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Der globale Zirkus schwingt sich zu neuen Höhen des Finanzwahnsinns auf

30.10.2015  |  Andrew Hoffman

Treten Sie näher, meine Damen und Herren! In den letzten 24 Stunden allein hat der globale Zirkus mehr beispiellos gefährliche Ereignisse hervorgebracht, bei denen es einem kalt den Rücken hinunterläuft, als eine ganze Armada von Löwenzähmern, Seiltänzern und Akrobaten in hundert Jahren. Jedes einzelne dieser Ereignisse hätte in einer freien Marktwirtschaft dazu geführt, dass Aktien und Anleihen einbrechen, während die Edelmetallkurse sprunghaft steigen.

Zu gegebener Zeit wird das ungeachtet aller anderen Faktoren zwangsläufig passieren, denn dann werden die kumulativen Auswirkungen der Geschehnisse die Propaganda, die Geldmengenausweitungen und die anderen manipulativen Kräfte übertreffen, die heute in einem nie zuvor dagewesenem Ausmaß am Werk sind. Es ist schwierig vorherzusagen, was das Schlüsselereignis sein wird - besonders angesichts der Tatsache, dass so viele der potentiellen Auslöser wirklich erschreckend und auf eine morbide Art "unterhaltsam" sind.

Doch die Show muss weitergehen und ich werde Sie heute durch das Programm geleiten. Beginnen wir mit der den Schulden trotzenden Instanz des US-Kongresses. Dieser hat zwar zur Zeit keinen Sprecher und im Grunde genommen eine lahme Ente als Vorsitzenden, ist aber kurz davor, genau das zu tun, was ich bereits letzte Woche angekündigt hatte: "Wenn es eine Sache gibt, zu der sich die Regierungen immer entschließen können, dann ist es, Geld zu leihen und auszugeben - und zwar in unbegrenzter Menge."

Nun, ganz unbegrenzt sind die fraglichen Summen noch nicht, aber die fast garantierte Anhebung der Schuldenobergrenze um 8% in dieser Woche, von den bisherigen 18,1 Billionen USD auf 19,6 Billionen USD mit einem neuen "Fälligkeitsdatum" im März 2017, wird uns an den Rand eines hyperinflationären Abgrundes bringen. Wenn sie morgen wahrscheinlich ohne einen Anflug von Uneinigkeit verabschiedet wird, folgt daraufhin über Nacht ein Anstieg der offiziellen Staatsschulden (d. h. des Teils der Schulden, der in der Bilanz ausgewiesen wird) um mehrere Milliarden Dollar und wir können uns schon auf das nächste Date mit dieser finanziellen Unverschämtheit im März 2017 (oder eher) freuen. Unzweifelhaft wird die "Schuldenobergrenze" dann erneut angehoben, zum 77. Mal.

In diesem Kontext habe ich schon vor langer Zeit angemerkt, dass man erkennen kann, dass sich ein Fiatwährungssystem im letzten Stadium der tödlichen Krankheit befindet, wenn das Schuldenwachstum parabolisch wird. Ab diesem Punkt müssen die Zinsen bei Null oder noch niedriger gehalten werden, während alle bis dahin verbliebene Glaubwürdigkeit der Zentralbank verlorengeht. Ach ja, und "barbarische Relikte" wie Gold und Silber versprechen dann tatsächlich höhere Gewinne als die Fiatwährungen.

Sehen Sie sich den folgenden Chart an, der zeigt, dass das unaufhaltsame Wachstum des Schuldenberges genau mit der Abschaffung des Goldstandards im Jahr 1971 einsetzte. Nachdem die künstliche Wirtschaft um die Jahrtausendwende ihren Scheitelpunkt überschritten hatte, stiegen die Schulden zunächst entsprechend einer arithmetischen Folge, bevor das globale Währungssystem 2008 völlig aus der Bahn geworfen wurde. Seitdem entspricht der Anstieg einer geometrischen Zahlenfolge. Und jetzt sagen Sie mir, ob Sie einen positiven Ausgang für möglich halten.

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Als zweiten Programmpunkt haben wir den unaufhaltsamen Fall der Rohstoffpreise, angeführt von der weltweit größten Einnahmequelle und Grundlage für einen Großteil der (gut bezahlten) Arbeitsplätze - dem Rohöl. Ich hatte erst vergangene Woche darüber geschrieben, dass ein Nachgeben der Marke von 44 USD je Barrel droht, die für WTI als Unterstützung diente, seitdem der Preis von 37 USD je Barrel zu Anfang September mit Hilfe des Plunge Protection Teams für Öl wieder gestiegen war. Genauso ist es auch gekommen - heute morgen sank der Kurs wieder auf unter 43 USD.

15 Jahre mit extrem niedrigen Zinssätzen, Schuldenmonetarisierungen, künstlicher Unterstützung für die Wertpapiermärkte und Financial Engineering haben ein Überangebot an fast allen vorstellbaren Rohstoffen geschaffen, ganz zu schweigen von den teils überflüssigen Infrastrukturprojekten, für deren Bau sie verwendet wurden. In den kommenden Jahren sind die Preisaussichten für die Rohstoffe daher mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin düster, zumindest, bis uns die Hyperinflation wirklich einholt. Für die überschuldeten Unternehmen, Gemeinden und Staaten ist der Zeitpunkt dieser Entwicklung denkbar ungünstig. Die daraus entstehenden "Ölpreiskriege" werden genauso bitter und destruktiv sein, wie der finale Währungskrieg - der leider untrennbar mit dem erwähnten Crash der Rohstoffe verbunden ist.

Für die, die glauben, dass die OPEC die Lage mit einer Drosselung der Ölproduktion retten wird: Ich bin fest davon überzeugt, dass angesichts der ungünstigen und sich rapide verschlechternden Finanzlage Saudi-Arabiens nicht die geringste Chance besteht, dass das Land seine Fördermengen begrenzt. Damit würden es in einer Zeit der finanziellen Not nicht nur seinen eigenen Cashflow verringern, sondern Produzenten mit hohen Kosten, wie der amerikanischen Schieferölindustrie, auch noch eine Rettungsleine zuwerfen. Der heutige Kommentar des saudischen Ölministers, dass "die Rohölpreise vom Markt bestimmt werden müssen" sollte also alle Hoffnungen auf einen substantiellen Preisanstieg in absehbarer Zukunft vorerst beenden.

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Dazu kommt noch die absurde Tatsache, dass der erwähnten Vereinbarung hinsichtlich der Schuldenobergrenze zufolge die Verkaufserlöse aus sogenannten "strategischen Ölreserven" für erhöhte Ausgaben im Verteidigungssektor verwendet werden sollen. Ganz genau, meine Freunde. So wie wir glauben sollen, dass gerade einmal 200.000 Unzen Gold im Wert von lächerlichen 230 Mio. USD in den Lagerhäusern der COMEX auf ewig ausreichen werden, um den Terminhandel mit Goldkontrakten zu stützen, sollen wir auch glauben, dass die mickrigen 30 Milliarden USD aus dem Verkauf von strategischen Ölreserven der Regierung ermöglichen, das Haushaltsdefizit auf unbestimmte Zeit weiter zu vergrößern. Ganz zu schweigen davon, dass das Öl im Wert von 30 Milliarden Dollar nur der Menge entspricht, die die USA in einem Monat verbrauchen.

Zudem wird der Verteidigungsetat wohl hauptsächlich aufgrund der Spannungen im Nahen Osten aufgestockt. Ist es da wirklich sinnvoll, diese, wenn auch kleine, "Energie-Rettungsleine" zu verkaufen? Das witzigste ist aber eigentlich, dass die US-Regierung mit Ölverkäufen an dem bereits im Abwärtstrend begriffenen Markt - nicht nur für Rohöl, sondern auch für Erdgas und Destillatheizöle - den Kollaps der amerikanischen Schieferölindustrie nur noch beschleunigen und weitere globale geopolitische Spannungen, beispielsweise mit Russland oder China, heraufbeschwören wird - dabei ist das Verhältnis zu diesen Nationen schon jetzt "angespannt", um es vorsichtig auszudrücken.

Als nächstes wäre da die zusammenbrechende Europäische Union, die dank der EZB mit dem gleichen Tempo auf eine Hyperinflation zusteuert, wie auf soziale Unruhen. Viele sprechen davon, dass die sich zuspitzende Flüchtlingskrise das Potential hat, die "Union" zu zerreißen. Die wirtschaftlichen Probleme des Kontinents sind jedoch genauso erdrückend und irreversibel. Irgendetwas muss sich ändern, und zwar bald.

Was Griechenland betrifft, so sind die Bail-Outs, die gegen den Willen der Bevölkerung beschlossen wurden, dort noch immer nicht angekommen. Zudem haben wir gerade erfahren, dass die Troika den letzten Teil der Finanzierungshilfen für Griechenland (die zur Schuldenrückzahlung sowieso gleich wieder an die Troika zurückgeschickt werden müssen) zurückhält, weil "der griechische Premierminister Alexis Tsipras es versäumt hat, die erforderlichen Reformen rechtzeitig umzusetzen." Griechenland und die zahlreichen anderen "PIIGS-Staaten" Europas stürzen also kopfüber auf ihren unvermeidlichen, katastrophalen Bankrott zu. Im Falle Griechenlands belaufen sich die Schulden inklusive der nicht in der Bilanz auftauchenden Verbindlichkeiten auf mehr als 600 Milliarden Dollar.

Natürlich ist Griechenland nur Peanuts im Vergleich zu den größeren Pleite-Kandidaten wie Spanien, Italien und Frankreich, die alle am Rande einer sozialen oder politischen Revolution stehen. Die Dominosteine fallen bereits - zuerst in Griechenland und im letzten Monat in Spanien, als die katalanische Bevölkerung einer Abspaltung der Region in einem nicht bindenden Volksentscheid zustimmte. Die Verkündung des Bürgermeisters von Barcelona, der Hauptstadt Kataloniens, am gestrigen Abend, dass die Einführung einer eigenen, bargeldlosen Währung in Planung sei, war nicht nur ein klarer Affront gegenüber der spanischen Regierung, sondern auch eine direkte Herausforderung an die EZB, die für diese zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kommt. Infolgedessen ist nicht nur mit weiteren drakonischen Antworten und einer Verschärfung des angesprochenen Währungskrieges mit internationalen Konkurrenten zu rechnen, sondern auch mit zunehmenden Spannungen innerhalb des eigenen, immer weiter auseinanderdriftenden Teams.

Wir wollen aber auch Indien nicht vergessen, wo die "schlechteste Regierung der Welt" die Nationalökonomie zu Grunde gewirtschaftet hat und die Landeswährung, die Rupie, einen Rekord-Tiefststand erreicht hat. Nebenbei entstand durch die Festsetzung erdrückender Einfuhrzölle ein riesiger Edelmetall-Schwarzmarkt, der die Goldnachfrage, wie auch in China, jedoch nur noch weiter ansteigen ließ. Diese ist jetzt höher als je zuvor. All das unter der Leitung von Leuten, die angeblich "für Gold" sind ...

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Das Konzept des indischen Premierministers Narendra Modi, das Gold seiner Landsleute in eine Wiederverpfändungs-Maschine zu verwandeln, ist wie die COMEX: im besten Falle lächerlich, im schlimmsten tragisch. Es ist nicht das erste Mal, dass eine schwachsinnige indische Regierung ihre Bürger dazu aufforderte, ihr Gold zur "sicheren Verwahrung" abzugeben und im Gegenzug nur verschwindend geringe Zinsen zahlen wollte - die ironischerweise von den auf Hochtouren laufenden Notenpressen der indischen Zentralbank finanziert werden.



Ich kann mir kaum eine Idee vorstellen, die schon von Beginn an so offensichtlich zum Scheitern verurteilt ist - abgesehen vom Verkauf der strategischen Ölreserven, mit dem die US-Regierung ihren Militäretat finanzieren will. Das vorgeschlagene Modell der indischen Regierung hat in einem Land, dessen Währung sich bereits an einem absoluten Tiefpunkt befindet, und angesichts der sich weiter verschlechternden Wirtschaftslage, in der die Zentralbank bereits aktiv eine expansive Geldmengenpolitik verfolgt, das Potential, eine sofortige Währungskrise und einen regelrechten Goldrausch auszulösen. Und zwar ganz unabhängig davon, wie hoch die Zollgebühren sind - deren Abschaffung aktuelle Regierung, die nun schon seit 18 Monaten im Amt ist, übrigens implizit in Aussicht gestellt hatte.

Ich würde ja sagen, dass da zu guter Letzt noch die heutige Sitzung des Offenmarktausschusses wäre, aber ich kann den typischen Algorithmus zur Unterstützung versagender Märkte, der letzte Nacht an der Shanghai Exchange zum Einsatz kam, einfach nicht unkommentiert lassen. Immerhin hatte ich erst vor sechs Wochen über den "Eastern Point of No Return" geschrieben, also darüber, dass die chinesische Regierung, wie schon die westlichen Regierungen vier Jahre zuvor, jetzt alle erdenklichen Mittel einsetzt, um ihre Börsen zu stützen.

"Wie schon oft erwähnt waren die Versuche zur Manipulation der Märkte in der östlichen Hemisphäre bisher im besten Falle etwas unbeholfen und im schlechtesten vollkommen unangemessen. Aus diesem Grund 'durfte' sich der Börsencrash in China auch so schnell entwickeln bzw. konnte überhaupt entstehen - obwohl China weltweit bei Weitem über die größten Währungsreserven verfügt und seine Institutionen und Aktienmärkte stark kontrolliert.

Seither gab es praktisch jeden Tag innerhalb der vergangenen zwei Wochen eine Rally und so viele 'Sondermaßnahmen' wie sie in der Manipulationspalette unterbringen konnten. Ein schönes Beispiel ist auch die armselige Propaganda, die gestern Abend wieder verbreitet wurde, als China die USA dazu aufrief "gemeinsam mit der Volksrepublik für wirtschaftliche Stabilität zu sorgen" und verlauten ließ, dass die Aussichten für die chinesische Wirtschaft "sehr positiv" seien. Immer noch unbeholfen? Ja, schon. Aber zumindest viel besser auf die westlichen Manipulationsstrategien abgestimmt. Der Osten hat sich dem Westen auf seiner Reise zum Punkt ohne Wiederkehr offenbar angeschlossen."

Et voilà: Der gestrige Chart der Shanghaier Börse, inklusive eines perfekten Algorithmus zum Aufhalten der Talfahrt und einer "Hail-Mary-Rally" in letzter Stunde, um den Index ins Plus zu bringen - abgeschaut direkt von der "Offenmarktpolitik" der New Yorker Fed.

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Das bringt mich zu der heutigen Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank, die ohne weitere Konsequenzen bleiben wird. Die fürchterlichen Wirtschaftsdaten, sowohl aus den Vereinigten Staaten selbst als auch weltweit, garantieren, dass es keine Zinsanhebung geben wird. Der Einbruch der Ölpreise in dieser Woche, die Verkaufszahlen für langlebige Konsumgüter und neue Immobilien, die von den Fed-Zweigstellen in Richmond und Dallas veröffentlichten Fertigungszahlen, der PMI-Index für den Dienstleistungssektor, der Index für das Verbrauchervertrauen und der wahrscheinlich schlechter als erwartet ausfallende Quartalsbericht am Donnerstag weisen alle auf eines hin: Die Geschwindigkeit des wirtschaftlichen Zusammenbruchs war so hoch, dass eine Fortführung der super-akkommodierenden Geldpolitik der Fed außer Frage steht.

Dafür spricht auch, dass die Rendite auf US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren auf unter 2,0% zu fallen drohen und dass der Dollar nicht nur gegenüber den im freien Fall befindlichen Rohstoffen, sondern auch gegenüber dem Euro und möglicherweise auch dem Yen steigt - je nachdem, wie die Sitzung der Bank of Japan am Freitag ausgeht.

Zudem bricht die Marktbreite an den US-Börsen deutlich ein - und damit auch die Unternehmensgewinne. Das Argument für die lang erwartete Kursänderung der Fed unter Janet Yellen, wenn sie nicht nur zugibt, dass es gar keine Konjunkturerholung gibt, sondern auch die vierte Runde der quantitativen Lockerungen oder einen negativen Leitzins verkündet, wird von Tag zu Tag stärker.

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Aus diesem Grund sollten Sie inmitten dieses irrsinnigen globalen Zirkus nicht vergessen, dass es noch immer eine Wertanlage gibt, die Ihr Vermögen vor der Hyperinflation schützen kann, die unsere finanzpolitischen Entscheidungsträger eines Tages herbeiführen werden: die Edelmetalle. Und diese werden zur Zeit noch zu Spottpreisen gehandelt!


© Andrew Hoffman


Der Artikel wurde am 27. Oktober auf milesfranklin.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.