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Steve Forbes über die Rückkehr zum Goldstandard, die Märkte und die Fed

11.03.2016  |  Mike Gleason

Mike Gleason: Es ist mir eine Freude, heute Steve Forbes, den Chefradakteur des Forbes Magazine und CEO von Forbes Inc. zu unserem Podcast für Money Metals Exchange begüßen zu dürfen. Steve ist zudem der Autor zahlreicher fabelhafter Bücher, darunter "Flat Tax Revolution", "How Capitalism Will Save Us" und sein neustes Werk "Reviving America: How Repealing Obamacare, Replacing the Tax Code and Reforming the Fed Will Restore Hope and Prosperity".

Überdies war er zweimaliger Präsidentschaftskandidat in den USA und ging 1996 und 2000 bei den Vorwahlen für die Republikaner ins Rennen. Es ist eine wahre Ehre, ihn heute zu diesem Interview begrüßen zu dürfen. Mr. Forbes, willkommen und vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für uns nehmen.


Steve Forbes: Danke Mike, die Freude ist ganz meinerseits.


Mike Gleason: Zu Beginn würde ich Sie gern nach Ihrer Meinung zum aktuellen Geschehen rund um die Präsidentschaftswahlen in den USA fragen, schließlich sind Sie mit den Abläufen ja aus eigener Erfahrung bestens vertraut. Wir erleben derzeit eine Art Revolution, die sich gegen Washington richtet - der Wahlkampf der Anti-Establishment-Kandidaten hat die größte Dynamik entwickelt.

Das trifft ganz besonders auf die Republikaner zu, wo der zunächst als Außenseiter angesehene Donald Trump derzeit an der Spitze liegt und Kandidaten wie Ted Cruz und Ben Carson sich ebenfalls breite Unterstützung sichern konnten. Doch auch auf Seiten der Demokraten können wir beobachten, wie der erklärte Sozialist Bernie Sanders Kopf an Kopf mit Hillary Clinton liegt. Was steckt hinter diesem Phänomen und ist es Ihrer Ansicht nach eher positiv oder negativ zu bewerten?


Steve Forbes: In diesem Wahlkampf spiegeln sich vor allem Zukunftsängste und die starke, tiefsitzende Unzufriedenheit der Wähler mit dem derzeitigen Zustand des Landes wider. Es zeigt sich eine Verachtung für die politische Klasse, weil diese nicht in der Lage ist, mit der Situation umzugehen. Die Bevölkerung hat das Gefühl, dass die Verantwortlichen entweder nicht wissen, was sie tun sollen, oder nicht wissen, wie sie es tun sollen.

Die Menschen suchen daher nach Außenseitern, die eine erfrischend neue Sichtweise mitbringen. Es ist wie in der Geschäftswelt, wo die etablierten Konzerne nach einer Weile zu bequem werden. Es wird immer Außenseiter mit Unternehmergeist geben, die den Status Quo anfechten und die Dinge auf den Kopf stellen. Das gleiche geschieht gerade auf der politischen Bühne.

Wer weiß, ob Trump tatsächlich der republikanische Kandidat wird und wer weiß, wie lange Bernie Sanders im Rennen bleibt. Der Erfolg dieser Kandidaten ist jedoch, zumindest vorläufig, ein Ausdruck der Unzufriedenheit seitens der Wähler, die unglücklich mit der aktuellen Situation sind und sich eine Wende zum Positiven wünschen. Es kann nicht einfach so weitergehen, wie bisher.


Mike Gleason: Das Thema einer harten Währung bekommt in den Debatten der Republikaner heute mehr Aufmerksamkeit als während der ganzen letzten Jahrzehnte. Für uns bei Money Metals Exchange ist es als Befürworter des privaten Edelmetallbesitzes sehr ermutigend, dass Cruz, Paul, Carson und selbst Trump damit in Zusammenhang stehende Punkte ansprechen, wie beispielsweise eine stärkere Kontrolle der Notenbank Federal Reserve, die Rückkehr zu einer Form des Goldstandards und andere Maßnahmen, um die Finanzen der Vereinigten Staaten wieder in Ordnung zu bringen.

Ich schätze, Sie standen damals ziemlich verlassen auf weiter Flur da, als Sie diese Themen während Ihrer Präsidentschaftskandidaturen zur Sprache brachten. Welcher der aktuellen Kandidaten hat Ihrer Meinung nach das beste Verständnis für die Probleme, die von der derzeitigen Währungspolitik verursacht wurden, und welcher von ihnen würde als Präsident am ehesten etwas dagegen unternehmen?


Steve Forbes: Ich denke, es ist ermutigend, dass sich eine steigende Zahl der Kandidaten dieser Probleme überhaupt bewusst ist. Bevor man nach einer Lösung suchen kann, muss man zuerst dieses Bewusstsein entwickeln und erkennen, dass die Federal Reserve einen großen Teil der Verantwortung für die Schwerfälligkeit der US-Wirtschaft trägt. Die Notenbank hat sehr, sehr kontraproduktive Maßnahmen ergriffen.

Ich war hocherfreut, als Ted Cruz in einer der Debatten die Idee des Goldstandards aufbrachte. Rand Paul ist natürlich mit der Idee von einer stabilen, harten Währung aufgewachsen. Ben Carson ist ebenfalls auf dieses Thema zu sprechen gekommen. Sogar Donald Trump hat sich zur Federal Reserve geäußert. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen.

Die meisten Ökonomen scheinen nicht zu verstehen, dass Geld für uns letztlich nur ein Mittel ist, mit dessen Hilfe wir Dinge kaufen und verkaufen können. Es ist wie ein Abholschein. Wenn Sie ins Theater gehen und Ihren Mantel abgeben, hat die Garderobenmarke auch keinen intrinsischen Wert, aber sie gibt Ihnen das Recht, Ihren Mantel wieder abzuholen. Geld ist praktisch ein Abholschein für Produkte und Dienstleistungen. Es hat keinen eigenen, inneren Wert. Und es funktioniert am besten, wenn sein Wert festgelegt ist.

Geld ist ein Instrument zum Messen des Wertes, so wie eine Waage das Gewicht misst, eine Uhr die Zeit und ein Lineal die Länge eines Gegenstandes. Das geht am besten, wenn sich das Messinstrument nicht verändert. Und die beste Art, eine stabile Währung zu schaffen, ist es, sie an Gold zu knüpfen, so wie wir das 180 Jahre lang getan haben. Diese Methode haben wir auch in unserem Buch "Reviving America" beschrieben. Sie funktioniert. Gold ist wie ein Lineal. Es hat einen gleichbleibenden Wert. Wenn Sie das Auf und Ab des Goldkurses beobachten, sehen Sie in Wirklichkeit den schwankenden Wert des US-Dollars bzw. die Stimmung der Menschen gegenüber dem Dollar. Doch Gold ist wie der Polarstern - ein unveränderlicher Orientierungspunkt.


Mike Gleason: Das führt mich direkt zur nächsten Frage. Vor etwa einem Jahr schrieben Sie gemeinsam mit Elizabeth Ames ein Buch mit dem Titel "Money: How the Destruction of the Dollar Threatens the Global Economy and What We Can Do About It" (auf deutsch erschienen unter dem Titel "Geld: Die nächsten 5000 Jahre"). Darin schlagen Sie einen modifizierten Goldstandard vor. Dazu zitiere ich einen Abschnitt:

"Ein Goldstandard des 21. Jahrhunderts würde den Wert des Dollars gegenüber Gold bei einem bestimmten Preis fixieren. Die Federal Reserve würde ihre Instrumente, vor allem die Offenmarktgeschäfte, einsetzen, um dafür zu sorgen, dass der Dollarwert im Verhältnis zu Gold stabil bleibt."

Was wären die Vorteile einer solchen Reform? Mich interessiert auch, warum Sie nicht gleich die vollständige Auflösung der Fed und eine Rückkehr zu freien Gold- und Zinsmärkten fordern.


Steve Forbes: Was die Federal Reserve betrifft denke ich, dass man einen Schritt nach dem anderen gehen muss. Eine der Befürchtungen ist, dass eine Panik, wie wir sie alle paar Jahr aus dem einen oder anderen Grund erleben, womöglich außer Kontrolle geraten könnte, wenn es die Fed nicht gäbe. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach zum jetzigen Zeitpunkt, den Wert des Dollars festzulegen. Genau dazu raten wir in dem Buch, ob es nun 1.000 Dollar je Unze Gold oder jeder andere beliebige Wert ist.



Am besten kann man das vielleicht verstehen, wenn man sich vorstellt, die Fed hätte die Kontrolle über die Zeit und könnte die Uhren beeinflussen. An einem Tag hätte eine Stunde 60 Minuten, am nächsten vielleicht nur 35 und am übernächsten dafür 90 Minuten. Jedem wird sofort klar, dass das Leben völlig chaotisch wäre, wenn die Dauer einer Stunde schwanken würde und wenn die Uhren die Zeit nicht genau messen könnten.

Das gleiche trifft praktisch auch auf Geld zu, wenn es keinen festen Wert hat. Stellen Sie sich vor, die Zeit wäre ähnlichen Schwankungen unterworfen, wie die Währungen, und Sie würden versuchen, einen Kuchen zu backen. Im Rezept steht, dass er 30 Minuten in den Ofen muss. Sind das 30 inflationsbereinigte Minuten, oder nominale Minuten, New Yorker Minuten oder Mexikanische Minuten?

Gold ist das beste Mittel, um den Wert des Geldes zu fixieren. Die einzige der Rolle der Fed bestünde dann vorerst darin, diesen festgelegten Wert zu garantieren und entschieden auf die gelegentliche Hysterie an den Märkten zu reagieren. Die Briten haben uns das vor 150 Jahren vorgemacht. Wenn es zu einer Panik kommt und die Banken kurzfristig liquide Mittel benötigen, gehen sie mit ihren Kreditsicherheiten zur Fed, leihen sich das Geld zu einem erhöhten Zinssatz, zahlen ihre Schulden rasch zurück, sobald die Krise abebbt, und fertig.

Die Notenbank könnte dann fast von Praktikanten geleitet werden, solange diese wissen, was sie tun. Dann wäre sie nicht mehr mit dem heutigen Monster vergleichbar, das versucht zu bestimmen, wohin die Kredite fließen, wie sich die Wirtschaft entwickelt etc. Diese Situation ist wirklich bizarr und destruktiv.


Mike Gleason: Ja, die Fed hat definitiv sehr viel Kontrolle und zahlreiche Leute haben ein sehr großes Interesse an ihrer Politik. Unserer Meinung nach nimmt das alles überhand, und ich bin sicher, dass Sie mir da zustimmen werden.

Steve Forbes: Ein Beispiel dafür ist die Aussage der Vorsitzenden der Fed, Janet Yellen, dass wir eine Inflationsrate von 2% haben sollten. Ihrer Ansicht nach müssten die Preise jährlich um 2% steigen. Das hätte zur Folge, dass die Kosten einer typischen amerikanischen Familie, die 50.000 Dollar im Jahr verdient, um 1.000 Dollar steigen würden. Wer gibt ihr das Recht, die Lebenshaltungskosten einer typischen, amerikanischen Familie um 1.000 Dollar zu erhöhen? Effektiv gesehen handelt es sich dabei um eine Steuer. Doch die Kongressabgeordneten nicken einfach nur. Das ist der blanke Hohn.


Mike Gleason: Ich habe mich schon immer gefragt, ob 3% nicht noch besser sind, wenn 2% schon gut sein sollen... Und was ist mir 4%? Es scheint, als könnte es immer so weitergehen, als könnte die Inflationsrate höher und höher steigen.

Steve Forbes: Ja, so ist es. Ein instabiler Dollar, ob er gerade stark oder schwach ist, gleicht einer ungenauen Uhr, die entweder vor- oder nachgeht. Keines von beidem ist eine Hilfe.


Mike Gleason: Die Aktienmärkte sind seit Beginn dieses Jahres recht anfällig. Das scheint sich auf die Überbewertungen zurückführen zu lassen, die wir mittlerweile sehen. Glauben Sie, dass der jüngste Rückgang nur eine kurzfristige Reinigungsaktion der Märkte darstellte? Oder gehen Sie davon aus, dass uns ein größeres, dramatischeres Ereignis bevorsteht und wir bislang nur die Spitze des Eisbergs gesehen habe?

Steve Forbes: Wenn es an den Börsen zu großen Umbrüchen kommt, dann meist aufgrund überraschender Ereignisse. Die Leute diskutieren über den Ölpreis, über China, über die sinkenden Unternehmenserträge - diese Dinge sind bereits bekannt. Es sind die Unbekannten, die den Märkten einen Schlag versetzen können. Ich denke, eine dieser Unbekannten ist die politische Entwicklung der USA, denn die Märkte können die Konsequenzen nicht exakt vorhersagen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Bernie Sanders die Wahl gewinnt, ist im Moment noch sehr gering, doch man kann die Möglichkeit auch nicht völlig ausschließen. Was wird Donald Trump im Bezug auf den Handel unternehmen? In dieser Frage hat er völlig verzettelt, um es offen zu sagen. Er sagt, er wird es aushandeln, doch angesichts dieses Maßes an Unsicherheit beobachten viele Investoren das Geschehen vorerst lieber aus sicherer Entfernung.


Mike Gleason: Wenn wir uns die derzeitige Wirtschaftslage und die schuldenbasierten Märkte ansehen, scheint sich die Situation sei der Finanzkrise von 2008 höchstens verschlechtert zu haben. Wie wird das Ihrer Ansicht nach ausgehen? Steht uns wieder eine Art wirtschaftlicher Kollaps bevor oder wird es der Fed und den zentralen Planungsstellen gelingen, das System zusammenzuhalten?

Steve Forbes: Der Ausdruck "zentrale Planungsstellen" bringt das Problem mit der Fed auf den Punkt. Die Vorstellung, dass die Wirtschaft eine Art Maschine sei, ist absurd. Die Wirtschaft wird von Individuen getragen. Die Idee, man könne die Handlungen der Menschen so manipulieren, wie man an einem Auto herumschrauben kann, ist... So entsteht Tyrannei. Aus diesem Grund besprechen wir im dritten Teil unseres Buches "Reviving America" die sowjetisch anmutenden Verhaltensweisen der Fed und der Wirtschaftspolitiker.

Die großen wirtschaftlichen Desaster der Vergangenheit, wie beispielsweise die Große Depression, die schreckliche Inflation der 1970er Jahre oder die Panik von 2008-2009, hatten ihren Ursprung alle in katastrophalen politischen Fehlentscheidungen der Regierung.


Mike Gleason: Ich möchte noch einmal darauf zurückkommen, welche Rolle Gold und zum Teil auch Silber in diesem Zusammenhang spielen können. In Ihren Buch haben Sie über die Bedeutung von Gold im Portfolio eines Investors geschrieben, doch wir sollten das Edelmetall nicht notwendigerweise als "Investment" betrachten. Bitte legen Sie Ihre Meinung dazu kurz dar und sagen Sie uns, ob es in den letzten zehn, zwanzig oder dreißig Jahren wichtiger oder weniger wichtig geworden ist, Gold zu besitzen.

Steve Forbes: Wenn Sie nicht gerade ein Schmuckhändler sind, sehe ich Gold als eine Art Versicherung an. Gold baut keine neuen Fabriken und programmiert keine neue Software. Es ist eine Absicherung, die Ihr Portfolio in Zeiten ausbalanciert, in denen es wirklich hart auf hart kommt. Sie können 5% oder 10% Ihres Kapitals in Gold investieren, aber es sollte Ihr Portfolio nicht dominieren.



Ja, seit dem Jahr 2011, als es so aussah, als müsse die US-Regierung ihre Zahlungsunfähigkeit erklären, ist der Goldpreis gesunken. Aber man kann sich nicht auf das verlassen, was die Politiker tun werden. Angesichts der aktuellen Umstände ist momentan wahrscheinlich kein schlechter Zeitpunkt für Goldkäufe. Sie werden damit nicht das schnelle Geld machen, aber das Edelmetall wird Ihre Versicherung sein. Sie sollten hoffen, dass Sie es nicht brauchen werden, aber falls doch, dann haben Sie es.


Mike Gleason: Wir haben bereits angesprochen, das die gegen das Establishment gerichteten gesellschaftlichen Kräfte an Einfluss gewinnen. Sind echte Veränderungen in unserem Währungssystem Ihrer Einschätzung nach möglich, ohne dass diese durch eine Krise erzwungen werden? Im Allgemeinen hat es ja den Anschein, als würde sich nichts ändern, es sei denn, es gibt keine andere Möglichkeit mehr. Ist jetzt für die Politiker in Washington vielleicht die Zeit gekommen, die enorme Frustration vieler Amerikaner aufzugreifen? Besteht die Möglichkeit, dass einige radikale Reformvorschläge auf fruchtbaren Boden fallen und wir wieder eine solide Währung erhalten?

Steve Forbes: Das war einer der Gründe, aus denen wir dieses Buch geschrieben haben. Wir wollten darlegen, was getan werden muss, falls sich die Gelegenheit dazu ergibt oder es zu einer Krise kommt. Die Instrumente dazu sind vorhanden. 2008-2009 erlebten wir diese schreckliche Krise, doch die Politiker hielten weiterhin an ihren überholten Theorien und gefährlichen Vorstellungen über Geld fest, obwohl diese die Krise überhaupt erst verursacht hatten. Sie machten nicht nur Fehler, sondern erfanden sogar ganz neue Fehler wie die quantitativen Lockerungen und die Nullzinspolitik.

Zinsen in Höhe von 0% klingen toll, genau wie Preiskontrollen. Wenn Sie in einer Mietwohnung leben und nur 10 Dollar im Monat bezahlen müssen, klingt das super, solange es Sie nicht stört, dass nichts repariert wird. Doch wenn man die Preise künstlich niedrig hält, verzerrt und deformiert das den Markt. Die Menschen tätigen keine Investitionen mehr und es kommt zur Stagnation. Wenn die Federal Reserve Preisobergrenzen für BigMacs bei McDonald's oder die Leihgebühren von Mietwagen ankündigen würde, fänden die Menschen das ungeheuerlich.

Die Notenbank würde argumentieren, dass sie die Preise nach unten drückt, damit die Menschen mehr verfügbares Kapital zum Ausgeben haben, und so versucht, die Wirtschaft anzukurbeln. Wir wissen jedoch, dass sie die Wirtschaft damit ruiniert.

Wenn die Fed im Hinblick auf die Zinssätze das Gleiche tut, sagt der Kongress dazu fast gar nichts. Die Fed hat die Märkte mit ihrer Zinspolitik enorm verzerrt. Bei Zinssätzen von 0% hat sie der Wirtschaft praktisch Assets im Wert von 4 Billionen Dollar weggenommen und diese stattdessen an die Regierung und die großen Konzerne verteilt, während kleine und neue Unternehmen kaum einen Kredit erhielten.

Um nur eine Statistik zu zitieren: In den letzten fünf Jahren hat die Vergabe von Krediten an die Regierung um 37% zugenommen und Großkonzerne erhielten 32% mehr Darlehen, während das Kreditwachstum im Bereich der kleinen Unternehmen und Haushalte gerade einmal 6% betrug. Wie Sie wissen, sind es sie kleinen und neu gegründeten Unternehmen, die die meisten Arbeitsplätze schaffen. Die Fed mischt jetzt also auch bei der Kreditvergabe mit. Das ist von Grund auf falsch und muss sich ändern.


Mike Gleason: Wir sprechen hier noch vor der Sitzung der Notenbank im Januar. Wenn dieses Interview veröffentlicht wird, ist die Entscheidung längst bekannt. Doch wie schätzen Sie den künftigen Kurs der Federal Reserve im Allgemeinen ein? Sitzt die Fed wirklich in einer Zwickmühle? Welche Maßnahmen wird sie Ihrer Meinung nach im Jahresverlauf ergreifen?

Steve Forbes: Die Notenbank wird versucht sein, die Bestimmung der Zinssätze am freien Markt im Namen der Rettung der Wirtschaft zu unterbinden. Das ist, als würde man einen blutarmen Patienten zum Aderlass bitten. Die Zwickmühle besteht nur in den Köpfen der Fed-Beamten. Sie sollten beiseite treten und die Kreditgeber und -nehmer über die angemessene Höhe der Zinsen entscheiden lassen. Sie sollten zulassen, dass die Märkte wieder selbst ein Gleichgewicht herstellen, statt zu versuchen sie zu kontrollieren wie die Kommissare der Sowjetunion früher. Freie Märkte funktionieren immer, wenn man sie nur lässt. Es ist die Fed, die einen Anstoß in die richtige Richtung vertragen könnte.


Mike Gleason: Wir nähern uns langsam dem Ende des Interviews. Was müsste geschehen, damit Gold und Silber wieder eine weit verbreitete Anlageklasse werden? Wäre eine Deckung der chinesischen oder russischen Währung mit Gold ein möglicher Auslöser, falls die Abwertungen zu schnell voranschreiten? Was sind Ihre Gedanken dazu?

Steve Forbes: Nun, ich denke wenn die historische Rolle der Edelmetalle wieder anerkannt wird, sind goldbasierte, goldgedeckte Währungen eine Möglichkeit. Vergessen Sie nicht, dass Gold ein Lineal ist. Weil es einen festen Wert hat, können die Politiker die Integrität des US-Dollars nicht willkürlich angreifen. Von den 1790er Jahren bis zu den 1970er Jahren, 180 Jahre lang, gab es in den Vereinigten Staaten einen Goldstandard und er hat hervorragend funktioniert. Wir hatten das beste Wirtschaftswachstum der ganzen Welt.

Seitdem haben sich die Finanzkrisen gehäuft, die Bankenkrisen wurden gefährlicher, das Wachstum schrumpfte und die Stagnation, die wir heute beobachten, nahm ihren Anfang. Vielleicht wird Russland das zuerst erkennen, oder vielleicht China. Das Buch "Reviving America" haben wir jedoch vor allem geschrieben, um engagierten Bürgern die Instrumente in die Hand zu geben, die sie benötigen, um die Integrität des US-Dollars zurückzuerobern, das horrende Steuersystem zu beseitigen und die Krankenversicherung wieder in die Hände der Patienten zu legen. Wenn wir das tun, wird die amerikanische Wirtschaft durchstarten, wie eine Rakete. Zur Absicherung sollten Sie etwas Gold besitzen und das Leben wird wieder gut sein.


Mike Gleason: Mr. Forbes, ich möchte Ihnen vielmals für Ihre fantastischen Einsichten danken und dafür, dass Sie so großzügig mit Ihrer Zeit waren. Die Lektüre Ihres neusten Buches vor diesem Interview hat mir große Freude bereitet. Sie erklären dem Leser die geschichtlichen Entwicklungen auf großartige Weise und, was noch wichtiger ist: Sie geben allen Anlegern praktische Tipps, wie sie sich schützen können. Wir empfehlen das Buch jedenfalls wärmstens weiter.

Es war mir eine Freude, heute mit Ihnen sprechen zu können und wir wünschen Ihnen sowie Ihrer Familie und Ihrem Team bei Forbes und Forbes.com nur das Beste. Ich möchte Ihnen nochmals herzlich danken, auch für Ihren unermüdlichen Einsatz für die Ideale der freien Marktwirtschaft und der Freiheit.


Steve Forbes: Es war mir ebenfalls eine Freude. Verlieren Sie nicht den Glauben. Die Märkte werden von Menschen gemacht, und Menschen sind am erfolgreichsten, wenn sie frei sind.


Mike Gleason: Ein hervorragender Schlusssatz. Vielen Dank nochmal an Steve Forbes, den Bestseller-Autor und CEO sowie Chefradakteur des Forbes Magazine. Sein neustes Buch "Reviving America: How Repealing Obamacare, Replacing the Tax Code and Reforming the Fed Will Restore Hope and Prosperity" können Sie überall dort erwerben, wo es Bücher gibt oder sich als E-Book herunterladen.


© Mike Gleason
www.privatinvestor.de


Dieser Artikel wurde am 04. März 2016 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.