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Gold & die Papierassets: Entscheidende Märkte vor dem Wendepunkt

27.01.2017  |  Gary E. Christenson

Die Preise der US-Staatsanleihen sind 35 Jahre lang in einem Bullenmarkt gestiegen. Die Hausse wirkt nun müde. Sie hat ihren Höhepunkt wahrscheinlich im Juli 2016 überschritten.

Der US-Dollar-Index verzeichnete vor Kurzem ein 14-Jahres-Hoch. Hat er damit nun endlich sein Top erreicht? Hat am 3. Januar ein langfristiger Abwärtstrend begonnen?

Die Aktienkurse sind seit ihren Crash-Tiefs im Jahr 2009 weiter und weiter nach oben geklettert. Der Dow Jones hat die 20.000-Punkte-Linie fast erreicht. War dieser Kursstand hoch genug für die Bildung eines finalen Hochs? Kann nun ein deutlicher Rückgang einsetzen?

Der Goldpreis ist vor mehr als einem Jahr auf ein wichtiges Tief gefallen, doch das Gerede über einen Einbruch des Kurses unter 1.000 $ oder vielleicht sogar unter 700 $ oder 350 $ begleitet uns noch immer. Ich glaube, dass sich der Preistrend am Goldmarkt aufwärts gewendet hat, und dass die Unkenrufe verstummen werden.

Lassen Sie uns im Folgenden über mögliche Wendepunkte an diesen entscheidenden Märkten spekulieren:


Die langfristigen US-Staatsanleihen

Der globale Anleihemarkt hat ein Volumen von schätzungsweise 100 Billionen US-Dollar. Zusätzlich entsprechen alle weltweit gehandelten Zinsderivate einem Wert von rund 500 Billionen Dollar. Ja, das sind gigantische Summen. Die Höhe der Zinsen beeinflusst praktisch alles - Studienkredite, Verbraucherausgaben, die Aufnahme von Staatsschulden, Verkäufe am Immobilienmarkt, Hypothekenzinssätze, Kreditkartenzinsen, die Rentabilität von Banken, die Verfügbarkeit von Krediten usw.

Am globalen Anleihemarkt hat sich die größte Spekulationsblase der Geschichte gebildet. Ein Crash hätte weitreichende Folgen. Sehen Sie sich die Kursentwicklung der T-Bonds, der langfristigen US-Staatsanleihen, im folgenden Chart an:

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Die vertikalen roten Linien sind im Abstand von 91 Monaten oder rund 7,6 Jahren eingezeichnet. Das letzte Hoch wurde im Juli 2016 verzeichnet. In der Vergangenheit traten bedeutende zyklische Höchststände meist im Abstand von ungefähr 7,6 Jahren auf. Diese sind im Chart rot eingekreist.

Seit dem Juli vergangenen Jahres sind die Kurse der T-Bonds 25 Punkte gefallen und die Rendite der Wertpapiere mit einer Laufzeit von 30 Jahren ist fast ein Prozent höher als beim Tiefststand der letzten Jahrzehnte. Nach 35 Jahren hat der Bullenmarkt nun wahrscheinlich ein Ende gefunden. Ein globales Blutbad an den Anleihemärkten wäre eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. (Hinweis: Per 17. Januar 2017 scheint ein kurzfristiger Kursgewinn möglich.)


Der US-Dollar-Index

Der Wechselkurs des US-Dollars wirkt sich auch auf alle anderen Finanzmärkte aus. Werfen Sie einen Blick auf den nächsten Chart.

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Die vertikalen Linien sind im Abstand vom 92 Monaten bzw. ca. 7,7 Jahren eingezeichnet. Die rot eingekreisten Hochs wurden jeweils in der Nähe dieser Linien verzeichnet und es ist möglich, dass der US-Dollar aktuell erneut ein solches Zyklushoch erreicht hat. Wie zahlreiche andere Marktbeobachter dachte auch ich, dass das Hoch im März 2015 einen langfristigen Höchststand markierte, doch das war offensichtlich nicht der Fall. Vielleicht wurde dieser nun am 3. Januar 2017 erreicht. Bis zum 17. Januar ist der Index jedenfalls schon mehr als 3 Punkte gesunken.


Der S&P 500

Die Aktienkurse haben von den Zentralbanken, den niedrigen Zinskosten, der enormen Kreditausweitung und den günstig finanzierbaren Aktienrückkäufen starke Unterstützung erhalten. Die langfristigen Zyklen hatten auf die Bildung eines Tops Mitte 2015 hingedeutet, aber die kursunterstützenden Maßnahmen der Zentralbanken hatten bislang den größeren Einfluss.

Die Aktienkurse könnten schon bald abwärts drehen, doch es ist auch möglich, dass sich der Einbruch noch um einige Monate verzögert - eventuell bis Oktober 2017, wie Charles Nenner meint. Höchste Vorsicht ist geboten, wenn der Aktienindex S&P 500 die steigende schwarze Unterstützungslinie nach unten durchbricht.

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Steve Saville schreibt in einem kürzlich veröffentlichten Blogbeitrag:

"...basierend auf dem Durchschnittswert von vier Bewertungsindikatoren ist die Bewertung des S&P 500 heute genauso hoch wie beim Top des Aktienindex im Jahr 1929 und wird nur vom Top des Jahres 2000 übertroffen."

Der zeitliche Verlauf der Zyklen und die Bewertungsmaßstäbe der Kurse geben das gleiche Signal: Dieser Markt ist zu hoch gestiegen und wäre nun bereit für einen Rückgang.

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Gold

Der Goldkurs hat im Dezember 2015 einen Boden gebildet - es sei denn, Sie glauben, dass Deflation oder ein "Schwarzer Schwan" in naher Zukunft alle Märkte einbrechen lassen wird. Der folgende Chart ist ein starkes Indiz dafür, dass der Tiefststand am Goldmarkt vor mehr als einem Jahr verzeichnet wurde. Auch das Verhältnis von Gold zur Gesamthöhe der Schulden, zum S&P 500, zum Dow Jones und zur Geldmenge M2 legt die Schlussfolgerung nahe, dass der Boden des Goldkurses schon hinter uns liegt. Was noch wichtiger ist: Diese Verhältnisse weisen darauf hin, dass das gelbe Metall künftig deutlich zulegen sollte.



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Tausende Tonnen Gold wurden von den Tresoren des Westens nach Asien exportiert. Die Asiaten geben physischen Edelmetallen den Vorzug vor Papierassets und Schulden - eine vernünftige Einstellung.

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Silber

Der Silberchart erzählt die gleiche Geschichte wie der Goldchart. Vor uns liegen höhere Hochs.

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Kurze Zusammenfassung

Die Staatsanleihen der USA, der US-Dollar-Index und der Aktienindex S&P 500 sind auf Schulden basierende Vermögenswerte aus Papier. Es scheint, als hätten sie gerade einen langfristigen Höchststand überschritten, als wären sie gerade dabei ein Top zu bilden, oder als näherten sie sich einen bedeutenden Hoch. Die Papierassets, denen heikle Schulden und übermäßige Leverage zugrunde liegen, machen 2017 jedenfalls einen äußerst riskanten Eindruck.

Die Frage ist nun, was geschehen wird, wenn diese drei wichtigen Märkte - die US-Anleihen, der Dollar und die Aktien - tatsächlich ein Top erreicht haben oder das bald tun werden. Welche Entwicklungen sind dann in den nächsten Jahren zu erwarten?

Gold und Silber stellen reale Vermögenswerte dar, die nicht das Gegenparteirisiko aufweisen, das zahllosen Privatanlegern, Hedgefonds und Tradern während der Finanzkrise von 2008 zum Verhängnis wurde. Eine erneuter Crash ist durchaus möglich - vielleicht schon in der Woche nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten.

Zwielichtige Papierschulden oder physische Edelmetalle, die ihren Wert schon seit mehr als 3.000 Jahren behalten haben? Hmmm.... diese Entscheidung sollte nicht schwerfallen.


© GE Christenson
aka Deviant Investor


Dieser Artikel wurde am 19. Januar 2017 auf www.deviantinvestor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

Hinweis Redaktion: Im Mai 2016 ist das neue Buch von Dr. Jürgen Müller und Gary Christenson "Gold: 10.000 Dollar? Was eine neue Modellrechnung über die Zukunft des Goldpreises sagt" erschienen.