Der richtige Blickwinkel: Warum die Zeit für Edelmetallkäufe davonläuft
21.03.2017 | David Smith
Selbst für eingefleischte Perma-Bullen kann es schwierig sein, Edelmetallanlagen zu halten, geschweige denn mehr zu kaufen. Wir sehen, dass der Dow Jones derzeit bei über 20.000 Punkten notiert, während Gold und Silber unterhalb verschiedener "Widerstandslinien" stagnieren und nur von ein paar "Unterstützungslinien" vor dem Absturz bewahrt werden. (Um das in Perspektive zu rücken: Seit dem Jahr 2000 hat der Dow Jones rund 65% zugelegt, während der Goldpreis um 300% gestiegen ist.) Die leidgeprüften Edelmetallbesitzer haben den Eindruck, dass ein Damoklesschwert über ihren Köpfen schwebt, welches nur vom sprichwörtlichen seidenen Faden gehalten wird.
Wenn Ihnen das auch so geht, sollte der folgende Chart Sie etwas aufmuntern. Sie werden bemerken, dass die (Papier-)Finanzassets - Anleihen, Aktien, Derivate - gegenüber Edelmetallen und anderen realen Vermögenswerten seit 1925 nicht mehr so überbewertet waren wie heute.
Wenn Sie einen Teil Ihrer eigenen finanziellen Vermögenswerte wirklich gegen eine dramatische Wende der Ereignisse absichern wollen, die deren Wert stark beeinträchtigen könnte, dann sollten Sie unbedingt Investitionen in eine Anlageklasse in Erwägung ziehen, deren Wert sich normalerweise in die entgegengesetzte Richtung entwickelt.
Der Clou daran ist, dass es angesichts der aktuellen Unterbewertung im Edelmetallsektor nur eine Frage der Zeit ist, bis die Kurse zu ihrem normalen Niveau zurückkehren. Dass sie bei dieser Erholung zunächst über den langfristigen Mittelwert hinausschießen, ist praktisch unvermeidlich. Aufgrund dieser Marktsituation können Sie mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Sie künftig hohe Gewinne verbuchen werden, wenn Sie jetzt kaufen.
Das metaphorische Gummiband lässt sich nur bis zu einem gewissen Punkt dehnen, bevor es zurückschnappt. Gold und Silber werden dann an der Spitze der Klasse der realen Vermögenswerte stehen. Es ist keine Glaubensangelegenheit, sondern eine bewiesene Tatsache, dass das Abwärtsrisiko umso geringer und das Wertsteigerungspotential umso größer ist, je unbeliebter eine bestimmte Investmentkategorie gerade ist.
Die Kurse steigen, wenn es an einem Markt zu anhaltenden Käufen kommt. Zuerst müssen sie dabei die sogenannte "Wall of Worry" erklimmen, d. h. der Preis des jeweiligen Vermögenswertes muss allen Einwänden der Pessimisten zum Trotz nach oben klettern. Wenn sich der Trend weiter fortsetzt und bestätigt, werden stärkere Aufwärtsbewegungen folgen.
Gleichzeitig werden die Marktbeobachter weniger Zweifel an der Rally äußern und mehr Kommentatoren werden den Trend als gerechtfertigt betrachten. Dies signalisiert, dass mehr Anleger auf den Zug aufspringen statt nur zuzusehen. Am Ende werden praktisch alle Marktteilnehmer "all in" sein und die Menschen werden Schlange stehen, während die Zuspätkommer verzweifelt versuchen, das letzte bisschen Gold und Silber aufzukaufen, das im Einzelhandel noch zu haben ist.
Noch sind wir weit von einer solchen Situation entfernt. Natürlich ist es im Moment "leicht" den Dow Jones bei einem Kursniveau von mehr als 20.000 Punkten zu kaufen, während er bei sinkendem Handelsvolumen immer weiter steigt. Zahlreiche Investoren tun genau das. Hohe Gewinne lassen sich auf diese Weise allerdings selten erzielen.
Die Klassifizierung der Goldlagerstätten
Jedes Bergbauunternehmen muss mit Hilfe von teuren Bohrungen, Magnettests, Laboranalysen und Computermodellen feststellen, wie viel goldhaltiges Roherz in einer Lagerstätte vorhanden ist - ganz gleich, ob sich die betreffende Mine schon in der Produktionsphase oder noch in der Entwicklungsphase befindet. Die Minengesellschaften müssen dabei insbesondere abschätzen, ob sie ihre Rohstoffvorkommen gewinnbringend abbauen können. Die verbreitetste Methode der Ressourcenschätzung ist die Klassifizierung der Vorkommen nach den offiziellen Maßgaben der als NI 43-101 bekannten kanadischen Richtlinie.
Dieser Standard umfasst zwei Haupt- und insgesamt fünf Unterkategorien. Geordnet nach abnehmender Wahrscheinlichkeit, dass die entsprechenden Vorkommen gewinnbringend gefördert werden können, sind das:
- Reserven: nachgewiesene und wahrscheinliche
- Ressourcen: gemessene, angezeigte und abgeleitete
Ein Unternehmen wird typischerweise nur dann eine Mine anlegen und die dazugehörigen Aufbereitungsanlagen anschaffen, wenn es Reserven identifiziert hat, die eine Produktionsphase von mindestens 7-10 Jahren garantieren. Die Ressourcenschätzungen klingen oft großartig, aber ob sie sich je bezahlt machen werden, ist meist unklar. Der nächste Chart zeigt, dass die Erfolge bei der Entdeckung bis dato unbekannter Goldlagerstätten in den letzten sieben Jahren sehr zu wünschen übrig ließen, obwohl die Unternehmen ihre Explorationsausgaben stark erhöht haben. Insbesondere die Gesamtzahl aller Goldunzen in neuen Vorkommen, die bereits in offiziellen Berichten gemeldet wurden, ist drastisch eingebrochen.

Vor weniger als einem Jahr sprachen die Bergbau-CEOs noch darüber, dass die weltweite Goldproduktion "irgendwann innerhalb der nächsten zehn Jahre" ihr Maximum überschreiten werde. Mittlerweile beobachten wir allerdings, dass die Reserven, der zuverlässigste Schätzwert der wirtschaftlich gewinnbaren Goldvorkommen, seit 2011 um 40% zurückgegangen und nunmehr kaum höher sind als 2005, als der Goldpreis sich gerade in der ersten Phasen seines langen Aufwärtstrends befand. Ein kürzlich von Bloomberg veröffentlichter Chart zeigt zudem, dass die neu entdeckten, profitabel abbaubaren Goldlagerstätten seit 2006 sogar um ganze 85% abgenommen haben!
Darüber hinaus muss man bedenken, dass alle Goldminen "vergängliche Assets" sind. Jede geförderte Unze, die nicht durch eine andere, wirtschaftlich gewinnbare Unze ersetzt wird, bringt die Mine einen Schritt näher an das Ende ihrer Lebensdauer.
Der Chart mit den Entdeckungen und den Explorationsausgaben der Unternehmen veranschaulicht die heutige Situation: Die Goldreserven der Minengesellschaften verringern sich mit Lichtgeschwindigkeit. Die Vorkommen, die zur viel weniger zuverlässigen Kategorie der Ressourcen gezählt werden, sind ebenfalls stark zurückgegangen. Außerdem sind die Zahlen in der Kategorie der angezeigten und abgeleiteten Ressourcen in Wahrheit oft nicht viel mehr als Hoffnung und Hype.

Goldnachfrage in Europa explodiert innerhalb einer Woche
Der Xetra Gold ETF der Deutschen Börsen AG hat kürzlich innerhalb einer Woche einen Kapitalzufluss von mehr als einer halben Milliarde Dollar verzeichnet. Das war der höchste Wert seit fünf Jahren und zehnmal mehr als der US-amerikanische Gold-ETF GLD in der gleichen Woche verbuchte. Auch andere europäische Edelmetall-ETFs berichteten von einer erhöhten Nachfrage.
Vor einem Jahr kommentierte ich die Sichtweise des Autors Robert Kiyosaki, der dafür die Analogie einer Goldmünze wählt. Während die meisten Menschen nur die Vorder- oder die Rückseite der Münze betrachten, sieht Kiyosaki seinen eigenen Worten nach eine dritte Seite - den Rand. Nur aus diesem Blickwinkel wird man in der Lage sein, "beide Seiten der Medaille" zu erkennen.
Nur der Markt allein kann die Zukunft vorhersagen. Wenn man das Konzept des Goldbesitzes jedoch aus einer distanzierteren Perspektive betrachtet, die einen Gesamtüberblick ermöglicht, erhält man Klarheit über die wichtigen Entwicklungen und die Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Dieses Jahr könnte einige Parallelen zu 2016 aufweisen. Eventuell werden die Edelmetalle selbst gegenüber den Minenaktien eine noch bessere Performance zeigen als im letzten Jahr.
Aus meinem Blickwinkel auf die Märkte ziehe ich die Schlussfolgerung, dass die Zeit, zu handeln und eine physische Edelmetallrücklage anzulegen, schwindet. Ich kann nicht vorhersagen, wann genau es "zu spät" sein wird, doch wann immer dieser Moment kommt, wird die Gelegenheit, die sich uns jetzt bietet, nur noch im Rückspiegel erkennbar sein.
Suchen Sie sich eine Perspektive "vom Rand der Medaille". Verschaffen Sie sich einen Überblick - und handeln Sie entsprechend.
© David Smith
Dieser Artikel wurde am 02.03.2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.