Das IWF Spiel
02.11.2015 | Christian Vartian
Das FOMC der US-FED überraschte mit einem falkischen Statement, dies trieb den USD nach oben*, jedoch erhöhte es die Zinsen nicht. Die Bank of Japan beschloss am Freitag sehr überraschend keine weiteren Stimulusmaßnahmen. Dies stärkte den JPY. Der Chinesische Yuan wertete am Freitag gegen den USD wie seit 2005 nicht mehr auf, weil die PBoC andeutete, sie könnte Kapitalverkehrskontrollen aufweichen. Der Konsumentenpreisindex der EUR-Zone kam mit 0,0% vs. 0,1% Konsensus deflationär und die EUR-Zone Arbeitslosigkeit mit 10,8% vs. 11% Konsensus etwas besser.
Edelmetalle mussten teilweise gehedgt werden und teilweise in Hedgevorbereitung gehen.
Dieser HAM soll davon lauten, was hier gespielt wird und er soll das Sternchen* erklären.
1) Es wird dem informierten Leser sicher schon aufgefallen sein, dass eine Zinserhöhung in den USA zur Folge hätte, dass sich die Zinsdifferenz des USD voran zum EUR erhöht und dadurch der Wechselkurs des USD gegen den EUR und aufgrund der hohen Gewichtung des letzteren von 57,6% im USD-Index auch der USDX erhöhte.
2) Ein starker USD würde dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der ohnehin schon keine guten Zahlen abliefernden US-Industrie weiter schwächen. Er stellt dadurch eine Hemmschwelle für eine US-Zinserhöhung dar, die nicht unüberwindbar ist, aber eben die nun schon sehr lange Verzögerung dieser erklärt.
3) Die EZB hat von den Zeitpunkten her jedes Mal, wenn die FED nahe einem Datenset und Wechselkurs war, wo sie das Risiko einer Zinserhöhung hätte eingehen können, exakt das gemacht, was der FED nicht diente, nämlich den EUR zusätzlich heruntergeredet. Sie tat dies selbstverständlich auch jetzt und rechtzeitig vor dem FOMC Meeting.
4) Die sich daraus insgesamt ergebende Situation des ewigen Wartens hat durch die Aufrechterhaltung von Deflationserwartung einerseits bei Ausbleiben der positiven Carry Trade Effekte eines höheren Zinsspreads zwischen USD und EUR andererseits insgesamt die schlechteste aller Wirkungen, denn die Zinserhöhung der FED bleibt im Raum, schafft Deflationserwartung aber sie geschieht nicht, womit sie zusätzliche Renditen beim Ausborgen von EUR und Anlegen in USD auch nicht schafft, bevor sie eben real stattfindet.
Auch sinken die Bondkurse nicht wirklich und das Geld fließt nicht wirklich rüber in Aktien, bevor die Zinsen wirklich steigen. Und aus Immobilien fließt kein Geld in Gold, bevor die Zinsen wirklich steigen usw.
5) Nun ist China wirklich schon mehr als überbremst von der Liquidität her und müßte ein massives Easing machen, statt laue Maßnahmen und eine kleine Zinssenkung. Was es aber bei seinem Bremsvorgang überhaupt nicht zulassen kann, ist eine Aufwertung des Yuan, welche die Kontraktion seines Wachstums weiter verstärken würde.
6) Der Planet bräuchte eigentlich ein QE 4 der FED, das will diese aber nicht, weil die US-Konjunktur es (noch) nicht braucht derzeit und weil man das Gegenteil, nämlich Tightening angekündigt hat und glaubwürdig bleiben muß.
7) Ergebnis: Verfahrene Situation, weil die EZB der FED jedes Mal in die Flanke gefahren ist, schon 2010-2011 begann dies, weil die EZB auch ein zeitgleiches QE2 mit dem QE2 der FED für ihre Wirtschaft gebraucht hätte, es aber verweigerte, wodurch der USD damals viel zu stark gegen den EUR nachgab und die FED in der Folge wegen schlechter Optik des USD (weil der EUR beim Drucken nicht mitzog) ihre echten QEs zu früh abbrechen mußte. Auch die SNB, die Schwedische Reichsbank … und andere verhielten sich in dieser Zeit vorsichtig ausgedrückt (bei der SNB gilt das nur bis zum PEG-Beginn) nicht sehr unterstützend zum Weltanführer.
Stürzen wollten alle Nichtmitzieher den Anführer aber auch nicht. Der wurde dann ärgerlich und schlug mit FATCA, Angriffe gegen Bankgeheimnisse, Verfahren gegen Banken wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung usw. weltweit um sich, wie es ein Leitwolf, den man anschießt, aber nicht auswechseln will, halt tut (Das ist keine Entschuldigung, das ist eine Erklärung!) Man hätte sich 2 Mal gut überlegen sollen, das typische US-Verhalten von 2002 bzw. 2009-2010: "Mach es mit der Druckerpresse und die Welt freut sich inflatorisch" anzuschießen.
8) Wenn man mit der EZB (Verdacht aus US-Sicht: Deutsch gelenkt) wegen derer Querschießereien nicht weiter kommt, schickt man seine Französin vor und probiert etwas Anderes: China möchte gerne den YUAN in den Korb der IWF Sonderziehungsrechte aufgenommen sehen. Den IWF kontrollieren aber via einer schlanken Französischen Dame die USA und der IWF entscheidet das.
Im November könnte das beschlossen werden und siehe da: China, dass das sonst nie zuließe (siehe 5)), lässt den YUAN plötzlich mit der Meldung über Lockerung der Kapitalverkehrskontrollen steigen:
Und dies, als es das realwirtschaftlich wirklich absolut nicht brauchen kann und gegen einen USD, der wegen falkischem FOMC-Statement selber gegen fast alles steigt, vor allem gegen den EUR
China tut den USA damit schlicht einen Gefallen, weil es etwas anbietet, das gegen den steigenden USD steigt, damit die negativen Wirkungen eines USD-Anstieges stark abmildert (wichtiger US-Handelspartner) und wird dafür wohl die Aufnahme des YUAN in die IWF-Sonderziehungsrechte erwarten und widrigenfalls ziemlich ungehalten werden.
9) Japan ist zwar nicht im Gleichklang mit China, dürfte aber auch erkannt haben, dass die untragbare Situation (siehe 7)) nicht so weitergehen kann und hat sich zuerst überlegt, ob es zu Hause bei der Wettbewerbsfähigkeit brennt und man schon den JPY weiter verdünnen muß oder noch Luft hat
(Sie sehen mein Überprüfungschart von vor dem BoJ Entscheid): JPY KRW
JPY KRW übrigens deshalb, weil Südkorea der größte Marktanteilsgewinner gegen Japan ist und Japan auf den Wechselkurs zum KRW genau schauen muß, eine Daueraufwertung des JPY gegen den KRW brächte die etwas verknöcherte Japanische Industrie mit den alten Qualitätsmarken Sony, Panasonic, Honda, Toyota, Mitsubishi … gegen die dynamischeren Südkoreaner mit Samsung, LG, Kia, Hyundai um. Japan ist gut, aber langsam und braucht Zeit um schneller zu werden.
Diesmal war der JPY gegen den KRW aber schon gesunken und man konnte warten und so kam das erwartete Easing der Bank of Japan am Freitag nicht. Man tat damit den USA auch einen Gefallen, weil dieser außerdem selbst nicht schmerzte.
Auch der JPY stieg gegen den steigenden USD. Dies verhinderte übrigens den Ausbruch der Aktienindizes nach oben, nachdem sie in Folge des FOMC ihre Widerstände bereits hinter sich hatten.
Die diplomatische Kommunikation ist klar: Die FED bekommt ihre Chance, Tokio und Beijing geben ihr einen Schuß. Das gilt natürlich nur, wenn Beijing von Washington die Aufnahme des YUAN in die SZR auch erhält und sonst wird abgebrochen. Falls brüskiert wird Beijing der FED per YUAN Abwertung und China-QE den Weg für eine Zinsanhebung versperren.
Falls China erhält, was es will, bleiben die Kollateralschäden der US-Pensionskassen durch sinkende Bond-Kurse, die man nicht mehr vor Bilanzstichtag (Jahresende) aufholen kann, falls die FED diesen Schuß im Dezember nutzen würde. Ob die FED das trotzdem tut, wird wohl daran entschieden werden, ob das Wohlwollen von Beijing und Tokio irgendwie bis Jänner verlängerbar ist oder nicht. Wenn nicht, wird die FED es im Dezember tun müssen. Priorität ist natürlich Jänner.
Ich ersuche diesen HAM soziologisch zu verstehen und nicht moralisch. In der Natur schießen Tiere keinen Leitwolf an, ohne ihn auch auszutauschen. Es geht nicht darum, ob dieser Leitwolf gut oder schlecht war, nur darum, dass Tiere in der Natur auch B sagen, wenn sie A sagen. Und irgendwie scheint es nun so, als ob mehrere Akteure im Finanzgeschehen von demjenigen, der nur auf den Leitwolf feuert, ohne selber irgendetwas Alternatives anzubieten, genug haben und dem Leitwolf wieder eine Chance geben, so sagt die taktische Auswertung. Insgesamt ist auch auf nichtfinanziellem Feld ein widerwilliges "Dann halt mit Washington" aus Moskau bzw. ein "Dann halt mit Moskau" aus Washington nicht mehr auszuschließen angesichts dessen, was manche in der Ukraine an "Freunden" an der Macht halten (Marine Le Pen bezeichnete die Führung in der Ukraine als "Nazis", egal, was man von ihr hält, aber da der Linksradikalität wohl unverdächtig, sollte man mal darüber nachdenken, warum sie das sagt und wie "US" das denn sein kann oder vielleicht gar nicht ist);
beim Handling der Flüchtlingskrise, die seit 2012 bekannt ist, den Libanon und Jordanien nicht finanziell unterstützen, dort wegen Knauserei (bei daheim laufender Druckerpresse für Staatsanleihen zwecks Negativrendite!) das Geld ausgeht und Hunger droht, weswegen viele bereits untergekommene Flüchtlinge weiter müssen und nachdem man das dann "verbockt hat" in der kritischen Phase (Irrsinn!!!), Griechenland den Geldhahn zudreht statt Milliarden hinzuschicken, das auf dem Weg liegt und viele Inseln hat, auf welchen man FROSTFREI und daher ohne Gefährdung von Leib und Leben auch in Zelten Flüchtlinge unterbringen könnte, dort feststellen, wer Schengen Asylrecht hat und wer nicht, Personalien aufnehmen, Sicherheitsgefährdung überprüfen usw. alles, was dem Deutschen Innenminister heute abgeht und dabei das Schengen Recht einhielte, verhindert, dass Erfrierungsgefahr für Menschen auf der Flucht entsteht, Win Win Win also (Für Negativrenditen ist ja die Druckerpresse fein, und dafür nicht???);
beim Verstärken der Deflationserwartung durch Versenken des Goldpreises im April 2013 durch glatte Lügen vom "Goldverkaufszwang für EUR-Schuldenstaaten" nach erfolgtem Enteignen der Zypriotischen Sparer durch den Austeritätsoberpriester;
Dauerfeuer auf die FED jedes Mal, wenn diese etwas plant;
usw. aufführen und der Welt nicht entgeht.
Jede Zentralbank kämpft gegen beißende Deflationserwartung, stünde Gold auf 1530$ und nicht auf 1140 $ wäre diese nicht so und wer es von 1530 $ herunterbeförderte, das weiß auch jede Notenbank.
Wer das "Mit Euch in Frankfurt gehe ich nicht mit" aus Tokio diese Woche nicht hört, der hat etwas überhört. Und Japan ist nicht der Deutschfeindlichkeit verdächtig. Es will einfach keiner mehr nervlich und politisch.
Es gibt erste Meldungen über Eigentumsanspruchssammlungen zu Eigentum, dass die Ukraine in ihrem Westen von Polen enteignet hat. Noch hört man das Wort "Gebiete" nicht, aber das kann noch kommen. Sollte es kommen, dann haben die USA sich entschieden, denn Warschau ist wirklich ihr Freund, das was in Kiew regiert, nur ihnen unterschoben. Und ganz plastisch wäre ja dann "Dann halt mit Washington" aus Moskau bzw. ein "Dann halt mit Moskau" aus Washington durch Dreiteilung der Ukraine auch bald erledigt …
Jetzt heißt es genau beobachten, ob Washington nach gewissen Gesten Anderer nun auch nett und freundlich zu diesen ist und seine Chance nutzt. Weil unschuldig an der gesamten Situation sind die USA nun wirklich nicht, sie versagen nur nicht komplett in dieser. Lange werden Beijing und Moskau und Tokio auch diesem Nervtöter nicht mit Gesten entgegenkommen, wenn er nicht freundlich antwortet und sie tun dies nur, weil die Alternativen noch schlimmer sind.
© Mag. Christian Vartian
vartian.hardasset@gmail.com
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