David Smith über das Potential von Gold und Silber und das Vermeiden von Anfängerfehlern
29.07.2016 | Mike Gleason
Mike Gleason: Ich freue mich, heute David Smith zu einem Interview begrüßen zu dürfen. David ist als Chefanalyst für The Morgan Report tätig und veröffentlicht regelmäßig Beiträge auf MoneyMetals.com. David, es ist immer wieder schön, Sie bei uns zu haben.
David Smith: Danke Mike, ich komme auch immer wieder gern zurück.
Mike Gleason: Es ist Donnerstagmorgen und die Edelmetallkurse sind angesichts der Umstände und der kürzlichen starken Aufwärtsbewegung des Sektors relativ stabil. Die Kurse haben ein wenig nachgegeben und womöglich werden wir nun zunächst eine Art Pause erleben, während die Edelmetalle die starke Rally direkt im Anschluss an den Brexit verarbeiten.
Silber notiert heute jedoch praktisch 3 $ höher als noch vor drei Wochen, vor dem Referendum in Großbritannien. Der Silberkurs hat zudem sechs Wochen in Folge im Plus geschlossen. Die Frage, die nun wohl fast jeden Investor beschäftigt, ist, ob sich dieser Aufwärtstrend noch weiter fortsetzen wird. Was denken Sie, David? Wenn Sie glauben, dass noch Potential vorhanden ist, was unterscheidet die aktuelle Rally dann von denen, die wir im Laufe der letzten fünf Jahre erlebt haben und die immer recht schnell wieder im Sande verliefen?
David Smith: Ich bin überzeugt, dass der Trend sich noch weiter fortsetzen wird, Mike. Ich möchte diese Aussage allerdings ein wenig einschränken, da wir uns mitten im Sommer befinden und sich die Edelmetalle um diese Jahreszeit oft eher schwach entwickeln. Ich rechne jedenfalls mit Kursrücksetzern und einem im Allgemeinen gleichbleibenden Preisniveau. Bis in den August hinein könnte es sogar zu einem signifikanten, vorübergehenden Absinken der Kurse kommen, bevor sie dann im September wieder an Stärke gewinnen.
Hinter uns liegen sechs oder sieben Monate mit verblüffenden Rallys im Minensektor und einer sehr guten Entwicklung der Gold- und Silberkurse. Interessant finde ich vor allem, wie dieser Trend plötzlich nach einem 4,5 Jahre währenden, zyklischen Bärenmarkt einsetzte. Das hat viele Leute überrascht. Selbst viele Analysten sind wiederholt in den Markt ein- und wieder ausgestiegen und haben die Entwicklung weiter beobachtet.
Ich denke die beste Methode für Edelmetallbesitzer ist es, in Tranchen zu kaufen, z. B. alle 30 Tage oder immer dann, wenn ein wenig Geld übrig ist. Versuchen Sie nicht, auf einem magischen Punkt zu warten, an dem Sie plötzlich ihre Investments ausbauen oder eine Position verkaufen. Bleiben Sie einfach ruhig in dem Wissen, dass es sich hier um einen langfristigen Trend handelt, der jetzt aufwärts gerichtet ist. Wenn Sie einem Plan erstellen und sich daran halten, wird das kurzfristige Auf und Ab der Kurse Sie nicht so sehr stören.
Mike Gleason: Etwas scheint sich an den Edelmetallmärkten tatsächlich grundlegend geändert zu haben und der Optimismus ist zum jetzigen Zeitpunkt angesichts der bisherigen Entwicklungen wahrscheinlich gerechtfertigt. David, warum bezeichnen Sie die Kursgewinne seit Jahresbeginn auch als "Trump-Rally?"
David Smith: Nun, ich möchte hier kein Werturteil über Donald Trump sprechen und mich nicht auf eine bestimmte Seite stellen, aber hinsichtlich seiner politischen Erfolg lagen die Kommentatoren alle falsch. Sie rechneten ihm keinerlei Chancen aus, doch nun ist er der Kandidat der Republikanischen Partei. Die ganze Zeit über wurde er unterschätzt und belächelt, und ob er nun zum Präsidenten gewählt wird oder nicht - ich glaube er ist schon jetzt weiter gekommen, als es irgendjemand für möglich gehalten hätte.
Mit den Aktien der Edelmetallunternehmen verhält es sich meiner Meinung nach ähnlich. Manchmal versuchen wir zu viel zu analysieren, statt uns einfach zurückzulehnen und die Entwicklungen zu beobachten. Vielleicht denken wir, wir wüssten mehr als der Markt. Wenn wir aufmerksam zusehen und zuhören, können wir manchmal sehr viel mehr lernen, als wenn wir versuchen jede winzige Kursbewegung in den Charts zu analysieren.
Mike Gleason: Apropos Charts - unser gemeinsamer Freund Steve St. Angelo von SRSroccoReport.com hat einen Artikel über die Annäherung des Silberkurses an seinen 50-monatigen gleitenden Durchschnitt und die Möglichkeit eines langfristigen Ausbruchs über diese Linie geschrieben, die bei 20,35 $ liegt. Warum sollte es sich dabei um ein wichtiges Niveau handeln und auf welche Marken sollte man oberhalb dieses Preises achten?
David Smith: Dieser Bereich stellte lange Zeit einen Widerstand für den Silberkurs dar und wenn Sie sich ansehen, welchen Weg der Kurs von seinem Hoch bei knapp 50 $ im Jahr 2011 bis zu seinem Tiefpunkt nahm, dann werden Sie mehrere Bereiche erkennen, in denen das Metall über längere Zeit hinweg notierte und in denen es eine Unterstützungslinie fand, bevor auch diese nach unten durchbrochen wurde.
So war es von 2011 bis zum vergangen Winter. Dann änderte sich die Lage, Silber bildete eine Basis und der Goldpreis stieg im Dezember an. Anschließend lieferten die Aktien der Minengesellschaften die Bestätigung. Ich denke, das war am 19. Januar, denn damals sanken viele der Edelmetallaktien im Laufe des Handelstages auf ein Tief, kehrten dann jedoch um und begannen vor dem Hintergrund eines höheren Handelsvolumens zu steigen. Seitdem haben sie praktisch nicht mehr zurückgeblickt.
Alle hochwertigen Minenaktien haben seitdem sehr große Gewinne verzeichnet und die Edelmetallpreise sind gemeinsam mit ihnen gestiegen. Der gesamte Sektor entwickelt sich also in die gleiche Richtung, und das finde ich faszinierend.
Ich denke, das verleiht der Einschätzung von David Morgan Glaubwürdigkeit, der der Ansicht ist, dass wir den Beginn der letzten großen Hausse in diesem Markt erleben, die mehrere Jahre andauern wird. Sie könnte sogar länger als drei oder vier Jahre dauern wird letzten Endes zu einem allgemeinen Kaufrausch und einem Run auf den Sektor führen, der die Kurse nach oben schnellen lässt. Die Menschen werden Edelmetalle kaufen wollen, aber keine auftreiben können und dann werden die Preise ein unvorstellbares Niveau erreichen. Dabei wird nicht nur der nominelle Preis steigen, auch die Geld-Brief-Spanne wird viel, viel höher sein als heute.
Mike Gleason: Um noch einmal zu meiner ersten Frage zurückzukommen: Es klingt als würden tatsächlich viele Daten, sowohl technische als auch andere Indikatoren, darauf hindeuten, dass der aktuelle Aufschwung einen langfristigen Trend darstellt. Kann man das so sagen, David? Haben wir eine Reihe verschiedener positiver Daten?
David Smith: Ja, definitiv. Schrecklich viele Marktteilnehmer sind zur Zeit optimistisch, doch die Commercials, die gegen den Trend handeln, sind größtenteils bearish. Wir haben also einen starken Konflikt zwischen den Bullen und den Bären, doch solange man den Markt aus der Perspektive der Fundamentaldaten betrachtet, sollte das niemanden stören.
Ich habe mir den Chart erst heute morgen angeschaut und seit Januar hatten wir bereits drei Retracements, die jeweils über mehrere Wochen anhielten. Das ist interessant, war aber auf jeden Fall zu erwarten. Ich hoffe schon fast auf einen deutlicheren Kursrückgang, gerade jetzt im Sommer. Ich denke, in den nächsten Wochen stehen die Chancen gut für eine Korrektur, die den Anlegern eine Gelegenheit gibt, bei etwas besseren Preisen noch ein wenig Edelmetall zuzukaufen. Auch für diejenigen, die bis jetzt noch unentschlossen waren und die Entwicklungen nur beobachtet haben, wäre ein Preisrückgang ein guter Zeitpunkt, um in den Markt einzusteigen und eine physische Edelmetallposition aufzubauen.
Das Problem liegt oft in der menschlichen Natur. Die Leute sagen, "Wenn der Preis auf ein bestimmtes Niveau fällt, kaufe ich", aber wenn er dann tatsächlich sinkt, geht das oft mit einer recht negativen Berichterstattung einher. Dann vergessen die Anleger, dass sie in diesem Moment nicht auf ihre Gefühle hören dürfen und sagen sich stattdessen, dass sie kaufen, wenn die Edelmetalle noch ein wenig günstiger werden. Sie warten und warten und kaufen am Ende nie. Es gibt Leute, die noch immer darauf warten, dass der Silberpreis auf 10 $ fällt, aber ich glaube wirklich nicht, dass wir das erleben werden.
Mike Gleason: Gold wird ja oft als der ultimative sichere Hafen für Investoren betrachtet. Hat es Sie überrascht, dass sich der Goldkurs in letzter Zeit so gut entwickelt hat, obwohl der Dow Jones und der S&P 500 fast täglich auf neue Allzeithochs gestiegen sind? Gold ist natürlich nicht gerade in die Höhe geschossen, sondern scheint zu konsolidieren und ein wenig zu korrigieren, aber angesichts der neu entfachten Risikofreudigkeit der Investoren an den Aktienmärkten hält sich der Kurs ziemlich gut. Nach dem Brexit haben wir einen großen Preisschwung erlebt, als Gold plötzlich 100 $ zulegte, und bislang musste das Edelmetall noch nicht allzu viel von diesen Kursgewinnen wieder abtreten. Der Goldkurs scheint relativ stabil auf dem aktuellen Niveau zu verharren. Was denken Sie darüber, David?
David Smith: Ich schätze die Spielregeln ändern sich derzeit ein wenig. Wir haben diese enorme Liquidität, die die Zentralbanken in das System pumpen und mit der sie versuchen, die Investoren zum kaufen zu animieren und die Wirtschaft in Europa, Japan und den Vereinigten Staaten zu stützen. Eines Tages wird ein Teil dieser Liquidität letztlich durch Helikoptergeld zur Verfügung gestellt werden. Sie werden die Banknoten fast im wörtlichen Sinne auf die Menschen herabregnen lassen, um sie zu höheren Ausgaben zu bewegen. Japan steht bereits kurz davor, diesen Schritt zu gehen.
Die Situation hat zur Folge, dass die Preise zahlreicher Investments steigen, beispielsweise die Immobilienpreise, der Kurs des Dow Jones und viele andere Assets, selbst der US-Dollar. Mich persönlich interessiert das nicht, denn ich besitze Gold und Silber und letzten Endes wird echtes Geld all die anderen Dinge überdauern.
An vielen Märkten haben sich infolge der Geldpolitik Spekulationsblasen gebildet, nicht aber bei den Edelmetallen. Die Kursgewinne der Edelmetalle sind allein bedingt durch Investoren, die sich daran erinnern, welche Vermögenswerte schon seit tausenden von Jahren echtes Geld sind. Wenn die Schuldentürme schließlich unter ihrem eigenen Gewicht einstürzen, werden einzig Gold und Silber stehen bleiben. Solange es an den Edelmetallmärkten relativ ruhig ist und viele Investoren ihr Hauptaugenmerk auf andere Sektoren richten, stellt das für Sie eine gute Chance dar, Ihre Positionen aufzustocken oder erste Gold- und Silberinvestitionen zu tätigen.
Mike Gleason: Sie haben gerade eben das Helikoptergeld erwähnt. Ben Bernanke, der ehemalige Vorsitzende der US-Notenbank, der diesen Ausdruck geprägt hat und seitdem auch gern als "Helikopter-Ben" bezeichnet wird, sprach kürzlich darüber, dass die Zentralbanken immer in der Lage seien, Inflation zu generieren, wenn das nötig ist. Unter den Edelmetallinvestoren fragen sich nun viele, wann die Federal Reserve diese Politik tatsächlich anwenden wird und beginnt, Geld direkt an die US-Bürger zu verteilen. Wie wir wissen hat die Notenbank alle möglichen anderen radikalen Maßnahmen bereits ausprobiert.
Am Mittwoch hat Loretta Mester, eine Angehörige des Offenmarktausschusses der Fed, bestätigt, dass die Beamten sich unter Umständen für diese Art der Geldpolitik entscheiden könnten, falls alle anderen Maßnahmen versagen.
Noch vor wenigen Jahren hätte das völlig verrückt gewirkt, aber in der Zwischenzeit haben wir einige ungewöhnliche geldpolitische Experimente erlebt - die quantitativen Lockerungen, die Nullzinspolitik und wie wir wissen werden auch negative Zinssätze zumindest diskutiert. Was ist Ihrer Meinung nach von der Fed zu erwarten? Wir haben den Eindruck, dass sich die Notenbank darauf vorbereitet, noch verrücktere Maßnahmen zu ergreifen als bisher.
David Smith: Ja, so sieht es tatsächlich aus. Die Dinge, die Sie erwähnt haben, sind oft Testballons, die gestartet werden, um zu sehen wie die Öffentlichkeit und die Märkte auf die Maßnahmen reagieren. Es ist schon interessant, dass Ben Bernanke den Spitznamen "Helikopter-Ben" fast wie einen Ehrentitel trägt. Er stört sich nicht im Geringsten daran, und allein die Tatsache, dass diese Leute das so sehen, gibt einem wirklich zu denken. Die Zinsen waren übrigens noch nie zuvor in der Geschichte so niedrig, denn immerhin sind sie in vielen Teilen der Welt bereits negativ.
Hätten Sie je gedacht, dass Sie eines Tages ein Bankkonto haben würden, bei dem Sie die Bank dafür bezahlen müssen, dass Sie ihr Geld leihen? Das widerspricht der menschlichen Natur, der Idee des Kapitalismus und des Unternehmertums und jeder Logik. Wenn Sie Geld sparen, verfügen Sie über ein solides Grundkapital und mittels der Banken können Sie ihr Kapital verleihen und so die Unternehmen und die Geschäftstätigkeit unterstützen und fördern.
Das ist nicht möglich, wenn Sie alles ausgeben und am Ende gar nichts mehr übrig haben. Warum sollte das in irgendeiner Weise hilfreich sein? Sie werden dann praktisch völlig abhängig vom Staat. Unser gesamtes Wirtschaftssystem wird gerade auf den Kopf gestellt, aber Sie sollten weiterhin an Ihrem gesunden Menschenverstand festhalten. Die aktuellen Verschiebungen ergeben keinerlei Sinn. Das neue System wird letztlich an seiner eigenen Absurdität zugrunde gehen.
Mike Gleason: Sie sind am Anfang dieses Interviews kurz darauf eingegangen, aber ich möchte es nicht versäumen, den Minensektor noch einmal anzusprechen, denn dieser zeigte 2016 eine phänomenale Performance. Wie geht es weiter nach den riesigen Gewinnen der Goldaktienindices GDX und HUI, die etwa 140% im Plus liegen? Ist es Zeit, einen Teil der Gewinne zu realisieren, David?
David Smith: Ich denke das wäre sinnvoll, ja. Manche Minenaktien haben bereits 200%, 300%, 400% oder sogar 500% zugelegt, wissen Sie. Ich würde schon fast so weit gehen zu sagen, dass Schweine das Fliegen gelernt haben. Darunter sind allerdings auch einige von eher fragwürdigem Wert. Die Aktien der wirklich guten Minengesellschaften, Ihre Kernposition sollten Sie jedoch behalten. Ich schätze, wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass wir die Aktien der Edelmetallunternehmen, andere Assets aus dem Rohstoffsektor und selbst physische Edelmetalle sowohl als Investment als auch als Versicherung halten können. Wir sollten uns bewusst machen, welcher Teil der Minenaktien zu unserer Kernposition gehört und mit welchem Teil wir handeln.
Die wichtigsten Kernassets, die Anteile an den besten Unternehmen, sollten Sie bis zum Ende dieses Zyklus halten. Sie können einen Teil davon bei Gelegenheit verkaufen und später wieder zukaufen. Das muss gar nicht viel sein, aber es gibt Ihnen ein gutes Gefühl, wenn Sie von Zeit zu Zeit ein paar Profite realisieren. Dann müssen Sie auch nicht mit ansehen, wie alle Gewinne wieder vernichtet werden, wenn die Kurse einmal nachgeben, wie heute morgen. Sie sollten jedoch nicht zu viel verkaufen. Manche Investoren haben den Ratschlag befolgt, die Hälfte ihrer Position zu verkaufen, wenn die Kurse sich verdoppeln.
Unter normalen Umständen ist das kein schlechter Rat, aber manchmal entgehen Ihnen dadurch auch große Gewinne. Wenn Sie also beispielsweise eine Aktie für 3 $ kaufen und die Hälfte Ihrer Position verkaufen, wenn der Kurs auf 6 $ steigt, ist das schon in Ordnung. Aber ich habe z. B. einmal eine Aktie für 9 Cent gekauft, die vor drei Jahren bei fast 3 $ notierte.
Ich habe einen Teil meiner Position verkauft, einen Teil der Gewinne realisiert und diese dann reinvestiert, als der Kurs wieder fiel. Derzeit notiert die Aktie bei 0,75 $ oder 0,80 $. Ursprünglich habe ich die Anteile wie gesagt für 0,09 $ gekauft. Wenn ich bei jedem Vielfachen des Kaufpreises, bei 0,18 $, 0,27 $ usw., verkauft hätte, wäre von meiner ursprünglichen Position nicht mehr viel übrig. Die Zeiten haben sich geändert und erfordern daher auch andere Strategien. Dabei sollten wir natürlich immer nur das tun, wobei wir uns wohlfühlen.
Ich kann und will keine offizielle Finanzberatung geben, aber ich höre vielen anderen aufmerksam zu und ich höre auf meine innere Stimme. Ich erstelle einen Plan, der für mich persönlich am besten funktioniert und mit dem ich zufrieden bin, und ich bin der Meinung, dass alle Anleger das tun sollten.
Eines kann ich Ihnen allerdings sagen: Wenn Sie mit dem Umfang Ihrer physischen Edelmetallreserven noch nicht zufrieden sind, dann denke ich, dass Sie viel beruhigter und entspannter sein werden, wenn Sie unabhängig vom Preis in diesem Sommer die entsprechenden Investitionen noch tätigen. Emotional gesehen können Sie kaum etwas falsch machen, wenn Sie sich z. B. einen dreimonatigen Plan machen und immer nach 30 Tagen kaufen, egal wo genau der Kurs zu diesem Zeitpunkt liegt.
Versuchen Sie nicht, jedes Tief und einen Preisschwung abzupassen und hören Sie nicht auf all die widersprüchlichen Meinungen und Kommentare. Ihr Herz sagt Ihnen, dass Sie das Richtige tun: Bauen Sie zuerst eine Position zur Absicherung auf, mit der Sie sich wohlfühlen. Danach können Sie einen Schritt weitergehen und herausfinden, wie sich mit den Aktien der Bergbauunternehmen oder an einem anderen Markt das große Geld machen lässt.
Mike Gleason: Das führt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Ich möchten mit Ihnen gern einen Moment über die Psychologie der Investoren sprechen, weil Sie in dieser Hinsicht immer einen kühlen Kopf bewahrt haben. Was geht in den Köpfen der Anleger vor, wenn sie versuchen den richtigen Moment für Investitionen abzupassen? Nach den jüngsten Gewinnen und der starken ersten Jahreshälfte werden viele die Edelmetalle sicherlich als überbewertet und zu teuer erachten. Immerhin notiert Silber nicht mehr bei unter 14 $ und Gold kostet ein paar hundert Dollar mehr als noch im Januar. Welchen Rat haben Sie für Anleger, die erstmals in Edelmetalle investieren wollen und für diejenigen, die bereits große Positionen halten?
David Smith: Ich denke, Sie sollten einen Weg finden, mit dem Sie zufrieden sind. Machen Sie sich bewusst, dass Sie den Markt nicht aus der "Perspektive eines Amateurs" betrachten dürfen, wie David Morgan es ausdrückt. Das spielt auf das an, was Sie gerade gesagt haben. Viele denken, "Oh Mist, ich hätte im Januar, Februar oder März kaufen sollen, ich habe das Tief verpasst." Sie sind so bekümmert darüber, dass sie den Blick praktisch nur zurück richten.
Das Tief wird höchstwahrscheinlich nicht wiederkommen, doch wenn Sie darauf warten, werden Sie Silber nicht für 20 $ kaufen, weil Sie 13 $ verpasst haben, und dann werden Sie es auch nicht für 26 $ kaufen, weil Sie 20 $ verpasst haben, und schon gar nicht für 40 $, nachdem Sie auch 26 $ verpasst haben. Da geht so weit, dass Sie die gesamte Hausse beobachten und nichts tun.
An einem gewissen Punkt müssen Sie den Sprung wagen, einen Plan ausarbeiten und sich daran halten. Wenn Sie der Meinung sind, dass Edelmetalle das Richtige für Sie sind, dann sollten Sie kaufen und sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, wenn Sie das eine oder andere Tief nicht erwischen. Wenn Sie wie wir davon überzeugt sind, dass der Silberpreis in einigen Jahren sehr wahrscheinlich im dreistelligen Bereich liegen wird, warum sollten Sie dann versuchen, ein paar Cent zu sparen? Am Ende entgehen Ihnen dadurch die großen Gewinne, weil Sie sich nie dazu durchringen, eine Position zu eröffnen.
Sie sollten sich auf jeden Fall immer gut informieren und sich dabei wohlfühlen, wenn Sie Kapital investieren. Lesen Sie Artikel und Hintergrundinformationen von verschiedenen Kommentatoren und Marktbeobachtern. Eine gute Quelle ist z. B. das Archiv von MoneyMetals.com. Wenn Sie neu sind im Edelmetallsektor, dann können Sie hier einen Einblick in den Markt bekommen und lernen, welche Vorgehensweise bei ersten Gold- und Silberinvestitionen empfehlenswert ist. Danach können Sie einen Schritt weitergehen. Ich denke, wenn die Anleger so vorgehen, werden sie rückblickend sehr zufrieden mit ihren Entscheidungen sein.
Mike Gleason: Ja, wir versuchen definitiv, den Investoren möglichst viele Informationen zur Verfügung zu stellen, das begreifen wir als Teil unserer Mission.
Verstehe ich Sie richtig David - ein Investor, der bereits über eine große Kernposition verfügt und vielleicht zusätzlich ein wenig auf Kursrücksetzer spekulieren möchte, kann beim Ausbau seiner Investments versuchen, strategisch günstige Momente abzupassen, während jemand, der noch keinerlei Edelmetalle besitzt, nicht unbedingt versuchen sollte das perfekte Timing zu erwischen?
David Smith: Ja, das stimmt, Mike. Wissen Sie, der Investor, der bereits umfassende Anlagen im Edelmetallsektor besitzt, verfügt hoffentlich noch über gewisse Barmittelreserven. Oder vielleicht hat er in den letzten Wochen auch einen Teil seiner Gewinne realisiert. Zahlreiche Indikatoren deuten darauf hin, dass sich das Chancen-Risiko-Profil vorerst in die andere Richtung verschieben wird, aber wenn Sie ein wenig Cash zu Hand haben oder weitere Investitionen geplant hatten, wird sich in den nächsten vier bis sechs Wochen meiner Einschätzung nach eine gute Gelegenheit ergeben. Egal ob Sie in physische Edelmetalle oder in die Aktien der Minengesellschaften investieren wollen - Sie sollte es immer dann tun, wenn sich die Kurse gerade schwach entwickeln. Kaufen Sie nicht an den Tagen, an denen die Preise steigen, sondern an Tagen, an denen sie nachgeben.
Eine gute Strategie ist es in diesem Zusammenhang auch, in gleichmäßigen Tranchen zu kaufen. Meine Glückszahl dabei ist die Drei: Ich versuche drei Tranchen zu jeweils niedrigeren Preisen zu kaufen. Das klappt nicht immer, aber man dabei stellt man die Psychologie der Märkte auf den Kopf und das ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Investoren, die versuchen ihre gesamte Position mit einem Mal zu kaufen, werden immer das Gefühl haben, dass sie einen Verlust gemacht haben, wenn der Kurs sinkt.
Vielleicht geraten sie sogar in Panik und verkaufen während eines Bodens. Wenn Sie Ihre Position dagegen in mehreren Teilen aufbauen und die zweite Tranche zu einem niedrigeren Preis als die erste kaufen können, dann werden Sie richtig gespannt sein und denken, "Wow, wahrscheinlich habe ich die Chance die dritte Tranche noch günstiger zu bekommen." Sie beginnen dann, auf einen Rückgang der Preise zu hoffen und das ist genau das Gegenteil von dem, was die meisten Anleger tun.
Fast alle hoffen darauf, dass die Preise in die Höhe schießen, direkt nachdem sie ein bestimmtes Asset gekauft haben. Sie setzen alles auf eine Karte, machen alles von einem bestimmten Einstiegspreis abhängig, und wenn die Kurse dann sinken sind sie zutiefst bestürzt. Es dauert meist nicht lange, bis sie so panisch werden, dass sie nachts nicht mehr schlafen können und dann verkaufen sie genau an dem Punkt, an dem der Markt einen Boden bildet, bevor es wieder bergauf geht.
Mike Gleason: Sprechen wir auch noch kurz über den Artikel "How High Is 'Sky-High' Silver?", den Sie für MoneyMetals.com geschrieben haben. Fassen Sie doch bitte zusammen, worum es in diesem Artikel geht, für unsere Zuhörer und Leser, die ihn noch nicht kennen.
David Smith: Nun, ich lege darin einige potentielle Kursziele für Silber dar, und manche davon sind ziemlich fantastisch. Ich hoffe, dass ich mit den Prognosen im zweiten Teil des Artikels die Aufmerksamkeit der Anleger gewinne, aber der Artikel enthält eine doppelte Botschaft: Erstens ist es fast sicher, dass der Silberpreis auf ein viel höheres Niveau steigen wird. Zweitens ist das genaue Kursziel eigentlich irrelevant. Ob man Silber nun bei 100 $, 200 $ oder 500 $ sieht - wenn man sich auf einen bestimmten Punkt fixiert, verliert man seine Flexibilität und sagt sich "Ohje, was werde ich nur tun, wenn der Kurs dieses Ziel nicht erreicht?" Oder: "Wenn Silber bis zu dieser Linie steigt, werde ich damit das Studium meines Sohns finanzieren."
Stattdessen sollte man sich bewusst machen, dass die fundamentalen Antriebskräfte die Kurse unterstützen werden. Die tektonischen Platten von Angebot und Nachfrage schieben sich auf eine solche Weise zusammen, dass starke Preisanstiege bei Gold und Silber praktisch unvermeidlich sind. Es muss nicht erst zu einem gesellschaftlichen Zusammenbruch kommen, bevor Goldpreise von 5.000 $, 6.000 $ oder 8.000 $ und ein Silberpreis von 100 $ möglich sind.
Die Faktoren auf der Angebots- und Nachfrageseite reichen aus, um die Edelmetallpreise in diese Richtung zu treiben. Nehmen wir beispielsweise China und Indien. Ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung lebt in diesen beiden Ländern, Milliarden von Menschen. Diese Menschen wollen ein besseres Leben und finanzielle Sicherheit und im Gegensatz zu den meisten Nordamerikanern versteht ein Großteil der Asiaten unter finanzieller Sicherheit den Besitz von Gold und Silber, welches sie in ihren Händen halten können. Sie wollen keine Anteile an einem Gold-ETF und sie wollen keine Zertifikate, auf die sie einen geringen Zinssatz erhalten.
Vor ein paar Monaten hat Indien versucht, einen Goldkontrakt einzuführen, um die Inder zu animieren ihr physisches Gold gegen ein Zertifikat einzutauschen. Das Gold sollte im Namen des jeweiligen Eigentümers verwahrt werden und die Einleger sollten einen gewissen Zinssatz dafür erhalten. Etwa drei Wochen nach Beginn dieses Programms hatten die Inder gerade einmal um die 11 Unzen physischen Goldes getauscht - das war wirklich urkomisch und beeindruckend zugleich. Es handelte sich dabei um eine landesweite Kampagne, der Betrag war also völlig lächerlich. Diese Idee zeigt wieder einmal, wie wenig die Bürokraten über die jahrtausendealten Beweggründe der Menschen und über die menschliche Natur wissen.
Die meisten Menschen misstrauen der Bürokratie und ihren Hirngespinsten. Jemand hat die Idee den Goldbesitzern anzubieten, ihr Gold für sie aufzubewahren und ihnen dafür Zinsen auszuzahlen, dabei interessiert es die Menschen gar nicht, dass ihr Gold keine Zinsen abwirft. Es interessiert sie aber sehr wohl, dass das Edelmetall niemals in der Geschichte völlig wertlos geworden ist - ganz im Gegensatz zu allen Papierwährungen, die jemals herausgegeben wurden.
Die Menschen sind sich dieser Tatsache aus einem Bauchgefühl heraus bewusst und auch in unserem Land gelangen mehr und mehr Bürger zu dieser Schlussfolgerung. Aus diesem Grund wies Steve St. Angelo kürzlich auch darauf hin, dass die US-amerikanischen Investoren im letzten Jahr 100 Millionen Unzen Silber gekauft haben. Wir sprechen hier nur von Anlegern, nicht von der Industrie. Das war ein Drittel der gesamten weltweiten Investitionsnachfrage. Die Menschen beginnen langsam zu verstehen, warum Edelmetallinvestitionen sinnvoll sind.
Wir beobachten, dass mehr und mehr Menschen ein Verständnis für Silber entwickeln und das weiße Metall zu schätzen lernen. Ich nehme an, Sie können das bestätigen. Die Anleger wollen an der Erfolgsgeschichte der Edelmetalle teilhaben, und zwar auf eine Weise, die ihrer jeweiligen Risikotoleranz entspricht. Sie wollen ihre anderen Assets schützen, sowie ihre Fähigkeit, flexible finanzielle Entscheidungen zu treffen, und investieren daher in die Edelmetalle wie in eine Versicherung.
Mike Gleason: Ja, das haben Sie gut gesagt. David, bevor wir zum Ende dieses Interviews kommen, sagen Sie uns doch bitte noch, was Sie im Laufe der nächsten sechs bis zwölf Monate erwarten, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass sich der Edelmetallsektor im letzten halben Jahr bereits so gut entwickelt hat. Womit rechnen Sie angesichts der näher rückenden Präsidentschaftswahl im Herbst? Welche Prognosen haben Sie für den Rest dieses und den Beginn des nächsten Jahres?
David Smith: Ich gehe von einer Zunahme der Volatilität aus. Die Preisschwankungen werden stärker ausgeprägt sein. Ich denke, dass die Korrekturphasen an den Edelmetallmärkten kürzer sein werden als in den letzten vier oder fünf Jahren und natürlich werden sie die entgegengesetzte Richtung aufweisen. Das konnten wir bereits in den letzten sechs oder sieben Monaten beobachten. Ich denke, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, dass wir höhere Hochs und höhere Tiefs sehen werden, während mehr und mehr Investoren in den Edelmetallsektor einsteigen. Es wird mehr Kapital an den Markt strömen, das Handelsvolumen wird steigen und auch der Druck auf das verfügbare Angebot physischen Goldes und Silbers wird sich erhöhen. Falls es in dieser Hinsicht zu Störungen oder Engpässen kommen sollte, wird das der bullischen Entwicklung nur weiteren Schwung verleihen.
Ich denke, das ist eine hervorragende Zeit, um am Marktgeschehen im Edelmetallsektor teilzuhaben. Egal, ob Sie früher bereits Edelmetalle gekauft und sich in den letzten Jahren von diesem Sektor ferngehalten haben, oder ob Sie ganz neu mit dabei sein - Sie kommen genau zur richtigen Zeit. Ich kann Ihnen sagen, wo die Preise in einem Jahr sein werden, Mike. Ich denke, sie werden deutlich höher liegen. Meiner Ansicht nach werden wir dann erleben, dass die allgemeine Öffentlichkeit aus verschiedenen Gründen aufwacht, dass die Menschen verstehen, was in der Welt vor sich geht und entsprechende Vorkehrungen treffen wollen. Egal wo die Gold- und Silberpreise zu diesem Zeitpunkt liegen - wenn sich diese Entwicklung abzeichnet, wird das den Kauf von Edelmetallen teurer und komplizierter machen. Die Geld-Brief-Spanne wird sich erhöhen, die Aufgelder werden steigen usw.
Es wird dann viel schwieriger sein, sich an den Märkten zurechtzufinden und es werden viel stärkere Emotionen mit im Spiel sein. Wir haben vorhin darüber gesprochen, wie sich die Kurse in den nächsten Wochen entwickeln werden, ob eine Korrektur zu erwarten ist usw. Ich verwende in diesem Zusammenhang gern die Analogie einer Fahrt mit einem kleinen Ruderboot. Sie wollen losfahren und bereiten sich entsprechend vor. Sie haben eine Schwimmweste, tragen angemessene Kleidung, haben einen Ersatzmotor, ein zusätzliches Paar Ruder etc. Sie wissen, dass Sie von Zeit zu Zeit in raue Gewässer kommen werden und mit starker Strömung rechnen müssen, also kalkulieren Sie das bei der Vorbereitung mit ein.
Sie wissen, welches Ziel Sie erreichen wollen und fahren los. Sie kehren nicht bei der ersten größeren Welle um und fahren zurück zum Ufer, nur weil der Wind auffrischt oder die Temperaturen sinken. Sie fahren weiter, weil Sie gut vorbereitet sind, die Risiken kennen und sich bewusst dafür entschieden haben. Sie kreuzen weiter gegen den Wind, um Ihr Ziel zu erreichen, und geben nicht beim ersten ungünstigen Zeichen auf. Ich denke, so sollten wir auch an den Edelmetallsektor herangehen.
Als Anleger sollten Sie Ruhe bewahren, einen Plan erstellen und sich dann daran halten. In einem Artikel, den ich vor längerer Zeit über die psychologischen Aspekte des Investierens geschrieben habe, erkläre ich, dass Ihr Verstand Ihre Geheimwaffe ist, Ihr wichtigstes Hilfsmittel bei Investmententscheidungen. Wenn Sie sich dessen bewusst sind und sich an einige der erwähnten Prinzipien halten, werden Sie meiner Ansicht nach gute Ergebnisse erzielen, ohne dabei allzu viel Schlaf zu verlieren oder unter zu hohem Blutdruck zu leiden, weil Sie permanent darüber nachdenken, was der Preis als nächstes tun wird.
Mike Gleason: Ja, das war definitiv eine gute Analogie und ein guter Ratschlag. Ich mag Ihr Talent, komplizierte Sachverhalte leicht verständlich zu erklären. Es stimmt jedenfalls: Je nachdem, ob wir uns der Psychologie bewusst sind, und wie wir unseren Verstand nutzen und unsere Emotionen unter Kontrolle halten, hilft uns das, weiterzuschwimmen - oder unterzugehen. David, vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren und Ihre Einsichten mit uns geteilt haben. Machen Sie weiter so - es ist immer wieder interessant von Ihnen zu hören und ich freue mich schon auf unser nächstes Gespräch.
David Smith: Danke Mike, ich mich auch. Ich freue mich übrigens auch immer über die Kommentare zu meinen Artikeln oder Interviews und antworte gern, wenn jemand Fragen oder Anmerkungen hat. Sie brauchen also nur unsere Webseite zu besuchen und mir zu schreiben.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 15. Julii 2016 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Hinweis: Der Brief "Der Morgan Report" kann in deutscher Sprache unter www.morgan-report.de abonniert werden.