Silber stürzt ab - Gold und Edelmetallaktien vor dem Einbruch
29.02.2016 | Clive Maund
In meinen letzten Updates zum Gold- und Silbermarkt, die am vergangenen Wochenende veröffentlicht wurden, äußerte ich die Ansicht, dass der Goldkurs und der Silberkurs ein zwischenzeitliches Top bilden, und nicht, wie teilweise angenommen wurde, ein bullisches Flaggen-Muster. Die Daten des neusten Commitment of Traders Report bestätigen diese Theorie nicht nur, sondern signalisieren auch einen kurz bevorstehenden, deutlichen Kurseinbruch. Für Silber ging es am Freitag bereits abwärts. Glücklicherweise haben wir den Großteil unserer Long-Positionen im Edelmetallsektor im Laufe der letzten beiden Wochen liquidiert - viele davon mit einem hübschen Gewinn - weil wir die Gefahr erkannt hatten.
Der aktuelle Jahreschart für Gold sollte denjenigen eine Warnung sein, die in diesem Sektor noch long sind. Er zeigt, dass der Goldpreis zunächst parabolisch gestiegen ist, bis ein Kursziel erreicht wurde und Gold stark überkauft war. Seitdem entwickelt sich das Edelmetall seitwärts und scheint anfällig für eine Gegenbewegung, die insbesondere in Anbetracht des COT-Reports recht heftig ausfallen könnte. Wenn der Kurs von der Parabel aus einbricht, wird er wahrscheinlich dramatisch in die Tiefe stürzen.
Der folgende COT-Chart für Gold, der direkt mit dem Jahreschart verglichen werden kann, da er den gleichen Zeitraum abdeckt, verdeutlicht den explosionsartigen Anstieg der Short-Positionen der Commercials und der Long-Positionen der großen Spekulanten in der vergangenen Woche. Der Ausbau der Positionierungen erfolgte über mehrere Wochen hinweg in einer exponentiell ansteigenden Kurve. Da die Commercials immer kollektiv richtig liegen und die großen Spekulanten immer falsch liegen, verheißt dieser Chart nichts Gutes. Diese Positionierung ist charakteristisch für ein bedeutendes Top. Der Goldkurs wird nun voraussichtlich einbrechen, wahrscheinlich schon sehr bald.
Der langfristige 6-Jahreschart liefert einen Hinweis darauf, warum der steile Anstieg des Goldkurses gestoppt wurde: Der Kurs hatte die Obergrenze des großen, abwärts gerichteten Trendkanals erreicht, der hier in rot eingezeichnet ist.
Bei Silber ist die Lage noch schlechter, ja sogar trostlos. Auf lange Sicht sollte das allerdings kein Grund zur Beunruhigung sein, denn Silber entwickelt sich in dieser Phase des Zyklus normalerweise immer schwächer als Gold. Der Jahreschart illustriert, dass die Rally des Silberkurses in den letzten Wochen viel schwächer war, als die Rally des Goldkurses. Silber kam kaum über seinen 200-tägigen gleitenden Durchschnitt hinaus, der noch immer fällt, und dem weißen Metall gelang es auch nicht, den eingezeichneten Trendkanal nach oben zu durchbrechen.
Mittlerweile gibt der Silberkurs wieder nach und die Daten des COT-Berichts, zu denen wir gleich noch kommen werden, deuten darauf hin, dass die nun beginnende Gegenbewegung sehr deutlich ausfallen wird. Silber könnte mindestens bis zur unteren Trendlinie des Kanals einbrechen.
Die jüngsten COT-Positionierungen am Silbermarkt sind ganz einfach beängstigend: Die Short-Positionen der Commercials sind so hoch, wie schon seit sieben Jahren nicht mehr. Das war auch bereits letzte Woche der Fall, aber seitdem wurden die Positionen noch weiter ausgebaut. Diese Daten signalisieren einen ernsten Einbruch des Silberkurses.
Der langfristige 6-Jahreschart macht deutlich, dass die jüngste Silber-Rally letztlich nichts als ein kurzes Strohfeuer innerhalb des langfristigen Abwärtstrends war. Der aktuelle COT-Bericht lässt darauf schließen, Silber schon bald auf neue Tiefs fällt.
Der Versuch, eine Erklärung oder in Fundamentaldaten begründete Ursachen für diese Entwicklungen zu finden, ist wie immer müßig. Wenn man diese erkennt, ist es im Normalfall bereits zu spät, um darauf zu reagieren. Wenn ich über mögliche Erklärungen spekulieren müsste, würden mir zwei Dinge einfallen. Erstens, der Beschluss eines koordinierten, globalen Programms der quantitativen Lockerungen, der zu einer allgemeinen Aufhellung der Stimmung an den Aktienmärkten führt, weil der systemische Druck für eine Weile abgemildert wird. Die Börsen würden dann angesichts der Aussichten auf eine verbesserte Liquidität zunächst Kursgewinne verzeichnen.
Dieses Szenario haben wir bereits in unserem gestrigen Update für Abonnenten als wahrscheinlich beschrieben. Zweitens gelangen die völlig übergeschnappten Neokonservativen, die regelrecht von dem Drang besessen sind, erst Russland und dann China zu überwältigen und die ganze Welt zu übernehmen, nun endlich zu der Einsicht, dass es vielleicht doch keine so gute Idee ist, aufgrund der Situation in Syrien einen thermonuklearen Krieg mit Russland anzuzetteln, da der darauf folgende nukleare Winter sie wahrscheinlich ebenfalls betreffen würde. In Syrien ist vorläufig eine Waffenruhe in Kraft und die Spannungen werden sich hoffentlich etwas verringern. Auf die Entwicklung der Edelmetallkurse würde sich das natürlich negativ auswirken.
© Clive Maund
www.clivemaund.com
Der Artikel wurde am 28.02.16 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.