Der Silberkurs in einem ausufernden Finanzsystem
27.10.2016 | Gary E. Christenson
Unser aktuelles Finanzsystem führt zum exponentiellen Anstieg der...
- 1. Schulden
- 2. Aktienkurse
- 3. Rohstoffpreise
- 4. Geldmenge im Umlauf
- 5. Gold- und Silberpreise
Warum das so ist? Weil die Zentralbanken und das Geschäftsbankenwesen mehr und mehr Währungseinheiten erschaffen, und weil die Politiker mit ihren Haushaltsplänen dafür sorgen, dass der Staat Jahr für Jahr tiefer im Schuldenmorast versinkt. Aber in diesem Artikel geht es nicht um das "warum".
In den Vereinigten Staaten belaufen sich die durch Studienkredite angehäuften Schulden auf rund 1,4 Billionen Dollar. Die Autokredite, die noch abbezahlt werden müssen, betragen etwa 1 Billion Dollar. Die offiziellen Staatsschulden haben sich mittlerweile auf 20 Billionen Dollar summiert, die Unternehmensschulden sind riesig und die Liste ließe sich weiter fortsetzen. Ein Großteil dieser Schulden wird nie mit Dollars zum aktuellen Wert zurückgezahlt werden. Zahlungsausfälle sind unvermeidlich und werden sich entweder in der Nichtanerkennung der Verbindlichkeiten oder in Form von Hyperinflation äußern. Werfen Sie einen Blick auf die Schulden der USA im folgenden Chart:

Die offiziellen Staatsschulden sind seit 1913 exponentiell angewachsen und nehmen seit 2001 sogar noch etwas schneller zu. Wenn wir diese Entwicklung weitere zehn Jahre in die Zukunft projizieren, ergibt sich Folgendes:

Wenn die Verschuldung im gleichen Maße weiter wächst wie in den letzten 30 Jahren, dann sitzen wir in zehn Jahren auf einem Schuldenberg in Höhe von mehr als 40 Billionen Dollar - und zwar ohne, dass dabei die enorme Neuverschuldung berücksichtigt wurde, die kommende Kriege, steigende Sozialausgaben, unkontrollierbare Kosten im Gesundheitswesen und hunderte andere Posten auf der Liste der sich verselbstständigenden Ausgaben begleiten wird.
Das exponentielle Schuldenwachstum lässt sich auch an den wachsenden Haushaltsdefiziten ablesen. Der nächste Chart zeigt die Zunahme der Verschuldung auf Netto-Basis innerhalb von jeweils acht Jahren:

Gleichzeitig mit der steten Zunahme der Schulden und der Fehlbeträge im Staatshaushalt lässt sich jedoch auch ein ähnlicher Anstieg des Aktienindex S&P 500 und der Silberpreise beobachten:


Der S&P 500 ist in 30 Jahren von 200 Punkten auf 2.000 Punkte geklettert, wobei es zwischendurch zu mehreren heftigen Crashs kam. Bei Silber ist der Preis seit 1990 von einem Jahresdurchschnitt von 4 Dollar bis auf einen Höchststand von mehr als 48 Dollar gestiegen.
Unser derzeitiges Finanzsystem hat zur Folge, dass die Menge des in Umlauf befindlichen Geldes ebenfalls exponentiell zunimmt. Aus diesem Grund steigen auch die Preise für praktisch alles - denken Sie nur an Ausbildungskosten, die Krankenversicherung, Bier, Zigaretten, Lebensmittel, Gold, Silber, Portogebühren usw. Einige Preise sind auch gesunken oder dank neuer technologischer Innovationen nicht im gleichen Tempo gestiegen, beispielsweise die Preise für Fernsehen und Computer.
Im Schnitt ist seit 1913 allerdings fast alles teurer geworden, einschließlich der Aktien. Das wird auch so weitergehen, bis wir eines Tages von einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise heimgesucht werden und ein Systemneustart unvermeidlich wird. Bis dahin können Sie sich schon einmal auf unberechenbare Preisanstiege einstellen, es sei denn...
- der Kongress beschließt einen ausgeglichenen Haushalt;
- die Zentralbanken hören auf, Geld zu drucken;
- die Regierungen reduzieren die Zahl der Staatsbediensteten und senken die Ausgaben und die Steuern;
- das Militär wird verkleinert und die Militärausgaben werden gesenkt;
- die Kostenexplosion im Gesundheitswesen wird gestoppt.
In unserer heutigen Welt wird ganz offensichtlich nichts davon eintreten.
Was können wir nun mit Blick auf die Silberpreise erwarten?
Langfristig steigen die Preise für das weiße Metall genauso exponentiell an, wie alle anderen Preise. Schauen Sie sich den folgenden Chart an. Darin ist das Verhältnis zwischen den Silberpreisen (multipliziert mit 100) und dem Aktienindex S&P 500 zu sehen, wobei ich den Jahresdurchschnitt aus den monatlichen Kursen gebildet habe.

Schlussfolgerung: Basierend auf der Entwicklung der letzten 30 Jahre sind die Silberpreise gegenüber dem S&P 500 derzeit äußerst niedrig. Seit 2011 haben die Zentralbanken die Kurse an den Aktienmärkten in die Höhe getrieben und dem Silberkurs dadurch den Wind aus den Segeln genommen.
Was geschieht, falls der Aktienindex auch in Zukunft exponentielle Gewinne verzeichnen kann und sich das oben dargestellte Verhältnis wieder umkehrt und in Richtung der Obergrenze seiner langfristigen Spanne steigt?


Angenommen die Aktienkurse steigen weiter exponentiell und angenommen der aktuelle Wirtschaftswahnsinn setzt sich in den nächsten zehn Jahren mehr oder weniger unverändert fort, ohne dass es zu einem grundlegenden "Neustart" kommt. Dann könnte der S&P bei etwa 4.000 Punkten notieren, das Verhältnis zwischen dem Silberpreis und dem Aktienindex könnte bei rund 3,0 liegen und der jährliche Durchschnittspreis für Silber könnte 100 $- 150 $ betragen, wobei potentielle Kursspitzen kurzzeitig ein Vielfaches dieses Durchschnitts erreichen können.
Können wir damit rechnen, dass sich das exponentielle Wachstum der letzten 100 Jahre fortsetzt?
Natürlich nicht! Alle exponentiell wachsenden Systeme müssen letztlich zusammenbrechen. Wann es soweit ist, ist schwer einzuschätzen.
Ein Atomkrieg würde die Bedingungen für die meisten Menschen, Staaten und Rohstoffpreise drastisch ändern. Ein solcher Krieg könnte versehentlich oder oder wissentlich ausgelöst werden, um kriminelles Verhalten, massiven Betrug, den Zusammenbruch der Wirtschaft und das Versagen der Politik zu verschleiern, bzw. um die Aufmerksamkeit von diesen Themen abzulenken. Ich vertraue darauf, dass man anderen Optionen den Vorzug geben wird und uns ein verheerender Nuklearkrieg erspart bleibt - aber möglich wäre es.
Das nächste Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten wird die Ausgaben und die Neuverschuldung voraussichtlich erhöhen. Es wurden jede Menge Versprechungen gemacht und die "finanziellen Wirtschaftsimpulse" werden wohl fortgesetzt. Vielleicht wird der Präsident oder die Präsidentin das System in voller Absicht oder aus Versehen in den Hyperinflations-Modus versetzen. In diesem Fall stehen uns erschreckende Preisanstiege bevor. Zur Erinnerung: Argentinien hat den Peso gegenüber dem US-Dollar seit dem Jahr 1950 um 10 Billionen zu 1 abgewertet. Etwas Vergleichbares kann überall passieren.
Schlussfolgerungen
- Die Silberpreise und andere Preise werden weiter exponentiell steigen.
- Im Verhältnis zum Stand des Aktienindex S&P 500 sind die Silberpreise derzeit sehr niedrig.
- Ein "Systemneustart" wird eines Tages kommen. Dabei ist es wahrscheinlich, dass es auch für Silber einen Neustart geben wird, nach dem nicht nur der Preis, sondern auch die Kaufkraft des weißen Metalls viel höher sein werden.
- Hyperinflation ist eine vollkommen wahnsinnige Antwort auf die aktuelle Situation, aber die finanzielle und politische Elite wird womöglich von dieser Option Gebrauch machen, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Das gleiche gilt für einen Atomkrieg.
© GE Christenson
aka Deviant Investor
Dieser Artikel wurde am 26. Oktober 2016 auf www.deviantinvestor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Hinweis Redaktion: Im Mai 2016 ist das neue Buch von Dr. Jürgen Müller und Gary Christenson "Gold: 10.000 Dollar? Was eine neue Modellrechnung über die Zukunft des Goldpreises sagt" erschienen.