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Der kommende Silberboom: Die Investitionsnachfrage wird den Markt überschwemmen

17.03.2016  |  Steve St. Angelo

Unter Edelmetallinvestoren ist es kein Geheimnis, dass Silber das am stärkste unterbewertete Asset am Markt ist, doch 99% aller Mainstream-Anleger tappen in dieser Hinsicht noch immer im Dunkeln. Das ist allerdings auch so gewollt: Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Großteil der Bevölkerung weiter in die Wall Street und das größte Ponzi-System der Geschichte investiert.

Dabei handelt es sich um die klassische Pump-and-Dump-Strategie. Allerdings geht es hier nicht um eine mickrige Kleinaktie, die von der Wall Street gepusht wird, sondern um den gesamten Markt. Die meisten Pump-and-Dump-Kampagnen dauern einen Tag, eine Woche oder höchstens ein paar Monate. Diese hier läuft jedoch leider schon seit Jahrzehnten und für den durchschnittlichen Anleger wird das Endergebnis katastrophal sein.

Das Problem ist schnell umrissen: Es werden viel zu viele Papierprodukte gehandelt, die nur zu einem sehr geringen Teil mit physischen Assets hinterlegt sind. Anders ausgedrückt gibt es viel zu viele als Vermögenswerte maskierte Schuldtitel, während nur eine geringe Anzahl an Investoren echte Wertanlagen besitzt.

Eines der besten Mittel zur Konservierung von Vermögen war schon immer Silber. Ja, auch Gold eignet sich hervorragend als Wertanlage, doch die Entwicklung des Silberkurses wird die des Goldkurses auf spektakuläre Weise übertreffen, wenn die Durchschnittsanleger erst einmal zur Religion der Edelmetalle konvertieren.

Die Inspiration für diesen Artikel lieferte mir eine Aussage eines sowohl in den Mainstreammedien als auch in den alternativen Medien bekannten Silberanalysten. Nach Angaben des Bloomberg-Artikels "Why Poor Man’s Gold May Be About To Get More Investor Love" sagte Jeff Christian von der CPM Group Folgendes:

"Nicht jeder ist überzeugt. 'Die Stimmung im Silbersektor wird immer bullischer', meint Jeffrey Christian, Edelmetall-Investmentberater und leitender Direktor der in New York ansässigen CPM Group. 'Wir sind da geteilter Meinung. Am Silbermarkt herrscht ganz einfach ein Angebotsüberschuss.'

Die Investoren werden ihre Silberkäufe nur dann erhöhen, wenn die wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Entwicklungen stärkeren Anlass zur Sorge geben, schrieb Christian in einer E-Mail vom 3. März. Die Angebots- und Nachfragedaten der CMP Group zeigen seit 2006 einen jährliche Überschuss zwischen 34 Mio. Unzen und 177 Mio. Unzen."


Wie viele von Ihnen sicher wissen, publiziert Jeff Christians CPM Group in jedem Jahr das "Silver Yearbook". Den darin veröffentlichten Zahlen zufolge bestand am globalen Silbermarkt in jedem Jahr seit 2006 ein Angebotsüberschuss. Mehrere Leser hatten mir diese Aussage zugeschickt und mich gefragt, was ich davon halte.

Hier ist der Chart der CPM Group, der die jährlichen Silberübeschüsse seit 2006 dokumentiert:

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Hier sehen Sie es schwarz auf weiß - an den Silbermärkten bestand seit 2006 ein Überangebot. Oder? Wenn Sie ein Vertreter der Mainstreammedien wären und nur das Silver Yearbook der CMP Group gelesen hätten, hätten Sie sich von diesen Daten sicherlich in die Irre führen lassen. Warum? Weil das Unternehmen die Investmentnachfrage nach Silber bei dieser Berechnung schlauerweise einfach außen vor lässt.

In diesem Tabellenausschnitt der CPM Group zur Silbernachfrage sehen Sie, wie die Analysten zu ihrem angeblichen Silberüberschuss gelangen:

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Im oberen Teil der Tabelle wird der Silberbedarf für Fotografie, Schmuck & Silberwaren, Elektronik & Batterien, Solarmodule und andere Anwendungsbereiche vom Gesamtangebot abgezogen. Auf diese Art erhält man die grün markierte Zeile, die die CPM Group als jährlichen Überschuss ausgibt. Mit diesen Zahlen haben sie auch den obenstehenden Chart erstellt.

Darunter subtrahieren sie dann ganz still und leise noch die Nachfrage nach offiziellen Silbermünzen und passen die Ergebnisse entsprechend der Änderungen in den weltweiten Lagerbeständen an. Die Zahlen am unteren Ende der Tabelle spiegeln die tatsächliche jährliche Bilanz des Silbermarktes wider - und diese zeigen 2013 und 2014 in Wirklichkeit ein Defizit! Wie Mr. Christian das als Überangebot bezeichnen kann, ist mir schleierhaft.



Die Berechnungen der CMP Group zur Investitionsnachfrage werden zudem als "Ergänzungen" bezeichnet. Warum sollte es sich dabei nur um einen Nachtrag handeln? Und wo ist die Investitionsnachfrage nach Silberbarren aufgeführt? Ich sage es nicht gerne, aber im Vergleich zu den Daten, die das GFMS-Team von Thomson Reuters in ihren Wold Silver Surveys veröffentlicht, lassen die Kalkulationen der CMP Group doch sehr zu wünschen übrig.

Der Medienmitteilung des Silver Institute zum Silver Interim Report zufolge, veröffentlichte GFMS Thomson Reuters die folgende Tabelle zu Angebot und Nachfrage am Silbermarkt:

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Wie wir sehen können, leistet dieses Team bei der Verwertung der Daten erstklassige Arbeit und zieht auch die Nachfrage nach Silbermünzen und -barren vom Gesamtangebot ab. Dadurch erhalten die Analysten zunächst einen Jahresüberschuss bzw. ein Jahresdefizit an physischem Silber (Physical Surplus/Deficit). Ich habe diese Zeile nicht extra hervorgehoben, weil sie direkt unter der physischen Gesamtnachfrage steht. Diese Zahlen passen sie anschließend entsprechend der Änderungen in den physischen Silberbeständen der ETFs und der Börsen an, je nachdem ob diese angewachsen sind oder abgenommen haben. So gelangen sie schließlich zum Endergebnis, der gelb markierten Netto-Bilanz.

Diese Bilanz zeigt den tatsächlichen Überschuss bzw. Fehlbetrag am Silbermarkt an. Wie Sie sehen, zeigen die Daten des GFMS-Teams nur Defizite soweit das Auge reicht. Nunja, zumindest in den letzten zehn Jahren. Anhand dieser Zahlen (und der Daten aus den Jahren 2004 und 2005) habe ich den folgenden Chart erstellt:

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Wenn wir uns also auf professionelle Berechnungen beziehen, stellen wir fest, dass sich seit 2004 ein Netto-Defizit in Höhe von 1 Milliarde Unzen am Silbermarkt angehäuft hat. Mir ist völlig unklar, wie Mr. Christians angesichts dieser Datenlage davon sprechen kann, dass am Silbermark ein Überangebot bestehe. Wahrscheinlich verwendet der Analyst bei seinen offiziellen Angaben gegenüber der Presse nicht ganz eindeutige Formulierungen.

Es gibt mit Sicherheit gute Gründe dafür, dass er die Investmentnachfrage nach Silber in seinen Kalkulationen nicht berücksichtigt, und dass er negativer über Silber berichtet, als andere Marktbeobachter. Aber die obenstehenden Daten machen deutlich, dass er - im Gegensatz zu den Mitarbeitern von GFMS - einfach nur völligen Bockmist über den Silbermarkt erzählt.

Entschuldigen Sie bitte, dass ich so deutlich werde, aber die Zahlen belegen ganz klar, wer hier im Unrecht ist.


Der kommende Silberboom: Die Investitionsnachfrage wird den Markt überschwemmen

Einige Leser halten den Titel eventuell für übertrieben reißerisch. Ja, vielleicht...aber er ist dennoch wahr. In meinen Artikeln und Interviews habe ich unzählige Male darauf hingewiesen, dass die Investitionsnachfrage künftig der treibende Faktor hinter der Entwicklung der Silberpreise sein wird, nicht die industrielle Nachfrage. Jeff Christians tendiert dagegen dazu, sich einzig auf die Industrienachfrage zu konzentrieren.

Ja, es stimmt, dass der Silberbedarf der Industrie sinkt und weiter sinken wird. Nach Angaben von GFMS Thomson Reuters wurden 2010 noch 645 Mio. Unzen Silber in der industriellen Produktion benötigt, doch 2015 war diese Zahl auf 570 Mio. Unzen gefallen. Die rückläufige Nachfrage seitens der Fotografiebranche, die ebenfalls in diese Kategorie fällt, spielt dabei sicherlich eine Rolle. Vergessen Sie jedoch nicht, dass ein großer Teil des in der Fotografie verwendeten Silber wiedergewonnen wird. Geht die Nachfrage zurück, sinkt auch die Menge des recycelten Silbers.

Ich wiederhole es also noch einmal für alle Mainstream-Silberanalysten da draußen: Vergessen Sie die Industrienachfrage als ausschlaggebenden Faktor für die zukünftige Entwicklung des Silberkurses. Sie spielt keine entscheidende Rolle. Der Schlüssel zum Silbermarkt wird die Investmentnachfrage sein und ich habe einen Chart, um das zu beweisen:



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Den GFMS-Daten zufolge belief sich die Gesamtnachfrage nach Silbermünzen und -barren im Jahr 2007 gerade einmal auf kümmerliche 51,2 Mio. Unzen. Nach dem Kollaps des US-amerikanischen Investmentbanking- und Immobilienmarktes stieg sie bis zum Jahr 2015 auf 240 Mio. Unzen an. GFMS meldet zwar nur eine Nachfrage von 206 Mio. Unzen, klammert die private Münz- und Barrennachfrage dabei jedoch aus.

In einer E-Mail schrieb mir das GFMS-Team, dass es schwierig sei, Daten zu den privaten Verkäufen von Silbermünzen und -barren zu erheben. Sie arbeiteten jedoch bereits an einem entsprechenden System und planen, diese Zahlen in Zukunft ebenfalls zu veröffentlichen. In ihrer E-Mail schrieben die Analysten "inoffiziell", dass sich die Nachfrage im Privatsektor ihren Schätzungen zufolge 2015 auf 30-40 Mio. Unzen belief. Aus diesem Grund ist die Gesamtnachfrage im obenstehenden Chart mit 240 Mio. Unzen angegeben.

Dank zahlreicher Diskussionen mit anderen Analysten bin ich zu der Ansicht gelangt, dass rund 0,5% des Marktes Silber kaufen. Offiziellen Schätzungen zufolge investieren etwa 1% aller Anleger in Edelmetalle. In Wirklichkeit liegt der Anteil der weltweiten Silberinvestoren wahrscheinlich sogar unter 0,5%, doch im Folgenden werden wir diese Zahl als groben Richtwert verwenden.

Wenn die Welt erst einmal aufwacht und die Anleger erkennen, dass sie mehr zunehmend wertlose Papierassets besitzen, als jemals zuvor in der Geschichte, wird es einen aberwitzigen Ansturm auf die Silbermärkte geben. Sollte sich die Zahl der Silberinvestoren also nur auf 1% verdoppelt, zöge das einen Anstieg der physischen Investmentnachfrage auf 480 Mio. Unzen nach sich. Bei einer Vervierfachung der Nachfrage von 2015 sprechen wir bereits von 960 Mio. Unzen. Stellen Sie sich nur vor, wie sich das auf die jährliche Überschuss-Defizit-Bilanz auswirken würde...

Ich denke, dass selbst eine Verdoppelung der Investitionsnachfrage auf 1% aller Anleger bzw. 480 Mio. Unzen Silber in Form von Münzen und Barren die Märkte völlig überfordern würde. Warum? Weil ich den gewaltigen Ansturm der Mainstream-Investoren dabei noch nicht einmal mit einkalkuliert habe. Im oben zitierten Artikel von Bloomberg wurde der folgende Chart zur Nachfrage nach Silber-ETFs veröffentlicht:

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Wie wir sehen, haben die Silber-ETFs ihre physischen Bestände innerhalb der letzten Wochen um ganze 500 Tonnen aufgestockt - das entspricht 16 Mio. Unzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Mr. Christian diese Zahlen ebenfalls ignoriert, wenn er im nächsten Jahr das Märchen vom Überschuss am Silbermarkt wiederkäut.

Möglicherweise geht Jeff Christian von einem Überangebot im Silbersektor aus, weil die Investitionsnachfrage im Gegensatz zum industriellen Silberbedarf in seinen Augen keinen echten Verbrauch repräsentiert. Der Großteil des in der Industrie verwendeten Silbers ist für immer verloren, während sich eine Silver-Eagle-Münze aller Wahrscheinlichkeit nach im Besitz eines Privatanlegers befindet, der nur darauf wartet, sie bei Gelegenheit zu einem viel höheren Preis wieder zu verkaufen.

Die meisten Investoren trennen sich jedoch nur ungern von ihren physischen Silberanlagen, weil ihnen bewusst ist, dass das letzte Stündlein des globalen Finanzsystem geschlagen hat, sobald die Zentralbanken die Kontrolle verlieren. Dieses Silber wird folglich nicht so schnell wieder auf den Markt gelangen.

Wir können zwar nicht mit Sicherheit sagen, ob die ETFs tatsächlich die angegebenen Silbermengen in ihren Tresoren einlagern, doch die Erhöhung ist in jedem Fall ein Hinweis darauf, dass die Entscheidungen der Mainstream-Investoren den Silbermarkt stark beeinflussen können. Tatsächlich haben die Mainstream-Anleger den bei Weitem größten Einfluss, denn schließlich stellen sie 99% des Gesamtmarktes, während die Edelmetallinvestoren nur 1% ausmachen.

Die Tatsache, dass die US-Notenbank Fed und die Wall Street Gold und Silber kleinreden, wann immer sie können, ergibt durchaus Sinn. Wenn auch nur ein geringer Teil der durchschnittlichen Anleger in Edelmetalle investieren würde, würde die Nachfrage den Markt völlig überschwemmen und die Preise in die Höhe schießen lassen.

Zum Glück für die Edelmetallinvestoren ist das nur eine Frage der Zeit. Ponzi-Systeme können zwar über Jahre hinweg fortgesetzt werden, doch sie enden letztlich alle in einem Desaster. Der Irrsinn und die extreme Volatilität, die sich derzeit an den Märkten beobachten lassen, könnten ein Anzeichen dafür sein, dass das Ende bereits näher ist, als wir denken.


© Steve St. Angelo
(SRSrocco)


Dieser Artikel wurde am 11. März 2016 auf www.srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.