzt die jüngsten Charts anschauen.
Wir beginnen mit dem 10-Jahre-Chart für den S&P 500. Der Chart zeigt eine sehr negative Konstellation: Nach mehrjähriger Hausse ist der Kurs am Höhepunkt eines gigantischen Steigenden Keils angekommen und sinkt - in die Schranken gewiesen von einem großen Distribution Dome.
Der Index könnte jetzt einbrechen, was angesichts der Schwäche der Schwellenmärkte (oben im Chart) und des Volatilitätsindex (VIX, unten im Chart) immer wahrscheinlicher wird. Der VIX befindet sich seit längerer Zeit schon auf niedrigen Ständen; sie sind ein Indikator für gelassene Stimmung. Es ist daher unwahrscheinlich, dass der Markt nur abwärtsdriften wird. Viel wahrscheinlicher ist ein Einbruch: Wenn erst einmal klar wird, dass das Spiel vorbei und die Trendwende da ist, dürfte höchstwahrscheinlich ein allmächtiger Ansturm auf die Ausgänge einsetzen.
Auf dem 4-Jahre-Chart sehen wir detaillierter die Ursprünge des Dome-Musters. Wir sehen zudem, wie sich der Kurs unterhalb der Kuppel bewegte und unter ihrem Druck jetzt zu fallen beginnt.
Manchmal brechen diese Dome-Muster jedoch mit einem positiven Durchbruch ab. deutlich Angesichts der sich deutlich verschlechternden Fundamentalsituation scheint dies aber sehr unwahrscheinlich. 
Im 1-Jahr-Chart sieht man detailliert die jüngeren Entwicklungen. Man sieht, wie sich das Aufwärtsmomentum im Verlauf dieses Jahres komplett auflöste; eingeklemmt zwischen Widerstands- und Unterstützungsniveaus bildete sich eine unruhige Handelsspanne heraus.
Diese Handelsspanne hatte dem Smart Money die nötige Zeit gegeben, um die eigenen Titel an die Dummies weiterzureichen, die jetzt die Sache “auszubaden“ haben. Da die Distribution, wie es scheint, abgeschlossen ist (wie sich am spitzen Zusammenstreben des Kurses und seiner gleitenden Durchschnitte zeigt), wäre alles bereit für den Beginn einer Baissephase.
Besonders unheilverkündend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der 50-Tage-Durchschnitt kurz vor dem Überkreuzen mit dem 200-Tage-Durchschnitt steht - so eng war es schon lange nicht mehr (wie der 4-Jahre-Chart zeigt). Es wäre das erste Mal seit 2011 - seit fast vier Jahren.
Diese Konstellation nennt sich "Death Cross", weil sie häufig große Trendwechsel signalisiert. Ein Unterstützungsbruch am unteren Ende der Spanne im Bereich von 2040 könnte der Auslöser für eine Crashphase sein. 
Auf der Suche nach ähnlichen Top-Mustern lohnt sich ein Seitenblick auf einen anderen großen westlichen Markt - den Londoner Markt. Auf dem langfristigen Chart für den London FTSE Index (Kursverlauf ab Anfang der 1990er) sehen wir, dass sich ein gigantisches, epochales Triple Top ausgebildet hat.
Dieser Markt ist unserer Einschätzung nach "am Ende", zumal das Vereinigte Königreich auch nur eine Schuldenblase unter vielen ist, zudem befinden sich die Schwellenmärkte schon in der Einbruchsphase, wie man im Chart unten sehen kann. Der Londoner Markt ist also ein weiterer guten Short-Kandidat. 
Abschließend wollen wir noch einen gesonderten Blick auf die Schwellenmärkte werfen. Dafür betrachten wir stellvertretend den EEM-ETF. Auf dem langfristigen Chart für den EEM sehen wir ein riesiges Top-Muster, das sich, unterhalb einer deutlich ausgeprägten Widerstandslinie, seit Ende 2007 formiert.
Ohne den 2008er-Crash würden wir wahrscheinlich ein ziemlich gleichförmiges Top-Muster sehen. Die Verluste des 2008er-Crashs wurden im Folgejahr schnell wieder wettgemacht. Insgesamt sieht dieses Muster wie ein unförmiges gigantisches Doppeltop aus und ist zufälligerweise dem langfristigen Kupfer-Chart nicht ganz unähnlich.
Schon jetzt hat der Kurs ein potentielles steigendes Dreieck nach unten durchbrochen. Aktuell sinkt der Kurs kräftig und scheint bereit für einen Crash. Den Anstoß dazu hatten der jüngste Einbruch am chinesischen Markt und die Yuan-Abwertung gegeben. Schon jetzt stürzen die Währungen der Schwellenländer in sich zusammen und auch die Schwellenmärkte scheinen auf dem Weg dorthin. Diese Entwicklungen sind mit Sicherheit keine positiven Einflussgrößen für die westlichen Aktienmärkte. 
Zusätzliche Lektüreempfehlungen: Die folgenden Artikel englischsprachiger Autoren sind auf jeden Fall lesenswert: “The Collapse Has Already Begun" von Michael Snyder, “Doomsday clock for global market crash strikes one minute to midnight as Central Banks lose control” von John Ficenec und last but not least ein sehr aufschlussreicher Artikel von David Stockman, der schon etwas älter ist aber immer noch überaus relevant “Why the Dollar Is Rising As The Global Monetary Bubble Craters“.
Die Tatsache, dass der zweite Artikel in einem Leitmedium (im britischen Telegraph) erschien, ist Hinweis darauf, dass das Big Money in der bequemen Situation ist, vom Einbruch profitieren zu können.
Wahrscheinlich droht uns ein unmittelbarer Einbruch der Aktienmärkte, der schlimmer als 2008 ausfallen könnte. Mit ‘unmittelbar‘ sind einige Wochen bis hin zu zwei oder drei Monaten gemeint; allerdings könnte sich alles auch innerhalb weniger Tage ereignen.
Ein Durchbrechen der 2040er-Marke im S&P 500 könnte ein solcher Auslöser sein. Es sollten buchstäblich alle Titel aus dem allgemeinen Aktienmarkt verkauft werden, zudem sollte man vor dem Einbruch Anteile an Bear-ETFs und Puts kaufen. Wir hatten schon passende Bear-ETFs (gehebelt und ungehebelt) auf unserer Seite aufgelistet . In Kürze werden wir uns eine Reihe von Put-Optionen für große Aktienwerte ansehen.
© Clive Maund
www.clivemaund.com
Der Artikel wurde am 20.August 2015 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.