Gold: Hohes Absturzrisiko
21.03.2016 | Clive Maund
Alle technischen Indizien weisen darauf hin, dass Gold ein zwischenzeitliches Top bildet. Das stimmt auch mit der fundamentalen Situation überein, denn die Selbstgefälligkeit und ein gesteigerter Risikoappetit kehren dank der grenzenlosen Großzügigkeit der Zentralbanken an die Märkte zurück.
Beginnen wir mit den 6-Monatschart für Gold. Nach dem parabolischen Anstieg im Januar und Anfang Februar kämpfte der Kurs um weitere Gewinne. Das angebliche Flaggen- oder Wimpelmuster, von dem einige sprachen, erwies sich als unzutreffend und obwohl Gold noch etwas zulegen konnte, hat die Seitwärtsbewegung im Laufe der Zeit letztlich dazu geführt, dass der Kurs unter den in der Parabel erreichten Höchstwert gefallen ist. Vielen ist nicht bewusst, dass aufgrund dessen das Risiko eines potentiell sehr deutlichen Kurseinbruchs besteht.
Die plausibelste Interpretation der Kursentwicklung seit dem sprunghaften parabolischen Anstieg zwischen Anfang und Mitte Februar ist, dass es sich bei dem darauf folgenden Muster um einen bärischen steigenden Keil handelt, von dem aus der Goldpreis vor rund einer Woche eingebrochen ist. Am vergangenen Mittwoch wurde das Niveau, bei dem der Kurs absackte, von unten erneut getestet, als die Federal Reserve beschloss, die Zinsen unverändert zu lassen und der Goldkurs infolge der panischen Eindeckung von Short-Positionen einen sprunghaften Gewinn verzeichnete.
Das Muster könnte auch als leicht asymmetrische Kopf-Schulter-Kopf-Formation klassifiziert werden, doch damit es nicht zu unübersichtlich wird, haben wir das nicht im Chart eingezeichnet. Eine weitere Interpretation ist, dass es sich dabei um den Henkel einer Tassenformation mit Henkel handelt, in der die Parabel die Tasse darstellt. Dies wird jedoch als nicht zutreffend erachtet, weil der Henkel nach unten zeigen und sinkende Handelsvolumen aufweisen sollte, während er in Wirklichkeit aufwärts gerichtet ist und die Volumen nach wir vor sehr groß sind. Das wird als negatives Zeichen bewertet.
Den folgenden 1-Jahres-Goldchart zeige ich hauptsächlich, damit Sie ihn direkt mit dem aktuellen Chart des Commitment of Traders Report (COT) darunter vergleichen können, der ebenfalls einen Zeitraum von einem Jahr darstellt. Der Chart macht jedoch ebenfalls deutlich, dass der steigende Goldkurs auf Probleme stieß, als er das von der Trendlinie angezeigte Kursziel erreichte.

Der jüngste COT-Chart zeigt, dass die Short-Positionen der Commercials und die Long-Positionen der großen Spekulanten noch immer auf einem sehr hohen Niveau sind - ein bärisches Signal. In der letzten Woche haben sich die Positionen leicht verringert, aber davon sollten wir uns nicht in die Irre führen lassen. Schließlich wurden die Daten am vergangenen Dienstag erhoben, nachdem der Goldkurs drei Tage in Folge gefallen war, bevor er am Mittwoch anlässlich der Fed-Sitzung wieder stieg. Es ist also nur vernünftig, davon auszugehen, dass die Positionen mittlerweile wieder ausgebaut wurden und erneut das Niveau der vorherigen Höchststände erreichte haben oder sogar noch darüber liegen. Die Marktpositionierungen legen eindeutig nahe, dass ein substantieller Einbruch droht.
Auch der neuste Chart mit den Positionen der Hedger, ebenfalls ein COT-Chart, ist bärisch:
Der 6-Jahreschart für Gold macht deutlich, dass die Rally des Kurses zu Jahresanfang nicht notwendigerweise den Beginn einer neuen Hausse markierte, so beeindruckend sie auch war. Ein Bullenmarkt ist möglich, doch zunächst muss der Goldpreis aus dem im Chart dargestellten langfristigen Abwärtstrend ausbrechen. Im Moment hat Gold einen gefährlichen Punkt erreicht: Der Kurs notiert nach einer steilen Rally direkt an an der Obergrenze des langfristigen, abwärts führenden Trendkorridors.
Zwei bedeutende Faktoren lassen einen erneuten Einbruch wahrscheinlich wirken: die ungünstigen COT-Positionierungen, die wir gerade betrachtet haben, und der Slow-Stochastik-Indikator, der derzeit ein zyklisches Top erreicht. Sehen Sie sich an, was die letzten Male geschah, nachdem der Slow Stochastic ein Top gebildet hatte. Auch aus fundamentaler Sicht kommen zwei negative Faktoren ins Spiel. Da wäre zum einen die zunehmende Risikofreudigkeit, die zur Folge hat, dass Investoren sich eher für die allgemeinen Aktienmärkte als für Gold interessieren, und zum anderen die Aussicht auf eine bevorstehende Rally des Dollars, der kürzlich ein Abwärts-Kursziel erreichte.

Der Gold Optix, ein Indikator für die Marktstimmung bzw. den vorherrschenden Optimismus, nimmt einen Wert im mittleren Bereich an und bietet kaum einen brauchbaren Anhaltspunkt.

Zu guter Letzt notiert der Gold Miners Bullish Percent Index derzeit auf einem Niveau, das typisch für ein Top ist. Der bei Weitem größte Teil der Investoren im Goldaktiensektor ist bullisch. Dieses extrem positive Marktsentiment bedeutet natürlich, dass das Abwärtsrisiko das Aufwärtspotential deutlich übersteigt.

© Clive Maund
www.clivemaund.com
Der Artikel wurde am 20.03.16 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.