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David Morgan über Peak-Silber, die COMEX und die Prognosen für 2016

28.03.2016  |  Mike Gleason

Mike Gleason: Es freut mich, unseren guten Freund David Morgan, den Herausgeber des Newsletters "The Morgan Report" und Autor des Buches "The Silver Manifesto" wieder bei uns begrüßen zu dürfen. David, es ist mir immer wieder eine Freude, Sie zu interviewen. Wie geht es Ihnen?

David Morgan: Gut, danke, und vielen Dank für die Einladung zum Interview.


Mike Gleason: Zu Beginn möchte ich gern nach Ihrer Meinung zu den bisherigen Marktbewegungen in diesem Jahr fragen. Die Gold- und Silberkurse haben sich ja ganz gut entwickelt und vor allem Gold konnte von der Schwäche der Aktienmärkte und den Sorgen der Investoren zu Jahresbeginn profitieren. In den letzten Wochen hat sich der Goldkurs trotz des Wiederaufschwungs an den Börsen infolge starker Arbeitsmarktdaten gut gehalten. Die Stabilität des Goldkurses scheint angesichts dieser für die Edelmetallpreise ja eher negativen Neuigkeiten ein bullisches Zeichen zu sein. Wie schätzen Sie die bisherige Entwicklung ein und worin sehen Sie den Grund für die derzeitige Stärke der Gold- und Silberpreise?

David Morgan: Gut, einige Worte dazu. Ich zitiere hier einmal den Economist, eine ziemlich bekannte und geschätzte Wirtschaftszeitschrift. Darin hieß es "Das ist der beste Start des Goldkurses seit 35 Jahren." Der Hauptursache dafür liegt in den allgemeinen Aktienmärkten, die praktisch um 20% eingebrochen sind. Aus technischer Sicht haben die Aktien in den USA und an anderen Märkten auf der ganzen Welt ein Top gebildet. Gold selbst ist das Asset, das die stärkste negative Korrelation zu den Aktienmärkten aufweist, nicht die Wertpapiere der Goldunternehmen.

Das ist eigentlich schon alles. Es ist ziemlich simpel. Ich denke nicht, dass man viel tiefer graben muss. Ein weiterer Schlüsselindikator, der uns sagt, dass der Boden gebildet wurde, ist das Handelsvolumen. Sicher, im Laufe der weiteren Entwicklung wird es auf und ab gehen, es wird Kursgewinne und Verluste geben, doch die Talsohle haben wir durchschritten. Das Volumen ist von entscheidender Bedeutung. In die Gold-ETFs fließt derzeit so viel Kapital, wie schon seit 2009 nicht mehr. Das war damals direkt nach der Finanzkrise, doch die ersten Kurse, die sich erholten, waren die der Edelmetalle.

Die meisten von uns - oder zumindest diejenigen, die diese Sendung regelmäßig verfolgen - wissen, dass Gold und Silber 2008 praktisch gleichzeitig einen Boden ausgebildet haben. Silber ist von einem Kursniveau von rund 9 Dollar innerhalb weniger Monate bis auf 48 Dollar in die Höhe geschossen. Ich weiß nicht mehr, bei welchem Preis Gold den Boden gebildet hat, aber danach ist es bis auf mehr als 1.900 Dollar geklettert. Wird sich das wiederholen? Auf lange Sicht gehe ich davon aus, aber kurzfristig liegt Gold weiter vor Silber.


Mike Gleason: Das bringt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Gold hat sich in diesem Jahr bisher besser entwickelt als Silber, was normalerweise nicht der Fall ist, wenn die Edelmetallpreise im Allgemeinen steigen. Dadurch hat sich das Gold-Silber-Verhältnis sogar noch etwas erhöht liegt bei rund 1:82 während wir sprechen. Sind Sie besorgt, dass die Performance von Silber ein wenig hinter Gold hinterherhinkt?

David Morgan: Ja, das beunruhigt mich schon. Meiner Meinung nach haben wir keine Bestätigung für den neuen Trend. Ich sehe es immer gern, wenn das weiße Metall die Entwicklung des gelben Metalls bestätigt oder umgekehrt. Ich denke, dass Silber zunächst auf mehr als 16 Dollar steigen muss. Dann kann sich der Aufwärtstrend fortsetzen und womöglich sogar verstärken. Anders gesagt wird Silber entweder aufholen oder nicht. Wenn nicht, dann geht es auch für Gold nicht weiter nach oben. Das würde bedeuten, dass zuvor noch einiges passieren muss.

Wenn diese Märkte einen Boden hinter sich lassen, sind es normalerweise zuerst die großen Investoren, das Smart Money, das in die wichtigsten Goldaktien fließt. Das ist bereits geschehen. Bei den Aktien der Top-Unternehmen konnten wir große Handelsvolumen beobachten und die Kurse sind prozentual gesehen substantiell gestiegen. Diese Entwicklung ließ sich bei allen großen Minengesellschaften beobachten, aber bei den Aktien der mittleren und kleinen Unternehmen war sie nicht so ausgeprägt.

Silber ist natürlich eine Art Untergruppe von Gold. Der Silberkurs korreliert zu 85% mit dem Goldkurs und die Silberaktien haben in letzter Zeit auch eine gute Performance gezeigt. Wir richten unser Augenmerk in diesem Zusammenhang also wirklich nur auf Silber selbst. Wir müssen einfach achtsam sein. Die Entwicklung könnte bedeuten, dass es zu einem Kursrücksetzer kommt, der den Preis wieder bis nach unten zum Ausgangspunkt der Rally bringt.

Ich würde sagen, es kann zurück bis auf das Niveau von 1.200 Dollar gehen. Unseren Abonnenten habe ich gesagt, dass ich bei 1.200 Dollar auf eine positive Entwicklung des Goldkurses gesetzt habe. Bislang zahlt sich das aus und natürlich habe ich meine Stopps nicht zu niedrig angesetzt, um die Gewinne zu sichern.


Mike Gleason: Sie haben gerade angedeutet, dass sich die Aktienkurse der Minengesellschaften derzeit recht gut entwickeln. Sie scheinen die Edelmetalle sogar noch ein wenig zu übertreffen. Ist im Minensektor das Schlimmste überstanden, oder wird es noch weitere Massaker unter den Unternehmen geben?

David Morgan: Das ist eine hervorragende Frage und um sie korrekt zu beantworten, muss man natürlich jeden Fall gesondert berücksichtigen. Aber ganz allgemein betrachtet kann man sagen, dass das Schlimmste tatsächlich hinter uns liegt. Es gibt natürlich auch Unternehmen, die es nicht schaffen werden und die eine Fusion oder eine Übernahme benötigen, wenn sie über entsprechend wertvolle Assets verfügen. Einige dieser Minengesellschaften bekommen im Moment einfach nicht die Kredite, die sie bräuchten, um ihre Projekte fortzusetzen.

Obwohl der Boden im Großen und Ganzen gebildet wurde, ist also möglich, dass einzelne Unternehmen pleite gehen. Wir haben natürlich einige Favoriten unter den Low-Tier-Unternehmen, nicht so sehr bei Mid-Tier-Produzenten. Im spekulativen Bereich ist es natürlich trotzdem möglich, dass manche Produzenten es nicht schaffen, auch wenn die Gold- und Silberpreise weiter steigen.

Ich kann auf die Frage keine spezifische Antwort geben, aber ich kann Ihnen zum Beispiel sagen, dass wir unseren Abonnenten und Mitgliedern Silvercorp Metals als kurzfristigen Trade empfohlen haben. Der Wert der Aktie hat sich verdoppelt, während sich Silber kaum bewegt hat und der Goldkurs seine Rally gerade erst begonnen hatte.

Die Edelmetallaktien können also wirklich in die Höhe schießen. Der Silberpreis hat sich kaum bewegt, er stieg von knapp unter 14 Dollar auf fast 16 Dollar. 2 von 14 Dollar, ich weiß nicht, wie viele Prozent das sind. Aber 100% bzw. eine Preisverdopplung bei der Silberaktie, das ist schon ziemlich beeindruckend. Damit hat sie sich definitiv viel besser entwickelt, als das Edelmetall selbst.


Mike Gleason: Wir haben einen gemeinsamen Freund, Steve St. Angelo, der die fantastische Webseite SRSrocco Report betreibt und regelmäßig über Peak-Silber schreibt. Wie stehen Sie zu diesem Thema? In den letzten Jahren wurde teilweise ein Rückgang der Silberproduktion verzeichnet, beispielsweise in Mexiko, das sehr große Mengen des Edelmetalls fördert, aber auch in anderen Ländern. Auch hier in den Vereinigten Staaten ist die Fördermenge rückläufig. Es sieht so aus, als würde das Angebot sinken, unsere Minenproduktion nimmt ab. Wie ist Ihre Meinung? Was denken Sie über ein potentielles Fördermaximum bei Silber?



David Morgan: Nun, Steve und ich stehen uns recht nahe und wir tauschen uns schätzungsweise einmal im Monat aus. Ich bin in dieser Hinsicht nicht ganz seiner Meinung. Es ist alles eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Aus heutiger Perspektive, bei einem Silberpreis von weniger als 16 Dollar, erscheint diese Annahme recht plausibel. Doch wenn der Preis wieder auf 40 Dollar steigt, ändert sich die Dynamik völlig. Die Vorkommen, die heute nicht wirtschaftlich gewonnen werden können, wären dann plötzlich sehr rentabel.

Wenn Sie im Detail wissen wollen, wie wir darüber denken, können Sie das im Buch "The Silver Manifesto" nachlesen. Wir haben ein ganzes Kapitel zu diesem Thema geschrieben. Basierend auf unseren Recherchen und unserer Einschätzung der kommenden Entwicklungen an den Edelmetallmärkten denken wir, dass Peak Silver wahrscheinlich noch einige Jahre in der Zukunft liegt.


Mike Gleason: Mit Sicherheit - und genau diesen Punkt haben Sie angesprochen - gibt es allerdings bei Preisen von unter 16 Dollar je Unze ein begrenztes Angebot, d. h. die Preise können nicht auf ewig so niedrig bleiben, ohne dass das Angebot eines Tages erschöpft ist. Wollen Sie darauf hinaus?

David Morgan: Ja, im Grunde genommen schon. Sie könnten argumentieren, dass der Silberpreis für immer über dieses Niveau steigen muss, andernfalls werden noch viel mehr Minengesellschaften pleite gehen. Ich bin nicht ganz dieser Ansicht. Die potentielle Angebotsknappheit bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Preise steigen müssen, aber sie macht es natürlich sehr wahrscheinlich.


Mike Gleason: Die negativen Zinssätze machen derzeit Schlagzeilen, zuerst in Europa und jetzt auch hier in den USA. Das treibt die Edelmetallkurse natürlich nach oben, insbesondere den Goldkurs. Negativzinsen auf Bargeld bedeuten letztlich, dass selbst Gold und Silber noch höhere Rendite abwerfen. Was sind Ihre Gedanken zu diesem Thema? Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass die Federal Reserve die Zinssätze nicht weiter anhebt und künftig vielleicht sogar ebenfalls mit negativen Zinsen experimentieren wird, wie es die Zentralbanker in der EU tun?

David Morgan: Das ist eine schwierige Frage. Ich werde Ihnen sagen, was ich denke, aber das ist nur meine Meinung. Ich bin der Ansicht, dass die Zentralbanken diese Strategie der Negativzinsen nicht wirklich gut durchdacht haben. Wir sollten zunächst einen Schritt zurücktreten und das Schuldenproblem betrachten. Wenn man fragt, wie dieses zu lösen sei, bekommt man als Antwort, "Ach, wir nehmen einfach noch mehr Kredite auf und erhöhen die Schuldenlast." Genau das ist praktisch während der Finanzkrise geschehen, als der damalige Finanzminister Hank Paulson uns das Troubled Asset Relief Program beschert hat.

Dann kamen die ersten quantitativen Lockerungen und wir haben unser Schuldenproblem mit noch mehr Schulden vergrößert. Als das nicht funktionierte, hieß es, wir sollten die Schulden einfach noch weiter erhöhen, und QE2 wurde beschlossen. Genau das hat zum Anstieg des Silberkurses von 26 Dollar auf 48 Dollar geführt, denn die Menschen gingen davon aus, dass auch die Realwirtschaft von der Preisinflation betroffen sein würde, nicht nur die Wall Street. Dazu kam es allerdings nicht, die Preise sind nur an den Finanzmärkten deutlich gestiegen. Aus diesem und einigen anderen Gründen haben es sich die Märkte anschließend anders überlegt und die Edelmetallpreise sind wieder gefallen.

Jetzt befinden wir uns also in einer Situation, in der die Aufnahme weiterer Schulden nichts mehr nützt, und wenn auch die Nullzinspolitik nicht mehr hilft, tja, dann müssen wir die Zinsen eben in den Minusbereich senken. Das wird mit Sicherheit funktionieren. Meiner Ansicht nach kann das natürlich auf gar keinen Fall gutgehen. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: In den USA wurde der Leitzins auf ein sehr, sehr niedriges Niveau gehoben. Ich denke die Zinserhöhung war vor allem ein Testlauf.

Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass die Vereinigten Staaten für eine lange Zeit keine Negativzinsen einführen werden, falls es überhaupt jemals so weit kommt. Es ist natürlich theoretisch möglich, aber ich glaube, dass der Hauptgrund für die Zinsanhebung durch die Federal Reserve in der Stärkung des US-Dollars bestand. Mein Freund Salinas Price hat kürzlich in einem seiner Artikel erklärt, was wirklich passiert ist: Die Chinesen haben ihre Dollarreserven massiv reduziert. Wir sprechen hier von Verkäufen in Billionenhöhe.

Die Zinssätze hat das nicht beeinflusst, was eigentlich fast unmöglich ist. Wenn es an einem freien Markt zu massiven Verkäufen oder Käufen kommt, reagiert der Preis darauf - und Zinsen sind der Preis des Geldes. Sie hätten sich also definitiv ändern müssen, aber das ist nicht geschehen. Sie können im Internet auch andere Interviews zu diesem Thema finden, in denen die Mechanismen dahinter angesprochen werden und erklärt wird, warum nichts passiert ist.

Ich denke, dass die Fed versucht, den Dollar so lange wie möglich zu stützen, auch wenn sie das niemals öffentlich zugeben würde. Sie versucht, den Dollar gegenüber anderen Währungen zu stärken, indem sie den Zinssatz im positiven Bereich lässt und in Zukunft weiter anhebt, vielleicht sogar noch einmal in diesem Jahr. Dadurch entsteht die Illusion eines starkes Dollars und die Illusion, dass die wirtschaftliche Lage der USA besser sei, als die anderer Länder. Das ist nur ein Trugschluss, doch in unserer heutigen, orwellschen Gesellschaft ist Wahrnehmung alles.

Ich habe also eine abweichende Meinung, Mike. Ich denke, dass die Fed die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belassen oder sogar weiter anheben wird. Mit dieser Ansicht stehe ich sehr, sehr allein da. Ich kenne nicht viele, die mir in dieser Hinsicht zustimmen, aber das ist meine Meinung.


Mike Gleason: Kommen wir noch zu einem anderen Thema: Wir haben einen deutlichen Rückgang der in der Kategorie "Registered" verbuchten Goldreserven der COMEX beobachtet und die ziemlich absurde Situation erlebt, dass 500 Unzen Papiergold von nur einer einzigen Unze physischen Goldes in den Lagerhäusern gedeckt waren. Was halten Sie davon? Ist das ein Grund zur Sorge? Die Goldbestände der COMEX sind ja schon seit Langem ein Thema. Könnte es sein, dass wir uns an einem Wendepunkt befinden und Terminmärkte wie die COMEX künftig möglicherweise nicht mehr als zuverlässiger Preisbildungsmechanismus für physisches Gold und Silber angesehen werden?

David Morgan: Ja, das ist eine spannende Frage. Ich wünschte, ich könnte darauf eine absolute Antwort geben. Es gibt tatsächlich erhebliche Bedenken. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich so weit kommt, ist meiner Meinung nach aus verschiedenen Gründen relativ gering.

Einer davon ist der Vertrag, den man unterzeichnen muss. Egal, ob man nur ein einzelner Investor ist und immer nur einen Kontrakt oder einen Mini-Kontrakt handelt, oder ob es sich um eine große Finanzinstitution handelt, die tausende von Kontrakten handelt, oder gar um eine Zentralbank, die sich mit Abertausenden von Futures "absichert" - die Regeln sind für alle gleich. Jeder Handel kann in Barmitteln abgewickelt werden.

Es gibt einen Mechanismus, der anstelle von physischen Auslieferungen in Kraft tritt, wenn die gehandelte Goldmenge die des tatsächlich in den Lagerhäusern der CME vorhandenen physischen Goldes übersteigt. In diesem Fall erfolgt die Abwicklung auf Papierbasis. Ich bin mir sicher, dass die Mainstreampresse auch das noch so drehen und wenden würde, dass es so positiv wie möglich klingt und etwas schreiben würde wie "Skrupelloser Trader verlangt Goldlieferung - Forderungen per Gesetz entsprechend des Preises beglichen".

Sie würden natürlich nicht "Papierpreis" schreiben und wahrscheinlich fragen, wie es jemand wagen könne, die physische Lieferung des Goldes zu verlangen, wenn doch jedermann weiß, dass ein Goldkontrakt nur ein Papierinstrument zur Preisfindung ist und nichts mit der physischen Nachfrage zu tun hat. Letzteres ist gleichzeitig richtig und falsch.



Weniger als 1% aller an der COMEX abgeschlossenen Trades resultieren in einer Lieferaufforderung und der Inbesitznahme des physischen Metalls. Dennoch kommt es natürlich vor. Die physischen Goldbestände der Terminbörse sind wirklich mickrig. Ein großer Marktteilnehmer oder ein Zusammenschluss verschiedener Trader oder Institutionen könnte also durchaus auf der physischen Auslieferung bestehen und ein ziemliches Chaos anrichten. Aber ist nächste Frage ist: Wer wäre bereit, das zu tun? Darauf kann ich nur antworten, dass ich es nicht weiß.

Die meisten größeren Marktteilnehmer wären sicherlich nicht dazu gewillt, denn das würde eine Menge negativer Presse nach sich ziehen und wahrscheinlich auch zahlreiche unangenehme Anrufe, von denen man in der Öffentlichkeit nie etwas erfahren würde. Es wird nicht passieren. Bank X und Hedgefonds Y und Vermögensverwalter Z werden das nicht zulassen.

Ich bin da sehr argwöhnisch und ich möchte nicht gern so zynisch klingen, aber ich kenne dieses Geschäft schon seit 40 Jahren und ich habe viel erlebt. Sehen Sie sich nur an, was in den späten 1970er Jahren am Silbermarkt passiert ist. Wenn Sie das Buch "Silver Bulls" von Paul Sarnoff lesen, was ich schon mehrfach getan habe, dann bekommen Sie eine recht gute Vorstellung davon, was sich damals im Zusammenhang mit den Brüdern Hunt täglich abgespielt hat und welche Konversationen damals geführt wurden.

Ich persönlich würde das liebend gern erleben. Ich würde liebend gern erleben, dass jemand angesichts der mickrigen Bestände in den Lagerhäusern die Lieferung einer massiven Menge physischen Goldes verlangt, und sehen, was zur Hölle dann passiert. Aber wird es so kommen? Ich denke nicht. Wie gesagt, ich selbst würde das gern erleben, aber ich denke nicht, dass es möglich ist. Das ist nur meine Meinung, aber ich schätze, dass es zu viele Erschwernisse gäbe, die das verhindern würden.

Wenn es doch so weit käme, würden genau die Konsequenzen eintreten, die ich gerade beschrieben habe. Der Mainstream würde den Sachverhalt verdrehen und es so aussehen lassen, als würden die Goldbugs, die die Finanzmärkte verstehen und wissen, wie wichtig ehrliches Geld ist, vorsätzlich versuchen, Probleme und Leid zu verursachen. In den Augen der allgemeinen Öffentlichkeit würde das wohl ein viel schlechteres Licht auf uns werfen, als wir glauben wollen.

Ich würde mir das also wirklich gut überlegen. Wir müssen einfach abwarten und sehen, wie es in Zukunft weitergeht.


Mike Gleason: Das ist ein sehr interessanter Standpunkt, sehr aufschlussreich. Ich schätze, da liegen Sie wahrscheinlich richtig. Wir sind da offenbar ganz ähnlicher Meinung. Aber es wäre schon interessant zu sehen, was dann passieren würde. Nun, wir nähern uns langsam dem Ende unseres Interviews. David, welche Entwicklungen erwarten Sie in diesem Jahr im Edelmetallsektor? Wird der Aufschwung nach dem starken Start ins Jahr diesmal von Dauer sein? 2014 und 2015 haben sich Gold und Silber im Januar und Februar ebenfalls gut entwickelt, nur um anschließend wieder nachzugeben und zu Jahresende im Minus zu schließen.

Wird es 2016 anders? Wird die gute Performance der Edelmetalle Bestand haben? Und wenn ja, was werden Ihrer Meinung nach die Gründe dafür sein?


David Morgan: Ja, ich denke, 2016 wird ein gutes Jahr, aber kein großartiges Jahr. Den Grund dafür hatte ich bereits angesprochen: Den stärksten Aufwind erhält Gold von einer negativen Entwicklung der Aktienmärkte. Das ist auf jeden Fall absehbar. Wenn Sie die gleitenden Durchschnitte und die Chartmuster betrachten wird das klar. Alles, was ich nach all diesen Jahren weiß, deutet darauf hin, dass die Aktienmärkte ihr Hoch überschritten haben. Wenn das zutrifft, dann werden mehr und mehr Investoren an den Goldmarkt strömen.

Außerdem hat das Jahr für Gold wirklich gut begonnen, wir haben den besten Start seit 35 Jahren erlebt und auch die Handelsvolumen waren größer. Anders gesagt interessieren sich mehr und mehr Trader für Gold, insbesondere die großen Investoren, die hauptsächlich mit Hilfe des Papiersystems, d. h. der ETFs, in Gold investieren.

Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Ich glaube nicht, dass es in diesem Jahr gigantische Preisbewegungen geben wird, aber ich denke, dass es ein gutes Jahr wird. Am Ende des Jahres werden die Preise voraussichtlich höher liegen, als zu Jahresbeginn. Meine Prognose im Morgan Report war, dass sich diese Entwicklung bereits im Januar deutlich abzeichnete, und dass man auf die Fortsetzung der Rally bis Mitte März oder vielleicht sogar Mitte April hoffen konnte.

Meiner Meinung nach wird es eine Korrekturbewegung geben, so eine Art Sommer-Flaute. Die Aktien vieler Minengesellschaften, der Goldkurs und wahrscheinlich auch der Silberkurs werden irgendwo ein Hoch erreichen und dann wieder nachgeben. Anschließend werden sie mehr oder weniger nur vor sich hin dümpeln und dann werden wir gegen Jahresende ein positives Finish sehen, wie das meistens der Fall ist. Die Saisonalität der Edelmetallmärkte bedeutet normalerweise, dass die Kurse in den letzten Monaten des Jahres noch einmal deutlich zulegen. In den letzten Jahren war das natürlich nicht der Fall, wie Sie ganz richtig angemerkt haben.

In einigen Jahren wurde der tiefste Kursstand des Jahres sogar am letzten Handelstag verzeichnet. Was die CME betrifft, gönnen sich viele Trader einfach eine sehr lange Auszeit und handeln gar nicht. Sie schließen ihre Positionen, haben keine Verpflichtungen mehr und machen erst einmal Urlaub. Der Markt ist in dieser Zeit also sehr eng, es gibt nur wenige Teilnehmer. Deshalb ist es leicht, die Kurse in dieser Zeit nach oben oder nach unten zu beeinflussen. Und die meisten dieser Marktteilnehmer entscheiden sich, die Kurse nach unten zu drücken. Aus diesem Grund ist es möglich, dass Gold und Silber zu Jahresende sehr niedrig notieren.

Die Finanzkommentatoren des Mainstreams schreiben dann, "Oh, sehen Sie sich das an, Gold hat zum Jahresende mit einem neuen Tief geschlossen", aber das ist in dieser Zeit angesichts der Funktionsweise des Marktes auch leicht zu bewerkstelligen.


Mike Gleason: Es wird interessant sein zu beobachten, ob die ETFs weiterhin so hohe Handelsvolumen verbuchen können. Selbstverständlich ist es ein gutes Zeichen, dass das Interesse der Anleger an Gold offenbar zunimmt.

Das Jahr scheint auf jeden Fall interessant zu werden. Wir haben die umstrittene Präsidentschaftswahl in den USA, den Rückzieher der Federal Reserve hinsichtlich der Zinserhöhungen, die stockende Weltwirtschaft und wer weiß, was sonst noch geschieht. Es gibt zahlreiche Dinge, die man im Auge behalten sollte. Wir wissen Ihre wohlüberlegten Analysen beim Podcast von Money Metals natürlich wie immer sehr zu schätzen. David, bitte sagen Sie unseren Lesern und Zuhörern doch noch, wie sie den Morgan Report abonnieren können, bevor wir uns verabschieden. Schließlich scheint jetzt ein hervorragender Zeitpunkt gekommen zu sein, um sich intensiver mit den Edelmetallen zu befassen.


David Morgan: Auf jeden Fall. Zunächst möchte ich allen einen neuen Bericht mit dem Titel "Riches in Resources" nahelegen, den ich diesmal ganz allein recherchiert und verfasst habe. Der "Riches in Resources" Report ist etwa elf Seiten lang und gibt Ihnen einen guten Überblick über die großen Zusammenhänge im Rohstoffsektor und im Gold- und Silbersektor. Wir betrachten zudem die Entwicklung des US-Dollars, das Schuldenproblem und kommen anschließend auf den Bergbausektor und auf unsere Arbeit für den Morgan Report zu sprechen.

Sie erhalten die Möglichkeit, in diesem Markt Geld zu verdienen, nicht nur, wenn Sie als Mitglied unserer Webseite den Morgan Report abonnieren, sondern auch, weil Sie in diesem kostenlosen Bericht einige nützliche Hinweise finden. Wenn Sie Gold und Silber kaufen wollen, gibt es ein paar sehr einfache Strategien und Situationen.

Wir haben den Bericht erst kürzlich fertiggestellt, er ist jetzt auf der Webseite verfügbar. Gehen Sie einfach auf TheMorganReport.com und sichern Sie sich den Special Report "Riches in Resources". Dazu müssen Sie nur am rechten Rand Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse eintragen und wir schicken Ihnen den Bericht kostenfrei zu.


Mike Gleason: Fantastisch, David. Wir danken Ihnen vielmals. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende und passen Sie auf sich auf.

David Morgan: Vielen Dank.


Mike Gleason: Das war es für diese Woche. Wir möchten und nochmals herzlich bei David Morgan, dem Herausgeber des Morgan Report bedanken, der unter seinen Kollegen aus gutem Grund auch als Silberguru bekannt ist. Auf TheMorganReport.com können Sie hervorragende Marktkommentare, Analysen zu den Aktien der Bergbauunternehmen und andere Informationen erhalten. Schauen Sie sich auch das exzellente Buch "The Silver Manifesto" an, das David gemeinsam mit Chris Marchese verfasst hat, und in dem Sie alles Wissenswerte über Silber erfahren.


© Mike Gleason
www.MoneyMetals.com


[i]Dieser Artikel wurde am 11. März 2016 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

Hinweis: Den Morgan Report auf Deutsch können Sie unter www.morgan-report.de abonnieren.[/i]