Torgny Persson: Das größte Ponzi-System
06.11.2015 | Presse anonym
Gold ist selten, schön und weist Eigenschaften auf, in denen es anderen Metallen überlegen ist. Das gelbe Metall ist außerdem sehr beständig, leicht teilbar und gut zu transportieren, eignet sich hervorragend als Tauschmittel und besitzt einen intrinsischen Wert. Das hat dazu geführt, das Gold in der Geschichte der Menschheit fast immer als Zahlungsmittel verwendet wurde. Eines der stärksten Argumente für die Bedeutung und Verwendung von Gold als Geld ist die Tatsache, dass Gold sich auf natürliche Weise auf vielen Kontinenten und in zahlreichen verschiedenen Kulturkreisen als Tauschmittel herauskristallisierte, ohne dass die jeweiligen Völker Kontakt zueinander hatten.
Ungedeckte, kreditbasierte Papier- bzw. Fiatwährungen, und heute auch elektronisches Geld, haben dagegen eine kümmerliche Erfolgsbilanz. Jedes Mal, wenn in der Geschichte ein solches System eingeführt wurde, fand es früher oder später durch Hyperinflation, Krieg oder politische Beschlüsse wieder ein Ende. Die aktuellen Fiatwährungen stehen da noch vergleichsweise gut da, Fakt ist aber dennoch: Die meisten Währungen, die vor einem Jahrhundert im Umlauf waren, sind längst von der Bildfläche verschwunden und diejenigen, die noch existieren, haben mindestens 99% ihrer Kaufkraft eingebüßt.
Trotzdem wurde Gold in den Mainstreammedien mit schöner Regelmäßigkeit schlechtgeredet, als der Preis des Edelmetalls in einigen der Fiatwährungen im Laufe der vergangenen Jahren fiel. Den Wert von Gold an etwas Wertlosem (Papierwährungen) zu messen, verdreht jedoch die Logik. Gold hat seine Kaufkraft in den letzten hundert Jahren behalten und sogar erhöht, während alle Fiatwährungen 99%-100% ihrer Kaufkraft verloren haben.
Warum liest man in den Mainstreammedien nichts Negatives über die Fiatwährungen? 99%-100% Kaufkraftverlust in einem Jahrhundert - was für ein Betrug!
Die Regierungen bemühen sich zu Recht, Unternehmen zu verfolgen, die Multi-Level Marketing (MLM) betreiben oder Ponzi-Systeme etablieren. Sie selbst und ihre Freunde von den Zentralbanken sind dabei allerdings immer von den Regeln befreit.
Die Idee hinter MLM-Systemen ist, dass jeder Vertreiber weitere Marketingpartner anwirbt (die sogenannte "Downline") und dadurch mehrere Ebenen schafft, wobei er nicht nur für seine eigenen Verkäufe, sondern auch für die der hinzugewonnen Teilnehmer eine Vergütung erhält. Dieses Pyramidensystem entspricht exakt unseren Fiatwährungen. Diejenigen, die das neu gedruckte Geld zuerst erhalten, d. h. Regierungen, Zentralbanken und Geschäftsbanken gewinnen an Kaufkraft, während diejenigen am Ende der Kette, d. h. die meisten normalen Bürger, an Kaufkraft verlieren.
Das heutige Währungssystem, errichtet auf der wackeligen Grundlage von Mindestreserven, ist dazu verurteilt, eines Tages Pleite zu gehen. Es ist nicht möglich, auf ewig Kredite aufzunehmen und Geld aus dem Nichts zu erschaffen, ohne dabei die geringste Absicht zu haben, je etwas zurückzuzahlen.
In den letzten vier Jahrzehnten haben wir eine enorme Inflation und das Drucken gigantischer Geldmengen erlebt. Der größte Übeltäter, die Vereinigten Staaten, hat eine Hyperinflation seiner Währung hervorgerufen, doch obwohl sich das Preisniveau beträchtlich erhöht hat, war der Anstieg bei Weitem nicht so hoch wie die monetäre Inflation. Grund dafür ist das ungerechtfertigte Privileg der USA, die Reservewährung der Welt zu drucken - den US-Dollar. Das System wird nur von dem Versprechen am Laufen gehalten, dass es auf ewig mehr und mehr günstige Kredite geben wird.
Doch letztlich kann das Überschuldungsproblem nicht durch die Aufnahme weiterer Kredite gelöst werden.
Wir können derzeit beobachten, dass der Dollar als Reservewährung rasant an struktureller, internationaler Unterstützung verliert. Das ist auch eines der Themen, auf die kürzlich anlässlich des dritten Jahrestags des Bestehens von BullionStar eingegangen bin.
(In dem 36-minütigen Video können Sie Torgny Perssons Vortrag zu den in diesem Artikel angesprochenen Themen in englischer Sprache sehen.)
Regierungen und Zentralbanken weltweit sind nicht mehr daran interessiert, ihre Bestände an US-Staatsanleihen aufzustocken. China, der Staat mit den meisten Schuldverschreibungen der USA, hat seit vier Jahren effektiv keine Treasuries mehr zugekauft und das gleiche Muster zeichnet sich auch für andere Länder ab.

Das System hat nur deswegen noch Bestand, weil die private Nachfrage nach US-Staatsanleihen außerhalb der Vereinigten Staaten zugenommen hat. Zahlreiche Schwellenmärkte brechen zusammen und ihre jeweiligen Währungen verlieren an Wert. Die Menschen sind daran gewöhnt, den Dollar kurzfristig als sicheren Hafen zu betrachten, deshalb erscheint die amerikanische Währung ihnen vorerst noch als Retter in der Not.
Die Staatsschulden der USA belaufen sich auf 17.000.000.000.000 USD. Dazu kommen noch nicht gedeckte Verbindlichkeiten in Höhe von 100.000.000.000.000-200.000.000.000.000 USD. Schöner sicherer Hafen, oder?
In Wirklichkeit wissen alle, dass die USA keine Glaubwürdigkeit besitzen. Aber erst wenn die Menschen beginnen, diesem Wissen nach zu handeln, werden wir einen Vertrauensverlust sehen, der dazu führt, dass mehr und mehr Anleger versuchen, ihr Exposure gegenüber den US-Schulden zu verringern.
Wir stehen am Anfang vom Ende. Alle Zeichen deuten heute auf eine deflationäre Depression hin, doch wenn die Regierungen in dieser Situation - koste es was es wolle - Schulden/Kredite mit Cash aufkaufen und gleichzeitig das Vertrauen in das System schwindet, gelangen wird zur letzten Phase - der Hyperinflation. Die Währungspolitik hat Deflation noch niemals zugelassen und wird das auch heute nicht tun.
Warum schützt die Regierung die betrügerischsten aller Systeme?
Die Zentralbank von Singapur gab kürzlich bekannt, dass sie die Erweiterung ihrer regulatorischen Rahmenbedingungen zum Schutz der Anlegerinteressen plant. Das ist wahrscheinlich die Folge mehrerer großer MLM- bzw. Ponzi-Systeme im Goldhandel Singapurs, die innerhalb der letzten drei Jahren zusammenbrachen, beispielsweise von Genneva Gold, The Gold Guarantee und Suisse International. Es ist erstaunlich, dass die Menschen immer noch auf einen Betrug nach dem anderen reinfallen, wenn ihnen garantierte Rendite in Höhe von 20% und/oder garantierte Rückkaufpreise für Gold eigentlich zu Denken geben müssten.
Eine der vorgeschlagenen Maßnahmen, die 2016 im Parlament von Singapur diskutiert werden sollen, ist die Einstufung von Rückkauf-Systemen, bei denen beim Verkauf von Gold ein garantierter Rückkaufpreis vereinbart wird, als Schuldverschreibungen. Das ist eine sehr sinnvolle Maßnahme, die den Singapurer Markt hoffentlich von den Betrügern befreien wird, da es dann eindeutig illegal sein wird, im Goldhandel nicht lizenziertes Multi-Level Marketing zu betreiben.
Die bedeutendere Frage ist jedoch, ob den Regierungsbehörden weltweit die wirklich großen Ponzi-Systeme durch die Lappen gehen.
Der weltweit größte Handelsplatz für Gold ist der Londoner Goldmarkt. Dieser ist im Allgemeinen recht undurchsichtig und es werden keine Zahlen zu den Handelsumsätzen veröffentlicht, nur die Clearing-Volumen auf Nettobasis. Der Trend geht leider zu steigender Intransparenz, da die Market-Maker der Terminbörse der London Bullion Market Association (LBMA) sich entschlossen haben, den Zinssatz, zu dem die Bullionbanken bereit sind, sich Gold zu leihen (GOFO) und die Daten zu den Gold-Terminkontrakten nicht mehr zu veröffentlichen. Auch der während der LBMA-Goldpreisauktion verwendete Prozess zur Festlegung des Benchmark-Goldpreises ist alles andere als transparent.
Die neusten verfügbaren Zahlen, die eine Vorstellung von den Handelsvolumen am Londoner Goldmarkt vermitteln, stammen aus einer Erhebung der LBMA im ersten Quartal 2011. 36 der 56 Teilnehmer reichten für das betreffende Quartal Handelsstatistiken ein. Das Handelsvolumen belief sich nach Verrechnung der doppelt erscheinenden Buchungen auf 170.195 Tonnen bzw. durchschnittlich 2.700 Tonnen Gold pro Tag. Obwohl das bereits ein beeindruckender Wert ist, ist das tatsächliche Volumen höchstwahrscheinlich noch höher, da nur 64% der LBMA-Mitglieder an der Befragung teilnahmen.
In der Studie schrieb die LBMA, dass "das Verhältnis zwischen dem Gesamtumsatz und den Clearing-Statistiken etwa zehn zu eins beträgt."
Wenn wir diese Näherung, dass das Handelsvolumen rund zehnmal größer ist als das Netto-Clearing-Volumen (was, wie oben erwähnt, eine konservative Schätzung ist), als Grundlage nehmen und die Clearing-Statistiken der LBMA seit 2011 betrachten, können wir im Jahr 2013 einen leichten Anstieg beobachten. Aus den Zahlen lässt sich für 2013 ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von 3.413 Tonnen ableiten, während 2015 jeden Tag im Schnitt 2.756 Tonnen Gold im Wert von rund 100 Milliarden USD (bei aktuellen Goldpreisen) gehandelt wurden.
Setzen wir das in Perspektive: Dem Bericht des World Gold Council zu den Gold-Nachfragetrends im zweiten Quartal 2015 zufolge, belief sich die globale Goldproduktion im Jahr 2014 auf 3.133 Tonnen,
Am Londoner Goldmarkt werden also täglich mindestens 88% der gesamten Jahresfördermenge an Gold gehandelt. Bei rund 250 Handelstagen im Jahr übersteigt das Volumen des jährlich allein am Londoner Goldmarkt gehandelten Goldes die weltweite Minenproduktion also um 22.000%. Und das ist die konservative Schätzung.
Diese Clearing- und Umsatzvolumina lassen sich nur als schockierend bezeichnen. Da am Londoner Goldmarkt und am New Yorker Markt die globalen Handelspreise für das Edelmetall gemacht werden, sollte spätestens jetzt klar sein, dass das Angebot an physischem Gold nicht das Geringste mit seinem Preis zu tun hat.
Was hat Ihrer Meinung nach den größeren Einfluss auf den Goldpreis: Ein Anstieg der Nachfrage nach physischem Gold um 10 Tonnen im Quartal aufgrund der Hochzeits- und Festsaison in Indien oder die 170.195 Tonnen, die jedes Quartal am Londoner Goldmarkt den Besitzer wechseln?
Faktoren wie die indische Nachfrage werden von den Medien oft als Grund für Kursbewegungen zitiert, doch die Handelsvolumina des Londoner Goldmarktes werden nie erwähnt. Im Hinblick auf die Preisschwankungen ist es vollkommen gleich, ob die Nachfrage während der indischen Hochzeitssaison höher ist oder nicht. Die beherrschenden Faktoren für die Preisfindung sind allein die Großhandelsmärkte in London und New York.
Die physische Nachfrage ist insofern von Bedeutung, als sie die Struktur des Marktes verdeutlicht und letztlich auch umkrempeln wird, doch auf den aktuellen Preis für (Papier-)Gold hat sie keinerlei Auswirkungen. Der Papierpreis ist vollständig abgekoppelt von den Fundamentaldaten für physisches Gold und hat mit dem Markt für Münzen und Barren nicht das Geringste zu tun.
Der Preis für physische Bullionprodukte entspricht nie dem Spotpreis für Papiergold - es gibt immer ein Aufgeld. Wenn die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren wie in den vergangenen Monaten zunimmt, schießen auch die Aufgelder in die Höhe und der Preis für physisches Gold und der Papierpreis entfernen sich noch weiter voneinander.
Wenn man all die genannten Zahlen betrachtet, wird deutlich, dass der Edelmetall-Terminhandel für physisches Gold vollkommen irrelevant ist und langfristig gesehen nicht von Bestand sein kann.
Die Entkopplung der physischen Edelmetalle
Die Preise für physische Edelmetalle sind dabei, sich vollständig von den Preisen an den Terminbörsen abzukoppeln. In der ersten Phase, in der wir uns gerade befinden, kommt es zu Engpässen bei der Lieferung von Münzen und Barren. In der zweiten Phase kommt der Handel mit physischen Edelmetallen vollständig zum Erliegen und die Preise passen sich an die Nachfrage und das tatsächlich vorhandene Angebot an. Sie werden dann auf ein Niveau steigen, dass sich heutzutage nur wenige Menschen vorstellen können.
Der Terminhandel mit Gold benötigt einen funktionierenden physischen Markt im Hintergrund, um das Vertrauen in das Papiergold aufrechtzuerhalten. Wenn jedoch das Angebot am Bullionmarkt versiegt, hat auch das Vertrauen in die Papiermärkte ein Ende, weil alle plötzlich erkennen, dass an den Terminbörsen letztlich nur Papiergold ohne reale Entsprechung gehandelt wurde. Die Terminmärkte werden daraufhin zusammenbrechen und der Preis für echtes Gold wird in die Höhe schnellen.
© Torgny Persson
BullionStar
Der Artikel wurde am 28. Oktober 2015 auf www.BullionStar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.