Wo Rauch ist...
23.03.2016 | Andrew Hoffman
Der Kampf des Goldkurses um die 1.250-Dollar-Marke setzt sich fort - genau wie zuvor der Kampf um die 1.200-Dollar-Grenze. Das Kartell hat die "Linie im Sand" bei 1.200 USD je Unze Mitte Februar zwei Wochen lang erbittert verteidigt, bevor es schließlich vom Widerstand (d. h. von massiven Leerverkäufen) zur Unterstützung durch physische Goldkäufe überging.
Mittlerweile sind seit dem ersten Ausbruch des Goldpreises über 1.250 US-Dollar zwei Wochen vergangen und diese Linie wurde seitdem praktisch jeden Tag getestet - auch an den Tagen, als die Europäische Zentralbank völlig "unerwartet" die explosive Ausweitung ihres Programms der quantitativen Lockerungen bekanntgab und als die Federal Reserve in den USA ein genauso "unerwartet" taubenhaftes Statement abgab.
Auch an diesem Morgen hat sich das Kartell wieder an die Arbeit gemacht und unternimmt einen letzten verzweifelten Versuch, um zu verhindern, dass die unumgänglichen Naturgesetze der Wirtschaft ihren Lauf nehmen. In einer Nacht, in der es an keinem einzigen Markt zu nennenswerten Bewegungen kam - weder an den Aktienmärkten, noch an den Anleihemärkten, noch bei den Industriemetallen, noch beim Dollar und noch nicht einmal am Silbermarkt - führte das Kartell die 136. "Sonntagnacht-Sentiment"-Attacke innerhalb der letzten 143 Wochenenden aus, sowie den 614. Angriff um 2 Uhr 15 nachts innerhalb der vergangenen 709 Handelstage.
Dazu kam selbstverständlich noch der wahrscheinlich millionste Anschlag auf den Goldkurs zur Eröffnung der COMEX in New York.
Es gab durchaus verschiedene interessante Nachrichten, aber ich versichere Ihnen, dass keine davon irgendjemanden dazu veranlasste, direkt zur Eröffnung der Papiermärkte in Asien, London und New York physisches Gold auf den Markt zu werfen. Es wurde beispielsweise gemeldet, dass die chinesischen Autoverkäufe den schier unglaublichen Einbruch der Exporte um 25% im Februar bestätigten: In den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden - schnallen Sie sich an - 44% weniger Autos verkauft, als im gleichen Zeitraum 2015.
Doch keine Sorge, alles wird gut. Immerhin prognostiziert General Motors (d. h. der erbärmlich schlecht gemanagte verlängerte Arm der US-Regierung, der früher einmal zu den besten Unternehmen des Landes zählte) ein jährliches Wachstum seiner Automobilverkäufe am chinesischen Markt von 3-5% bis zum Jahr 2020. Ja, die Rezession beschleunigt sich zusehends und die Zentralbank hat erst dieses Wochenende davor gewarnt, dass die explodierende Schuldenlast der chinesischen Unternehmen ein "makroökonomisches Risiko" darstellt.
Gleichzeitig steigt in der Automobilindustrie das Verhältnis der Lagerbestände zu den Verkaufszahlen auf ein Rekordniveau, die Zahl der notleidenden Autokredite ist höher, als während der Finanzkrise 2008 und die Autoverkäufe Chinas befinden sich im freien Fall. Aber General Motors glaubt, ein jährliches Wachstum von 3-5% erzielen zu können. Sicher. Schauen Sie mal, vor Ihrem Fenster fliegt gerade eine Herde Schweine vorbei.
Der größte Short Squeeze der Geschichte, der den Dow Jones Propaganda Average von seinem schlechtesten Start in ein neues Jahr auf wundersame Weise wieder in positives Territorium befördert hat, geht ungeachtet der völligen Abwesenheit positiver Neuigkeiten nun schon in die sechste Woche. Doch die Säulen, die das Plunge Protection Team errichtet hat, um den Aktienindex in seinen luftigen Höhen zu stützen, bröckeln mit jedem Tag ein bisschen mehr. Die Marktbreite ist so gering, dass die durchschnittlichen Hedgefonds nach wie vor tief im roten Bereich notieren.
Eine Handvoll Wertpapiere mit großer Marktkapitalisierung führt derzeit (mit der Unterstützung des Plunge Protection Teams) sowohl hier als auch in Übersee die unglückselige und dem Untergang geweihte Rally an den Aktienmärkten an. Wenn der schöne Schein der "rettenden" Negativzinsen verblasst, werden die unumstößlichen Gesetze der Wirtschaft das Lügenfundament des globalen Kartenhauses allerdings erneut angreifen.
Im Zuge dessen wird die Nachfrage nach Edelmetallen in astronomische Höhen katapultiert werden. Und wenn das Kartenhaus schließlich einstürzt, wird die Welt erkennen, dass überall dort, wo in letzter Zeit dichte Rauchschwaden zu sehen waren, in Wirklichkeit unkontrollierte Feuer wüteten.
Das bringt mich zu einem wichtigen Thema des heutigen Artikels, welches ich zwar bereits mehrfach angesprochen, aber noch nie zu einem einzigen Beitrag verbunden habe: Wenn es etwas gibt, dass ich in 14 Jahren an den Edelmetallmärkten und 27 Jahren an den Finanzmärkten gelernt habe, dann dass die erste Reaktion der Märkte normalerweise die richtige ist.
Ein Beispiel sind die fast schon als viral zu bezeichnenden Gerüchte, dass auf dem G-20-Treffen im letzten Monat ein geheimes "Shanghai-Abkommen" vereinbart wurde, um den Tauschkurs des US-Dollars zu senken und dadurch die kollabierenden Aktienkurse, Rohstoffpreise und Anleihekurse der Schwellenmärkte zu retten. Diese Gerüchte sind wahrscheinlich mehr Wahrheit als Spekulation.
Kann ich das mit Sicherheit wissen? Natürlich nicht, aber der "Zufall" ist etwas zu perfekt für meinen Geschmack. Nicht, dass ein etwas stärkerer Dollar wirklich einen nennenswerten Einfluss auf die implodierende Wirtschaft hätte. Doch in einer von Manipulationen beherrschten Finanzwelt, wo im Zuge des jüngsten Preisverfalls an den Märkten eine enorme Leverage angewendet wurde, haben solche Bemühungen, ob sie nun von offizieller Seite unternommen wurden oder nicht, fraglos zu eben diesem gigantischen Short Squeeze beigetragen.
Betrachten wir in diesem Zusammenhang einmal die beängstigenden Entwicklungen, die während der Markteinbrüche im Sommer 2015 und im Winter 2016 im Vordergrund standen. Der erste Crash war insbesondere vom Einbruch der Währungen der Schwellenländer, von dramatischen offiziellen Abwertungen und den im freien Fall befindlichen Rohstoffpreisen gekennzeichnet. Diese Märkte haben sich seitdem höchstens leicht erholt.
Ursache des jüngsten Kurssturzes waren bis zur zufälligen Erholung dank der massiven Eindeckung von Short-Positionen in diesem Monat jedoch vor allem die verzweifelten Maßnahmen der Zentralbanken, die ihre Ziele in den meisten Fällen kläglich verfehlten.
Davon abgesehen sank allerdings auch die weltweite Wirtschaftsaktivität auf ihren niedrigsten Stand seit Jahrzehnten, wie wir am drastischen Einbruch der Verkaufszahlen der chinesischen Automobilindustrie und dem "unerwarteten" Absturz des Chicago Fed National Activity Index ablesen können. Letzterer ist ein Indikator für die aktuelle Wirtschaftslage und fiel in den Minusbereich, welcher eine Rezession anzeigt, just während ich diesen Artikel verfasste.
Im Jahr 2002 konnte ich den Kollaps von Enron und Worldcom von der erste Reihe aus mitverfolgen. Damals arbeitete ich noch für Salomon Smith Barney. Ich werde den Todeskampf der beiden Aktie nie vergessen, als die "höheren Mächte" verzweifelt versuchten, sie mit Hilfe von Manipulationen und Propaganda zu retten. Das gleiche wiederholte sich dann 2008 mit Bear Stearns, Lehman, AIG, Fannie Mae und zahllosen anderen Unternehmen. Die ersten Kurseinbrüche kündigten in jedem dieser Fälle die harte Realität einer bevorstehenden Pleite an, ganz egal welche Anstrengungen anschließend unternommen wurden, um den Bankrott abzuwenden.
Nichts ängstigte mich damals mehr, als die Anhörungen vor dem Kongress gegen Ende des Jahres 2008, als die Konfiszierung der von der Regierung bezuschussten Ruhestandspläne, insbesondere der individuellen Rentenkonten, diskutiert wurde. Das bereitete mir solche Sorgen, dass ich meine Pensionspläne im Alter von 39 Jahren aufkündigte und die Strafsumme in Höhe von 10% gern bezahlte, um mein Kapital vor den Zugriffen der Regierung in Sicherheit zu bringen.
Wenn die Fed, das Plunge Protection Team und die Gesamtheit aller Regierungsorgane es nicht geschafft hätten, die Märkte wiederzubeleben, wären die Konten höchstwahrscheinlich wirklich beschlagnahmt worden. Genau das wird geschehen, wenn uns die nächste Krise trifft. Dann wird es womöglich das MyRA-Rentenprogramm treffen, das die US-Regierung vor einem Jahr ins Leben gerufen hat.
Die Vorzeichen der kommenden Ereignisse könnten heute deutlicher nicht sein. Wer sie ignoriert, tut das auf eigene Gefahr hin. Der grässliche Kurseinbruch der Aktie der Deutschen Bank ist nur ein Beispiel. Zum Glück für die Millionen von Aktionären wurde die Talfahrt dank des lächerlich durchsichtigen, von der Regierung unterstützten Versuchs mit Hilfe betrügerischer Anleiherückkäufe das Vertrauen wiederherzustellen, temporär gestoppt.
Oder wie wäre es mit den gemeinsamen Bemühungen der Zentralbanken in Europa und Japan, die Rendite auf Staatsanleihen in den negativen Bereich zu drücken? Oder mit der Diskussion über die "bargeldlose Gesellschaft", die rein zufällig zu der Zeit entbrannte, als in Davos das Weltwirtschaftsforum tagte und Janet Yellen dem Kongress mitteilte, dass die Federal Reserve negative Zinssätze zumindest in Erwägung zieht?
Ganz zu schweigen von der starken Zunahme der institutionellen Edelmetallnachfrage. Der Gold-ETF IAU erhöhte seine Bestände allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres um 25%, nachdem er zehn Jahre lang gebraucht hatte, um das vorherige Niveau zu erreichen. Blackrock, das Unternehmen hinter dem IAU, war so überrascht von dem sprunghaften Nachfrageanstieg, dass ihm zwischenzeitlich die autorisierten Wertpapiere ausgingen und es selbst eine enorme Position beim konkurrierenden GLD erwarb!
Hie bestätigt sich wieder einmal die uralte Weisheit, dass der erste Instinkt meist der richtige ist - und das trifft auf fast alle Bereiche des Lebens zu, einschließlich der Politik, der Wirtschaft und sogar der Finanzmärkte, egal wie stark diese manipuliert werden, um solche Zeichen zu verbergen. Ich empfehlen Ihnen daher, auf entsprechende Signale zu achten, insbesondere, wenn die trügerische Stille, die im Zusammenhang mit den erwähnten Fällen eingetreten ist, nicht das Geringste mit den tatsächlichen fundamentalen Gegebenheiten zu tun hat.
Nirgends ist das offensichtlicher als an den Edelmetallmärkten, wo das Kartell versucht, den Preisaufschwung zu deckeln, während die Nachfrage auf ein neues Rekordniveau steigt, die Lagerbestände dahinschwinden und das Angebot knapper wird. Letztlich werden diese Manipulationsversuche im Desaster enden.
© Andrew Hoffman
http://blog.milesfranklin.com
Der Artikel wurde am 21. März 2016 auf www.milesfranklin.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.