John Butler: Warum Papiergeld einer Goldwährung überlegen ist: Die 10 wichtigsten Gründe
15.04.2017 | Presse anonym
Einleitung
Anlässlich der Feiertage dachte ich, dass meine Leser ein wenig Humor vielleicht zu schätzen wissen. Nehmen Sie diese Ausgabe also bitte nicht zu ernst. Wenn Sie zufällig einem Anhänger der Papierassets begegnen, können Sie ihm vielleicht das ein oder andere hier aufgeführte Argument entgegenhalten, um ihm deutlich zu machen, wie hoffnungslos fehlgeleitet er ist.
Nr. 10: Es gibt weltweit nicht genügend Gold (oder Silber), um es als Geld zu verwenden
Beginnen wir mit dem Offensichtlichen. Wir wissen, dass die Zentralbanken auf der ganzen Welt seit Jahren mehr und mehr Geld drucken. Es ist mittlerweile so viel Papiergeld und elektronisches Geld im Umlauf, dass Gold (oder Silber) mit dieser Entwicklung unmöglich Schritt halten könnten. Schließlich kann man Gold nicht drucken. Man muss es erst einmal finden, aus der Erde holen, aufbereiten usw. - ein äußerst kostenintensiver und zeitraubender Vorgang, der praktisch garantiert, dass das Angebot konstant bleibt, statt exponentiell anzuwachsen.
Wir wissen natürlich, dass die exponentielle Erhöhung der Geldmenge eine gute Sache ist. Wie sollte die Wirtschaft sonst auch wachsen, insbesondere, wenn sie unter einer ebenfalls exponentiell zunehmenden Schuldenlast leidet! Wir brauchen das Geld ja schließlich, um die neu dazukommenden Zinsen zu bezahlen.
Außerdem sollten Sie nicht vergessen, dass die meisten Dinge immer teurer werden, beispielsweise Lebensmittel und Kraftstoffe. Brauchen wir nicht auch deswegen mehr Geld, um das alles bezahlen zu können? Und was ist mit den staatlichen Sozialleistungen, die immer weiter ausgebaut werden? Wie um alles in der Welt sollten wir diese Programme finanzieren, wenn wir nicht über einen konstanten Zufluss an neuem Geld verfügen würden? Es ist also unbedingt notwendig, dass die Druckerpresse stets auf Hochtouren laufen.
Nr. 9: Gold und Silber sind altmodisch und unhandlich
Ein weiterer naheliegender Grund: Gold ist einfach zu schwer! Wer würde schon Goldmünzen mit sich herumtragen wollen? Vielleicht glänzen sie ja ganz hübsch, aber meiner Meinung nach sieht Gold noch schöner aus, wenn es den Hals oder das Handgelenk einer Dame schmückt. Je länger man darüber nachdenkt, desto mehr wird einem bewusst, dass die ganze Idee der Münzprägung im Zeitalter der elektronischen Zahlungsmethoden, des Plastik- und des Internetgeldes sowie der Blockchain-Technologie ein wenig unzeitgemäß erscheint. Wer verwendet denn überhaupt noch Münzen in kleiner Stückelung, außer vielleicht als Chips für eine Pokerrunde unter Freunden? Ich schätze, die größeren Münzen haben noch einen gewissen Nutzen, aber seien wir doch ehrlich - selbst die sind inzwischen fast wertlos. Münzgeld ist einfach so passé.
Sicher, früher hatten Münzen noch einen Wert. Als ich noch klein war und TV-Sendungen wie "Unsere kleine Farm" und "Die Waltons" schaute, staunte ich darüber, dass man früher im Tante-Emma-Laden und in anderen Geschäften für einen Penny eine ganze Reihe von Waren und für ein paar 5- und 10-Cent-Münzen fast jedes angebotene Produkt kaufen konnte! Doch warum sollte man sich heute noch mit Münzen herumärgern?
Ich zahle fast alles mit elektronischem Geld. Klar, mein Kontostand ist immer noch in Dollar, Euro, Pfund oder Yen ausgewiesen, aber ein Kontostand in Gold oder Silber wäre ja nun wirklich barbarisch, nicht wahr? Die Banken haben heutzutage ja nicht einmal mehr genug Bargeld für große Abhebungen vorrätig, von Gold und Silber ganz zu schweigen.
Außerdem ist eine Unze Gold mit einem Preis von 1.200 Dollar einfach viel zu teuer für den meisten Handelsverkehr. Es ist also, wie wir oben gesehen haben, nicht nur zu wenig Gold vorhanden, sondern das vorhandene Gold ist auch noch zu teuer, um ein nützliches Zahlungsmittel darzustellen! Ich schätze, wir könnten Bruchteile von Unzen statt ganze Unzen verwenden, aber die meisten Leute (einschließlich mir selbst) kommen mit Bruchrechnung nicht gut zurecht. Silber wäre da schon praktischer, aber bei einem Preis von 16 Dollar je Unze kann man damit immer noch kein Wechselgeld herausgeben.
Nr. 8: Gold behindert das Wachstum
Okay, der nächste Grund ist eher etwas für Streber, aber haben Sie Geduld. Ich werde erklären, warum eine durch Gold gedeckte Währung das gesunde Wirtschaftswachstum ausbremsen würde, von dem die Welt in unserer von Wohlstand geprägten, modernen Zeit des exponentiell steigenden Geldangebots profitiert, und warum das gelbe Metall uns sogar wieder zurück ins Armenhaus schicken könnte.
Sehen Sie, als Gold noch Geld war, waren die Leute ärmer, viel ärmer. Auch das Wirtschaftswachstum war oft niedriger. Vor der industriellen Revolution hatten wir noch nicht einmal Maschinen, um grundlegende Arbeiten in der Landwirtschaft zu verrichten. Um diese Arbeiten überhaupt bewältigen zu können, mussten die Menschen viele Kinder bekommen und das führte zu einem Kreislauf der Armut. Sicher, eine Handvoll Aristokraten mit großen Ländereien besaßen den Großteil allen Vermögens, und denen ging es ganz gut. Aber wollen wir wirklich zu einer derart ungleichen Vermögensverteilung zurückkehren?
Die industrielle Revolution war ein echter Glücksfall. Sie hat zu den höchsten historischen Wachstumsraten in großen Teilen Europas, Nordamerikas und Japans geführt, aber wenn das Geldangebot in dieser Zeit exponentiell angestiegen wäre, statt konstant zu bleiben, hätte sicherlich ein noch viel größeres Wachstum erzielt werden können. Andererseits hat die Inflation in Frankreich nicht besonders gut funktioniert und dort Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts einen Großteil der Wirtschaft zerstört.
Aber wie hätte man die Revolution denn sonst finanzieren sollen? Die Amerikanische Revolution führte übrigens auch zu enormer Inflation und man musste sich mit dem wertlosen Kontinental-Dollar herumärgern. Aber hat die US-Regierung nicht ein wenig überreagiert, als sie anschließend Silbermünzen als Geld einführte?
Übrigens: Wenn Napoleon die Geldmenge einfach weiter inflationiert hätte, statt seine Soldaten in Silbermünzen zu bezahlen, um sich ihr Vertrauen und ihre Loyalität zu sichern, hätte er den Krieg gegen die Briten und die anderen, die sich der Währungsinflation verweigerten, vielleicht gewonnen. Und warum haben die Amerikaner überhaupt so lange mit gold- und silbergedecktem Geld experimentiert? Stellen Sie sich nur vor, wie viel schneller die Industrialisierung vorangeschritten wäre, wenn man einfach weiterhin Kontinental-Dollar gedruckt hätte! Hinterher ist man eben immer klüger.
Vielleicht würden wir nicht direkt technische Rückschritte machen, wenn wir wieder einen Gold- oder Silberstandard einführten, aber man kann nie wissen. Wenn wir gold- oder silbergedecktes Geld gehabt hätten, wäre es jedenfalls nie zu den meisten Innovationen der heutigen Zeit gekommen. Denken Sie nur an all die grünen Technologien, die eines Tages unsere Energieprobleme lösen sollen. Nur mit einer exponentiell wachsenden Geldmenge ist es möglich, all die Programme zu finanzieren, die noch nicht rentabel sind. Würden wir Gold oder Silber als Geld verwenden, wären wir dagegen von Technologien abhängig, die auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll sind - nicht nur im Energiesektor. Nein, das wäre wirklich ein großer Fehler.
Nr. 7: Der Goldstandard hat die Große Depression verursacht
Dieser Punkt steht mit dem darüber in Zusammenhang, ist aber auch für sich genommen von großer Bedeutung. Milton Friedman ist bekannt dafür, dass er die Federal Reserve für die Große Depression verantwortlich gemacht hat. Das steht im Gegensatz zu dem, was viele andere glauben - dass der Goldstandard selbst die Depression ausgelöst hat. Natürlich hat die Mehrheit recht.
Lassen Sie mich dazu den historischen Kontext kurz beleuchten. Wie wir wissen, brachte der Erste Weltkrieg hohe Inflationsraten mit sich. Großbritannien, Deutschland und andere Kriegsparteien schafften den Goldstandard ab, um den Krieg mit dem Drucken von Geld zu finanzieren. Nach Jahren des Gelddruckens schossen in Europa die Preise für so ziemlich alles in die Höhe.
Es hat natürlich auch nicht geholfen, dass ein Großteil der Industriekapazitäten vom Krieg zerstört und das Angebot dadurch begrenzt war. In Russland wurde der überwiegende Teil des Produktionskapitals im Zuge der antikapitalistischen Revolution von der Regierung beschlagnahmt. In Europa gab es folglich viel mehr Geld, dem jedoch eine viel geringe Menge an Gütern gegenüberstand. Milton Friedman und andere sogenannte Monetaristen erklären auf diese Weise gern, was Inflation ist. In manchen Ländern wie der Weimarer Republik und im Österreich und Ungarn der Zwischenkriegszeit kam es in den 1920er Jahren zur uneingeschränkten Hyperinflation und zum Kollaps der Währungen.
Die verarmten Länder hatten nun plötzlich äußerst attraktive Lohnkosten und ähnelten damit verschiedenen Schwellenländern der heutigen Zeit. Großbritannien hatte den Goldstandard 1925 dagegen wieder eingeführt und besaß nun die stärkste Währung des Kontinents. Dies hatte zur Folge, dass die britischen Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig waren, was wiederum zu anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und umfassenden Streiks führte, von denen einige in Gewalt mündeten. 1927 bat die Bank of England die Federal Reserve in den USA daher freundlich darum, die Nachfrage nach britischen Exportgütern durch Ausweitung der Geldmenge zu stimulieren.
Die Fed kam diesem Wunsch prompt nach. Diese Entscheidung trug zur Entstehung einer gigantischen Spekulationsblase am US-Aktienmarkt bei, die 1929 leider unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrach. Die britische Wirtschaft steckte indes weiterhin in einer hartnäckigen Depression fest, die sich die meisten Amerikaner heutzutage kaum vorstellen können. 1931 entschied sich das Vereinigte Königreich endlich, seine Währung abzuwerten.
Die USA rutschten zu diesem Zeitpunkt bereits in eine Depression ab und stellten plötzlich fest, dass sie die mit Abstand am wenigsten konkurrenzfähigen Löhne der Welt hatten. Nun befanden sich die USA in einer ähnlichen Situation wie Großbritannien im Jahr 1927. Allerdings war kein Land mehr übrig, das man um Hilfe bitten konnte.
Die Federal Reserve hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine große Menge Gold aus dem Vereinigten Königreich angesammelt. Wie Milton Friedman beobachtete, tat die Notenbank jedoch nicht, was sie hätte tun sollen - nämlich das Geldangebot in Übereinstimmung mit den wachsenden Goldreserven zu erhöhen. Warum? Das weiß niemand.
Vielleicht war die Fed verunsichert vom Boom-und-Bust-Zyklus des Aktienmarktes 1927-1929 und wollte nicht riskieren, dass sich so etwas wiederholt. Doch während die monetäre Ausweitung im Jahr 1927 nicht von steigenden Goldbeständen begleitet wurde, hätte die Notenbank das Geldangebot 1930-1931 im Gleichschritt mit den zunehmenden Goldreserven enorm ausweiten und zahlreiche Bankenpleiten verhindern können.
Die Situation wurde noch weiter verschlimmert, weil Präsident Hoover zu dieser Zeit von einer Reihe bekannter, proto-keynesianischer Ökonomen beraten wurde, die der Meinung waren, dass ein Rückgang der Gesamtnachfrage um jeden Preis vermieden werden müsste. Dies ließ sich in ihren Augen am besten durch die Stützung der Löhne erreichen, ungeachtet der steigenden Arbeitslosigkeit. Infolgedessen hatten die USA 1931 weltweit die höchsten Lohnkosten, die Unternehmen waren nichts mehr wettbewerbsfähig und die Arbeitslosigkeit hatte noch weiter zugenommen.
Es ist folglich offensichtlich, dass der Goldstandard die Große Depression verursacht hat - nicht der Erste Weltkrieg oder die enorme Inflation, mit deren Hilfe der Krieg finanziert wurde. Schuld war auch nicht die Zerstörung der europäischen Industrie, die russische Revolution und der Kollaps der russischen Industrieproduktion oder die verschiedenen Hyperinflationen und Revolutionen in Mitteleuropa.
Die von der Federal Reserve hervorgerufene Aktienmarktblase hatte ebenso wenig mit der Depression zu tun wie ihre Entscheidung, die Geldmenge in den Jahren 1930-1931 trotz wachsender Goldreserven nicht auszuweiten. Auch die künstliche Unterstützung der Löhne, die von Präsident Hoover eingeführt und von Franklin D. Roosevelt fortgesetzt wurde, spielte keine Rolle. Nein, es war der Goldstandard, der die Große Depression auslöste. Ganz sicher.
Nr. 6: Regeln können gebrochen werden
Doch zurück zu den offensichtlichen Problemen. Der nächste Grund ist so einleuchtend, das jedes Kind ihn versteht: Regeln sind auf dem Papier ganz nett, aber wir wissen alle, dass sie gebrochen werden können. Nur weil ein Land einen Goldstandard hat, heißt das noch lange nicht, dass es seine Währung nicht trotzdem abwerten und den Goldstandard einfach abschaffen kann. Wie oben erwähnt, haben Deutschland und Großbritannien 1914 genau das getan und wie verrückt Geld gedruckt, um ihre Kriegsausgaben zu finanzieren. Die Vereinigten Staaten haben den Dollar 1934 um etwa 60% gegenüber Gold abgewertet und den Goldstandard im Jahr 1971 schließlich ganz aufgegeben.
Sind wir doch einmal ehrlich - wenn Regeln gebrochen werden können, warum sollte man sie dann überhaupt erst haben? Die Behauptung, dass Gold- oder Silberwährungen stabil seien und unkontrollierte Inflation verhindern würden, ist völliger Quatsch. Wenn eine Regierung das will, kann sie den Goldstandard abschaffen, ihre Währung abwerten und so viel Inflation erzeugen, wie sie will. Sie kann sogar eine Hyperinflation hervorrufen, wenn das gewünscht ist. Wer soll sie auch daran hindern? Sie stellt die Regeln ja selbst auf. Die Befürworter von Gold sind so naiv...
Nr. 5: Gold- oder Silberwährungen verschaffen den USA einen Vorteil gegenüber dem Rest der Welt
Wir, die wir außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika leben, sind manchmal besorgt darüber, dass die USA die größten Goldreserven der Welt besitzen. Wenn sich die Welt tatsächlich dazu entschließen würde, zum Goldstandard zurückzukehren, würden die USA noch mächtiger werden, als sie ohnehin schon sind. Sie würden noch mehr Einfluss nehmen und das Gold verwenden, um ein noch größeres Militär zu finanzieren und neue Militärbasen im Ausland zu errichten - selbst in Ländern, in denen sie gar nicht willkommen sind, wie z. B. Bulgarien.
Die USA würden vielleicht sogar noch mehr Kriege beginnen - als wären die mit den Druckerpressen der Fed finanzierten Kriege nicht schon genug! Die Geschichte legt natürlich schon den Schluss nahe, dass Krieg und Inflation Hand in Hand gehen. Im 20. Jahrhundert war das definitiv der Fall. Auch die Französische Revolution und Napoleons Kriege haben auf dem europäischen Kontinent zu starker Inflation geführt.
Die 1930er Jahre waren ebenfalls vom enormen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus geprägt und ruinierten die ehemals wohlhabenden Habsburger Volkswirtschaften. Darüber hinaus gab es noch die Amerikanische Revolution, die mit dem Drucken von Kontinental-Dollars finanziert wurde. Doch das war früher. Heute ist alles anders. Eine Rückkehr zum Goldstandard hätte mehr Kriege zur Folge, auch wenn deren Finanzierung dann schwieriger wäre.
Ein anderer Punkt ist, dass die USA viel mehr Güter importieren als sie exportieren. Streber bezeichnen das als "Außenhandelsdefizit", Oberstreber nennen es "Leistungsbilanzdefizit". Bei einem weltweiten Goldstandard müssten die USA die Nettoimporte mit Hilfe ihrer Goldreserven bezahlen, statt einfach mehr Dollars zu drucken. Bei den aktuellen Goldpreisen könnten die Vereinigten Staaten damit nicht einmal das Leistungsbilanzdefizit eines einzigen Jahres decken!
Stellen Sie sich das einmal vor: Wenn die USA künftig nicht mehr die Möglichkeit hätten, mehr zu importieren, als sie exportieren, dann müsste das Land tatsächlich eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft werden - mehr sparen und produzieren und weniger verbrauchen! Welch Grauen!
Wie wir alle wissen, sind die amerikanischen Konsumenten das einzige, was die Weltwirtschaft am Laufen hält. Wohin sollte China sonst seine Produkte exportieren? Das ist also wirklich eine lächerliche Idee. Keynesianer wie Paul Krugman wissen zum Glück, dass eine Wirtschaft nur wachsen kann, wenn auch das Geldangebot exponentiell zunimmt und überflüssiger Konsum finanziert wird. Sparen ist der direkte Weg ins Armenhaus. Wohlstand durch Kreditaufnahmen hat in der Vergangenheit schließlich auch wunderbar funktioniert. Warum sollte man jetzt damit aufhören? Sparen ist das Unwort der keynesianischen Wirtschaftstheorie. Am besten, wir fangen gar nicht erst damit an.
Nr. 4: Gold verschafft den Goldförderländern einen Vorteil
Wenn wir die Währungen wieder mit Hilfe von Gold oder Silber decken würden, wäre das eine riesige Unterstützung für die Länder, die das Geld produzieren. Warum sollten wir ihnen die Druckerpressen überlassen, wenn wir sie auch selbst behalten können? Die Macht, immer größere Mengen an Fiatwährung herzustellen, ist immerhin der Schlüssel zu wirtschaftlichem Wohlstand. Wir würden doch nicht wollen, dass die Staaten mit großen Vorräten an Bodenschätzen auf unsere Kosten einen Vorteil erlangen!
Sicher, viele Länder mit reichen Goldvorkommen befinden sich in Afrika und anderen strukturschwachen Regionen. Sie sind arm, unterentwickelt und in vielen dieser Staaten herrschen Zustände wie in einer Diktatur. Ein Teil der Diktatoren ist wiederum abhängig von der Entwicklungshilfe, die wir mit unseren Notenpressen finanzieren. Wenn wir diese Mittel nicht länger drucken würden, müssten die Länder sich ja selbst helfen! Aber nein, dafür sind sie einfach zu rückständig...
Überlegen Sie einmal, wie der Wert der Gold- und Silberminen in Afrika und anderen ärmeren Regionen in die Höhe schießen würde, wenn die Edelmetalle remonetarisiert würden. Das wäre vergleichbar mit der Entwicklung der Staaten am Persischen Golf, als der Ölpreis in den 1970er Jahren in die Höhe schoss. Die Förderländer wurden dadurch reich! Heute zählen diese Staaten zu den wohlhabendsten der Welt. Bei den meisten von ihnen übersteigen die Exporte die Importe und für die Zukunft haben sie riesige Staatsfonds aufgebaut.
Aber von den afrikanischen Staaten kann man ja nicht erwarten, dass sie ihr Vermögen vernünftig verwalten. Sie brauchen die USA, Großbritannien und andere Staaten, die ihnen zeigen wie das geht, welche Spritschleudern sie kaufen sollen, wie viele Flachbildfernseher ein Eigenheim aus der Retorte braucht und wie man ein Postsystem, ein Eisenbahnnetz oder qualitativ hochwertige Bildung organisiert. Es ist schon schlimm genug, wenn globale Vermögensunterschiede abgebaut werden, aber diesen Ländern auch noch die Kontrolle über ihr eigenes Vermögen zu geben, wäre nun wirklich vollkommen verantwortungslos.
Nr. 3: Gold kommt den Reichen zugute
Ungeachtet der eben gemachten Beobachtung, dass gold- oder silbergedecktes Geld die Länder reicher machen würde, die über diese Bodenschätze verfügen, ist es eine Tatsache, dass der Großteil der in Privatbesitz befindlichen Edelmetalle den Reichen gehört. Warum sollte man diese Leute noch wohlhabender machen? Vermögensungleichheit ist ein ernstes Problem. Warum sollte man es noch weiter verschärfen?
Wir wissen alle, dass das exponentielle Wachstum der Fiatgeldangebots in den letzten Jahrzehnten verhindert hat, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht. In den USA ist das Vermögen der obersten 1% gegenüber dem Vermögen des Mittelstandes seit der Abschaffung des Goldstandards in den 1970er Jahren zwar exponentiell angewachsen, aber das ist nur ein Zufall.
Es stimmt schon, dass die Reallöhne unter dem Goldstandard schnell angestiegen sind und der Mittelstand infolgedessen größer wurde als je zuvor, doch selbst damals gab es fiese Raubkapitalisten, die reicher wurden als sie verdient hatten. Manchen von ihnen, wie Andrew Carnegie, bemerkten das zumindest und verschenkten den Großteil ihres Vermögens. Wirtschaftlicher Fortschritt ist schon in Ordnung, solange die Leute nicht zu reich davon werden. Wir sollten also weiterhin Wohlstand schaffen, indem wir Geld drucken, aber gleichzeitig sicherstellen, dass diejenigen, die zu reich werden, ihr Vermögen verschenken. Sonst setzt's was!
Es ist übrigens nicht nötig, sich Sorgen darüber zu machen, dass vor allem die Banken und die Kapitalbesitzer von der Ausweitung der Geldmenge profitieren könnten, da sie als erste Zugang zu dem frisch gedruckten Geld haben. Wir wollen schließlich, dass unsere unterkapitalisierten Banken wieder Kredite vergeben, damit wir unseren Konsumrausch fortsetzen können. Wie sollen die Kreditinstitute denn Geld verleihen, wenn wir es nicht zuvor erschaffen? Wir müssen zwar Zinsen zahlen, aber die Zinssätze sind derzeit so niedrig, das uns das nicht weiter zu stören braucht.
Inflation wird traditionell mit steigenden Vermögensunterschieden in Zusammenhang gebracht, und stabile Währungen mit einer wachsenden Mittelklasse. Doch das war vor der Erfindung des modernen Wohlfahrtsstaates, der automatisch Geld von den Wohlhabenden zu den Armen transferiert - es sei denn, die Reichen finden eine Möglichkeit, die Steuern zu umgehen, z. B. indem sie Fonds und Stiftungen gründen, steuerfreie Wertpapiere kaufen oder Assets erwerben, deren Preis üblicherweise im Gleichschritt mit der Inflation steigt.
Aber das tun sie ja nicht, um Steuern zu vermeiden, oder? Warren Buffett sagt beispielsweise, dass er gern mehr Steuern bezahlen würde. Das steht ihm natürlich frei. Die US-Steuerbehörde gewährt jedem die Möglichkeit, mehr zu bezahlen als den Pflichtbetrag. Manchmal frage ich mich, warum er das nicht tut. Er könnte seine steuerfreien Kommunalanleihen liquidieren und stattdessen Staatsanleihen kaufen, die versteuert werden müssen. Er könnte auch Dividende ausschütten, statt ausstehende Aktien zurückzukaufen oder in einen Bundesstaat ziehen, in dem die Steuern höher sind als in Nebraska.
In Anbetracht der komplizierten Steuervorschriften, die in den meisten Industrienationen gelten, vermute ich, dass es für Warren und die anderen Reichen tausende von Möglichkeiten gäbe, mehr Steuern zu bezahlen - wenn sie das wollen. Vielleicht sagen Taten mehr als Worte.
Mittelständische Familien haben natürlich keinen Zugang zu raffinierter Steuerplanung, denn die ist meist recht kostspielig. Wirklich ausgefuchste Steuerplanung beinhaltet, dass man dem Steuergesetz neue Änderungen und Ausnahmen hinzufügt. Dafür gibt es Steuerlobbyisten, die das in Vollzeit für die Superreichen erledigen. Nein, der Mittelstand muss einfach ein bisschen mehr bezahlen, um all die Schlupflöcher zu kompensieren, von denen sie im Normalfall erst dann erfahren, wenn die Regierung beschließt, dass sie nicht mehr den politischen Interessen dienen.
In der Praxis heißt das, dass der Wohlfahrtsstaat vor allem für die Umverteilung vom Geld des Mittelstandes an die Armen sorgt. Aber glauben Sie bloß nicht, das sei der Grund für den schrumpfenden Mittelstand. Ich glaube der wahre Grund ist, dass wir trotz aller Bemühungen immer noch nicht genug Geld drucken.
Nr. 2: Professoren wissen, was gut für uns ist
Zurück zum Offensichtlichen: Wir wir alle wissen, sind Leute mit einem Professorentitel einfach schlauer als wir. Das beweist ja schon der Titel. Manche haben sogar einen Professorentitel in Wirtschaftswissenschaften, einem unglaublich komplizierten Fachgebiet. Wie sonst könnte man verstehen, dass exponentielles Wachstum der Geldmenge zu Wohlstand führt, dass man durch Schulden reich wird und durch sparen arm? Wie sonst kann man lernen, dass es nachhaltig ist, wenn ein Land mehr importiert als es exportiert, und dass zentrale Planung in jedem Fall einem freien und freiwilligem Austausch an den Märkten vorzuziehen ist?
Ohne die Experten, die uns erklären, wie hoch der Preis von Geld, d. h. der Zinssatz sein sollte, würden wir von einer Wirtschaftskatastrophe in die nächste stolpern. Die Große Depression wäre dagegen der reinste Spaziergang, genauso wie unsere aktuellen konjunkturellen Schwierigkeiten - die selbstverständlich keine Depression darstellen, auch wenn sie sich für viele so anfühlen.
Wenn Sie mehr Beweise brauchen, dann sehen Sie sich einfach die schicken Gebäude an, in denen die Zentralbanker arbeiten. Die sind wirklich beeindruckend, genauso wie Hauptsitze der großen Privatbanken. Diese Leute sind offensichtlich erfolgreich und wichtig, also gibt es keinen Grund, warum sie uns nicht sagen sollten, was wir zu tun haben. Sie haben sogar einen Namen für das, was wir tun sollen - sie nennen es "freie Marktwirtschaft". Ich bin mir nur nicht ganz sicher, wofür das "frei" steht.
Das Problem an Gold- und Silberwährungen ist, dass die Professoren unser Geld dann nicht mehr zu unserem Vorteil manipulieren könnten. Und da sie ganz genau wissen, wie hoch das Geldangebot sein sollte, brauchen wir uns auch keine Sorgen darüber zu machen, dass sie zu viel zu wenig davon erschaffen könnten. Die exponentiell steigenden Geldmengen, die sie seit 2007 schöpfen, sind genau richtig. Außerdem haben die Experten alle möglichen komplizierten Statistiken, die nur sie selbst verstehen können, weil sie sie aufgestellt haben.
Wenn sie sagen, dass die Verbraucherpreise um 2,43% steigen, dann meinen sie nicht 2,42% oder 2,44%, sondern exakt 2,43%. Diese Präzision ist äußerst wichtig, denn davon hängt ab, wie viele Milliarden an neuem Geld sie den Banken geben müssen, um Preisstabilität und Vollbeschäftigung zu garantieren. Falls das einmal nicht perfekt funktioniert, ist es allerdings nicht ihre Schuld. Immerhin sind sie Professoren.
Apropos "Preisstabilität"- seit wann wird ein Anstieg von 2,43% als "Stabilität" bezeichnet? Müssten es dann nicht 0,00% sein? Ich schätze, um das zu verstehen, bräuchte ich einen Doktortitel...
Nr. 1: Wenn wir die Wahl haben, bevorzugen wir alle Fiatgeld
Da ich keinen Professorentitel habe, bin ich nicht qualifiziert, den Leuten zu sagen, was sie tun sollen. Ja, manchmal mache ich Vorschläge, weil ich einen Masterabschluss habe, oder gebe sogar Empfehlungen. (Wenn ich nur einen Bachelor hätte, würde ich wahrscheinlich nicht einmal Vorschläge machen. Und ich schätze, wenn ich keinen Universitätsabschluss hätte, würde ich meinen Mund überhaupt nicht öffnen.)
Einen Vorschlag würde ich jedoch nie machen - dass die Menschen selbst entscheiden dürfen, welche Art von Geld sie verwenden. Das wäre ja auch in keiner Weise zielführend. Womöglich würden wir uns alle für unterschiedliches Geld entscheiden und niemand würde das Zahlungsmittel eines anderen akzeptieren. Abgesehen von direkten Tauschgeschäften würde der Handel zum Erliegen kommen, und wir wissen alle, wie ineffizient Tauschhandel ist. Aus diesem Grund wurde das Geld überhaupt erst erfunden.
Wer hat eigentlich das Geld erfunden? Sicherlich gab es im antiken Lydien, woher die ersten Münzen stammen, auch schon Professoren. Diese hatten die Idee vielleicht zuerst, aber es waren letztlich die Griechen, die in der hellenistischen Welt der Antike die meisten Münzen zur Verfügung stellten. Sie wussten einfach, wie man die besten Münzen prägt. Selbst Nicht-Griechen nutzten die griechische Währung.
Dann kamen die Römer, die so intelligent waren, dass sie nicht nur beeindruckende Gebäude, Straßen und Aquädukte errichteten, sondern auch entdeckten, wie man Geld durch Abwertung manipulieren kann. Diese Idee verfolgten sie insbesondere ab dem 3. Jahrhundert äußerst ernsthaft weiter, was oberflächlich betrachtet mit den Niedergang des römischen Reiches einhergeht.
Doch das ist reiner Zufall. Historisch bewanderte Leser wissen, dass sich das römische Reich schließlich in zwei Teile aufspaltete. Während der westliche Teil die Währungsabwertungen fortsetzte und im 5. Jahrhundert praktisch völlig zusammenbrach, behielt das Oströmische Reich sein stabiles Münzgeld bei und bestand noch rund tausend Jahre, bis zur Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen im Jahr 1453. Doch auch das ist nur Zufall. Staaten, die ihre Währung abwerten, haben üblicherweise länger Bestand.
Doch wie dem auch sei - zurück zum Thema des selbstgewählten Geldes. Das ist nun wirklich überflüssig. Und wir wollen es auch gar nicht. Die Gesetze, die die freie Wahl des Zahlungsmittels untersagen, würden wir eigentlich gar nicht brauchen. Ist eine freie Auswahl denn wirklich immer etwas Gutes? Ich gehe einmal in der Woche für meine Familie einkaufen und meine Frau schreibt mir eine hilfreiche Liste mit verschiedenen Grundnahrungsmitteln wie "Butter". Dann gehe ich in den Supermarkt und stehe plötzlich vor einer ganzen Wand aus Butter.
Es ist unglaublich. Es gibt sie gesalzen und ungesalzen, in verschiedenen Mengen und Formen, von unterschiedlicher Qualität und Herkunft und von verschiedenen Kuhrassen. Und alles, was meine Frau aufgeschrieben hat, ist "Butter". Wenn ich sie dann anrufe und nach genauen Spezifikationen für "Butter", "Reinigungsmittel" oder "Küchenrolle" frage, reagiert sie genervt und voller Unverständnis. Die große Auswahl ist also letztlich nur eine Quelle der Verwirrung und Verärgerung. So wie meine Frau mir exakt sagen sollte, was ich kaufen muss, sollte uns auch die Regierung vorschreiben, welches Geld wir verwenden.
Doch stellen wir uns - nur um eines kleinen Gedankenexperimentes willen - doch einmal vor, dass die Gesetze zur Regelung des gesetzlichen Zahlungsmittels abgeschafft würden und wir unser Geld nach Belieben auswählen könnten. Nichts würde sich ändern. Wir alle würden schließlich weiterhin Dollars, Euros, Pfund, Yen oder die andere in unserem Land übliche Währung verwenden. Wer würde sich schon die Mühe machen, die Vor- und Nachteile all dieser Währungen gegeneinander abzuwägen oder mit Gold und Silber als Alternativen zu vergleichen?
Eignen sich manche dieser Währungen besser zur Aufbewahrung von Vermögen als andere? Vielleicht. Aber ich sage Ihnen, die meisten von uns wären von dieser Auswahl ebenso eingeschüchtert wie von der Butterwand im Supermarkt. Wir würden einen Blick darauf werfen, erschaudern und von dannen ziehen.
Die quantitativen Lockerungen ändern daran nichts. Die Entscheidungsträger, die für unsere Wirtschaft verantwortlich sind, wissen immerhin genau, wie viel unser Geld wert sein sollte. Diejenigen, die sich Sorgen darüber machen, dass unser Geld seine Kaufkraft verlieren könnte, sind schlicht und ergreifend paranoid. Freie Auswahl ist gefährlich. Die größten Schäden im Handelsverkehr richtet sie an, wie wenn sie das Geld selbst betrifft. Selbst wenn die Bestimmungen über die gesetzlichen Zahlungsmittel abgeschafft würden, würden wir alle weiterhin die Banknoten verwenden, die wir ohnehin schon haben.
Sie, die Goldbugs, können also gern weiterhin ein bisschen Gold- oder Silberschmuck kaufen und an ihre Lieben verschenken. Aber hören sie doch bitte auf, solchen Unsinn über die Verwendung von Gold als Geld zu reden. Wenn Sie Ihrer Frau oder Ihren Kindern stattdessen Gold- und Silbermünzen schenken würden, könnten sie damit gar nichts anfangen. Sie könnten sie weder als Zahlungsmittel noch als Schmuck verwenden, sondern nur für eine Sache: zum Sparen. Das Unwort aller Keynesianer. Damit würden Sie nun wirklich niemandem eine Freude machen. Es ist die Zeit des Geldleihens und des Geldausgebens, meine Freunde, und zwar schon seit 1971.
© John Butler
Dieser Artikel wurde am 26.12.2016 auf www.24hgold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.