Nichts ist umsonst
13.05.2016 | Captain Hook
Ich greife dieses Thema nicht zum ersten Mal auf und ich kann Ihnen versichern, dass es auch nicht das letzte Mal sein wird. Das Prinzip hinter dem umgangssprachlichen Ausdruck "nichts ist umsonst", auf englisch "there is no free lunch" ("es gibt kein kostenloses Mittagessen") zählt zu den Grundgesetzen der Natur und spielt daher auch in den Lehren der Österreichischen Schule der Wirtschaftslehre eine zentrale Rolle.
Diese Idee hat meine Aufmerksamkeit während meines Studiums der Wirtschaftswissenschaften gefesselt wie keine andere, denn sie war das Einzige, das auf der Tür meines Lieblingsprofessors neben seinem Namen zu finden war. Durch diese brillante Symbolik lernte ich ihre Bedeutung zu schätzen.
Ich befasse mich also heute erneut mit dem Thema, welches ich zuletzt 2013 behandelte, und denke darüber nach, wie viel sich seitdem in der Wirtschaft und an den Märkten ereignet hat und wie naiv mir mein damaliges Ich aus heutiger Sicht erscheint. Damals dachte ich noch, die Welt sei rund und die Gesetze der Schwerkraft müssten unabänderlich gelten.
Meine Güte lag ich falsch. Ich dachte, dass die Erholung der Aktienmärkte im Jahr 2013 eher früher als später ein Ende finden würde, und dass sich die Edelmetalle in nicht allzu ferner Zukunft gegenüber anderen Assets wieder behaupten würden. Falsch, falsch und nochmals falsch, wie wir heute wissen. In Wirklichkeit gab es seitdem ein "free lunch" nach dem anderen, während die Zentralbanken versuchten, dem nächsten Crash zuvorzukommen. Sie arbeiten heutzutage wirklich hart. Wir haben bereits Nullzinspolitik, Negativzinsen und schon bald wird QE für das Volk (Helikopter-Geld) kommen. Sie tun alles, um das Platzen der Bubble Economy zu verhindern.
Natürlich zögern sie das Unvermeidliche damit nur weiter hinaus und machen letzten Endes alles noch schlimmer, denn nach der Hyperinflation kommt der Kollaps in Form einer wirtschaftlichen Depression. Sie brauchen nur die Venezolaner zu fragen:
Die haben den Sozialismus ausprobiert und können jetzt nicht einmal mehr die Stromrechnung bezahlen. Machen Sie sich nichts vor - die Vereinigten Staaten sind auf dem selben Weg. Das Land ist überschuldet, ausgebeutet und längst reif für eine Generalüberholung. Sehen Sie sich nur die Junk-Bonds an. Die Anleihemärkte werden in ernsten Schwierigkeiten stecken, sobald sich die Insolvenzen der Fracking-Unternehmen nicht länger leugnen lassen. Wir können den Beginn dieser Entwicklung jetzt schon live mitverfolgen.
Alles Gelddrucken dieser Welt wird nie zu echtem Wirtschaftswachstum führen, da der Grenzertrag mit dem Anstieg der Geldmenge abnimmt. Die Keynesianer weigern sich jedoch, diese einfache Erkenntnis zu akzeptieren und halten stattdessen weiter an ihrem schlecht durchdachten Kurs fest. Warum tun sie das? Weil zahlreiche Jobs innerhalb der zentralen Planungsbüros (d. h. in den Banken, in der Bürokratie etc.) in einer stärker auf "Laissez-faire" beruhenden Wirtschaftsumgebung überflüssig würden. Wir nennen das üblicherweise freie Marktwirtschaft - etwas, das heutzutage nicht existiert. Es gibt keine freien Märkte, keine freien Wahlen und kein "free lunch" für die normalen Bürger. Bald schon wird es für niemanden mehr etwas umsonst geben, nicht einmal für die Manipulatoren.
Eines der besten Beispiele dafür war in der letzten Woche die Ankündigung eines der größten US-amerikanischen Rentenfonds, dass er die Leistungen seiner Mitglieder substantiell kürzen müsse. Der Clou war, dass der Fonds zudem meldete, er könnte bis 2025 pleite sein. Warum geschieht das? Die kurze Antwort darauf ist die beeindruckende Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve.
Die ausführliche Antwort würde längere Erklärungen beinhalten, die letztlich zu der Schlussfolgerung führen, dass niemand ein Essen umsonst erhält. Die Wirtschaft muss denjenigen, die die Arbeit erledigen, einen Anreiz bieten, andernfalls wird sie versagen. Die Mitteilung des Central States Pension Fund, der für die Renten der LKW-Fahrer zuständig ist, hat folglich tiefgreifende Implikationen.
Die angekündigte Rentenkürzung heißt im Klartext, dass die Bürokraten die Arbeiterklasse über den Tisch ziehen. Für Banker und Regierungsmitarbeiter gab es noch keine derartigen Meldungen. Die Frage ist, wie lange sich die kleinen Leute diese Art der Behandlung und diesen Diebstahl ihrer lebenslangen Ersparnisse noch gefallen lassen, bevor sie etwas unternehmen. Bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA versuchen sie zumindest schon, sich mittels der Wahlurnen zur Wehr zu setzen - ein Zeichen dafür, dass ein Wendepunkt erreicht ist. Die Verfechter des Status Quo sind jedoch sowohl mächtig als auch erfinderisch. Möglicherweise wird ein erst gefälschtes Wahlergebnis nötig sein, bis die Bevölkerung wirklich rasend vor Wut ist.
Erst gestern habe ich ein exzellentes Zitat des Visionärs Frank Zappa gelesen, das sehr gut zu dieser Diskussion passt:
"Die Illusion der Freiheit wird so lange bestehen, wie es sich rentiert, sie aufrechtzuerhalten. Sobald die Illusion zu teuer wird, werden die Kulissen entfernt, die Vorhänge zurückgezogen, die Tische und Stühle aus dem Raum getragen und der Blick wird freigegeben auf die Ziegelmauer im hinteren Teil des Theaters."
Genau das geschieht derzeit in Amerika. Und es wird nur noch schlimmer.
Doch sagen Sie das nicht den internationalen Marktmanagern, denn diese Leute würden Ihnen gern glauben machen, dass - Sie ahnen es sicher schon - dank des Gelddruckens und der Aktienrückkäufe alles in bester Ordnung ist. In gewisser Weise stimmt das sogar: Auf Grundlage dieser Einstellung könnten alle Wertpapiere (sogar alle Assets, einschließlich der Rohstoffe und der Edelmetalle) trotz der immer schlechter werdenden Fundamentaldaten sich zunehmend von der Realität entkoppeln und höher und höher steigen.
Verschiedene Faktoren signalisieren tatsächlich eine solche Entwicklung, doch man sollte nicht vergessen, dass alle im selben Boot sitzen und dass das Erwachen umso schlimmer wird, wenn das Spiel erst einmal vorüber ist. Nichts ist umsonst in dieser Welt und eines Tages muss die Rechnung bezahlt werden.
Abbildung 1
Wie Sie anhand des obenstehenden Charts sehen können, hat es den Anschein, als würde auch der Goldkurs wieder in der Realität ankommen, und das bedeutet Inflation oder Tod. Der wahre Grund für den Anstieg des Goldpreises wird letztlich das Insolvenzrisiko sein, das im Zuge der künftigen Entwicklungen nicht mehr tragbar sein wird. Die allgemeinen Verbraucherpreise werden sich der Inflationsparty der Assetpreise anschließen, sobald quantitative Lockerungen für das Volk zur politischen Notwendigkeit werden - manche bezeichnen das als "echtes QE". Hinsichtlich der Aktien ist in den kommenden Wochen wahrscheinlich ein ähnliches Szenario zu erwarten und höhere Kurse werden die Folge sein (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2

Mit dem Sieg von Donald Trump bei den Vorwahlen in New York erhöht sich der Druck auf die Preismanager. Da es sein erklärtes Ziel ist, Janet Yellen zu entlassen und die Fed zu reformieren, können Sie davon ausgehen, dass die Einflussnahme auf das Marktgeschehen (und auch die Inflationsrate) in den nächsten Monaten zunehmen wird, während man versucht, Trumps Chancen zu mindern. Das könnte zur Folge haben, dass die Kurse der Aktien, Rohstoffe und Edelmetalle vorerst hoch bleiben - wenn nicht aufgrund der immer schnelleren Ausweitung der Geldmenge, dann weil die Marktteilnehmer die erwähnten Manipulationen erwarten.
Hinsichtlich der Marktstimmung könnte es für die Aktien künftig schwieriger werden, da sich die Spekulanten der Situation offenbar bewusst sind, wie sich an den sinkenden Put/Call-Ratios ablesen lässt. Oder sind sie des kontinuierlichen Short Squeeze einfach überdrüssig? Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem (siehe Abbildung 3).
Abbildung 3

Meiner Erfahrung nach sind die meisten Spekulanten nicht besonders schlau, daher bevorzuge ich den zweiten Erklärungsansatz. Wer weiß schon, wie lange das noch so weitergeht - vielleicht bis Mai, Juni oder sogar Juli. Wenn Sie den Fehler gemacht haben zu glauben, unter diesen äußeren Umständen an den Edelmetallmärkten handeln oder auch einfach nur mit Bedacht Positionen aufbauen zu können, dann könnten Ihnen einige unangenehme Überraschungen bevorstehen.
Die Fed hat in den Selbsterhaltungs-Modus umgeschaltet und die Angst der Hedger vor einer Korrektur wächst (die Put/Call-Ratio des DUST sinkt weiter, während sie beim GDX steigt und mittlerweile schon bei mehr als 1 liegt). Ob Sie es glauben oder nicht: Die Edelmetallaktien könnten noch einmal um 30% in die Höhe schießen, bevor es schließlich wieder abwärts geht.
Darüber hinaus ist es interessant, dass die Positionierung der Commercials an der Comex derzeit praktisch im Widerspruch steht zum Kurs von Janet Yellen und der Federal Reserve. Das könnte diesmal ziemlich schiefgehen für die Commercials und dazu führen, dass die Inhaber der Short-Positionen regelrecht überrannt werden - ein auch als "Commercial Signal Failure" bekanntes Szenario.
Die Daten des Commitments of Traders Report zeigen sowohl für den Gold- als auch für den Silbermarkt eine extrem hohe Zahl an Kontrakten. Eine Verringerung der Positionen und ein Einbruch der Kurse vor der Sitzung der Fed am Mittwoch wären daher keine Überraschung - Hinweise auf eine künftige Straffung der Geldpolitik dagegen schon. Ich möchte mich in dieser Hinsicht nicht festlegen, sondern nur auf die aktuelle Dynamik aufmerksam machen, damit Sie wissen, womit Sie es hier zu tun haben.
Aufgrund der damit einhergehenden Inflationssignale ist es nicht so, dass die Fed wirklich will, dass die Edelmetall- und Rohstoffpreise steigen. Angesichts des Dilemmas, in dem sich die Notenbank befindet, kann sie derzeit aber auch nichts sagen, was die Pferde scheu macht. Die bevorstehende Wahl bereitet den Beamten der Fed große Sorgen - so große Sorgen, dass sie trotz der daraus erwachsenden Konflikte die üblichen Konventionen missachten und enorme Beträge an Hillary Clinton spenden. Schön, dass diese Schmarotzer nun endlich an einen Punkt gelangen, an dem sie nicht mehr weiterwissen.
Wann also wird es an den Edelmetallmärkten zu einer echten Korrektur kommen? Niemand kann das mit Gewissheit sagen, doch sollten die Preise bis in den Mai hinein weiter steigen, ist es möglich, dass die ganze Angelegenheit in Hinblick auf die Fed und die Präsidentschaftswahl bereits eingepreist ist. Einige der Hedger, die sich über Short-Kontrakte absichern, müsste man in diesem Fall wohl mit dem Krankenwagen abholen.
Anders betrachtet wird die Korrektur jedoch genau dann einsetzen, wenn niemand damit rechnet, d. h. wenn die Spekulanten und Hedger steigende Edelmetallpreise erwarten, die Put/Call-Ratios sinken und die Absicherungsgeschäfte zurückgehen. Wann wird es soweit sein? Sollten die Aktien der Edelmetallunternehmen im Zeitfenster zwischen Mai und Juli weiter zulegen, dann wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte.
Wenn die Kurse der Edelmetallaktien jedoch schon im Mai (oder auch noch darüber hinaus) korrigieren können, dann würde das auf ein echtes Preisfeuerwerk bis in den November hinein hindeuten. Wir werden die Entwicklungen und Geschehnisse also weiter aufmerksam verfolgen und sind schon gespannt, wie erfolgreich die Preismanager Ende dieses Monats sein werden. Aus der Perspektive eines Edelmetall-Bullen sollte man ihnen lieber nicht zu viel Erfolg wünschen, denn ein schlechter Monatsabschluss des Sektors bedeutet meist verstärkte Verkäufe im folgenden Monat. Da die Investoren aber so große Angst vor diesem Szenario und der nächsten Korrektur haben, sollte das eigentlich kein Problem sein.
Heißt das, dass jede Kursschwäche eine Kaufgelegenheit darstellt? Darauf können Sie wetten. Schließlich erklimmen die Kurse gerade die "Wall of Worry", d. h. sie steigen, obwohl die Marktteilnehmer noch skeptisch sind.
Manche Marktbeobachter, wie z. B. dieser Analyst, möchten ihnen etwas anderes einreden. Sie sollten sich allerdings der Schwachstellen in seinen Methoden und seiner Argumentation bewusst werden. Zum ersten gehören er und seine Abonnenten zu den Trotteln, die all die Kaufoptionen auf den DUST erwerben, die sich nie auszahlen werden. Zum zweiten ist der Silbermarkt nicht nur der "Spielplatz der Fonds". Es stimmt zwar, dass Silber ein beliebtes Spielzeug für aggressive Spekulanten ist, doch gleichzeitig - und hier kommen wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurück - ist es der beste elektrische Leiter der Welt und wenn China und Indien in den nächsten fünf Jahren im Rahmen ihrer Solarenergie-Initiativen zahlreiche neue Photovoltaikanlagen benötigen, wird die Nachfrage nach dem weißen Metall enorm zunehmen. Dazu kommt die Hyperinflation, die nötig sein wird, um die Bail-Outs der Schmarotzer zu finanzieren. Außerdem sollte man vielleicht noch bedenken, dass unter Umständen aus reiner Fahrlässigkeit der Dritte Weltkrieg ausgelöst wird.
Darüber hinaus gibt es diverse Initiativen zur Remonetarisierung von Gold und Silber, die derzeit in aller Munde sind. Nicht zu vergessen auch die einem rasanten Wandel unterworfene politische Szenerie im mächtigsten und instabilsten Land der Welt - den USA. Eines Tages werden diese Faktoren eine große Rolle spielen, aber ich persönlich würde nicht wie die Hedgefonds an den Terminmärkten darauf wetten.
Nein, physische Edelmetalle und gut ausgewählte Unternehmensaktien (keine ETFs), die langfristig gehalten werden, sind die richtige Strategie. Auf diese Weise mögen Sie angesichts all der wechselwirkenden Faktoren zwar in die eine oder andere Falle tappen und die eine oder andere Fehlentscheidung treffen. Mittlerweile lässt sich jedoch nicht mehr vorhersagen, wann genau Sie Ihre Anlagen wirklich brauchen werden (das wird auch der oben erwähnte Analyst noch herausfinden) - und wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, wird Ihr Kapital wenigstens nicht von irgendwelchen absurden Papierassets vernichtet, die es Ihnen ohnehin nie ermöglicht haben, Ihr Vermögen an einen echten Wert zu binden.
Es ist richtig, dass sich der Silberkurs womöglich noch eine Zeit lang seitwärts entwickeln muss, während sich die Situation aufklärt. Dabei wird der Kurs des weißen Metalls die Basis, die er bereits seit mehreren Jahren bildet, weiter ausfüllen. Gut positionierte Anleger mit strukturierten Portfolios werden davon eines Tages enorm profitieren, denn auf leisen Sohlen schleicht sich etwas heran, das den Status Quo völlig überrumpeln wird. Seien Sie also besser gut vorbereitet - die Revolution wird noch in diesem Jahr beginnen.
In diesem Zusammenhang gibt es auch eine gute Nachricht: Ich werde das Edelmetall-Portfolio für Abonnenten in dieser Woche (am Mittwoch) wieder öffnen und dort alle Investments veröffentlichen, die ich seit letztem Jahr ausgewählt habe.
Das ist meine Geschichte und ich bleibe dabei.
© Captain Hook
www.treasurechestsinfo.com
Der Kommentar wurde ursprünglich am 25. April 2016 auf www.treasurechestsinfo.com für Abonnenten veröffentlicht und am 09. Mai 2016 auf www.safehaven.com veröffentlicht, sowie exklusiv für GoldSeiten übersetzt.