Trendwende bei Silber: Die Papiermärkte stecken in Schwierigkeiten
23.01.2017 | Steve St. Angelo
Am Silbermarkt wird es in der Zukunft zu tiefgreifenden Umwälzungen kommen, weil die Papiermärkte aus den Fugen geraten. Auf politischer Ebene können wir schon jetzt Unruhe und Chaos beobachten, während Präsident Trump sich darauf vorbereitet, das Weiße Haus zu in Beschlag zu nehmen. Folglich sollte man davon ausgehen, dass die von Trump geplanten Änderungen des politischen Kurses auch ernste Auswirkungen auf das stark gehebelte und auf Schulden basierende Fiatwährungssystem haben werden - unabhängig davon, ob ihm selbst das überhaupt bewusst ist.
Craig von TFMetalsReport.com hat kürzlich ein sehr interessantes Interview mit Paul Mylchreest geführt. Darin diskutieren die beiden unter anderem darüber, wie China seine Dollarreserven liquidiert, um sein Banken- und Wirtschaftssystem zu stützen und welche enormen Probleme das mit sich bringt. Die Tatsache, dass China und andere Staaten ihre Bestände an US-Staatsanleihen immer weiter abbauen, ist wahrscheinlich auch der Grund für den fortgesetzten Rückgang der weltweiten internationalen Währungsreserven, den Hugo Salinas Price in seinem neuesten Artikel dokumentiert hat:
"Innerhalb der letzten 29 Monate sind die internationalen Reserven jeden Monat um etwa 42 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. Wenn es so weitergeht, werden die globalen Währungsreserven bis Ende 2017 um weitere 504 Milliarden Dollar sinken und somit auf insgesamt 10,31 Billionen Dollar fallen. Ausgehend vom Höchststand der Reserven im Jahr 2014 entspräche das einem Minus von 14,31%."
Trendwende am Silbermarkt
Am globalen Silbermarkt wird sich in Zukunft einiges ändern. Das wird auch starke Auswirkungen auf den Preis des weißen Metalls haben. Für die kommende Trendwende gibt es zwei Hauptgründe:
- 1. Risse im stark gehebelten, auf Schulden basierenden Fiatwährungssystem werden die Investoren zwingen, Silber zu kaufen, um ihr Vermögen zu schützen.
- 2. Das in den letzten 17 Jahren aufgelaufene Silberdefizit von 1,8 Milliarden Unzen lässt vermuten, dass das leicht verfügbare Silber sich mittlerweile in den Händen von Investoren befindet, die es so schnell nicht mehr hergeben. Wenn die breite Masse der Anleger schließlich an den Silbermarkt drängt, werden nur noch sehr geringe Mengen zum Verkauf stehen - zu viel höheren Preisen.
Werfen wir einen Blick auf die jährliche Nettobilanz des globalen Silbermarktes zwischen 1975 und 2016:

Dieser Chart spiegelt eine Reihe von interessanten Entwicklungen wider. Der Großteil der jährlichen Netto-Überschüsse wurde in der Zeit von 1975-1987 verzeichnet, nachdem die Regierungen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens nach insgeheimen Absprachen die Gold- und Silberterminmärkte geschaffen hatten. Dadurch wurde das Kapital der Investoren zunehmend in Edelmetallkontrakte statt in physische Edelmetalle gelenkt.
Das war auch die Zeit, in der Regierungen und Großinvestoren große Mengen an Gold- und Silbermünzen verkauften, weil diese nicht länger als Währung dienten. Sie werden bemerken, dass der Silberüberschuss im Jahr 1978 sehr gering war. Grund dafür war die gewaltige Nachfrage seitens der Anleger, die der damalige sprunghafte Anstieg der Silberpreise mit sich brachte. Als der Silberkurs im Jahr 1980 jedoch von den "Finanzdoktoren" der Federal Reserve und der CME Group gedeckelt wurde, verkauften viele Investoren ihr Silber wieder.
Nach Angaben von GFMS Thomson Reuters belief sich der Überschuss am Silbermarkt in jenem Jahr auf 306 Millionen Unzen. Als der Preis des Edelmetalls in den 1980er Jahren tiefer und tiefer sank, wurden weiterhin große Mengen am Markt verkauft, insbesondere in den Jahren 1983 (140 Millionen Unzen) und 1984 (149 Millionen Unzen). Zwischen 1987 und 1999 setzten sich die jährlichen Nettoüberschüsse fort, weil Länder wie China, Russland und Indien ihre offiziellen Silberreserven abbauten.
Im Jahr 2000 änderte sich das jedoch grundlegend und am Silbermarkt entstand seit langer Zeit das erste Defizit. Seitdem wurde in allen 17 aufeinanderfolgenden Jahren ein Nettodefizit des globales Silbermarktes verzeichnet. Den Schätzungen der Analysten von GFMS und dem Silver Institute zufolge ist für 2016 erneut ein Defizit von 185,5 Millionen Unzen zu erwarten.
Wie aber kann es sein, dass nun schon seit 17 Jahren in Folge ein Silberdefizit besteht? Ganz einfach - weil sich zuvor (zwischen 1975 und 1999) ein Überschuss von insgesamt 2 Milliarden Unzen angesammelt hatte, eine Reserve für schlechte Zeiten:
Diese Zahlen sind selbstverständlich nur gute Schätzungen und stammen aus offiziellen Quellen, die ein Interesse daran haben könnten, die tatsächliche Lage zu beschönigen. Wir können jedoch deutlich erkennen, dass ein großer Teil des verfügbaren Silbers aufgekauft wurde und sich jetzt wahrscheinlich in sehr starken Händen befindet.
Der Markt mag nicht weiter sein als das Ergebnis einer einzigen großen "Intervention", doch die in offiziellen Berichten gemeldeten Silberdefizite der letzten 17 Jahre bedeuten, dass dem Silbersektor ein wirklich schwerwiegender Wandel bevorsteht. Nein, das sage ich nicht deshalb, weil ich selbst in Silber investiert habe. Der Beweis für diese Behauptung liegt direkt vor uns - es gibt keinen Grund, die Sache künstlich aufzubauschen, denn die Marktlage liefert die nötigen Argumente selbst.
Die Papiermärkte für Gold und Silber stecken in ernsten Schwierigkeiten
Viele Edelmetallinvestoren glauben, dass es möglich ist, die Beeinflussung der Märkte und die Preismanipulationen weiter auf unbestimmte Zeit fortzusetzen. Wir können jedoch bereits den beginnenden Kollaps der internationalen Währungsreserven beobachten. Wenn Präsident Trump eine Zeit lang die Geschicke der Vereinigten Staaten lenkt, werden wir aufgrund von Handelskriegen und zunehmendem Inflationsdruck in den USA außerdem ernstzunehmende finanzielle Verschiebungen erleben.
Darüber hinaus prognostizieren GFMS und das Silver Institute auch für die nächsten Jahre weiterhin Nettodefizite am Silbermarkt, da die weltweite Silberproduktion abnimmt, während die Nachfrage weiterhin hoch ist. Das wird die angespannte Marktlage weiter verschärfen.
Wie gesagt, ich versuche hier nicht, einen Hype zu erzeugen. Die Situation, die ich beschreibe, ähnelt der Ausgangslage im Film "The Big Short", in dem die Protagonisten gegen das Desaster wetten, das auch als Markt für hypothekenbesicherte Wertpapiere bekannt ist. Ihnen war bewusst, dass der gesamte Sektor ein Kartenhaus war, das nur auf den ersten Windstoß wartete. Die Implosion war nur eine Frage der Zeit.

Nach den besten Quellen, die ich finden konnte, belaufen sich die physischen Goldanlagen heute weltweit auf 2,2 Milliarden Unzen, die physischen Silberanlagen auf 2,5 Milliarden Unzen. Natürlich gibt es wahrscheinlich noch mehr physisches Gold und Silber, von dem wir nichts wissen, aber am Verhältnis der beiden Investments wird das nicht allzu viel ändern.
Allein eine Verdopplung der Nachfrage nach physischen Edelmetallen würde den Aufwärtsdruck auf den Silberpreis viel mehr verstärken als den Druck auf den Goldpreis, denn dann werden auch kapitalstarke Trader und Hedgefonds an den Silbermarkt drängen, weil sie dort mit höheren prozentualen Gewinnen rechnen. Wenn Präsident Trump zudem Bewegung in die Finanzwelt bringt, werden wir in den USA den Beginn der Kursfeuerwerke erleben. 2017 wird wahrscheinlich das Jahr sein, in dem der Zusammenbruch des Systems ernsthaft beginnt.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde am 17. Januar 2017 auf srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.