David Smith: Bei einem Marktkollaps geht alles ganz schnell - bereiten Sie sich jetzt vor!
06.02.2017 | Mike Gleason
Mike Gleason: Heute habe ich das Vergnügen, David Smith zu unserem wöchentlichen Interview begrüßen zu dürfen, den Chefanalyst des Newsletters The Morgan Report. David, frohes neues Jahr! Schön, dass Sie wieder bei uns sind. Wie geht’s Ihnen?
David Smith: Danke Mike, gut. Ich bin gespannt auf das Jahr, das vor uns liegt. Ich glaube, wir werden jede Menge interessante Ereignisse erleben.
Mike Gleason: Danach sieht es auf jeden Fall aus. Wie immer haben wir auch heute wieder viel zu besprechen, also fangen wir am besten gleich an. Die Edelmetallkurse haben heute wieder etwas nachgegeben, aber im Allgemeinen haben sich Gold und Silber Anfang dieses Jahres gut entwickelt. Wie ist die Lage den Edelmetallmärkten zur Zeit? Was war der Grund für die positive Preisbewegung in den ersten Wochen des Jahres? Glauben Sie, dass der Trend Bestand haben wird?
David Smith: Es gibt derzeit viele verschiedene Strömungen und es ist zum Teil wirklich nicht leicht, daraus schlau zu werden. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass Anleger einen Plan haben, der berücksichtigt, dass es zahlreiche Unbekannte gibt. Wenn Sie jedoch wie wir von Gold und Silber überzeugt sind, dann sollten Sie auf jeden Fall kaufen.
Der einfachste Weg ist die Durchschnittspreismethode, bei der Sie jeden Monat unabhängig vom aktuellen Kurs eine bestimmte Menge kaufen. Wenn Sie versuchen, all die Kursschwankungen und Rücksetzer genau abzupassen, haben Sie am Ende nur mehr Sorgen und machen es sich unnötig schwer. Außerdem wird es dann schwieriger Entscheidungen zu treffen, die nicht auf Gefühlen basieren. Es ist möglich - wenn nicht gar wahrscheinlich - dass Sie das große Ganze aus den Augen verlieren, wenn Sie versuchen, immer den allergünstigsten Preis zu erwischen, statt sich bewusst zu machen, dass wir uns bei den Edelmetallen in einem langfristigen Aufwärtstrend befinden, der wahrscheinlich noch mehrere Jahre lang anhalten wird.
Mike Gleason: Die Ausgangslage ähnelte 2017 stark dem Beginn des letzten Jahres. Im Dezember 2015 und 2016 wurde der Leitzins in den USA angehoben, jeweils das einzige Mal im Jahr. Der Dollar scheint überbewertet zu sein und Gold und Silber machen einen recht überverkauften Eindruck. Im letzten Jahr haben die Edelmetallkurse und die Aktien der Minengesellschaften einen fantastischen Start hingelegt. Was erwarten Sie in diesem Jahr? Rechnen Sie mit einer Wiederholung der Entwicklungen von 2016?
David Smith: Ich denke auch, dass eine gewisse Ähnlichkeit besteht. Ich erinnere mich noch daran, dass die ersten Wochen im letzten Jahr nicht gerade Mut machten für den Edelmetall- und den Minensektor. Vor allem am 19. Januar hatte es den Anschein, als würden neue Tiefs verzeichnet und als würden die Kurse anschließend auf diesem niedrigen Niveau bleiben. Doch bei Börsenschluss hatten sich die Tiefs als Bärenfalle erwiesen. Der Markt hat sich stabilisiert und nicht mehr zurückgeblickt.
Ich weiß nicht, ob sich die Preise so stark entwickeln werden, wie in den ersten fünf oder sechs Monaten letzten Jahres, aber ich denke, dass die Performance besser sein wird, als die meisten erwarten. Für Anleger, die vom Nutzen der Edelmetallinvestitionen überzeugt sind, besteht das Risiko vor allem darin, nicht oder nicht voll investiert zu sein. Ich glaube, dass die Kurse auf lange Sicht mit enormer Energie nach oben gedrückt werden, auch wenn wir immer wieder volatile Tage erleben werden.
Mike Gleason: Die Stimmung der Investoren ist im Moment im Allgemeinen ziemlich negativ gegenüber den Edelmetallen. Viele glauben, dass es mit Donald Trump im Weißen Haus keinen Grund gibt, Gold oder Silber zu besitzen. Wie schätzen Sie dieses Sentiment ein? Sie tauschen sich selbstverständlich oft mit Ihren Kontakten im Minensektor und im Edelmetallsektor im Allgemeinen aus. Was erfahren Sie dabei über die Marktstimmung? Sind die Leute verhalten optimistisch? Ist derzeit einfach nicht so viel los?
David Smith: So wie ich das sehe, ist die Stimmung unter den Edelmetallproduzenten viel besser als unter den Anlegern. Wissen Sie, wenn Sie versuchen, sich bei Ihren Investitionsentscheidungen nach dem Verhalten der Mehrheit zu richten, werden Sie damit nicht allzu gut fahren. Man muss wirklich eine konträre Strategie verfolgen. Aber das ist schwierig. Es ist nicht leicht zu kaufen, wenn viele der Meinung sind, dass die Preise noch weiter fallen werden.
Wenn Sie lieber warten, bis alle glauben, dass die Kurse steigen, sollten Sie allerdings Folgendes bedenken: Erstens liegt die Mehrheit bei Wendepunkten meistens falsch. Zweitens haben Sie zu diesem Zeitpunkt dann den Großteil der Kursgewinne schon verpasst. Das Sentiment ist ein Indikator, der anzeigt, wann die Gelegenheit besteht zu günstigeren Preisen zu kaufen, und er funktioniert am besten, wenn man entgegen der allgemeinen Meinung an den Märkten handelt, statt sich der Stimmung anzuschließen.
Mike Gleason: Was können Sie uns zu Palladium sagen David? In letzter Zeit hat sich dieses Metall besser entwickelt als die anderen Edelmetalle. Vielleicht beginnen die Gold- und Silberkurse jetzt nachzuziehen. Im letzten Jahr hatte Palladium ebenfalls die beste Performance unter den Edelmetallen und wir haben auch früher schon erlebt, dass Palladium die Führung in diesem Sektor übernimmt. Denken Sie, dass das auch aktuell wieder der Fall sein könnte? Was steckt hinter dieser Korrelation?
David Smith: Ich denke, wir beobachten etwas Ähnliches wie Ende 2013 und Anfang 2014. David Morgan und ich hatten das damals in einem Artikel kommentiert und darauf hingewiesen, dass Palladium den Gold- und Silberkursen oft vorauseilt. Die beiden anderen Edelmetalle folgen dann ein wenig später nach. Nach der Veröffentlichung dieses Artikels ist der Palladiumpreis um fast 300 $ je Unze gestiegen und Gold und Silber entwickelten sich auch recht gut.
Die Gründe könnten diesmal anders sein, aber ich glaube, dass wir eine Art Echo dieser Entwicklung erleben werden. Am Palladiummarkt gibt es zunehmende Schwierigkeiten beim Angebot. Außerdem nimmt die Nachfrage zu, nicht nur seitens der Industrie, sondern auch seitens der Investoren.
Mike Gleason: Obwohl sich der Palladiumkurs im Bereich von 750-800 $ eher am oberen Ende der Handelsspanne der letzten Jahre befindet, glauben Sie also, dass weitere Wertsteigerungen möglich sind? Oder sollten Anleger sich jetzt lieber auf die anderen Edelmetalle konzentrieren?
David Smith: Natürlich wäre es besser gewesen zu kaufen, als der Kurs noch 100 $ niedriger war. Aber einer der bedeutendsten ETFs hat in letzter Zeit große Mengen des physischen Angebots gekauft, was darauf hindeutet, dass es eine Nachfrage nach Palladiuminvestments gibt, die vielleicht größer ist, als der Markt denkt. Das wurde unter Umständen noch nicht vollständig eingepreist.
Der Kurs des Edelmetalls und des ETFs liegt derzeit in etwa auf dem gleichen Niveau wie vor einem Jahr, aber die Angebotssituation hat sich deutlich verschlechtert. Es lohnt sich auf jeden Fall, Palladium im Auge zu behalten. Ich denke, dass die Chance auf viel höhere Preise besteht, und dass Gold und Silber aufgrund ihrer eigenen Preisfaktoren nachziehen werden. Das halte ich für sehr wahrscheinlich.
Mike Gleason: Kommen wir zu einem anderen Thema: Es hat den Anschein, als würden die Politiker und Banker den Krieg gegen Bargeld in diesem Jahr forcieren wollen. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos war die Abschaffung von Bargeld ein sehr beliebtes Diskussionsthema. Die Einschränkung des Bargeldverkehrs wird fast immer damit begründet, dass dadurch das Geschäft von Drogenhändlern erschwert würde und man besser gegen Steuerbetrüger vorgehen könnte. Niemand will dagegen über die Vorteile von Privatsphäre oder die Auswirkungen sprechen, die es auf die persönliche Freiheit hätte, wenn jede finanzielle Transaktion von der Regierung und den Banken überwacht und kontrolliert werden kann.
Auf kurze Sicht würden die Edelmetallpreise davon sicherlich profitieren, denn physischer Gold- und Silberbesitz ist eine gute Alternative zu Cash. Aber vielleicht werden die Behörden versuchen zu verhindern, dass die Leute auf Edelmetalle umsteigen. Denken Sie, dass das in absehbarer Zukunft passieren könnte? Machen Sie sich in Bezug auf den Kampf gegen das Bargeld auf Überraschungen gefasst?
David Smith: Der zeitliche Ablauf solcher Entwicklungen ist wirklich unberechenbar. Niemand kann vorhersagen, wann derartige Maßnahmen ergriffen werden. Als der indische Premierminister Narendra Modi beispielsweise im November letzten Jahren beschlossen hat, 85% der umlaufenden Bargeldmenge abzuschaffen und gegen neue Währungseinheiten zu tauschen, hatte das niemand kommen sehen - abgesehen von denen, die im Voraus informiert wurden und sich finanziell rechtzeitig darauf einstellen konnten.
Ich denke, die Regierungen wollen uns zunehmend dazu drängen, elektronisches Geld zu verwenden. Das hätte tiefgreifende Folgen, die allesamt negativ sind. Es wird oft darauf hingewiesen, wie unpraktisch Bargeld sei, und dass wir das "dreckige Geld" dann nicht mehr ständig mit uns herumtragen müssten. Aber wenn sich der gesamte Zahlungsverkehr wirklich nur noch auf digitaler Ebene abspielen würde, wäre das ein großer Verlust. Wir würden unsere Privatsphäre verlieren, und unsere Flexibilität.
Aus sozialer Sicht wäre es außerdem äußerst herabwürdigend, wenn sich die Lage so entwickeln sollte, dass jeder, der Bargeld verwendet oder besitzt, als kriminell angesehen wird. Damit wäre man schuldig, bis die Unschuld bewiesen ist, nicht unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist. Das würde den Gesellschaftsvertrag zwischen der Regierung und den Bürgern ernsthaft untergraben.
Ich fürchte, dass wir mehr Bestrebungen in diese Richtung sehen werden, nicht nur in anderen Ländern, sondern auch in den USA. Wenn über die Abschaffung der 100-$-Note diskutiert wird, weil sie von Drogendealern verwendet wird, ist das wirklich ein lächerliches Argument. Die traurige Wahrheit ist doch, dass ein 100-$-Schein heute ohnehin nur noch die gleiche Kaufkraft hat, wie ein 20-$-Schein in den 1960er Jahren. Der tatsächliche Wert dieser Banknote ist viel geringer, als der wahrgenommene Wert. Bei den Edelmetallen ist das mit Sicherheit nicht der Fall. Deren Wert ist stabil und wird sich weiterhin positiv entwickeln.
Falls es eines Tages zu einer Art Krieg gegen Gold kommen sollte, wird man ihn wahrscheinlich in Form einer Besteuerung führen und versuchen, die überraschenden Gewinne von Investoren zu besteuern, die bei einem gewaltigen Anstieg der Edelmetallkurse mehr Geld gemacht haben, als sie jemals für möglich gehalten hätten.
Für mich ist diese theoretische Möglichkeit jedenfalls kein Grund, auf den Kauf von Edelmetallen zu verzichten. Gold und Silber sind das einzige wahre Geld, das schon seit Jahrtausenden verwendet wird. Die Edelmetalle haben die Intrigen sämtlicher Regierungen überlistet und ich denke, das werden sie auch weiterhin tun, weil die Menschen sie nach wie vor schätzen.
Mike Gleason: Letzte Woche hatten wir Keith Neumeyer, den CEO von First Majestic Silver, zu Gast und haben mit ihm über den Prozess gesprochen, der wegen Manipulation der Gold- und Silberpreise gegen die Deutsche Bank geführt und vor Kurzem beigelegt wurde. Die Beweise, die die Bank im Laufe der Verhandlungen vorgelegt hat, belasten auch andere Großbanken. Bislang hat Keith jedoch große Schwierigkeiten damit, andere Minengesellschaften zu überzeugen, sich ihm anzuschließen und die Manipulatoren zu enttarnen und zu kritisieren.
Vielleicht haben sich die Leute einfach von der Idee verabschiedet, dass man Banken tatsächlich zur Rechenschaft ziehen kann. Die Börsenaufsicht hat ja offensichtlich versagt. Der Prozess vor dem Zivilgericht könnte jedoch Folgen haben und vielleicht sogar dazu führen, dass die Aufsichtsbehörden ebenfalls Schritte einleiten. Wie gut schätzen Sie die Chancen dafür ein, dass die Edelmetallinvestoren endlich ehrlichere Märkte bekommen und vielleicht sogar eine gewisse Gerechtigkeit erfahren?
David Smith: Zunächst einmal will ich sagen, dass ich es wirklich lobenswert finde, wie Keith sich engagiert und was er zu erreichen versucht. Er gehört im Edelmetallsektor zu denen, die die Dinge immer am deutlichsten beim Namen genannt haben. Ich denke, dass sich im Laufe der Zeit mehr Manager seiner Sache anschließen werden. Aber es braucht immer erst jemanden, der die Dinge ins Rollen bringt.
Wir wissen nicht, zu welchen Ergebnissen diese Gerichtsverhandlungen führen werden und ob sie noch weite Kreise ziehen werden oder nicht. Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass das Fundament des Vertrauens der Menschen in ihre Institutionen weiter untergraben wurde, und dass die Aufrichtigkeit und das Ansehen der Banken und Finanzinstitutionen dadurch zusätzlichen Schaden genommen haben. Die jüngsten Beweise sind nur der Anfang einer ganzen Reihe weiterer Enthüllungen, die wir in Zukunft erleben werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass das Vertrauen der Menschen das Einzige ist, was das gesamte System zusammenhält. Wenn die Bürger das Vertrauen in ihre Institutionen und in die Papierwährung in ihren Taschen verlieren, wird das die Edelmetallnachfrage gewaltig in die Höhe treiben. Gleichzeitig werden wir in den kommenden Jahren mehr und mehr Anzeichen für Angebotsengpässe am Gold- und Silbermarkt erkennen.
Wer erst einmal abwartet und glaubt, er könne seine Investitionen auch dann noch tätigen, wenn alle Zeichen schon auf Sturm stehen, wird wahrscheinlich eine bittere Enttäuschung erleben. Die Preise und auch die Aufgelder werden dann viel höher sein als heute. Alle Vorteile, die sich manche Anleger davon erhoffen, dass sie mit ihren Käufen noch warten, werden meiner Einschätzung nach künftig von den steigenden Aufgeldern und der Verknappung des Angebots zunichte gemacht.
Mike Gleason: Was würden Sie denjenigen sagen, die glauben, dass die Manipulationen an den Edelmetallmärkten bis in alle Ewigkeit fortgesetzt werden können? Eines Tages muss das künstlich niedrige Preisniveau doch Konsequenzen haben und sich auf das Angebot und die Exploration neuer Lagerstätten auswirken, oder?
David Smith: Ich verstehe auf jeden Fall, dass ein Teil der Anleger befürchtet, dass es immer so weitergehen wird, denn die Banken scheinen allmächtig zu sein. Als Geschichtsstudent habe ich allerdings gelernt, dass es bei wichtigen Wendepunkten in der Geschichte oft so aussah, als könnten gewisse Kräfte nie umgekehrt und gewisse Umstände nie geändert werden.
Wenn man die Informationen und die Hinweise betrachtete, die in der jeweiligen Zeit zur Verfügung standen, hatte es oft den Anschein, als würde sich eine bestimmte Situation niemals ändern. Doch wenn man die richtigen Punkte und Faktoren untersuchte, erwies sich augenscheinliche Stärke in vielen Fällen als enorme Schwäche. Wenn es dann zu Umbrüchen kam, ging es immer ganz schnell. Mit unseren modernen Kommunikationsmöglichkeiten, dem Internet usw. wird es heute noch schneller gehen als je zuvor.
Niemand kann vorhersagen, wann genau eine solche Wende einsetzen wird, aber sie wird kommen. Das System, das die Anleger im Laufe der Jahre um Milliarden von Dollar betrogen hat, wird in sich zusammenbrechen und wenn es so weit ist, wird es ganz schnell gehen. Wir werden eines Morgens aufwachen und die Welt wird sich verändert haben. Wenn wir nicht darauf vorbereitet sind, werden wir nur zusehen können, statt teilzuhaben. Wir werden gezwungen sein, darauf zu reagieren.
Ich glaube, dass die Edelmetallanleger jetzt einfach durchhalten müssen. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis es zu grundlegenden Veränderungen kommt. Wer einfach nur abwartet, bis die Lage völlig klar ist, für den wird es zu spät sein.
Mike Gleason: Viele Gold- und Silberinvestoren wüssten gern, was die Präsidentschaft von Donald Trump für die Edelmetallpreise in den kommenden Monaten bedeuten wird. Ich habe diese Frage praktisch jedem meiner Interviewgäste der letzten Monate gestellt. Unserer Ansicht nach ist es sehr schwer, das vorherzusagen.
Trump hat sich z. B. zum Teil sehr kritisch über die US-Notenbank und das künstlich niedrige Zinsniveau geäußert. Er hat allerdings auch gesagt, dass er niedrige Zinsen als gute Gelegenheit für die Regierung wahrnimmt, um zu günstigen Konditionen Geld zu leihen. Es sieht auch nicht mehr so aus, als hätte er ein Problem mit Janet Yellen als Vorsitzende der Federal Reserve. Was denken Sie also, wie sich die Präsidentschaft Trumps auf die Edelmetallmärkte auswirken wird?
David Smith: Ich denke, sie wird zu starker Volatilität führen. Abgesehen von der Diskussion darüber, was Trump tun will, was er ankündigt und welche Einstellungen er vertritt, gibt es noch eine andere Frage: Was wird er überhaupt umsetzen können? Es gibt Kräfte, die gegen seine Vorhaben sind, und andere, die dafür sind. Dieses Tauziehen wird nicht nur in der öffentlichen Debatte stattfinden, sondern auch in den Hinterzimmern der Politik. Darüber, zu welchen Ergebnissen das führen wird, kann nur spekuliert werden.
Ich kann Ihnen jedenfalls eines sagen: Ich würde mich angesichts all der Unsicherheit, die nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt herrscht, mit Blick auf die Zukunft sehr unwohl fühlen, wenn ich nicht in die Edelmetalle investiert hätte.
Die heutigen Entwicklungen stehen eine ganze Größenordnung über dem, was ich je zuvor in meinem Leben gesehen habe. Wer versucht, alle Details zu analysieren und vorherzusagen, übernimmt sich meiner Meinung nach ein bisschen. Das ist unmöglich. Eine sinnvolle Strategie ist es in meinen Augen, sich einen Plan zurechtzulegen, diesen umzusetzen und dann einfach zu beobachten, wie sich die Dinge entwickeln, statt zu versuchen alles vorherzusehen, nur um den Ereignissen dann doch einen Schritt hinterher zu sein.
Mike Gleason: Wir hatten ja schon angesprochen, dass Gold und Silber sich in den ersten Wochen des neuen Jahres gut entwickelt haben. Was halten Sie von der Idee, auf einen "sicheren" Kaufpreis zu warten, statt einfach mit dem Aufbau einer Position zu beginnen und dann die Durchschnittspreismethode zu wählen? Was raten Sie den Anlegern? Sie haben bei diesem Thema schon immer einen kühlen Kopf bewahrt und darauf geachtet, dass Ihre Entscheidungen nicht von Emotionen beeinflusst werden.
David Smith: Beim Investieren gibt es zwei hauptsächliche Risiken. Das erste ist das Informationsrisiko, d. h. man kennt nicht alle Informationen. Niemand tut das. Die Informationen werden oft erst dann ersichtlich, wenn etwas passiert. Üblicherweise ist der Preis vergleichsweise niedrig, solange nicht alle Informationen bekannt sind. Dieses Risiko besteht auch aktuell, denn wir wissen nicht, wie sich die Dinge in den ersten Wochen und Monaten von Donald Trumps Präsidentschaft entwickeln werden.
Wir wissen nicht, was genau er vorhat, wie er es umsetzen will und wie die Reaktionen darauf ausfallen werden, daher sind die Preise unter Druck. Wenn klarer wird, welche Folgen seine Maßnahmen haben werden und deutlich wird, dass die Entwicklungen positiv für die Edelmetalle sind - d. h. wenn der Markt über mehr Informationen verfügt - werden die Kurse deutlich ansteigen.
Zudem gibt es natürlich ein Preisrisiko. Wenn Sie auf höhere Preise warten und sich dann sagen, "Okay, jetzt ist es sicher. Ich steige auch ein", dann haben sie einen großen Teil der möglichen Kursgewinne bereits verpasst. Sie müssen in jedem Fall ein Risiko eingehen. Nicht investiert zu sein ist ein ebenso großes Risiko wie investiert zu sein. Wenn Sie die aktuellen Preise mit früheren Kursständen vergleichen und insbesondere auch die inflationsbereinigte Kursentwicklung betrachten, werden Sie feststellen, dass die Edelmetallpreise im Moment wirklich vernünftig sind, vor allem wenn man bedenkt, wo sie wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft liegen werden.
In meinen Augen ist das Risikoprofil im Moment sehr gut. Wir haben schon früher über eine Strategie gesprochen, die ich sehr sinnvoll finde. Die Idee dabei ist, dass Sie sich überlegen, wie viel Sie in Ihre Edelmetalle investieren wollen, und dann in Tranchen kaufen. Kaufen Sie z. B. ein Drittel gleich und versuchen Sie dann, das zweite Drittel zu niedrigeren Preisen zu kaufen. Das funktioniert sehr gut, weil Sie dann darauf hoffen, dass die Kurse sinken. So können Sie die gängige Marktpsychologie zu Ihrem eigenen Nutzen umkehren.
Eine andere Möglichkeit ist die Durchschnittspreismethode. Auch dabei werden Gefühle zum größten Teil ausgeklammert. Wir werden alle von unseren Gefühlen geleitet, aber wenn es um Investitionen geht, muss man lernen, sie unter Kontrolle zu halten. Wenn Sie sich zum Beispiel vornehmen, ein halbes Jahr lang unabhängig vom Preis jeden Monat einen bestimmten Betrag in Gold oder Silber zu investieren, dann haben Sie Ihren Plan. Machen Sie sich keine Gedanken um Kursschwankungen, bleiben Sie einfach bei dem, was Sie sich vorgenommen haben. Auf diese Weise können Sie ruhig bleiben und später auf fabelhafte Ergebnisse zurückblicken. Das funktioniert viel besser als zu versuchen, jede Laune der Märkte zu erraten.
Ich habe schon so oft gehört, dass die Leute sagen, "Wenn Silber noch 1 $ fällt, kaufe ich." Dann fällt der Kurs um 1 $, aber natürlich kaufen sie nicht. Sie sagen sich, "Naja, es könnte ja auch noch tiefer fallen." Sie zögern zu lange. Sechs Monate später ist der Kurs plötzlich 5 $ gestiegen, und sie haben immer noch nichts gekauft. Sie brauchen also einen sinnvollen Plan, an den Sie sich halten, andernfalls werden Sie nur zusehen.
Mike Gleason: Haben Sie noch ein Kursziel für Gold oder Silber in diesem Jahr oder abschließende Hinweise, die Sie mit unseren Lesern und Zuhörern teilen möchten, bevor wir zum Ende des Interviews kommen?
David Smith: Sehr interessant wird es meiner Meinung nach zu beobachten, wie sich der Silberkurs im Bereich von 21-22 $ verhält, wo er im letzten Jahr sein Top gebildet hat. Mal sehen, ob er diese Linie überwinden kann. Das nächste Kursziel wären dann 26 $. Ich sage schon seit Jahren, dass das ein äußerst wichtiges Ziel ist. Wenn Silber bis dahin steigen und dort eine Plattform bilden kann, dann wird es wirklich spannend zu sehen, wie der Kurs den Bereich zwischen 26 $ und 50 $ durchsteigt.
Das Ziel für den Goldpreis liegt zwischen 1.450 $ und 1.500 $. Ich glaube wirklich, dass wir dieses Ziel erreichen werden und ich werde die Kursentwicklung sehr aufmerksam mitverfolgen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass die Anleger ihre Positionen vervollständigen und sich dann einfach entspannt zurücklehnen, statt zu versuchen jeden kleinen Rücksetzer abzupassen und dann am Ende vielleicht gar keine oder nur sehr unzureichende Edelmetallanlagen zu besitzen.
Mike Gleason: David, danke, dass Sie uns wieder einmal Ihre Zeit geschenkt und Ihre Ansichten und Erfahrungen mit uns geteilt haben. Sagen Sie doch noch ein paar Worte zu dem neuen Buch, dass Sie und David Morgan Ende letzten Jahres fertiggestellt haben, und das unter dem Titel "Second Chance: How to Make and Keep Big Money During the Coming Gold and Silver Shockwave" ("Die zweite Chance - Wie Sie während des kommenden Gold- und Silberpreisschocks ein Vermögen verdienen und behalten") erschienen ist.
David Smith: Wir haben uns sehr über Reaktionen gefreut, nicht nur seitens der Privatanleger, sondern auch seitens der Experten. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist unserer Ansicht nach sehr günstig, denn wir glauben, dass jetzt ein guter Moment ist, um sich einen Investitionsplan zurechtzulegen. Wir schreiben auch darüber, wie man einen solchen Plan am besten aufstellt und dann umsetzt.
Wir sind überzeugt davon, dass das Aufwärtspotential im Edelmetallsektor in den kommenden Jahren absolut gigantisch ist, während wir den dritten und letzten langfristigen Aufwärtstrend der Hausse erleben. Dieser könnte drei, vier oder fünf Jahre anhalten - vielleicht sogar länger, auf jeden Fall aber mehrere Jahre. Wenn Sie schlau an diese Sache herangehen und sich ausreichend informieren, bevor Sie in den Markt einsteigen, werden Sie sehr erfolgreich sein.
Darüber hinaus behandeln wir zwei weitere Themen, die damit in Zusammenhang stehen und unserer Meinung nach äußerst wichtig sind. Zum einen beschäftigen wir uns damit, wie man eine Balance in seinem Leben herstellt, damit es Ihnen nicht ergeht wie J. Paul Getty, der es zwar zum Milliardär geschafft hat, aber kein Familienleben hatte, das diesen Namen verdient hätte. Er hat die Gelegenheit verpasst, diesen Teil des Lebens zu genießen. Wir versuchen also, unseren Lesern zu helfen, sowohl nach innen als auch nach außen zu blicken, damit sie trotz des Erfolges, den sie hoffentlich haben, nicht die anderen Dinge des Lebens vergessen und vernachlässigen.
Zum anderen diskutieren wir ein Problem, zu dem ich noch nie eine prägnante Darstellung gelesen habe - nämlich, wie man das Geld auch behält, das man gemacht hat. Die Mehrheit der Kleinanleger folgt dem Markt meist bis ganz nach oben und dann wieder bis ganz nach unten, statt einen Teil der Gewinne rechtzeitig zu realisieren und sie nicht einem permanenten Risiko auszusetzen. Diesem Thema widmen wir in dem Buch ein längeres Kapitel und stellen darin einen einzigartigen Plan vor, den Sie integrieren und mit dessen Hilfe Sie sich eine Strategie überlegen können, die sehr gute Erfolgsaussichten bietet.
Mike Gleason: Wunderbar, David. Wir wünschen Ihnen und David Morgan weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Buch und freuen uns schon auf das nächste Gespräch. Schönes Wochenende!
David Smith: Danke. Tschau!
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 20. Januar 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.