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Peak Oil - unterschiedliche Stimmen

04.05.2006  |  Walter Hirt

Vor drei Jahren, als wir diesen Begrif Begriff erstmals im Seminar verwendeten und uns fragten, wie eine solche Entwicklung einzuschätzen wäre, hatten wir praktisch keine verlässlichen Quellen zur Hand, um eine Analyse zu erstellen, die über den Tag hinaus zu vertreten gewesen wäre. Ganz anders heute. "Peak Oil", der Gipfel für die mögliche Ölförderung, ist zum täglichen Schlagwort geworden und entsprechend abgegriffen. Besonders das Internet ist zum Schlachtfeld der Phantasten und Träumer geworden, welche die Verfasser brauchbarer Beiträge dominieren. Im Chart der "Uppsala Hydrocarbon Depletion Study Group" sehen wir unterschiedliche Peaks - amerikanische Quellen haben ihren Gipfel schon vor 30 Jahren gehabt.

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Da bei Schwarz-Weiss-Druck-die Kurven kaum voneinander zu unterscheiden sind, seien sie hier aufgelistet; zwischen den Jahren 2000-2010 von unten nach oben:

Wer er von einer Verknappung des Rohöls zu sprechen wagt, riskiert, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, weil fast täglich über irgendwelche Öl- und Gasfunde berichtet wird. Tatsache ist aber aber, dass der Verbrauch seit Jahren nicht mehr durch neue Funde abgedeckt werden kann, dass also vermutlich bereits ein Netto-Abbau stattfindet.

"Twilight in the Desert" ist das von Matthew R. Simmons verfasste Buch, speziell über kommende Engpässe in Saudi-Arabien. Simmons gehört zu den Experten mit den fundiertesten Kenntnissen, der aufgrund sorgfältiger Recherchen festgestellt hat, dass die veröffentlichten Zahlen nicht miteinander harmonieren. Er hat sich deshalb aufgemacht und in Saui-Arabien sämtliche geologischen Gutachten der saudischen Ölfelder überprüft und die Bohrlöcher inspiziert. Sein niederschmetterndes Resultat: Ölreserven in Saudi-Arabien werden massiv überschätzt: "Ich vermute stark, weil die Felder jetzt derart intensiv ausgebeutet werden", erklärt Simmons. Dazu kommt, dass die einst er ergiebigsten giebigsten Bohrlöcher heute 8 - 14 Liter Wasser benötigen, um den atmosphärischen Druck zu erzeugen, der zur Gewinnung eines einzigen Liters Öl benötigt wird. Die Öl-Gewinnung wird immer kostenintensiver!

Der Buchtitel ist geglückt, in deutscher Übersetzung: "Götterdämmerung in der Wüste". An der Seriosität des ausgewiesenen Fachmanns Simmons gibt es keine Zweifel; Engdahl hat ihn wiefolgt charakterisiert: "Bei einer Konferenz zum Thema Ölreserven und -verknappung im Mai 1993 bestätigte Matthew Simmons, ein US-amerikanischer Energieexperte und Berater von Cheney und Bush, mit seinen Angaben die besorgniserregende Situation. Simmons war ein führendes Mitglied der Arbeitsgruppe Energie im Baker-Institut -und einer der Hauptautoren des an Cheney weitergeleiteten Berichts. Er war also keine Figur aus der zweiten Reihe, sondern ein Insider, der bei den Gesprächen der Bush-Administration zum Thema Energiereserven ein gewichtiges Wort mitzureden hatte."

Fast ein ganzes Jahrhundert lang ruhte das Fundament der Weltwirtschaft auf billigem Öl im Überfluss. Trotz Peak wird die Welt morgen oder übermorgen nicht auf Öl verzichten müssen, aber die Menge an gegenwärtig verfügbarem, qualitativ hochwertigem (tiefer Schwefelgehalt), leicht erhältlichem und vor allem preisgünstigem Öl soll sich in naher Zukunft drastisch verringern. Nicht nur wegen der Probleme in Saudi-Arabien und geopolitischen Erschütterungen, sondern auch weil die Infrastruktur vielenorts am Verrotten ist; Pipelines sind vielfach bis 50 Jahre alt, und es fehlt an modernen Raffinerien (vor allem in den USA).

Auch andere Geologen haben sich zu öffentlichen Warnungen durchgerungen. Die Hauptfigur unter ihnen ist der Experte Colin J. Campbell, Mitarbeiter des "UK Oil Depletion Analysis Centre", dessen Einschätzungen von einer Reihe angesehener Geologen bestätigt werden: Von on der "Colorado School of Mines", von der Fakultät für Geologie der Princeton University University, vom "French Petroleum Institute" und von der schwedischen Universität Uppsala sowie von privaten Beratern der Energiewirtschaft wie "Douglas-Westwood Ltd." und der schweizerischen "Petroconsultants". Ihnen allen gemeinsam ist die Zentrierung der Problematik auf die folgenden 6 Punkte:


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Das Peak eines Ölfeldes muss man auch deshalb ernstnehmen, weil es danach nur noch eine Frage der Zeit ist, bis das Fördervolumen dramatisch, mitunter sogar abrupt einbricht. In der Nordsee ist die Fördermenge bei einigen älteren Feldern (Brent) innerhalb von nur vier bis fünf Jahren nach dem Peak um bis zu 90% gesunken!


© Walter Hirt
aus WIRTSCHAFT aktuell