Gold und Silber kurz vor entscheidendem Wendepunkt
10.03.2017 | Steve St. Angelo
Den Fundamentaldaten nach gleichen Gold und Silber zusammengepressten Sprungfedern, die nur darauf warten, losgelassen zu werden und ihre enorme Kraft zu entfalten. Ja, den Edelmetallen wohnt noch immer große Macht inne. Aus diesem Grund werden ihre Preise permanent durch Eingriffe in das Marktgeschehen kontrolliert.
Natürlich sind die Interventionen an den Gold- und Silbermärkten keine neuartige Erscheinung, sondern geschehen schon seit geraumer Zeit. Den Zentralbanken und den Quälgeistern in den Finanzmedien ist es zwar gelungen, die Öffentlichkeit zu verwirren und den Anlegern einzureden, dass Gold nichts als ein "barbarisches Relikt" ist, aber die grundlegenden Naturgesetze können nicht für alle Zeit außer Kraft gesetzt werden. Derartige Übertretungen haben normalerweise unangenehme Konsequenzen.
Wenn ich Kommentare von angeblich intelligenten Menschen lese, die glauben, dass Gold nichts weiter sei als ein "mittelalterliches Relikt aus dem 13. Jahrhundert", und dass "digitale Währungen die Zukunft sind", dann frage ich mich, was in letzter Zeit mit dem allgemeinen IQ-Niveau passiert ist. Verschiedene Autoren der Mainstream- und der alternativen Medien scheinen gleichermaßen die Vorstellung zu verbreiten, dass die Technologie uns alle retten wird und die neue Religion der Zukunft ist. Ich habe natürlich prinzipiell nichts gegen fortschrittliche Technologie, aber sie wird nicht die Lösung der äußerst schwerwiegenden Energiekrise sein, in die wir geradewegs hineinschlittern.
Es gibt in den alternativen Medien beispielsweise mehrere Stimmen, die ernsthaft behaupten, dass der Welt eines Tages "Alien-Technologie" zugänglich gemacht werden wird. Diese soll es uns ermöglichen, unser "hochentwickeltes Imperium" bis in alle Ewigkeit zu erhalten. Für die Amerikaner wäre das natürlich großartig, denn dann könnten sie weiterhin ihre Einfamilienhäuser und Mietwohnungen mit allem möglichen Konsumgütermüll vollstopfen. Der angeblichen Geschichte außerirdischer Kontakte mit der Erde zufolge beobachten die Aliens die Menschheit schon seit einer ganzen Weile. Die Vorstellung, dass sie einer Spezies ihre Technologie geben werden, die sich in einem solchen Maße als ignorant, dumm, grausam und gierig erwiesen hat wie wir, erscheint mir eher absurd.
Wir können sogar noch einen Schritt weiter gehen. Wie viele große Königreiche sind in der Vergangenheit aufgestiegen und wieder zerfallen? Da gab es z. B. das ägyptische, das persische, das römische Reich und das Reich der Maya, um nur einige wenige aufzuzählen. Wenn die Außerirdischen vorhätten, die Menschheit aus ihrem unwürdigen Dasein zu erretten, sollte man annehmen, dass sie das längst getan hätten, oder?
Aber vielleicht haben wir als Spezies auch endlich einen Test bestanden und uns nun eine Auszeit verdient. Das wird es sein. Wir haben uns im Umgang untereinander, mit den Pflanzen, Tieren und unserer Umwelt als weise, umsichtige, liebevolle und großherzige Lebewesen erwiesen, die nun auf Rettung hoffen dürfen.
Die Logik sagt uns allerdings, dass wir auf eine weitere sogenannte Seneca-Klippe zusteuern, ganz wie all die anderen Reiche, die vor uns gekommen und wieder zu Staub zerfallen sind...und zwar ziemlich schnell. Vielleicht streifen irgendwo da draußen intelligentere Lebensformen durch die Galaxis, aber es scheint doch recht unwahrscheinlich, dass sie ihre Zeit mit einer Spezies verschwenden werden, die sich ihr eigenes Grab schaufelt.
Das bedeutet, dass wir kleinen Menschen hier unten auf unserer kleinen Erde ganz allein weitermachen müssen, bis das größte Ponzi-System aller Zeiten schließlich zusammenbricht. Und zusammenbrechen wird es auf jeden Fall.
Gold und Silber stehen kurz vor kraftvollem Ausbruch
Im Laufe der Jahre hat sich der Sitz der monetären Macht verschoben und ist von den Edelmetallen auf das Fiatwährungssystem übergegangen (d. h. auf ein auf Schulden und wertlosen Papierwährungen aufbauendes System). Diese Verlagerung hat schon viel eher begonnen, doch wenn wir ein Anfangsdatum festlegen müssten, wäre es das Jahr 1969. Den Details dieses Wandels werde ich einen eigenen Artikel widmen. Doch wie dem auch sei - die Annahme, Gold sei nichts weiter als ein "barbarisches Relikt aus dem 13. Jahrhundert" vergisst, dass die Welt bis 1971 auf Grundlage eines goldgedeckten Dollar-Systems funktionierte. Das ist noch gar nicht so lange her.
Außerdem verwendeten die USA bis 1965 Silber in ihrem Münzgeld. Manche Silbermünzen, wie der Kennedy Half Dollar, wurden noch bis 1969 geprägt, doch aus dem offiziellen Münzgeld wurde Silber 1965 entfernt. Der wahre Grund dafür war, dass das Edelmetall zu wertvoll war, um es als Geld zu verwenden. Ich weiß, dass das albern klingt, aber es ist die Wahrheit.
Es gab einfach nicht genügend Silber, um die unstillbare Nachfrage des wachsenden Schmuck- und Industriesektors zu decken und es gleichzeitig weiterhin zur Münzprägung zu verwenden. Nach der Unterzeichnung des Coinage Act, der 1965 die Münzreform besiegelte, äußerte sich Präsident Lyndon Johnson folgendermaßen:
"Sie alle wissen, dass diese Änderungen aus einem ganz einfachen Grund erforderlich sind - Silber ist ein seltener Rohstoff. In dem Maße, in dem unsere Bevölkerung und unsere Wirtschaft wachsen, nimmt auch die Zahl der Anwendungsbereiche zu, für die wir Silber benötigen. Tatsache ist, dass der Silberverbrauch heute mehr als doppelt so hoch ist wie die jährliche, neue Silberproduktion. Angesichts dieser weltweiten Silberknappheit und unseres schnell steigenden Münzgeldbedarfs, besteht die einzig vernünftige Vorgehensweise darin, unsere Abhängigkeit von Silber für die Münzherstellung zu verringern." (Quelle)
Da haben Sie es. Die große Verschwörungstheorie, derzufolge Silber aus der Währung entfernt wurde, um den Eliten mehr Macht zu geben, mag vielleicht ein Fünkchen Wahrheit enthalten, aber der eigentliche Grund war viel simpler: Es gab einfach nicht genügend Silber.
Außerdem glaube ich nicht, dass die Eliten wirklich so schlau sind, wie manchmal behauptet wird. Wenn wir noch einmal einen Blick auf die Geschichte werfen und uns all die großen Reiche ansehen, die entstanden und wieder untergegangen sind, drängt sich die Frage auf, ob die Eliten denn nie einen besseren Plan hatten, als alles den Bach runtergehen zu lassen - immer und immer wieder.
In der Zeit, in der die Welt Silber noch als Geld verwendete, war das Leben viel einfacher. Es gab weder Handys noch i-Pads, weder Elektronikgeräte noch Solarmodule, für deren Herstellung man Silber brauchte. Wir verbrachten unsere Tage im Grunde genommen damit, in besseren Sackleinen umherzulaufen und Lebensmittel oder einfache Konsumgüter zu produzieren, während wir uns einmal in der Woche ein Bad gönnten. Meine Güte, haben sich die Zeiten geändert...
Doch wie dem auch sei, die Tage der Fiatwährungen sind gezählt. In unserem System hat sich ein zu großer Überhang an Schulden und Derivaten aufgetürmt, als dass wir noch viel länger so weitermachen könnten wie bisher. Um das Fiatwährungssystem dennoch am Leben zu erhalten, muss der Wert von echtem Geld wie Gold oder Silber daher verborgen bleiben.
Die folgenden beiden Charts zeigen uns, dass sowohl Gold als auch Silber an der Schwelle eines bedeutenden Wendepunkts stehen:

Normalerweise schenke ich der technischen Analyse nicht viel Aufmerksamkeit, aber in diesem Fall stehen wir kurz vor einem kritischen, charttechnischen Ausbruch. Natürlich ist das vor allem für Hedgefonds, Institutionen und andere große Trader wichtig, aber die beiden Charts zeigen, dass die Gold- und Silberkurse ein ganzes Jahrzehnt lang über ihrem 50-monatigen gleitenden Durchschnitt (rote Linie) notierten. Als jedoch Ende 2012 in den USA die dritte Runde der quantitativen Lockerungen angekündigt wurde, fand die von der Notenbank geschöpfte Liquidität ihren Weg an die Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkte. Die Edelmetalle blieben außen vor.
Lyndon Johnson sagte vor mehr als 50 Jahren, dass Silber ein seltener Rohstoff ist und seitdem hat sich das Angebot weiter verknappt. Das Gleiche gilt für Gold. Als die Gold- und Silberpreise 2012 zu einem Anstieg auf neue Hochs ansetzten, konnte das nicht toleriert werden. Genau aus diesem Grund sind die Edelmetallpreise unter ihren jeweiligen 50-monatigen gleitenden Durchschnitt gefallen und dort geblieben. Doch heute klopfen sie erneut an die Tür der Durchschnittslinie. Nach dem langen Abwärtstrend war das erstmals 2016 wieder der Fall - und zwar aus gutem Grund.
Als der Aktienindex Dow Jones die Märkte mit seinem plötzlichen Einbruch Anfang 2016 in Angst und Schrecken versetzte, bekamen die Investoren eine Ahnung von der "Religion der Edelmetalle". Die Anleger strömten in Heerscharen an die Gold- und Silbermärkte (goldene und blaue Linie) und ließen die Edelmetallkurse steigen, während der Dow Jones Anfang Februar innerhalb von fünf Handelstagen fast 1.000 Punkte verlor.
Das ist ganz leicht zu erklären. Angst ist ein hervorragender Motivator, um die Menschen wieder zu Sinnen zu bringen. Dieser Effekt war allerdings nur von kurzer Dauer, genauer gesagt, bis die Federal Reserve und die anderen Zentralbanken ihre Aktien- und Anleihekäufe ausweiteten. Die dazu verwendeten Geldmengen müssen weiß Gott irrwitzig sein. Auf diese Weise wurde also die Ruhe an den Märkten wieder hergestellt und die Investoren konnten wieder ungestört ihrem Wahnsinn frönen.
Leider können Notlösungen und heiße Luft die Märkte nicht ewig daran hindern, sich den fundamentalen Gesetzen der Wirtschaft zu ergeben. Der Dow Jones ist beispielsweise so aufgebläht, dass er derzeit mindestens 60% überbewertet ist:
Ausgehend von dem Wirtschaftszyklus, der etwa alle sechs Jahre zu einem Rückgang führt, ist eine gute alte Korrektur beim Dow Jones schon längst überfällig. Wenn wir annehmen, dass der Aktienindex bei einer normalen Korrektur auf etwa 8.000 Punkte fällt, ist er aktuell mindestens 60% überbewertet. Und das ist nur der Anfang.
Wie ich in früheren Artikeln schon erwähnt habe, ist das, was uns bevorsteht, mit nichts vergleichbar, das wir bislang erlebt haben. Natürlich könnten wir uns ansehen, was von den Großreichen der Ägypter, Perser, Römer und Mayas übrig geblieben ist, aber das wäre kein gutes Thema für die nächste Familienzusammenkunft oder Betriebsfeier. Wir dürfen nicht vergessen, dass die meisten Amerikaner viel zu beschäftigt damit sind, Geld auszugeben, das sie nicht haben, für Dinge, die sie nicht wirklich brauchen, als dass sie sich mit der Wahrheit befassen könnten. Tatsache ist jedoch, dass wir auf eine Seneca-Klippe zuschlittern und keine Möglichkeit haben, zu bremsen.
Für alle, die noch nicht mit dem Konzept vertraut sind: Die Seneca-Klippe, oder auch der Seneca-Effekt, wurde nach dem römischen Philosophen Lucius Seneca benannt, von dem u. a. das folgende Zitat stammt:
"... allein mit dem Wachstum geht es langsam, mit dem Verderben eilig." - Lucius Anneaus Seneca, Briefe an Lucilius, Brief 91
Ob uns das nun passt oder nicht - wir werden die Auswirkungen des Seneca-Effekts in Zukunft wohl erleben. Leider wird uns die Technologie nicht vor diesem Schicksal bewahren. Vielmehr wird der Absturz nur um so tiefer sein, je mehr Technologie wir einsetzen, um die Energiekrise zu lösen. In meinem Artikel "Continental Resources: Example Of What Is Horribly Wrong With The U.S. Shale Oil Industry" habe ich dieses Thema ausführlicher diskutiert.
Ich höre mich in dieser Hinsicht zwar an, wie eine gesprungene Schallplatte, aber es kommen auch ständig neue Leser dazu. Und je mehr Menschen diese Informationen lesen, desto mehr von ihnen geht ein Licht auf. Es dauert schließlich auch eine Weile, bis man die Tragweite des Ganzen wirklich verarbeitet hat. Bei mir hat es Jahre gedauert.
Der Wert von Gold und Silber wird letzten Endes jedenfalls explodieren. Ich habe keine Ahnung, wie schlimm die Lage wirklich sein wird, wenn sich die kommende Krise ihrem Höhepunkt nähert. Aber immerhin werden physische Edelmetalle ihren Besitzern dann mehr Möglichkeiten eröffnen, als 99% der Aktien, Anleihen und Immobilien, die sich heute als Vermögenswerte tarnen.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde am 23. Februar 2017 auf srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.