Geld unter Beschuss - Warum das Währungssystem versagen muss
09.01.2017 | Chris Martenson
Ein ernstes Problem, mit dem wir uns in der heutigen Zeit konfrontiert sehen, ist, dass den Führungskräften an den politischen und finanziellen Schalthebeln der Macht die Tragweite unserer Situation offenbar nicht bewusst ist. Das wirklich Verblüffende daran ist aber, dass die Lage so leicht zu verstehen ist. Unser kollektives Dilemma ist recht simpel: Nichts kann ewig wachsen.
Früher oder später muss das Wachstum ein Ende haben, denn andernfalls wird es sein gesamtes Umfeld und damit am Ende auch sich selbst zerstören. Die US-Notenbank Federal Reserve tut indes alles in ihrer Macht Stehende, um das Kreditvolumen (d. h. die Schulden) wieder zum Steigen zu bringen, damit wir zu dem zurückkehren können, was in ihren Augen der "Normalzustand" ist. Das Problem, oder eher das Dilemma dabei ist allerdings, dass die jüngere Vergangenheit keineswegs normal war. Den nächsten Chart haben Sie vermutlich alle schon einmal gesehen. Er zeigt die Gesamtschulden der USA im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt:
Quelle: Hoisington.com
Um das Jahr 1980 herum begannen sich die Dinge ernsthaft zu ändern und die Schulden wuchsen von da an schneller als das BIP. Das ist, kurz gesagt, der Grund aus dem jeder Versuch, das Verhalten fortzusetzen, das uns an diesen Punkt gebracht hat, scheitern muss. Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, die eigenen Schulden bis in alle Ewigkeit schneller zu erhöhen als das Einkommen. Dennoch ist genau das seit 1980 an der Tagesordnung und jeder Politiker und Notenbanker, der heute im Amt ist, hat sich seine Meinung darüber, wie die Welt funktioniert, in den Jahren seit 1980 gebildet.
Grob gesagt wollen diese Entscheidungsträger uns so schnell wie möglich wieder auf den gleichen Weg zurückbringen, auf dem wir schon früher waren. Der Grund dafür? In jedem bedeutenden Machtzentrum, sei das Washington oder die Wall Street, wurden in dieser Zeitspanne das Denken, die Systeme und die allgemeine Anspruchsmentalität justiert. Offen gesagt werden zudem zahlreiche Finanzunternehmen und politische Karrieren in Trümmern liegen, falls bzw. wenn das Kreditwachstum schließlich ein Ende hat.
Dieses Ende wird eines Tages zwangsläufig kommen. Das ist eine mathematische Gewissheit. Es ist allerdings äußerst fraglich, ob die Federal Reserve oder die Regierung jemals von ihren heldenhaften Bemühungen zur Wiederbelebung der ruinösen Praxis des Geldleihens ablassen werden. Wir müssen daher damit rechnen, dass es letztlich ein Finanzdesaster sein wird, das mit den irrigen Meinungen aufräumt, die sich in den Köpfen der heutigen Führungsriege festgesetzt haben.
Mathematik
Lassen Sie uns als Gedankenexperiment einmal die mathematischen Aspekte der Situation betrachten, um zu sehen, wohin uns das führt. Schließlich habe ich gerade behauptet, dass das traurige Ende von all dem eine "mathematische Gewissheit" sei, also wollen wir diese Theorie auf die Probe stellen. Ich denke, Sie werden das sowohl interessant als auch nützlich finden.
Beginnen wir mit den gesamten Kreditmarktschulden. Diese sind eine Maßzahl für die Summe aller verschiedenen Schulden der Vereinigten Staaten, einschließlich der Unternehmensschulden, der Staatsschulden, der Schulden auf bundesstaatlicher Ebene und der Kredite der Privathaushalte. Studienkredite, Autokredite, Hypotheken und Kommunalschulden werden darin also ebenfalls erfasst.
Die Kreditmarktschulden umfassen praktisch alle geliehenen Geldsummen. Nicht enthalten sind dagegen nicht gedeckte Zahlungsverpflichtungen, Bezugsrechte und andere Arten von Verbindlichkeiten. Es werden also weder die Defizite der Sozialkassen, noch die unterfinanzierten staatlichen und Unternehmensrenten berücksichtigt. Die Kreditmarktschulden stellen einfach nur die Gesamtheit aller Schulden dar.
Wie Sie am folgenden Chart ablesen können, sind diese Schulden seit 1970 exponentiell angewachsen, noch dazu in einer fast perfekten Kurve.
Ich habe die winzig kleine Welle in den Jahren 2008-2009 hervorgehoben, die offenbar fast das gesamte globale Finanzsystem zerstört hätte. Schon allein diese geringe Abweichung war zu groß.
Mittlerweile steigt das Kreditvolumen wieder in einem beachtlichen Tempo an. Das System ist offenbar darauf angewiesen, dass die Kurve in diesem Chart exponentiell wächst, da andernfalls der Kollaps droht.
Man könnte jetzt fragen: Warum kann das Kreditvolumen nicht einfach immer weiter zunehmen? Hier wird die Sache ein wenig komplizierter. Aber ich werde erklären, warum ich mit fast hundertprozentiger Sicherheit davon ausgehe, dass die Zukunft nicht der Vergangenheit gleichen wird.
Beginnen wir im Jahr 1980, als sich das Kreditwachstum stark beschleunigte. Das ist auch die Zeit, die die Notenbanken heute verzweifelt wiederholen möchten. Zwischen 1980 und 2013 stiegen die Gesamtschulden Jahr für Jahr um erstaunliche 8% an. Ich sage "erstaunlich", weil sich jede Sache mit einem jährlichen Wachstum vom 8% alle neun Jahre verdoppelt.
Machen wir also das mathematische Experiment und schauen, was geschehen wird, wenn es der Federal Reserve gelingt das Kreditvolumen in den nächsten 30 Jahren weiterhin im gleichen Maße zu erhöhen wie zuvor. Das ist alles. Wir brauchen keine komplizierten Annahmen, wir verwenden einfach nur die Wachstumsrate, an die sich alle gewöhnt haben, während sie herausfanden "wie die Welt funktioniert".
Was geschieht, wenn die gesamten Kreditmarktschulden von derzeit 57 Billionen Dollar auch in den nächsten 30 Jahren alle zwölf Monate 8% steigen? Sie schießen in die Höhe und erreichen eine unsinnig hohe Zahl: 573 Billionen Dollar. Ein Wachstum von 8% bedeutet also eine Verzehnfachung der Gesamtschulden in nur 30 Jahren.
Um diese Zahlen in Perspektive zu rücken: Das Bruttoweltprodukt der ganzen Erde lag 2012 nur bei 85 Billionen Dollar. Selbst wenn die Weltwirtschaft in den nächsten 30 Jahren stark wachsen sollte, beispielsweise um 4% jährlich, wären allein die US-Schulden im Jahr 2043 doppelt so hoch wie die weltweite Wirtschaftsleistung!
Wenn Ihnen dieser Vergleich noch nicht genügt, können Sie sich auch fragen: Warum genau sollten die Unternehmen, privaten Haushalte und die Regierung in den USA in den nächsten drei Jahrzehnten mehr als 500 Billionen Dollar leihen? Der Hypothekenmarkt hat derzeit ein Volumen von 10 Billionen Dollar. Sieht der Plan also vielleicht die Entwicklung von 50 weiteren US-Immobilienmärkten vor? Aber mal ganz im Ernst, können Sie sich etwas vorstellen, das derartige Kreditsummen rechtfertigen würde? Ich nicht.
Vielleicht entspannt sich die Situation ein wenig, wenn das Kreditvolumen nur halb so schnell steigt. Was geschieht, wenn sich die Verschuldung Jahr für Jahr nur um 4% erhöht?
Die Frage bleibt die gleiche: Was wollen wir denn für "nur" 128 Billionen Dollar alles leihen? Wenn ich mir diese Zahlen anschaue, bin ich überzeugt, dass sich das Schuldenwachstum von 1980-2013 nicht wiederholen kann. Es gibt nur einen Vorbehalt: Ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass der Dollar als Währung seinen Wert behält. Wenn er dagegen um sagen wir 90% abgewertet würde (z. B. weil die Notenbank zu viele Geldscheine druckt?), dann können wir jede astronomische Zahl erreichen, die wir uns nur wünschen.
Sie denken, dass das nie geschehen könnte?
Echte Werte
Das ist die entscheidende Lehre, die wir aus den obenstehenden Zahlen ziehen können: Damit die Federal Reserve die historische Wachstumsrate des Kreditvolumens auch nur annähernd erreichen kann, muss der US-Dollar einen enormen Anteil seiner Kaufkraft einbüßen. Ich fürchte wirklich, dass das der Plan der Notenbank ist, wenn wir es denn so nennen können. Mit dem Wohl der Bürger dieses Landes hat das nicht das Geringste zu tun. Es geht stattdessen nur darum, das Finanzsystem mit genügend Krediten vollzupumpen, damit es nicht implodiert. Die Fed ist einem kaputten System verpflichtet, keiner noblen Mission.
Das Wirtschaftswachstum wird die angestrebte (oder besser gesagt benötigte) Kreditexpansion höchstwahrscheinlich nicht zulassen. Was geschieht dann? Jede Menge unangenehme Dinge, in deren Mittelpunkt eine Währungskrise steht. Zu den unschönen Folgen gehört auch, dass es eines Tages zu einem Erwachen der Öffentlichkeit kommen wird, wenn den Menschen angesichts der heutigen hyper-finanzialisierten Wirtschaft das enorme Ungleichgewicht zwischen Forderungen auf dem Papier und dem Besitz realer Werte bewusst wird.
Es wird zu einem massiven Vermögenstransfer kommen, bei dem diejenigen, die "Papiervermögen" in Form von Aktien, Anleihen oder Bargeld besitzen, den Kürzeren ziehen, während diejenigen mit echten, greifbaren Vermögenswerten profitieren. Das könnte übrigens ganz schnell gehen.
In Anbetracht dieser Situation ist die wichtigste Frage für einen Investor heute: Wie stelle ich sicher, dass ich auf der richtigen Seite dieses Vermögenstransfers stehe?
Ein entscheidender Teil der Antwort besteht darin, das eigene finanzielle Vermögen in sogenannte Hard Assets zu investieren, deren Wert nicht durch Inflation vernichtet werden kann. Edelmetalle wie Gold und Silber stellen in Zusammenhang für Anleger die einfachste Möglichkeit dar.
Es existiert eine unüberschaubare Masse an Daten, die zeigen, dass die weltweit wichtigsten Finanzmärkte gefährlich überbewertet sind. Wenn diese Spekulationsblasen platzen, wird das Kapital in Richtung der "sicheren Häfen" wie Gold und Silber fliehen - doch im Verhältnis zu den Finanzmärkten sind die Edelmetallmärkte lächerlich klein. Investoren, die ihr Vermögen nicht vor Beginn der Krise entsprechend anlegen, werden für ihre Sicherheit viel höhere Preise bezahlen müssen - oder feststellen, dass sie diese echten Werte für kein Geld der Welt kaufen können.
Der Kampf darum, den Goldpreis unter Kontrolle zu halten, hat eine wirklich historische Dimension. Nicht, weil das Edelmetall eine solche Behandlung verdient hätte, sondern weil die Führungspersonen in den zentralen Schaltstellen unserer Welt sonst zugeben müssten, dass sie das schlecht durchdachte, von ihnen selbst eingeführte Währungssystem zu Grunde gerichtet haben. Und das wollen sie um jeden Preis vermeiden.
© Chris Martenson
Der Artikel wurde am 12. Dezember 2016 auf www.PeakProsperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.